Sonntag, 11. März 2007
Bandits
Schon lange interessiere ich mich für Gangster, Gauner, Ganoven und allerlei Gesetzesbrecher. Für die kleinen und die Großen. Weil es da interessante Biographien gibt: Tragische, schreckliche, amüsante, traurige, elende, lustige.

Es gibt die Skrupellosen, die sich als Politiker aufführen, wie etwa Raschid Dostum. Der Mann schaffte es immerhin, gleichzeitig auf der Gehaltsliste des Iran und Pakistans zu stehen (und war damit gleichzeitig Pro- und Contra-Taliban).

Sehr eindrucksvoll sind auch Mafiosi wie etwa Tommaso Buscetta, ohne den Innenansichten der Mafia bis heute nicht publik wären.

Am allermeisten aber beeindrucken die eigentlich erfolgreichen Erfolglosen, denen man es irgendwie schon mit einem Augenzwinkern gönnt und eigentlich insgeheim hofft, dass sie damit durchkommen. Am Ende aber scheitern sie dann doch irgendwie. Einer wie Bruce Richard Reynolds etwa. (nu drehense bitte den sound uff....Alabama3: "Have you seen Bruce Richard Reynolds"....(nejnej, dat, wat da als Liedtitel is nich richdich...))


Der gute Bruce Richard wollte eben ein -wie er fand- standesgemäßes Leben führen und lebte deshalb immer etwas großspuriger als andere. Und so gründete er eine "Firma", die allerdings allenfalls er selbst so nannte. Das aber brachte ihn dann immer wieder ins Gefängnis, weil der englische Staat die "Firma" als Verbrecherbande definierte. Im Knast aber hatte der Mann Zeit. Viel Zeit. Viel zu viel.
Er kam nämlich auf die Idee, nichts anderes als den weltgrößten Raub aller Zeiten zu drehen. Und so tat sich seine Firma mit ein paar anderen zusammen und sie planten das richtig große Ding.
Dann zogen sie am 8. August 1963 los, stoppten einen englischen Postzug und holten insgesamt zweieinhalb Millionen Pfund raus (was einem heutigem Wert von gut 50 Millionen Euro entspricht). Bruce Richard Reynolds war dabei Mastermind (und nicht etwa der viel bekanntere Ronnie Biggs).
Ziemlich schnell aber hatte man die meisten Täter dingfest gemacht. Nicht aber Bruce Richard Reynolds. Der war wie vom Erdboden verschluckt und hätte sich nun ein schönes Leben machen können.
Weil der Mann aber fand, dass man seine Kumpels nicht einfach so hängen lässt, dachte er sich, dass wer so ein Postzugding drehen kann, auch zu mehr fähig ist: "I robbed the mail, so I rob the jail". Und so bricht er ins Gefängnis ein und befreit einen alten Postraubgefährten.
Bruce Richard Reynolds ist der Räuber, der als letzter gefasst wird und 15 Jahre lang einer der meistgesuchten Männer der englischen Krone bleibt.
Nachdem er dann gefasst und verurteilt wird und seine Strafe abgesessen hat, wird der englische Staat kleinlich: Was zur Hölle ist ein bißchen Gras gegen den größten Raub aller Zeiten?

Heute lebt der Mann in bescheidenen Verhältnissen und tritt gelegentlich mit der besten Band dieses Planeten auf (der Kerl, der am Ende die Namen der Gangster aufzählt ist Bruce Richard Reynolds)...

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