Dienstag, 5. September 2006
Bombig
Irgendwie brauchts keine großen prophetischen Gaben, um die Iran-Atom-Geschichte weiterzuspinnen...

Die Europäer fahren brav weiter ihren Appeasementkurs, die Amerikaner wollen Sanktionen durchdrücken und die Iraner werden wohl lustig weitermachen.

Nachdem die USA gesehen hat, wie der israelische Probelauf kräftig in die Hose gegangen ist, wirds wohl dennoch bei der harten Linie bleiben. Alles in allem hat man mit dem Irak und der gesamten Nahostpolitik unabsichtlich eines geschaffen: Die neue Macht Iran.

Europa hat wohl eines noch nicht verstanden: Dass der Iran eine militärische Nutzung der Atomkraft anstrebt und sich wohl kaum durch Geschwätz davon abbringen lassen wird. Man hat sich wohl bereits mit der Nuklearmacht Iran abgefunden.

Und so verstreicht ein Ultimatum ums andere und am Ende ist das Lamento groß, wenn man bemerkt, dass die Welt mit jeder neuen Atommacht nicht sicherer wird und Verhandlungen mit einem Iran ohne Bombe leichter sind als mit einem Iran mit Bombe.

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Ich sage es ungern,
aber für die Stabilität in der Region ist ein Iran mit Atombombe ein besserer Garant als ohne.

Nicht, dass ich den Mullahs die Bombe wünschen würde. Obwohl, vielleicht doch. Nee, ehrlich gesagt hab ich beschlossen, dieser Frage keinen Nachtschlaf und keinen Angstschweiß zu opfern. Und so gesehen finde ich die europäische Politik gar nicht so falsch. Wenn die Israelis damit ein Problem haben, dann sollen sie's in Teufels Namen zusammen mit dem Amis richten. Oder alleine.

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Da kann ich mich nur anschließen - ob mit oder ohne Bombe - der Iran dürfte als Ziel für einen gewaltsamen Regime Change nach Art der Nachbarländer wohl kaum auf der Agenda stehen - und daß die Führung das weiß und Schorsch deswegen lustig auf der Nase rumtanzt kann ich sogar mit klammheimlicher Freude genießen.

Da weder die Fundamentalisten in Nordamerika noch die in Persien auf ein besseres Verhältnis zueinander aus sind könnten wir auch einfach gleich die Klappe halten. Bis der Iran seine Bombe hat, werden aber beide Länder neue, und ich hoffe doch auch, vernünftigere Staatsoberhäupter haben.

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Eben.
Mann muss ja auch sehen, dass das letzte Regime, das die Amis in Teheran installiert haben (nämlich den Operettenkasper Reza Pahlevi), das Land nicht dauerhaft (geschweige denn demokratisch) stabilisieren konnte. Was die islamischen Revolutionäre ja erst auf den Plan rief, sich zum Vorreiter des zunächst eher sozial denn religiös motivierten Aufstands aufzuschwingen. Für die USA schien das zunächst auch das kleinere Übel zu sein (lieber eine grüne Revolution als eine rote). Und erst die Besetzung der US-Botschaft mit anschließender Geiselnahme führte der Administration Carter vor Augen, dass man sich in dieser Weltgegend gründlich verzockt hatte. Sollen die das doch alleine ausbaden. Mit Paki-Militärdiktatoren (oder Nordkorea, anyone?), die die Bombe haben, hat man ja offensichtlich kein Problem...

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@Nachdem die USA gesehen hat, wie der israelische Probelauf kräftig in die Hose gegangen ist, wirds wohl dennoch bei der harten Linie bleiben

Das steht fest. Israel und die USA werden auf jeden Fall versuchen, gewaltsam einzugreifen.
Ein israelischer Minister hat heute einen Militärschlag befürwortet: "Israelischer Minister fordert von Bush Angriff auf Iran". Es ist im einzelnen aber umstritten, was der Minister im Detail gesagt hat: "Interview mit israelischem Minister sorgt für Irritationen".

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...so, ich find erst jetzt Zeit, das etwas ausführlicher zu beantworten:

Aus Sicht Irans mag es durchaus nachvollziehbar sein, eine Atombombe haben zu wollen. Wenn man sich nur anschaut, wer in der Region da alles als Atommacht "mitspielt" (China, Russland, Pakistan, Indien, USA, de facto Israel).

Nur: Mit jedem Staat, der sich neu aufschwingt in den Reigen, wird die Region unstabiler. Die arabischen Nachbarn (und bei weitem nicht nur diejenigen, die sich zum "USA-getreuen" Lager rechnen) sind alles andere als begeistert über die Idee einer iranischen Bombe. Und wenn ich mir gleichzeitig die Rhetorik der politischen Führung anschau (und wenns 100x nur pure Rhetorik ist), darf man über den -von seiten der USA mitverschuldeten- Aufstieg Irans zur starken Regionalmacht (genauer: DIE Regionalmacht) mMn schon besorgt sein.

Der "israelisch-libanesische Probelauf" war auch nicht ein alleiniger/ einseitiger Israels. Der war wenn schon nicht gewollt, so doch mindestens befürwortet durch Iran (und Syrien).

Nicht zuletzt könnte die Proliferation (wie z.B. im Falle Qadir Khans) noch mehr Instabilität bringen...

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