Montag, 22. Mai 2006
Hommage an Playmobil
Durch Kommentare bei bufflon entstanden....

Playmobil ist einfach toll. Ich bin Playmobil. So was wie ein Pionier. Einer der ersten, die das testen durften. Und gegen alle Widerstände unserer Eltern haben wir das als legitimes Spielzeug durchgesetzt. Angesichts dessen, dass unsere Eltern (Alt)68er und friedensbewegt und tschernobylinspirierte Mitdenker waren....gar nicht so einfach!

Jetzt erzähle mir keiner, dass Lego in Wirklichkeit viel besser, toller und pädagogisch sinnvoller sei, weils die Kreativität ankurble. Das ist Geschwätz von Erwachsenen. Erwachsene sehen die Welt durch Legoaugen und Holzspielzeug. Das ist der Typus Mensch, der mitleidig sein eigenes Weihnachtsgeschenk an den Junior (Lederfußball) betrachtet und dann sagt: "Wir damals hatten nur ein Wollknäuel."

Kein Erwachsener versteht je, was es bedeutet, die Playmobilraumstation oder das Seeräuberschiff mit den Kanonen zu besitzen. Die Kanonen konnten sogar richtig schießen. Es muss der Neid der nichtplaymobilspielenden Elterngeneration gewesen sein, die damals mit Lego und anderem Zeug die Salutschüsse akkustisch widergeben mussten, der vermutlich für die Diskreditierung von Playmobil in weiten Teilen verantwortlich zeichnet.

Es sind die gleichen Erwachsenen, die es auch nicht verstehen, weshalb es toll ist, Panini-Sammelbildchen zu sammeln und die doppelten und dreifachen Exemplare von Toni Schuhmacher, Karl-Heinz Rummenigge, Horst Hrubesch und Uli Stielicke an jedes Möbel des kiefernimitatversauten Kinderzimmers zu pappen.


Dabei war damals noch vieles im Anfangsstadium: Ganz getreu einer sozialistischen Gleichmacherei wuchsen sogar wir Kapitalistennachwuchs angesichts der vollkommen geschlechtslosen Playmobilfiguren im Glauben auf, dass es wohl nur ein einziges Geschlecht geben muss. Die geschlechtsspezifischen Unterschiede waren allenfalls in den Haarfarben und Frisuren zu erkennen. Somit lernten wir wenigstens: Der primäre Geschlechtsunterschied besteht in der Frisur, lässt sich aber jederzeit durch Wechsel selbiger korrigieren.
Vielleicht lässt sich damit ja auch die demographische Katastrophe erkläre, die wir mittlerweile mit unserer Kinderlosigkeit ausgelöst haben.

Mittlerweile sind auch die Playmobilmännchen von der nüchternen Renaissance in die detailverliebte Barockzeit übergegangen: Die Kleidung wurde differenzierter, die Artikel vielfältiger, die Hände lassen sich drehen, es gibt Bärte, Brüste und unterschiedliche Mimik.
Das aber habe ich nicht mehr erlebt. Da hatte meine Playmobilkarriere bereits geendet und ich war zum Spiel mit lebenden Personen übergegangen und dabei zur Erkenntnis gekommen, dass ein bloßer Frisurenwechsel doch noch nicht das Geschlecht verändert. Gottseidank. Trotzdem:

Hooray Playmobil.

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