Montag, 8. Januar 2007
Eine Fabel
gorillaschnitzel, 10:05h
oder:
Stellen wir uns mal vor, es gibt da so was wie ein Paralleluniversum. Das gibts bestimmt ziemlich sicher. Und wenn nicht, ist zumindest die Vorstellung schön, dass es sowas geben könnte.
Nehmen wir also mal an, es gibt da in zig Lichtjahren Entfernung einen Planeten. Schön blau schwirrt er durchs Weltall. Bewohnt wird der Planet ausschließlich durch Ratten:
Wanderratten, Hausratten, Beutelratten, Bisamratten, Malaiische Ratten, Reisfeldratten, Savahratten, Himalajaratten und vielen anderen mehr. Überall Ratten.
Sie haben dort viele verschiedene funktionierende Gemeinwesen aufgebaut. Eines wird vom Rattenkönig regiert, ein anderes ist ein rattokratisches Staatswesen, wieder ein anderes eine Rattogarchie. Sie leben zusammen, manchmal auch nicht. Manchmal streiten sie sich und hin und wieder soll es sogar Rattenkriege geben.
Darunter das allerschönste und blühendste Rattenland von allen, das berühmt war für seine beiden geistreichen Ratten, die längst das Zeitliche gesegnet hatten, das bekannt war für Wälder, Seen, seine endlosen Müllhalden, die zum Stöbern einluden, seine wunderschönen Kanäle und Entwässerungsanlagen, die traumhaft schöne Wohnungen abgaben (während in anderen Ländern die Ratten in Wiesen und Wäldern ihr Dasein fristen mussten) und einem perfekt funktionierenden Rattenstaat. Alles klappte, aber trotzdem war keiner zufrieden. Aber es ließ sich blendend leben im kleinen Rattenparadies.
Weil Ratten, wie allseits bekannt, kluge Tiere sind, haben sie natürlich auch das Fernsehen erfunden und betreiben in unserem schönen Rattenland ein revolutionäres Fernsehprogramm: Sendungen wie "Big Rat" oder "Rattenland sucht die Super-Ratte" sind sehr erfolgreiche Formate.
Wenig beachtet dagegen die feine sonntagnächtliche Politshow "Christiratsen", in der sich Rattenpolitiker aller Art treffen und die sowas wie die periodische Presseshow des Rattenstaats ist.
Moderiert wird die Show von Christiratsen, eine ältlich werdende Rättin, die aber eine alteHäsin Rättin auf dem Mediengebiet ist. Jedes Mal lädt sie sich Gäste aus der Rattenpolitik ein.
Es gibt da zum Beispiel Rattenkoch. Eine listige Oportunisten-Ratte mit allerlei Dreck am Stecken aber dennoch mit genügend Hinterhalt allenthalben.
Oder Rasierratte. Ein rasanter Aufsteiger unter den Ratten und daher noch ein bißchen tapsig. So ein bißchen wie eine Ratte, die etwas zu viel Markumar erwischt hat.
Westerratte grinst unablässig in die Kameras und redet in schneidendem Ton von der Kanalliberalisierung.
Sonnenblumenratte findet, dass man die Kanalsysteme ausbauen müsse und die Fäkalquote erhöht werden sollte.
Rotratte sitzt auch oft in der Runde, redet aber meist nur wirres Zeugs.
Braunratte mögen sie nicht und deshalb laden sie ihn nie ein. Braunratte hetzt ohnehin nur gegen die Beutelratten.
Nun ist es erstmals gelungen, eine dieser Sendungen aufzuzeichnen. Es ist -gelinde gesagt- eine mittlere Sensation. Es ist ein Protokoll aus der Welt der Ratten. Dies folgt in den Kommentaren
Die Reise zum Arsch der Erkenntnis
Stellen wir uns mal vor, es gibt da so was wie ein Paralleluniversum. Das gibts bestimmt ziemlich sicher. Und wenn nicht, ist zumindest die Vorstellung schön, dass es sowas geben könnte.
Nehmen wir also mal an, es gibt da in zig Lichtjahren Entfernung einen Planeten. Schön blau schwirrt er durchs Weltall. Bewohnt wird der Planet ausschließlich durch Ratten:
Wanderratten, Hausratten, Beutelratten, Bisamratten, Malaiische Ratten, Reisfeldratten, Savahratten, Himalajaratten und vielen anderen mehr. Überall Ratten.
Sie haben dort viele verschiedene funktionierende Gemeinwesen aufgebaut. Eines wird vom Rattenkönig regiert, ein anderes ist ein rattokratisches Staatswesen, wieder ein anderes eine Rattogarchie. Sie leben zusammen, manchmal auch nicht. Manchmal streiten sie sich und hin und wieder soll es sogar Rattenkriege geben.
Darunter das allerschönste und blühendste Rattenland von allen, das berühmt war für seine beiden geistreichen Ratten, die längst das Zeitliche gesegnet hatten, das bekannt war für Wälder, Seen, seine endlosen Müllhalden, die zum Stöbern einluden, seine wunderschönen Kanäle und Entwässerungsanlagen, die traumhaft schöne Wohnungen abgaben (während in anderen Ländern die Ratten in Wiesen und Wäldern ihr Dasein fristen mussten) und einem perfekt funktionierenden Rattenstaat. Alles klappte, aber trotzdem war keiner zufrieden. Aber es ließ sich blendend leben im kleinen Rattenparadies.
Weil Ratten, wie allseits bekannt, kluge Tiere sind, haben sie natürlich auch das Fernsehen erfunden und betreiben in unserem schönen Rattenland ein revolutionäres Fernsehprogramm: Sendungen wie "Big Rat" oder "Rattenland sucht die Super-Ratte" sind sehr erfolgreiche Formate.
Wenig beachtet dagegen die feine sonntagnächtliche Politshow "Christiratsen", in der sich Rattenpolitiker aller Art treffen und die sowas wie die periodische Presseshow des Rattenstaats ist.
Moderiert wird die Show von Christiratsen, eine ältlich werdende Rättin, die aber eine alte
Es gibt da zum Beispiel Rattenkoch. Eine listige Oportunisten-Ratte mit allerlei Dreck am Stecken aber dennoch mit genügend Hinterhalt allenthalben.
Oder Rasierratte. Ein rasanter Aufsteiger unter den Ratten und daher noch ein bißchen tapsig. So ein bißchen wie eine Ratte, die etwas zu viel Markumar erwischt hat.
Westerratte grinst unablässig in die Kameras und redet in schneidendem Ton von der Kanalliberalisierung.
Sonnenblumenratte findet, dass man die Kanalsysteme ausbauen müsse und die Fäkalquote erhöht werden sollte.
Rotratte sitzt auch oft in der Runde, redet aber meist nur wirres Zeugs.
Braunratte mögen sie nicht und deshalb laden sie ihn nie ein. Braunratte hetzt ohnehin nur gegen die Beutelratten.
Nun ist es erstmals gelungen, eine dieser Sendungen aufzuzeichnen. Es ist -gelinde gesagt- eine mittlere Sensation. Es ist ein Protokoll aus der Welt der Ratten. Dies folgt in den Kommentaren
... comment
gorillaschnitzel,
Montag, 8. Januar 2007, 10:05
Showbeginn.
Das Thema heißt "Gesundheitssystem in Gefahr - eine rattige Bedrohung".
Die Teilnehmer sind die bereits erwähnten Ratten.
Christiratsen: Wie wir gerade in unserem Trailer gesehen haben, ist das rattige Gesundheitssystem in Gefahr. Was sagen Sie dazu, Rattenkoch?
Rattenkoch: Also ich muss sagen, ich und meine Mitrattenfreunde haben da bereits reagiert und...
Sonnenblumenratte: ...das ist doch nicht ihr ernst, meine liebe Mitratte Rattenkoch. Sie wissen doch ganz genau, dass sich die Verhältnisse in den Kanälen dramatisch verschlimmert haben.
Rattenkoch: ...wenn Sie mich erst mal ausreden lassen, können auch Sie an der Weisheit teilhaben.
Christiratsen: Moment, der Aspekt scheint mir wichtig.
Rotratte: Sonnenblumenratte hat völlig recht. Wir müssen das Kanalsystem verratten. Alle Ratten in ein System, alle Ratten sitzen schließlich im gleichen Kanal.
Rattenkoch: Ach das ist doch großer Quatsch, was Sie da von sich geben und das wissen Sie auch.
Westerratte: Sehr richtig, wir müssen das Kanalsystem reformieren und Reform heißt Kanalliberalisierung.
Rasierratte: Also das was Sie Reformen nennen, ist doch wirklich ganz daneben.
Westerratte: Warum denn? Ich denke, wir sollten es machen wie die Bisamratten...
Rasierratte: Wollen Sie uns jetzt mit Bisamratten vergleichen?
Westerratte: Das nun nicht, aber ich denke, wir können da prinzipiell einiges lernen.
Christiratsen: Gutes Stichwort. Bisamratten. Was meinen Sie, Rotratte?
Rotratte: Die Bisamratten haben ihr Kanalsystem schon vor Jahren kaputtgemacht. Und jetzt leben die ganz woanders. Soll das die Zukunft sein?
Rasierratte: Eben. Irgendwas muss so eine Ratte :doch fressen, drum müssen wir allen Ratten die Möglichkeit zum Broterwerb geben.
Sonnenblumenratte: Wenn wir allein an unsere historische Verantwortung den Beutelratten gegenüber denken...
Rattenkoch: Nun kommen Sie doch nicht immer mit diesem Thema...
Westerratte: Stimmt. Er hat ja recht, dass wir diese historische Verantwortung gegenüber den Beutelratten haben, aber das darf doch nicht...
Rotratte: ...darf wat nich? Ick sag´ Ihnen, die Kinder der Wanderratte sind janz arme Schlucker.
Christiratsen: Das ist das Stichwort: Migration.
Rattenkoch: Wir können die Wanderratten nicht überall hinwandern lassen.
Sonnenblumenratte: Weshalb? Es sind doch Wanderratten. Außerdem haben die keine Heimat als Wanderratten.
Rasierratte: Wir müssen da politische Rücksichten nehmen.
Westerratte: Ich sehe auch nicht ein, weshalb wir Wanderratten an unserem Kanalsystem teilhaben lassen sollen.
Rattenkoch: Wär ja noch schöner! Nachher schleifen die noch die Pest ein.
Christiratsen: Danke, das war ein schönes Schlußwort. Haben Sie eine schöne Woche und bis zum nächsten Sonntag.
Und die Moral von der Geschichte: Auch eine Ratte ist nur ein Mensch, oder: Manche Erkenntnis is fürn Arsch.
Das Thema heißt "Gesundheitssystem in Gefahr - eine rattige Bedrohung".
Die Teilnehmer sind die bereits erwähnten Ratten.
Christiratsen: Wie wir gerade in unserem Trailer gesehen haben, ist das rattige Gesundheitssystem in Gefahr. Was sagen Sie dazu, Rattenkoch?
Rattenkoch: Also ich muss sagen, ich und meine Mitrattenfreunde haben da bereits reagiert und...
Sonnenblumenratte: ...das ist doch nicht ihr ernst, meine liebe Mitratte Rattenkoch. Sie wissen doch ganz genau, dass sich die Verhältnisse in den Kanälen dramatisch verschlimmert haben.
Rattenkoch: ...wenn Sie mich erst mal ausreden lassen, können auch Sie an der Weisheit teilhaben.
Christiratsen: Moment, der Aspekt scheint mir wichtig.
Rotratte: Sonnenblumenratte hat völlig recht. Wir müssen das Kanalsystem verratten. Alle Ratten in ein System, alle Ratten sitzen schließlich im gleichen Kanal.
Rattenkoch: Ach das ist doch großer Quatsch, was Sie da von sich geben und das wissen Sie auch.
Westerratte: Sehr richtig, wir müssen das Kanalsystem reformieren und Reform heißt Kanalliberalisierung.
Rasierratte: Also das was Sie Reformen nennen, ist doch wirklich ganz daneben.
Westerratte: Warum denn? Ich denke, wir sollten es machen wie die Bisamratten...
Rasierratte: Wollen Sie uns jetzt mit Bisamratten vergleichen?
Westerratte: Das nun nicht, aber ich denke, wir können da prinzipiell einiges lernen.
Christiratsen: Gutes Stichwort. Bisamratten. Was meinen Sie, Rotratte?
Rotratte: Die Bisamratten haben ihr Kanalsystem schon vor Jahren kaputtgemacht. Und jetzt leben die ganz woanders. Soll das die Zukunft sein?
Rasierratte: Eben. Irgendwas muss so eine Ratte :doch fressen, drum müssen wir allen Ratten die Möglichkeit zum Broterwerb geben.
Sonnenblumenratte: Wenn wir allein an unsere historische Verantwortung den Beutelratten gegenüber denken...
Rattenkoch: Nun kommen Sie doch nicht immer mit diesem Thema...
Westerratte: Stimmt. Er hat ja recht, dass wir diese historische Verantwortung gegenüber den Beutelratten haben, aber das darf doch nicht...
Rotratte: ...darf wat nich? Ick sag´ Ihnen, die Kinder der Wanderratte sind janz arme Schlucker.
Christiratsen: Das ist das Stichwort: Migration.
Rattenkoch: Wir können die Wanderratten nicht überall hinwandern lassen.
Sonnenblumenratte: Weshalb? Es sind doch Wanderratten. Außerdem haben die keine Heimat als Wanderratten.
Rasierratte: Wir müssen da politische Rücksichten nehmen.
Westerratte: Ich sehe auch nicht ein, weshalb wir Wanderratten an unserem Kanalsystem teilhaben lassen sollen.
Rattenkoch: Wär ja noch schöner! Nachher schleifen die noch die Pest ein.
Christiratsen: Danke, das war ein schönes Schlußwort. Haben Sie eine schöne Woche und bis zum nächsten Sonntag.
Und die Moral von der Geschichte: Auch eine Ratte ist nur ein Mensch, oder: Manche Erkenntnis is fürn Arsch.
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cosmomente,
Montag, 8. Januar 2007, 10:19
Rattich!Einfach total Rattich! *auf die Rattenschenkel klopfend*
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zampano,
Montag, 8. Januar 2007, 12:23
Holla, Herr Schnitzel! Langsam wirds ja etwas langweilig hier immer nur zu loben, aber es jeht halt nicht anders: Grandios! *Applaus*
Vor allem die Beutelratten...herrlich...;-)
Vor allem die Beutelratten...herrlich...;-)
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gorillaschnitzel,
Montag, 8. Januar 2007, 12:51
...ich hab grade einen kleinen Kreativschub und den muss ich nutzen. Kann ja morgen wieder rum sein...
:-)
:-)
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himbeer,
Montag, 8. Januar 2007, 12:50
eine geniale idee und ein super text!
irgendwie schade, dass es in östratreich ähnlich läuft...
irgendwie schade, dass es in östratreich ähnlich läuft...
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gorillaschnitzel,
Montag, 8. Januar 2007, 12:53
Ohja....Österreich....früher pflegte ich noch von "tu felix austria" zu schwadronieren....aber seit es da ein paar Gesellen gibt, die mir eher weniger gefallen, naja...
Man quält sich dort noch mehr zur Regierung als hierzulande (und das will was heißen)....
Man quält sich dort noch mehr zur Regierung als hierzulande (und das will was heißen)....
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himbeer,
Montag, 8. Januar 2007, 12:58
Trotzdem ist Österreich immer noch eine Insel der Seeligen, wie meine Oma immer zu sagen pflegte...
Mir wären Neuwahlen lieber als dieses kindische hin und her gewesen, aber die werden wahrscheinlich nicht so bald kommen. Provisorien halten meist am längsten.
Mir wären Neuwahlen lieber als dieses kindische hin und her gewesen, aber die werden wahrscheinlich nicht so bald kommen. Provisorien halten meist am längsten.
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gorillaschnitzel,
Montag, 8. Januar 2007, 13:47
Stimmt, sooo schlecht siehts nicht so aus und eine Italienisierung der Verhältnisse muss so schlecht nicht sein (dort funktionierte das immerhin über 50 Jahre lang prächtig)
A pro pos: Ich war mir gar nicht so sicher, ob ich den Text überhaupt online stellen soll, weil ich nicht so recht überzeugt davon war...
A pro pos: Ich war mir gar nicht so sicher, ob ich den Text überhaupt online stellen soll, weil ich nicht so recht überzeugt davon war...
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gorillaschnitzel,
Montag, 8. Januar 2007, 15:55
Ernsthaft...es gibt Texte, bei denen ich mir nicht so sicher bin, ob sie mir wirklich gefallen...
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maternus,
Montag, 8. Januar 2007, 15:11
Ein außerordentlich gelungenes parabolisches Szenario, sozusagen, dem du dennoch keinesfalls die sich dort sicherlich hervorragend einpassenden Sackratten vorenthalten solltest.
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gorillaschnitzel,
Montag, 8. Januar 2007, 15:55
Hehehe....die hatte ich leider ganz vergessen...
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gutemine,
Montag, 8. Januar 2007, 19:42
einfach großartig ... !
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