Ihr hört Euch ja an wie meine Mutter vor 30 Jahren.
Da war nämlich auch schon mal bauchfrei modern. Vielleicht nicht ganz so frei wie heute, aber auf alle Fälle waren die Hemden kürzer als bis zum Knie - das wäre nämlich die Länge gewesen, die "ordentliche" Hemden hätten haben müssen, damit man sie vernünftig in die Hose stecken kann und damit sie dann auch noch wärmen.
Überhaupt - in die Hose stecken, musste man Hemden, und auf keinen Fall, auf GAR KEINEN Fall war es statthaft, sie über der Hose zu tragen.
Wie ich es tat und alle meine Freundinnen auch.

Und unsere Hosen waren natürlich sowieso das allerhinterletzte.
Ich erinnere mich noch an meinen ersten Jeanshosenkauf in einem echten Jeansladen. Heiß erkämpft, da es dort ja die "richtigen" Jeans gab, wie Wrangler oder Lois und nicht die peinlichen Jingelbellhosen mit dem Glöckchen unten am Schlag. Die fanden meine Eltern nämlich völlig ausreichend, die kosteten 15 DM und waren schließlich auch Jeanshosen. Einen Unterschied konnten sie nur insoweit feststellen, als dass ihrer Meinung nach, diese Klingelhosen auch noch besser saßen, da sie nicht alles einschnürten und eben nur 1/3 kosteten.
Aber meine Lieblingstante (selber kinderlos) hatte ein Einsehen und schenkte mir zum 15. Geburtstag einen Gutschein über eine "echte" Jeanshose, die ich selber aussuchen durfte.
Also ging ich mit meiner Tante in die Stadt und dort zielstrebig in den nächsten Jeansshop. Damals gab es davon ganz viele, ich frage mich grade, wo die alle hin sind. Wo kaufen die Kids eigentlich heute ihre Jeanshosen? - Egal, Tante war schon etwas irritiert über die Musik im Laden und die Aufmachung der Verkäuferinnen, aber sie war ja gewillt, eine Menge zu ertragen, schließlich war ich nicht nur ihre Lieblingsnichte, sie hatte es auch versprochen.
Ich ließ mir also einen Stapel Jeanshosen in meiner Größe raussuchen (27/34 - weiß ich noch, weil ich daran immer messen kann, wie fett ich geworden bin....) und marschierte in die Umkleidekabine.
Selbstverständlich war es mir unmöglich, die Hose alleine zu schließen. Hätte ich den Reißverschluss alleine schließen können, wäre die Hose zu weit gewesen. Also kam ich mit weit offener Hose aus der Kabine und legte mich mitten im Laden der Länge nach auf den Boden, die Verkäuferin fand das genauso normal wie ich und wusste sofort, was sie zu tun hatte, nämlich sich über mich beugen und mit aller Kraft den Reißverschluss zuziehen.
Meine Tante war zu dem Zeitpunkt schon etwas bleich um die Nase. Als ich dann aber aufstand, mich vor dem Spiegel drehte und wendete und die Verkäuferin fragte, ob die Hose nicht vielleicht doch etwas zu weit sei, da war das Ende der Fahnenstange für meine Tante erreicht. Es wurde dann die eventuell doch etwas zu weite Hose gekauft, aber die konnte man ja passgenau hinkriegen, wenn man sich mitsamt Jeanshose in die heiße Badewanne setzte.

Und Ihr findet, dass sich die Kids heute seltsam kleiden?
Also ehrlich.