Donnerstag, 20. Juli 2006
Fannie
Fannie war eine ganz große Marke. Und er war der lebendige Beweis, dass innerhalb einer Familie verschiedene Karrieren möglich sind: Seine Tante ist eine semibekannte D-prominente Schauspielerin.
Er aber war der lebende Absturz: 150 kg Lebendgewicht, keine 20 als er 140 kg Lebendgewicht heiratet, 5 Kinder (für 4 davon wurde ihm umgehend das Sorgerecht entzogen) und chaotischste Wohnverhältnisse (vielleicht hätte ihm einer sagen sollen, dass die städtische Müllabfuhr auch seinen Müll entsorgt). Nicht eine Minute seines Lebens hat er in so etwas wie Arbeitssuche verschwendet.
So lebte er jahrelang im Chaos. Auf eine Weise auch ein Überlebenskünstler. Das ging lange Zeit auch einigermaßen gut. Weil er in städtischen Sozialwohnungen wohnte. Da war er bereits bekannt und die Angestellten des Bauhofs, des Sozialamts und des Ordnungsamts kannten ihren Fannie schon. Und es waren ja nicht ihre Wohnungen und ihr Mobiliar, die er ruinierte. So stellten sie ihm in schierer Gutmütigkeit 2x neue Elektrogeräte zur Verfügung, weil er sich bei den alten in einer Kakerlakenzucht versucht hatte (sehr erfolgreich).
Der Umzug in eine privat vermietete Wohnung sollte ihm dann zum Verhängnis werden.
Ebenso sein loses Mundwerk. Er hat sich nichts gefallen lassen. Das an sich ist zwar noch nichts ehrenrühriges und an und für sich zeigt das ja so was wie Rückgrat. Wenn das aber mit einer nicht ausgeprägten Fähigkeit zur Selbstreflexion einhergeht, ist das halt auch einfach nur dumm.
Fannie hat die Schuld immer bei anderen gesucht. Als das arme Mofa angesichts knapper 300 kg Lebendgewicht verstorben ist, hat er nur die Leibesfülle der Gattin dafür verantwortlich gemacht, die Gattin die halbe Straße runtergejagt und ihr hinterhergeschrien, sie sei zu fett.
Voller Stolz hielt er sich für einen Nazi. Aber nicht aus Überzeugung oder weil er wirklich über ideologische Inhalte Bescheid gewusst hätte....eher deshalb, weil er in seinem etwas beschränkten Spatzenhirn dachte, dass dies cool und stark sei. Er war diesbezüglich absolut harmlos.

Dann ist er weggezogen. In eine privat vermietete Wohnung. Der Vermieter wohnte dummerweise auch noch oben drin. Vermutlich hat Fannie seine kompromisslose Lebensweise weitergeführt. Von Mietzahlungen und Minimalhygiene hielt er wenig. Schon eher von Parties.
Und eines Tages sind dem Vermieter dann alle Sicherungen durchgebrannt. Er wollte Fannie zur Rede stellen. Ihn endgültig rauswerfen. Und weil Fannie schon immer etwas lauter argumentierte und stets ein klein wenig aggressiv auftrat (auch wenn er nicht wirklich gewalttätig war), hat sich der Vermieter zur eigenen Sicherheit bewaffnet. Dummerweise. So kommts wie es kommen muss: Der Streit eskaliert, dem Vermieter brennen die allerletzten Sicherungen durch und er erschießt Fannie.
Auch im Abgang war Fannie kompromisslos. Der Vermieter (knapp 70, keine Vorstrafen und bis dahin ein Musterbürger) kommt relativ glimpflich davon: Bewährung und die Zahlung einer Rente an Fannies Gattin und deren letzten verbliebenen Sohn.

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Du kannst Leute kennen, also ehrlich. Wir sollten wirklich mal nen Bier trinken gehen.

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Na aber gerne doch....aber leider werd ich wohl die cabman-on-tour-Tour verpassen...(es sei denn sie führt verdammt weit in südliche Gefilde <- dorthin wo Mr. James vor nicht allzu langer Zeit im Urlaub war)

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Meinst Du das Ablenkungsmanöver?

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Hm...Ich dachte an Offbeat Number Two...

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Oh. Wie gesacht, dass liesse sich alles einrichten.

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Ich bin ja ein Fan von Spitznamen (vor allem in Real-Geschichten) - Fannie ist auch so ein klasse Name fuer nen schraegen, kollossalen Brocken von Mensch...;-)

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Kommt wie Kloss, oder?

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