Samstag, 5. Mai 2007
Milchhonigland

Ich habe mich euer angenommen und gesehen,
was euch [...] widerfahren ist, und habe gesagt:
Ich will euch aus dem Elend [...] führen
in das Land [...]darin Milch und Honig fließt.
2. Mose 3, 16/17

Manche Landstriche sind reich gesegnet. Manche noch reicher. Und einem läuft regelrecht der Rotz die Nase hoch.

Der liebe Gott hat hier in beinahe verschwenderischer Großzügigkeit einen Landstrich darniedergegeben, wie er einmaliger kaum sein könnte: Ein paar Hügel, durchzogen von größeren und kleineren Flüßchen, mittenrein den Schwarzwald, der Dame und Herr voreinander trennt, vor die Haustür ein Beinahemeer und in Sichtweite ein Klecks Hochgebirge.
Dazu einen Menschenschlag, der es geschafft hat, die knapp bemessene Landfläche nahezu ideal zu nutzen: In die Täler kommen die Fabriken, an die Hänge die Weinberge und auf die Berge die Mobilfunksendemasten und die geistig weniger zurechnungsfähigen Bewohner, die durch jahrhundertelange Inzucht entstanden sind.

Jahrhundertelang geknechtet und das Armenhaus, das außer Auswanderern nichts produzierte, arm an Bodenschätzen, reich nur an massig Steinen auf den Äckern und unzähligen Kindern, die zudem oft die gleichen Namen trugen, weil ohnehin nicht alle durchkamen und wenn doch, dann wanderten sie ohnehin aus.
Der große deutsche Strom fließt nur am Rande und so verstanden sich auch immer die Bewohner. Ganze Heere wurden beschäftigt, damit die rebellischen Südstaatler, die ohnehin immer erstmal gegen alles sind, in einen Nationalstaat eingebunden werden konnten. Weil man sich immer als Vielvölkerstaat begriffen hat: Badner, Schwaben, Franken und die immer etwas seltsamen Allgäuer, mittlerweile durch Ausländer aus der Türkei, Griechenland oder Sachsen ergänzt.

Und dann kam die Industrialisierung und der langsame Reichtum.

Der schier unendliche Stolz auf "seine" Unternehmer zeigt sich nicht zuletzt darin, dass ganze Hallen und Stadien nach diesen benannt werden und nicht etwa nach verdienten Sportheroen. Freiwillig. Ungesponsort.
Man arbeitet auch nicht bei irgendeinem Unternehmer. Man schafft beim Daimler oder beim Bosch. Die Verwendung des Dativs suggeriert die Identifikation mit dem Unternehmen. Weil die Gründer von derselben Scholle stammen. Niemals würde man beim Opel schaffen.

Und weil "schaffen" ohnehin ein ganzheitlicher Lebensansatz ist und sich bei weitem nicht ausschließlich auf die Erwerbsarbeit beschränkt sondern jegliche Tätigkeit generell meint, nimmt man auch Arbeitszeitverlängerungen recht klaglos hin. Hat man eben eine halbe Stunde weniger im Garten zu tun oder am Auto rumzuschrauben.

Und auch wenngleich viel "gebruddelt" [vor sich hinschimpfen] wird, so sind sie tief in ihrem Herzen eigentlich immer auf den großen Konsens bedacht. Das geht so weit, dass selbst heute wegen jedem Radweg umgehend Allparteiengespräche und Runde Tische anstehen.

Eigentlich gehts es allen gut. Zugeben aber würde das niemals jemand.

... comment

 
...und auf die Äcker die Traktoren, und unter die Räder Traktoren die Bauern.

... link  

 
...quasi die moderne "Schwerter-zu-Pflugscharen"-Variante

... link  


... comment
 
Glück auf Erden
Schätze, in der von dir beschriebenen Gegend sind die Leut schon glücklicher als anderswo. Klassisch die Gegend von Freiburg bis Karlsruhe, Spitze ist glaube ich der Landkreis Offenburg. Wer in OG und Umgebung lebt, will da kaum weg, anders als in Bremen oder weiten Teilen der Ex-DDR. Ich mag das "Kleine" da unten, die Allparteiengespräche. Ich mag es, wie auf einfachster Ebene Politik gemacht werden kann, und ich finde es auch sehr gut, dass der Mittelstand mehr zu sagen hat als manche Konzerne. Dass die Dinge im Süden "Bestand haben", liegt sicher auch daran, dass viele Unternehmen inhabergeführt sind, d.h. die Chefs jonglieren mit eigenem Geld und nicht mit fremdem (wie Konzern-Manager). Eine gewisse Qualität ist die Folge. Auf der anderen Seite: Jedesmal, wenn ich im Süden war, will ich auch schnell wieder weg. Eine Gefühlssache. Kaum zu beschreiben.

... link  

 
...recht viele Statistiken behaupten, hier lebe die Glückseligkeit auf Erden (oder zumindest der Republik). Neben OG trifft das auch noch auf Südbaden und Südwürttemberg zu (v.a. die Regionen um den Bodensee), sowie die Landeshauptstadt selbst. Und: Die Daten sind wirklich richtig weit oben.

In Sachen Politik: Es ist hier -trotz eigentlich konservativer Ausrichtung- möglich, dass in einem Parlament Grüne gemeinsam mit der CDU gegen die SPD Sache machen. Nicht umsonst hat der Oetti 2 Flirts mit den Grünen gehabt (und wurde erst durch seine eigene Partei ausgebremst).
Es ist auch möglich, dass soziale Themen (kommunal) durch Parteien besetzt werden, die eigentlich nicht wirklich dafür prädestiniert sind (ich erinnere mich an die 70jährige CDU-Parlamentarierin, die sich für ein Jugendhaus stark gemacht hat, was den Grünen wiederum ziemlich egal war).

Die Sache mit den Unternehmern: Zum einen gibt es einen traditionell starken Mittelstand, der auch tatsächlich eine gewisse Macht hat (was nicht selten auch damit zu tun hat, dass diese Unternehmen die Basis für die Großkonzerne sind). Zum anderen sind diese Unternehmer wirklich noch "mit der Scholle verwurzelt" (will heißen: Die meisten wissen noch, woher sie kommen und welche Menschen bei ihnen arbeiten).


Was Sie so stört (und mich mitunter auch): Die Perfektion! Unerträglich. Grausam.
In überspitzter Form wird das in der Kehrwoche deutlich (die noch heute eingehalten wird und teilweise elementarer Bestandteil von Mietverträgen ist)

... link  


... comment
 
iiiiiiiiiiiih ch mag dieses verknorrte Bergvolk nicht. Schon der Dialekt hat sowas rechthaberisches, großkotziges, eben wie sie da unten fast alle sind,Bääääh pfui. Ich war schon oft da und bin mit denen nie warm geworden.
Ich geb zu es gibt auch im Osten hier, Gegenden da möchte ich nicht tot überm Zaun baumeln, aber immer noch lieber als BW und BaY.

... link  

 
Freund, Freund. Wir stellen die Zahlung fürn Osten hiermit umgehend ein.... ;-)
Ähäm, Bergvolk...Berg? Hügel vielleicht, aber hierzulande gilt nix als Berg, das unter 1000 Meter hat (is ja nich wie inner Lüneburger Heide mit ihrem Wilseder Berg).
Recht ernsthaft möcht ich aber mal widersprechen: Also man kann über die Südstaatler alles mögliche sagen (und ich bin da weiß Gott nicht unkritisch), aber rechthaberisch oder großkotzig sind sie nicht. Sie sind (manchmal zurecht) stolz, sie sind eigen und -sinnig, dickköpfig, stur....aber eigentlich sind sie alle -Bayern wie Badner wie Schwaben wie Franken- ziemlich bescheidene Menschen. Angeber sehen anders aus.

... link  


... comment
 
Ich mag den Norden und den Süden immer mehr. Schön is da, wo ich bin.;-)
Wie sieht es nun aus mit monday?

... link  

 
hahaha schön, dass ich das unter Mademoiselle`s Name geschrieben habe. Also, Schnitzelchen, wie sieht es denn nun aus?

... link  

 
....grad hab ich mich gefragt, ob nun Mr. Cab oder Mrs. Morphine mich treffen möchte...

Bestens siehts aus. Du hast Post...

... link  

 
eigentlich wir beide, aber Mademoiselle ist anderweitig beschäftigt. Ich rufe dich morgen an, wegen genauerer Absprache. Hab nen schönen Abend.

... link  

 
....gern...

... link  


... comment