Mittwoch, 13. Februar 2013
Endstation. Grube gegraben.
Sie können das Stichwort "Stuttgart 21" nicht mehr hören? Wir hier lehnen uns ja immer weiter zurück und unter uns gesagt: Nicht ganz ohne Genugtuung nehmen wir zur Kenntnis, wie die strammsten Befürworter auf einmal die gleichen Bedenken äußern wie unsereins Fortschrittsverweigerer.

Wenn ein Bundesverkehrsminister seine eigenen Leute aus dem Ministerium durch die Blume mehr oder minder als Idioten bezeichnet, dann sagt das schon ziemlich viel über die Lage. Genauso wie ein Mitglied des Aufsichtsrats der Bahn plötzlich nur noch von einer 50%igen Wahrscheinlichkeit spricht, dass das Ding jemals kommt und das obwohl eigentlich schon drei Jahre gebaut wird.

Dabei hätten sie einfach mal einen Tunnelbauingenieur fragen können. Der hätte ihnen dann gesagt, was so ein Meter Tunnel kostet. Haben Sie sich das eigentlich schon mal gefragt, was ein Meter Tunnelbau kostet? Schweineteuer, sag ich Ihnen, weil völlig unberechenbar. Und Stuttgart ist geologisch seeehhhr diffizil. Das glauben Sie ja gar nicht, was das alles kostet.

In München haben sie einen unter der Isar gegraben, der kostete 70.000 €. Je Meter. Die Schweizer sind präzise und rechnen für jeden Meter Gotthard-Basistunnel mit 115.000 € und die Berliner haben immerhin satte 160.000 € für ihren Tiergartentunnel veranschlagt. Alles Meterpreise.

Auf Deutsch: Tunnelbau ist nicht berechenbar. Alles eine Frage des Untergrunds und der gilt in Stuttgart als schwierig, wo die Bahn schon jetzt, da noch kein Meter Tunnel gebohrt ist, nicht mehr weiterbaut, weil sie das Grundwasser -völlig erwartbar und allseits prohezeit- völlig falsch berechnet hat.

In Stuttgart sollen 35,1 km Tunnel entstehen. Das sind 35100 Meter. Gerne dürfen Sie nun den Taschenrechner zücken oder mir glauben, wenn ich Ihnen sage, dass allein die Tunnelbauten den Kostenrahmen sprengen werden. Nun ist beispielsweise der Gotthard im Vergleich zu Stuttgart relativ problemloses Geologie-Terrain. Wenn wir beispielsweise einen zweiten Blick nach München werfen wollen: Dort geht es grade um den Bau einer S-Bahn-Röhre und dort stiegen die Kosten auf zuletzt über 300.000 €. Immer noch je Meter.

Und wenn Sie das in den Taschenrechner eingeben, dann landen Sie eventuell in den Regionen, was S21 wirklich kosten wird. Bis ins Jahr 2016 etwa. Geht ja aber noch etwas länger. Zumindest bisher. 50% Wahrscheinlichkeit.

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Freitag, 7. Dezember 2012
Wie S21 ausgehen wird....
....eine Phantasie, die eventuell dicht an der Realität sein könnte.

2012: S21 wird deutlich teurer, als die Bahn einräumt. Mit 4,5 Mrd. kommt man nicht aus, man benötigt so grob 6 Mrd.

2013: Diskussionen über die Kostenübernahme der Mehrkosten. Die Bahn erklärt sich bereit, die Planungsfehler zu übernehmen, Fehler im Grundwassermanagement, Schlichtungskosten, Nachbesserungen im Brandschutz und der nachgebesserte Filderbahnhof sind aber laut Bahn keine Planungsfehler. Des Weiteren muss das Gleisvorfeld komplett erneuert werden, was zusätzliche Mehrkosten verursacht: Bereits 2012 waren innerhalb von 9 Wochen drei Züge entgleist, zudem rasten Containerwagen in einen Bahnhof und zerstörten diesen.

2014: Justizieller Streit darum, wer die Mehrkosten übernimmt. Im früher zweitpünktlichsten Bahnhof kommt es immer mehr zu Verspätungen, auch die S-Bahn fährt längst nicht mehr so pünktlich wie früher.

2015: Das Geld geht aus. Die Bahn braucht mehr. Die Bahn hat nun bis zum "point-of-no-return" gebaut, es gibt kein zurück mehr. Die Justiz befindet sich in einem komplizierten, jahrelangen Verfahren. Kein Politiker kann sich eine Dauerbauruine über Jahrzehnte vorm eigenen Dienstsitz leisten. Wenn ein Politiker mutig ist, wird er sich darüber beschweren, von der DB in Geiselhaft genommen zu werden, aber er wird nachfinanzieren.

2016: Noch immer laufen Rechtsstreitigkeiten über die Finanzierung

2017: Die Bahn braucht noch mehr Geld. Allen ist klar, dass es kein zurück mehr gibt, man buttert noch mehr rein. Auf Kosten der Steuerzahler.

2018: Bekanntgabe, dass der Bahnhof sich um einige Jahre verzögern wird, weil einige Sicherheitsvorschriften nicht eingehalten wurden.

2019: Die Bahn gibt bekannt, dass die Kosten von 9 Mrd. nicht gehalten werden können. Erneut braucht es eine Nachfinanzierung.

2020: Gegen den ersten verlorenen Prozess legt die Bahn Revision ein. Der Rechtsstreit wird vermutlich 2027 beigelegt werden. Der Bahnhof wird wahrscheinlich 2025 fertiggestellt, sagt die Bahn.

....

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Montag, 3. Dezember 2012
Peanuts
S21 erinnern Sie doch sicher noch, oder? Dieses völlig überdimensionierte Bahn-Immobilienprojekt. Vor 2 Jahren -und bis heute- sind damals ein Haufen Leute auf die Straße gegangen, weil sie u.a. befürchteten, dass das alles viel teurer wird als geplant. Damals haben Verantwortliche nicht nur ein Mal versichert, dass die Kosten im Planungsrahmen bleiben werden, wenngleich schon damals alle wussten, dass das eine glatte Lüge war.

Jetzt ahnen die Beteiligten, dass das doch ein bißchen teurer werden wird und dabei reden wir mal schnell um mindestens dreistellige Millionensummen, wenn man der ZEIT/ WELT glauben darf, auch mal locker um eine komplette Milliarde. Nur zur Erinnerung: Die bereits jetzt ausgeschöpfte Kostengrenze lag mal bei 4,5 Milliarden. Und wir sind da ja immer noch ganz am Anfang der Baumaßnahmen.

Das ist, als wenn Sie 450.000 € als Kredit fürs Eigenheim aufnehmen und bereits nach Ausheben der Baugrube merken, dass Sie nochmal 100.000 brauchen. Würden Sie als Privatperson derart an Ihre Eigenheimfinanzierung herangehen, Ihre Bank würde Ihr Häuschen wahrscheinlich noch vor Fertigstellung zwangsversteigern.

Aber das ist eben der Unterschied zwischen so einem öffentlichen Bauprojekt und Ihrem Eigenheim. Ersteres muss fertiggebaut werden, einen Bahnhof braucht eine Großstadt halt. Darum funktioniert das so: Zum Entwurf möglichst die Kosten drücken und den Zeitpunkt der Fertigstellung möglichst früh legen, damit alle völlig begeistert sind und laut Hallelujah schreien und alle Verantwortlichen mit den Geldern rausrücken. Entsprechend wissen alle, dass man bei der Planung ausreichend lügen kann und muss. Irgendeine öffentliche Hand wird die Mehrkosten hinterher schon finanzieren. Was mal begonnen ist, wird dann auch irgandwann und irgendwie zuende gebaut.

Und ich sage Ihnen nun: Das hat Methode. Das funzt immer so. Das ist wie mit den Investmentbankern: Die wissen auch, dass sie am Ende -ganz abseits jeglichem Gebahren- von irgendwem gerettet werden. Irgendwer, das sind übrigens Sie und ich.

Stuttgarter Bahnhof? Ursprüngliche Fertigstellung mal 2017, momentan sind wir bei 2020, alle wären froh, wenn es bis 2023 dann mal klappt. Kosten: Mal 4,5 Mrd., alle sind froh, wenn wir mit 8 Mrd. davonkommen würden.

Aber was dem Stuttgarter sein Bahnhof, ist dem Berliner sein Flughafen: Der sollte mal so etwa 2,5 Mrd. kosten, kostet jetzt 4,2 Mrd. und die Eröffnung wurde nun auch schon mehrmals verschoben.

Und was dem Stuttgarter sein Bahnhof, ist dem Hamburger seine Philharmonie: Kostete mal 190 Mio. Nun sind wir bei 500 Mio. Fertigstellung sollte mal 2010 sein, alle wären froh, wenn es bis 2014 langt.

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Samstag, 26. November 2011
Farce
Morgen wird volksabgestimmt. Über S21. In beinahe 60 Jahren Baden-Württemberg übrigens das allererste Mal. Das Ergebnis dessen ist in etwa so bekannt wie Wahlen in Usbekistan. Interessant dürfte allenfalls sein, wieviel Prozent über 24 Prozent gegen S21 abstimmen, weil das mehrheitlich SPD-Wähler sind und die SPD ist zumindest jetzt noch dafür.

Im Grunde dient das alles nur einem Zweck: Der endgültigen Legitimation eines Projekts, das verfassungswidrig und unter Vortäuschung falscher Tatsachen und Zahlen durch alle Instanzen geprügelt wurde. Es ist eine Farce. Weshalb?



Übertragen wir doch mal das hier bestehende Quorum auf die Bundestagswahl 2009. Ja, ich weiß, das ist nur schwer bis gar nicht vergleichbar, aber so rein der Dimensionen wegen. Um das hier anzunehmen braucht es ein Drittel der Wahlberechtigten (nicht der Wähler!), das sind hier so grob 2,5 Millionen Ja-Stimmen. In Baden-Württemberg gibt es 7,5 Millionen Wahlberechtigte.
Zur Bundestagswahl 2009 waren 62,2 Mio Bürger wahlberechtigt. Für die CDU als stärkster Partei stimmten so grob 33% der Wähler, nicht der Wahlberechtigten. Überträgt man nun das Baden-Württemberg-Quorum auf die Bundestagswahl, dann hätten so etwa 30,7 Mio Menschen die Anschie-Partei wählen müssen, damit Anschie als gewählt gilt.
Wissen Sie wieviele Wähler die CDU 2009 hatte? 11 Mio. Abgelehnt! Na? Sie merken, dass da was nicht so recht stimmt.

Demokratie geht anders.

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Freitag, 25. November 2011
Zitate
"Eine Kostensteigerung um ca. 1 Mrd. Euro binnen 8 Monate nach Abschluss des Finanzierungsvertrags ist in der Öffentlichkeit kaum kommunizierbar.
Die Deutsche Bahn wird erklären müssen, wie es zu dieser Kostenexplosion kam. Ihre bisherigen Verlautbarungen, Stuttgart 21 sei das "bestgeplante Projekt Deutschlands", hat sie selbst ad absurdum geführt.
Herrn Grube muss verdeutlicht werden, dass er keine weiteren finanziellen Zugeständnisse des Landes erwarten kann. Im Falle eines Projektabbruchs würde das Land keine Zahlungen leisten, sondern vielmehr Schadenersatz verlangen."


Lustige Sätze. Direkt aus dem Ministerium. Allerdings nicht aus dem jetzt grünregierten Ministerium sondern aus dem Jahre 2009 von damaligen Mappusbeamten.

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Montag, 14. November 2011
D-Day und S21
Damit Sie einmal einen Eindruck von der Dimension eines Wahnsinnsprojekts namens S21 bekommen:

Demnäxxt, vermutlich gleich nach der Volksabstimmung, steht der Abriss des Südflügels und die weitere Rodung von Bäumen im Schloßpark an.

Damit dieses Vorhaben nicht vom Souverän verhindert wird, plant die Polizei nun den Einsatz von 9.000 Polizisten. 9.000! Dreimal drei Schichten a 3.000 Uniformen.
Für eine einzige Baustelle. Wenn Sie einen Vergleich haben möchten: Bei einem Castortransport sind so ungefähr 18.000 Polizisten beschäftigt und das verteilt sich dann aber quer über die gesamte Republik und zig Kilometer Bahnstrecke, nicht wie hier über zwei Hektar Baustelle.

Im gesamten Land Baden-Württemberg gibt es 24.000 Polizisten. Von Mannheim bis Friedrichshafen, von Tauberbischofsheim bis Lörrach. Im gesamten Regierungsbezirk Stuttgart, der bis an die hessisch-bayrische Landesgrenze reicht, tun 6.000 Polizisten Dienst. Heißt auf Deutsch: Das Land Baden-Württemberg ist damit überfordert, 9.000 Polizisten für eine einzige Baustelle abzustellen und deshalb werden die Polizisten aus ganz Deutschland zusammengezogen. Von Bayern bis Schleswig-Holstein.

Das ist logistisch durchaus anspruchsvoll, weil erstens nicht klar ist, wie lang der Einsatz geht. Wenn es richtig dumm läuft, dann wird das 5 Monate dauern, so lange setzt die Deutsche Bahn die Arbeiten an. Zweitens muss man einige Tausend Polizisten auch unterbringen und das ist schwierig, weil die Stuttgarter Hoteliers -verhalten formuliert- nicht unbedingt scharf darauf sind (außer denen vielleicht. Das liegt immerhin in easy-walking-distance). Mittlerweile suchen die Organisatoren übrigens schon nach Übernachtungsmöglichkeiten in Mannheim.

Und weil man hier neuerdings scheint's einen Hang dazu hat, möglichst unmögliche Bezeichnungen einzuführen -S21 ist Vernichtungslager der Roten Khmer gewesen- nennt man das Ganze auch noch D-Day und sehr wahrscheinlich ahnen die Erfinder dessen noch nicht mal, wer beim D-Day was gestürmt und wer was verteidigt hat und wer dabei die Guten und wer die Bösen waren.

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Sonntag, 30. Oktober 2011
Wen man nicht überzeugen kann, den verwirrt man
Ende November darf das Volk ran. In Sachen S21. Das ist natürlich erstmal erfreulich. Aber auch eine Farce.

Eine Farce deshalb, weil heute schon ziemlich klar ist, wie die Sache ausgeht. Es wird scheitern. Ganz einfach deshalb, weil das Quorum so hoch ist, dass es nicht erreichbar sein wird. Zudem interessiert die Abstimmung in weiten Teilen des Landes keine Sau, weil es eine sehr lokale Angelegenheit ist. In Wangen/Allgäu, im Schwäbischen Wald oder Waldshut-Tiengen ist das bedeutungslos. Ob die Schönhauser Allee Fußgängerzone wird, interessiert in Kladow und Marzahn auch nicht so richtig.

Letzten Endes ist es eine Idee der SPD und der Versuch, in der S21-Frage wieder etwas Profil zu gewinnen, nachdem die Partei in eben dieser Frage schlicht nicht stattgefunden hat.

Und es ist furchtbar kompliziert. Jemand der sich mit der Thematik nicht beschäftigt hat, muss mindestens drei Mal drüberlesen, ehe er weiß weiß -oder auch nicht- wie er denn abzustimmen hat.



Interessant bleibt nun nur noch eines: Wie wird Stuttgart abstimmen? Erstens könnte dort das Quorum erreicht werden (was fürs Gesamtland gesehen aber auch nicht hilft) und zweitens könnte es sein, dass sich dort eine große Mehrheit dagegen ausspricht.

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Mittwoch, 6. Juli 2011
Ein Fax
Während meiner Kindheit hörte ich immer wieder mal den halb spaßig, halb ernst gemeinten, dialektischen Spruch "wer nix isch ond wer nix ko, der gohd zur Boschd ond Deidscha Bundesboh" und sollte allen nicht ganz so fleißigen Schülern klar machen, dass man im schlimmsten Fall von Talentlosigkeit immer noch bei Post oder Bahn unterkommen könnte, weil die so ziemlich jeden nehmen. Das hat damals immerhin schon dazu geführt, dass ich allein aus Imagegründen schon mal wusste, was ich nicht werden wollte.

Nun hat das Image der Bahn in letzter Zeit mächtig gelitten und das hängt nicht allein mit Stuttgart21 zusammen: Im Winter kriegen sie die Züge nicht warm, im Sommer nicht gekühlt, was sie als Kaffee verkaufen ist ein Anschlag auf die körperliche Unversehrtheit, aber immerhin bulimikergeeignet und wer einmal Transsib gefahren ist und erlebt hat, dass so ein Zug auch nach 9000 Kilometern und zig Tage später pünktlich sein kann, kriegt eine mittelgroße Aggression, wenn die 45-Minutenfahrt in die Landeshauptstadt eine halbe Stunde Verspätung hat.

Aber immerhin hat ja das deutsche Ingenieurswesen noch einen einigermaßen tadellosen Ruf und auch bei der Bahn arbeiten ja solche Ingenieure. Der oberste von denen ist der Herr Kefer. Den kennen die meisten von der Schlichtung. Der Herr Kefer ist Vorstandsmitglied und leitet die technische Abteilung des größten Bahnunternehmens Europas.

Das alles muss man schon vorausschicken, weil wir jetzt mal zu Herrn Kefers Arbeit kommen. Oder besser wie er sie macht. Weniger die Entscheidungen, eher schon die Basics, die Präsentation als solche. Was erwartet man da eigentlich, wenn es beispielsweise um ein Schreiben ans Verkehrsministerium geht?

Also da erwartet man doch, dass sich der Herr Kefer hinsetzt, sich ein Schmierblatt nimmt, sich einen Stift krallt und dann handschriftlich etwas runterrotzt, ein paar Zahlen in den Raum schmeißt, ohne jegliche Begründung natürlich wie er darauf kommt und dann setzt er seinen Servus drunter, bewegt sich ans Faxgerät, tippt dann statt des Verkehrsministeriums das Parteibüro des Verkehrsministers ein und drückt dann den Sendeknopf.

So in etwa stelle ich es mir vor. Emails, Powerpoint, Textverarbeitung, Exceltabellen und ähnlicher moderner Schnickschnack sind ja ohnehin völlig überbewertet. Und soll ich Ihnen was sagen? Genauso lief es auch ab.


.....und während ich täglich so zwischen 5 und 30 Autos mit Anti-S21-Aufklebern sehe, entdeckte ich tatsächlich heute das allerallererste Pro-S21-Auto.

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Montag, 27. Juni 2011
Gestresst
Stresstest bestanden. Man könnte sagen: Was zu erwarten war, schließlich hat die Bahn selbst das durchgeführt.

Aber was wurde denn bewiesen?

Dass Montag früh zur Rushhour angeblich bis zu 49 Züge abgefertigt werden können, was scheint's einer Steigerung um 30% entspricht, weil bisher in dieser Zeit nur 38 abgefertigt werden.

Was die Bahn aber verschweigt: Wenn wieder mal der S-Bahn-Tunnel unterm Bahnhof gesperrt ist, werden bereits heute S-Bahnen in den Hauptbahnhof geleitet. Das gelingt bei 10 von 24, womit sich die Leistungsfähigkeit des jetzigen Hauptbahnhofs von 38 auf 48 erhöht. Unmodernisiert und im Jetztzustand versteht sich. Neu ist das auch nicht: Während der 70er-Jahre wurden regelmäßig 47-48 Züge abgefertigt.

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Mittwoch, 22. Juni 2011
Eh und je
Während der letzten 12 Monate habe ich nicht regelmäßig, aber doch an so etwa 20-25 Demos gegen Stuttgart21 teilgenommen. Weniger wegen des Bahnhofs sondern eher wegen der Politik der damaligen Landesregierung. Trotzdem bilde ich mir ein, mir von Thematik und der ansonsten beteiligten Demonstranten ein Bild machen zu können. Letztere bestehen aus dem groben Querschnitt der Bevölkerung. Viele Lehrer sind dabei, Rentner, Ingenieure, Hausfrauen, Studenten, kurz: Das Volk einmal querbeet. Wer das deutsche Volk kennt, der weiß, dass dies nur schwer zur Revolution fähig ist und erst recht kaum gewalttätig gegen den Staat losgeht. Eben das war das bisher machtvolle des Protests: Die Gewaltlosigkeit. Gewaltloser Widerstand ist sehr mächitg. Gandhi, Mandela, das habe ich immerhin gelernt. Die Machtlosigkeit der Verantwortlichen gegenüber 1.000 oder 10.000 oder 100.000 Leuten die auf die Straße gehen.

Jetzt ist alles anders.

Ist das so? Als jemand, der ab und zu mal dabei war weiß ich, dass es da ein paar Leute gibt, die es deutlich ernster nehmen als ich und für die das eine sehr emotionale Sache ist. Natürlich ist es völlig daneben, Bauzäune einzureißen und es ist auch völlig daneben, Knallkörper zu schmeißen und es ist auch daneben, Polizisten verbal blöd anzugehen. Banane. Daneben.

Aber wir leben hier auch heute noch in Baden-Württemberg und hier gibt es immer noch -auch nach den Wahlen- die alten Seilschaften und die alten Medienkomplizen und die alten Mechanismen. Noch immer tragen sie dick auf. Es geht ja neuerdings immerhin um versuchten Totschlag. Drunter geht nicht. Laut Polizei- und Pressemeldungen wurden am Montag 9 Polizisten verletzt. 8 erlitten ein Knalltrauma, einer wurde schwer verprügelt, man hätte auf seinen Hals eingetreten, als dieser am Boden lag und erlitt so schwere Gesichts- und Kopfverletzungen, dass er heute noch im Krankenhaus liegt. Sagt die Polizei, sagen die Medien. Damals, am 30. September sprachen sie auch von einem guten Dutzend verletzter Polizisten. Dumm war nur, dass sich damals auch 5 Tage danach noch kein einziger Beamter krank gemeldet hatte.
Aber zurück zum Montag. Ich muss gestehen: Ich war nicht dabei, die Arbeit hatte vorzugehen, aber wenn ich Youtube durchklicke, dann zweifle ich so ein bißchen an der "offiziellen" Version, selbst wenn ich weiß, dass es da draußen ein paar extrem emotionalisierte Menschen gibt.

Was ich weiß und was von niemandem bestritten wird: Ein Zivilbeamter befand sich in der Demo, ein Demonstrant begeht eine Straftat (Sachbeschädigung), es kommt zur Keilerei. Danach versucht sich der Beamte zurückzuziehen, es gibt ein Gedrängel, Demonstranten versuchen ihn aus dem Pulk zu geleiten und danach sieht man den Beamten schwerstverletzt per Handy telefonieren.

Unschöne Szenen, sowas braucht es nicht, aber mal ehrlich: Sieht so jemand aus, der sehr schwer in Gesicht und am Kopf verletzt ist? Ist das versuchter Totschlag?

Und wenn Sie mal wissen wollten, wie knalltraumageschädigte Menschen aussehen: Bitte. Verblüffenderweise gehen sie schwerverletzt weiter ihrem Dienst nach, deutlich näher stehende Demonstranten sind wahrscheinlich bereits taub.

Das eben sind mediale Überprojektionen. Aufbauschen, wo es nix aufzubauschen gibt. Aber immerhin ein mediales Interesse. Die grüne Leihstimme zumindest ist dahin. Nicht nur weil die Grünen wieder mit der CDU flirten, sondern weil sie sich auch wie die CDU anhören und so gebärden.

Pack bleibt immer Pack, ganz egal ob es nun schwarzes Pack ist oder grünes Pack. Der Lügendreck ist derselbe.

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