Samstag, 13. Januar 2007
Genozid
gorillaschnitzel, 10:39h
Stellen wir uns einmal folgendes Szenario vor:
Es gibt da ein Land, in dem es einen riesigen Konflikt zweier Volksgruppen gibt, ja, in dem sich gar ein Völkermord großen Ausmaßes abspielen könnte.
Natürlich reagiert da die Weltgemeinschaft und schickt Blauhelmtruppen. Zumindest im Idealfall.
Nun sitzen da, sagen wir mal 2500 Mann Blauhelme in dem Land.
Die Situation eskaliert weiter und das Morden beginnt. Der zuständige Kommandeur versucht, das zu unterbinden und fordert dazu Verstärkung aus der New Yorker Zentrale an. 2000 zusätzliche Mann will er haben. Er ist sich sicher, mit knapp 5000 Mann eine Eskalation des Konflikts unterbinden zu können.
Die Reaktion der Zentrale: Absage. Er kriegt keinen einzigen Mann zusätzlich. Im Gegenteil: Seine Truppe wird auf 250 Mann reduziert.
Das Morden geht nun richtig los. Verzweifelt versucht der Kommandeur, wenigstens das zu tun, was er überhaupt noch tun kann und richtet einige Inseln ein, in die sich Flüchtlinge flüchten können. Es sind nicht genug. Die Welt schaut zu, wie der Völkermord beginnt. Vor allem 2 Staatschefs verweigern gezielt das Wort "Genozid" und beharren darauf, den Konflikt sich selbst zu überlassen.
Dann endlich kommen Elitetruppen führender Militärnationen. Aber nicht, um den Konflikt zu beenden, sondern um ihre Staatsbürger auszufliegen. So schnell, wie sie da waren, waren sie auch wieder weg.
Der Kommandeur versucht weiterhin das menschenunmögliche: Er verweigert Befehle der Zentrale und handelt nun eigenmächtig, indem er den Befehl zum kompletten Abzug ignoriert und "seine" Flüchtlinge weiter verteidigt und die wenigen sicheren Inseln nicht aufgibt.
100 Tage ging das so. Dann beendete nicht die internationale Gemeinschaft sondern eine einheimische Streitmacht den Völkermord.
Das könnte natürlich alles nur Fiktion sein und gäbe bestes Filmmaterial für Hollywood ab. Es ist aber keine Fiktion. Es ist die Geschichte von Romeo Dallaire, dem Kommandeur der UN-Truppen 1994 in Ruanda.
Beim schlimmsten Genozid seit dem 2. Weltkrieg starben mindestens 800.000 Menschen.
Die beiden Präsidenten, die beharrlich drauf drängten, das nicht "Genozid" zu nennen (weil sie dann gemäß UN-Charta zu Eingreifen verpflichtet gewesen wären), sondern "guerre civil", sind natürlich auch namentlich bekannt:
Francois Mitterand starb hochdekoriert (im Jahr des Ruandamassakers hat er übrigens den Medienpreis der Stadt Baden-Baden erhalten) und mit allen staatstragenden Ehren zu Grabe getragen im Jahr 1996.
Bill Clinton erfreut sich allerbester Gesundheit und ist ein sehr beliebter Gast in der ganzen Welt.
Romeo Dallaire aber ging es nicht ganz so gut: Er wurde erstmal wegen des Einsatzes vor Gericht gestellt (freigesprochen), litt unter starken Depressionen und unternahm 2 Suizidversuche. Bis heute fühlt er sich mitschuldig, den Genozid nicht verhindert zu haben.
Sein damaliger Chef und Befehlsgeber des Rückzugs verabschiedete sich vor kurzem aus einem hohen Amt, weshalb wir diesen Beitrag ihm zum Abschied in den Geschenkekorb legen.
Sein Name ist Kofi Annan und er ging mit dem Friedensnobelpreis nach Hause.
Es gibt da ein Land, in dem es einen riesigen Konflikt zweier Volksgruppen gibt, ja, in dem sich gar ein Völkermord großen Ausmaßes abspielen könnte.
Natürlich reagiert da die Weltgemeinschaft und schickt Blauhelmtruppen. Zumindest im Idealfall.
Nun sitzen da, sagen wir mal 2500 Mann Blauhelme in dem Land.
Die Situation eskaliert weiter und das Morden beginnt. Der zuständige Kommandeur versucht, das zu unterbinden und fordert dazu Verstärkung aus der New Yorker Zentrale an. 2000 zusätzliche Mann will er haben. Er ist sich sicher, mit knapp 5000 Mann eine Eskalation des Konflikts unterbinden zu können.
Die Reaktion der Zentrale: Absage. Er kriegt keinen einzigen Mann zusätzlich. Im Gegenteil: Seine Truppe wird auf 250 Mann reduziert.
Das Morden geht nun richtig los. Verzweifelt versucht der Kommandeur, wenigstens das zu tun, was er überhaupt noch tun kann und richtet einige Inseln ein, in die sich Flüchtlinge flüchten können. Es sind nicht genug. Die Welt schaut zu, wie der Völkermord beginnt. Vor allem 2 Staatschefs verweigern gezielt das Wort "Genozid" und beharren darauf, den Konflikt sich selbst zu überlassen.
Dann endlich kommen Elitetruppen führender Militärnationen. Aber nicht, um den Konflikt zu beenden, sondern um ihre Staatsbürger auszufliegen. So schnell, wie sie da waren, waren sie auch wieder weg.
Der Kommandeur versucht weiterhin das menschenunmögliche: Er verweigert Befehle der Zentrale und handelt nun eigenmächtig, indem er den Befehl zum kompletten Abzug ignoriert und "seine" Flüchtlinge weiter verteidigt und die wenigen sicheren Inseln nicht aufgibt.
100 Tage ging das so. Dann beendete nicht die internationale Gemeinschaft sondern eine einheimische Streitmacht den Völkermord.
Das könnte natürlich alles nur Fiktion sein und gäbe bestes Filmmaterial für Hollywood ab. Es ist aber keine Fiktion. Es ist die Geschichte von Romeo Dallaire, dem Kommandeur der UN-Truppen 1994 in Ruanda.
Beim schlimmsten Genozid seit dem 2. Weltkrieg starben mindestens 800.000 Menschen.
Die beiden Präsidenten, die beharrlich drauf drängten, das nicht "Genozid" zu nennen (weil sie dann gemäß UN-Charta zu Eingreifen verpflichtet gewesen wären), sondern "guerre civil", sind natürlich auch namentlich bekannt:
Francois Mitterand starb hochdekoriert (im Jahr des Ruandamassakers hat er übrigens den Medienpreis der Stadt Baden-Baden erhalten) und mit allen staatstragenden Ehren zu Grabe getragen im Jahr 1996.
Bill Clinton erfreut sich allerbester Gesundheit und ist ein sehr beliebter Gast in der ganzen Welt.
Romeo Dallaire aber ging es nicht ganz so gut: Er wurde erstmal wegen des Einsatzes vor Gericht gestellt (freigesprochen), litt unter starken Depressionen und unternahm 2 Suizidversuche. Bis heute fühlt er sich mitschuldig, den Genozid nicht verhindert zu haben.
Sein damaliger Chef und Befehlsgeber des Rückzugs verabschiedete sich vor kurzem aus einem hohen Amt, weshalb wir diesen Beitrag ihm zum Abschied in den Geschenkekorb legen.
Sein Name ist Kofi Annan und er ging mit dem Friedensnobelpreis nach Hause.
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schluesselkind,
Samstag, 13. Januar 2007, 14:33
Ich kann gar nicht sagen, was deprimierender ist: die Karrieren und Beliebtheit der einen oder das traurige Schicksal des anderen.
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gorillaschnitzel,
Samstag, 13. Januar 2007, 15:16
....geht mir ganz ähnlich, Frau schluessel....vor allem haben irgendwie die Falschen die Preise eingesackt...
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chauvi,
Samstag, 13. Januar 2007, 17:50
Vielleicht sind aber auch die Preise nicht das, was sie zu sein scheinen.
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zampano,
Samstag, 13. Januar 2007, 15:51
Kotzübel kann einem da werden. Es ist einfach nicht mehr faßbar, was da passiert.
Kennst du "Economic Hit Man"? Da wird einem beim lesen auch ganz schummerig...
Abgesehen davon ein schöner Beitrag und ein klasse Zeit-Artikel (würdest du Constanze heissen, könnte er von dir sein).
Kennst du "Economic Hit Man"? Da wird einem beim lesen auch ganz schummerig...
Abgesehen davon ein schöner Beitrag und ein klasse Zeit-Artikel (würdest du Constanze heissen, könnte er von dir sein).
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gorillaschnitzel,
Samstag, 13. Januar 2007, 18:12
Kenne ich leider nicht....
Merci pour le compliment....(ich versichere an dieser Stelle, dass ich nicht Constanze heiße)
Merci pour le compliment....(ich versichere an dieser Stelle, dass ich nicht Constanze heiße)
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gutemine,
Samstag, 13. Januar 2007, 17:57
sehr, sehr übel, was passierte und die Welt sah zu ... erschüttert immer wieder,kann den Film Hotel Ruanda empfehlen...
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gorillaschnitzel,
Samstag, 13. Januar 2007, 18:12
Bill Clinton immerhin hatte wenigstens den Anstand, sich zu entschuldigen. Direkt vor Ort. In Ruanda.
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