Dienstag, 31. Mai 2011
Süße Kindelein
Ich liebe ja Listen, Rankings und Wahlen aller Art. Fast alle. Heute habe ich Ihnen die Wahl zum süßesten Enkelkind des Jahres mitgebracht. Das ist doch toll, oder?

Natürlich hält jede Omma und jeder Oppa sein persönliches Enkelkind für das allertollste der Welt und das ist ja auch ganz gut so. Dafür sind Enkelkinder ja schließlich auch irgendwo da.

Ich fragte mich in dem Fall aber eher, weshalb sich Großeltern so weit aus dem Fenster lehnen, das "süßeste Enkel" haben zu wollen und weshalb arme Kreaturen, die sich noch nicht wehren können, herhalten müssen und ihr Gesicht präsentieren müssen, aber gut, wahrscheinlich hat man heute auch schon mit 4 Jahren einen Facebook-Account. Ganz egal.

Kinder können süß und knuffig sein, aber seien wir ehrlich: Sie sind es selten. Meistens sind sie laut, dreckig und stinken. Und selbst wenn sie doch süß und knuffig sein sollten, bleiben sie es oft nicht.

Nun aber zu unserer Wahl. Die Kandidatinnen und Kandidaten sehen so aus:



Wir haben nun einen Blick in die Glaskugel geworfen und unsere gesamte Menschenkenntnis hervorgekramt und prophezeien hiermit folgende Karrieren:

Der kleine Florian wird mal Maurer werden. Das ist erstmal ein sehr ehrenwerter Beruf. Blöder ist eher, dass der kleine Florian nicht so klein und schnucklig bleiben wird, sondern mal reichlich übergewichtig sein wird und trinken wird er auch zu viel. Er wird mal zwischendurch seinen Führerschein verlieren und ein Kind zeugen, für das er keinen Unterhalt bezahlen wird und das er nie besucht.

Lukas maximale Endgröße wird so etwa 1,60 sein, weshalb er unter einem enormen Minderwertigkeitskomplex leiden wird und seiner Mitwelt wird er damit mächtig auf die Nerven gehen.

Lara-Colleen terrorisiert spätestens mit 8 ihre Eltern, weshalb sie mit etwa 8einhalb erstmals beim Therapeuten landet und mit spätestens 14 hat sie 8 davon verschlissen und gilt als therapieresistent. Trotzdem kriegt sie weiter Tennis-, Geigen- und Chinesischunterricht und wird dann irgendwann mal gen Internat gegeben, wo sie eine nie zu entdeckende Bulimie entwickeln wird. Später mal wird sie selbst ein Alibiarschlochkind großziehen.

Jolina-Elain hingegen landet demnäxxt in der stationären Heimerziehung, nachdem sie ihren Lehrer in den Unterleib getreten hat. Auch sie kriegt eine Therapie verordnet und findet heraus, dass manche Vornamen -wie etwa Jolina-Elain- eine solche Karriere enorm befördern. Gelernt, dass dies ihr Schicksal sein wird, sitzt sie dann im Plattenbau und lebt von Hartz IV.

Nun aber zu Paul-Niklas. Paul-Niklas ist kein Kind mehr, sondern ein Klugscheißer jetzt schon. Paul-Niklas wird irgendeinen Technikscheiß studieren und weiß heute schon alles, leider auch alles besser. Zu seiner großen Freude klärt er alle Erwachsenen über Watt und Ohm auf, auch wenn die das gar nicht hören wollen. Die Krönung aber finden Sie, wenn Sie das Profil von Paul-Niklas aufrufen: Paul-Niklas wäxxt in einer durchmilitarisierten Welt auf und lässt sich auf Kanonen ablichten oder mit einer Knarre in der Hand. Daraus kann man schließen, dass er während des Studiums sich einer rechtsnationalen Burschenschaft anschließen wird.

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Montag, 25. April 2011
Meine Familie und ihre polnischen Zwangsneurotiker
Zuerst einmal muss ich wohl erwähnen, dass es in meiner Familie mittlerweile alle möglichen Nationalitäten gibt, oder besser gab, mittlerweile sind alles Deutsche. Wie auch gesamtgesellschaftlich mischmascht sich das jetzt recht ordentlich und deshalb gibt es Schwager und Schwägerinnen und Onkel und Tanten, die aus Südamerika, Südosteuropa oder Berlin stammen.

Und aus Polen.

Wie soll ich beginnen? Vielleicht so: Nachdem ich die Restfamilie aus Polen kennengelernt hatte, konnte ich konstatieren, dass einige nachhaltig bemüht waren, wirklich jedes bestehende Klischee über Polen zu bedienen.

Leszek etwa wachte nach einer wilden Party irgendwann mal im Krankenhaus auf. Mit Schädelbruch. Bis heute weiß er nicht, ob es ein Unfall oder eine Gewalttat war. Wie Maciej (1,95, 140 Kilo) an sein Geld gekommen war, konnte und wollte er nicht sagen und ehrlich gesagt wollte man es auch nicht so genau wissen; er selbst nannte es immer nur "Import-Export". Und Zbigniew soff prinzipiell so lange, bis ihm irgendwann mal der Kopf runtersackte. Man ließ ihn dann kurz schlafen, weckte ihn dann irgendwann und Frau und die zwei Töchter trugen ihn dann zum Auto und er ist heimgefahren. Hatte ja sonst niemand einen Führerschein. Man ließ ihn nur deshalb fahren, weil eine Übernachtung vor Ort eine noch schlimmere Option gewesen wäre, weil er in diesem Fall nachts durch die Zimmer gezogen wäre auf der Suche nach Saufkumpanen und das sei wirklich nicht lustig, wie mir glaubhaft versichert wurde.

Insgesamt ist das mindestens sehr unterhaltsam, interessant ohnehin, aber spätestens beim polnischen Aberglauben hört der Spaß echt auf. Der beeinträchtigt das Leben wirklich enorm. Aberglaube ist dabei noch ein netter Euphemismus für eine definitiv vorhandene, gesamtgesellschaftliche, polnische Zwangsneurose. Sie wollen Beispiele? Gerne.

Es begann schon mal mit der Heiraterei. Eine Polin heiratet nie in einem Monat, der kein "r" im Namen enthält. Polnisch, als sehr vokalarme Sprache mit Endloskonsonantensalaten, hätte nun prächtige Chancen, einen geeigneten Monat zu finden, aber es sollte ein Monat sein, der sowohl im Deutschen als auch im Polnischen ein "r" enthält und da blieben dann halt nur März, September und Oktober.
Und dann die Unpünktlichkeit. Sie ist immer zu spät. Aus Prinzip. Weil der Wartende durch die Warterei demonstrieren soll, dass Sie gemocht wird, sonst würde man ja auch nicht warten.
Oder der Tick mit dem Hinsetzen: Wenn Sie was zuhause liegen lässt und man nochmal zurück muss, dann müssen alle zurück und sich alle nochmal hinsetzen, ehe dann das Handy eingesteckt wird und man erneut aufbrechen kann. Weshalb kann niemand erklären, aber es ist Pflicht.
Am wildesten dann aber der Handtaschentick: Die darf nie, wirklich überhaupt nie auf dem Boden stehen, weil sonst das Geld davonlaufen könnte und deshalb wird beim ratlosdreinblickenden Kellner im Restaurant schon mal ein Extrastuhl bestellt extra nur für die Handtasche.

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Donnerstag, 21. April 2011
...
Dieses Foto war 2007 das Weltpressefoto des Jahres. Damals bin ich zum ersten Mal auf Tim Hetherington aufmerksam geworden. Irgendwas hat er anders gemacht als andere Fotografen. Viele Fotografien waren faszinierend, manche erschreckend. Letztes Jahr kam "Restrepo" raus, eine der besten Dokumentationen, die ich je sah und für den Oscar nominiert. Tim Hetherington. Für mich einer der besten Fotojournalisten der Welt.

Gestern wurde Tim Hetherington in Misurata, Libyen, getötet.

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Montag, 18. April 2011
Die Presse lüücht
Viele Journalisten lese ich gerne. Ich mag beispielsweise Gisela Friedrichsens Justiz- und Gerichtskolumnen. Wahrscheinlich deshalb, weil das kein Mann so schreiben würde oder könnte. Oder Giovanni di Lorenzo und ein paar andere.

Aber der Journalismus wäre vermutlich die allerletzte Profession des Planeten die idiotenfrei wäre. Da treibt es einige Zeilenhuren um und dabei meine ich noch nicht mal die Blöd-Zeitung. Ein wirklich lustiges Exemplar ist beispielsweise der hier. Seine bierliche Fehlleistung damals, bei der er sich falsch korrigierte war ja noch ganz lustig, aber der Mensch durfte am Tag nach dem Stuttgarter 30.09. schreiben, dass es ungehörig sei, Brandsätze und Steine zu werfen und Kinderwagen hätten an vorderster Front auch nichts verloren. Man weiß nicht, wo er Steine, Brandsätze und Kinderwagen an der Front her hatte. Ich vermute mal, dass er sich das sesselfurzend in der Redaktion ausgedacht hat.



Wie man sich halt was ausdenkt, wenn man zu faul ist, sich Informationen einzuholen oder mal ein bißchen zu recherchieren. Wie das läuft, weiß ich jetzt auch: Nicht weiter schlimm, nicht weiter dramatisch, aber es gibt da grade einen Artikel, in dem ich zitiert werde, ohne je ein Interview gegeben zu haben. Und ich muss sagen: Es ist wirklich enorm lustig, Sätze von sich zu lesen, die man nie gesagt hat. Ganz ohne Zynismus.

Ich würde da gerne spaßeshalber mal mit dem Rotstift durch den Artikel gehen. Was Fakten angeht, bleibt da nicht viel weiß.

Sehr spaßig wird es dann, wenn der Journalist ein paar Zahlen braucht. Hätte er von mir ja auch gekriegt, meine Telefonnummer hatte er immerhin. In einer Minute wäre das erledigt gewesen. Hat er nicht gemacht, stattdessen Zahlen frei erfunden. Nicht weiter dramatisch, ich kann drüber lächeln, aber ich weiß jetzt, wie das Geschäft funktioniert. Wenigstens waren die Fotos nett.....

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Freitag, 15. April 2011
fünfstellig
Kein besonderes Foto, aber dennoch der 10.000ste Klick auf den Auslöser:

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Sonntag, 3. April 2011
View from my hammock

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....ausm Archiv...
Ich weiß, dass ich Ihre Aufmerksamkeit in den letzten Monaten enorm strapaziert habe. Mit all den lokalpolitischen Themen, die hier grade so anstanden. Sie haben das geduldig hingenommen, wofür ich schon mal sehr dankbar bin, weil das doch sehr regionale Themen sind und die wenigsten von Ihnen direkt ums Eck hocken und unmittelbar betroffen sind. Das ist nicht selbstverständlich. Daher einfach mal ein Dankeschön für die Geduld, aber auch für die Solidarität (wenn hier unmittelbar nach der Erstprognose der Wahl 10 oder mehr Kommentare in einer halben Stunde eingehen, freut es mich enorm, dass auch andere Menschen fernab von hier -quasi mit mir- mitgefiebert haben). Explizit letzteres (Solidarität) haben wir, habe ich, nach dem 30.09.2010 auch gebraucht und bekommen. Danke dafür. Wahrscheinlich belästige ich Sie künftig deutlich niedrigfrequentierter mit baden-württembergischer Landespolitik.

Was mir aber aufgefallen ist und erstmal ein Disclaimer vorneweg: Ich neige wirklich überhaupt nicht zur Selbstbeweihräucherung, dazu bin ich zu sehr Schwabe, aber beim stöbern in alten Texten, auf der Suche nach meinem ganz persönlichen Ursprung des Widerstands, stieß ich auf das hier vom 11.09.2010 und wenn ich das aus heutiger Sicht nochmal lese, klingt das beinahe prophetisch. Natürlich war das nicht hellseherisch. Über derlei Qualitäten verfüge ich nicht. Es war schlicht für jeden halbwegs vernünftig tickenden Menschen erkennbar, der hier wohnt. Oder sich hier mal schnell aufhält. Oder Leute, die den Menschenschlag hier kennen.
Ich mag den Text noch immer und weiß, weshalb ich ihn damals so geschrieben habe und bereue auch heute kein Wort davon, aber es ist hier jetzt eine völlig andere Welt. Verglichen damit. Damals vor grade mal einem halben Jahr....

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Samstag, 26. März 2011
Rubrik Schlechte Wortspiele: Krötenwanderung

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Donnerstag, 10. März 2011
Me and my Comic
Heute einmal ein kleiner Ausflug in die Comicwelt. Warum auch nicht, genug Zeit mir das anzuschauen hab ich grade. Comics sind manchmal lustig, manchmal unterhaltsam, hin und wieder auch sehr politisch und hin und wieder taugen sie gar für die richtig grausigen Themen.

Darum nun gleich ein wunderbares Video über die Tea-Party-Bewegung in den USA. Das sind die, denen George W. Bush zu links war und die zu grob 50% der Meinung sind, der Klimawandel habe überhaupt keinerlei Auswirkungen auf irgendwas. Die Einführung einer Gesundheitsversicherung ist der direkte Übergang in den Kommunismus und die Obamaregierung abwechselnd mal sozialistisch, islamistisch, kommunistisch oder nationalsozialistisch. Kurzum: Es sind Leute bei denen man sich ernsthaft fragen darf, ob die noch alle Glocken beinander haben.
Und nun wären wir bei Jonathan McIntosh. Nein, das ist keiner von denen. Eher im Gegenteil. Er nimmt sie auf die Schippe. Der Mann ist ein Genie. Weil er sich hingesetzt hat und aus Radioansprachen eines dieser Hateinenanderwaffels plus zig Donald-Duck-Schnippseln sein eigenes kleines Filmchen geschnitten hat. Ich weiß nicht, wie lange er gebraucht hat, aber es dürften Wochen gewesen sein. Eine Version mit deutschen Untertiteln findet sich hier.



Dann gibt es noch einen Film, den die chinesische Regierung gerne aus dem Netz hätte. Versuchen tun sie es, allein: Es gelingt nicht. Deutschland hat sein Dioxin und Gammelfleisch, China sein Milchpulver, wogegen deutsches Dioxin und deutsches Gammelfleisch locker als bio durchgehen. Und seine Zensur. Chinesisch muss man nicht können, um den Film zu verstehen, auch so ein Vorteil von Comics. Sehr genial: Hasen gegen Tiger. Dieses Jahr ist das Jahr des Hasen, das letzte Jahr war das des Tigers.

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Mittwoch, 9. März 2011
Love will tear us apart. Again.
Sagte ich eigentlich schon mal, dass ich "Love will tear us apart" von Joy Division sehr mag? Nein? Also: Ich mag "Love will tear us apart" von Joy Division. Andere mochten das scheint´s auch und haben sich dann hinterher an einem Cover versucht verbrochen.

Sagte ich eigentlich schon mal, dass es gute und schlechte Tage gibt? Bestimmt. Es gibt aber auch richtig gute Tage. Wie gestern beispielsweise.

Und sagte ich bereits, dass es gute Bands gibt und schlechte? Außerdem gibt es richtig gute Bands. Nach guten Bands und sehr guten Bands kommt -für mich- nur noch Alabama 3, die beste Live Band des Planeten.

Wenn jetzt die beste Live Band des Planeten ein altes Lieblingslied von mir covert und das im Gegensatz zu vielen anderen Versionen wirklich grandios und gleichzeitig ein neues Album auch noch raus und gleich bestellt ist, gleichzeitig noch sowas wie Vorfrühling da draußen stattfindet, dann ist das ein schöner Tag gewesen. Ach ja: Ich habe übrigens grade frei und in diesem Jahr noch keinen einzigen Tag gearbeitet.

Alabama 3 feat. Devlin Love:

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