Dienstag, 27. März 2007
Der schönste Tag im Leben
...heißt es vom Hochzeitstag. Manchmal mag das so sein, manchmal geht auch einiges schief. Wie damals, als sich Onkel Günther weigerte, seiner entführten Braut nachzuspüren und die Entführer kurzerhand von der Feier verwies (Kunststück, die waren mitsamt Braut ohnehin weg). Das alles endete mit viel beleidigtem Getue und Geschrei von allen Seiten, einer heulenden Braut und die Ehe stand quasi von vorneherein unter keinem guten Stern und scheiterte dann auch kläglich.

Übertroffen wurde das alles aber von der Feier von Frank und Sabine. Das lag aber weniger an Frank und Sabine sondern eher an deren überaus peinlicher Verwandtschaft. Nicht ferne Onkel und Cousinen, die allernächsten Verwandten ersten Grades warens. Sie ließen nicht einen einzigen Fettnapf aus, in denen sie hätten tapsen können...
Frank war schon mal verheiratet. Auch mit einer Sabine. Gut, das kommt überall mal vor und wäre nicht weiter schlimm. Wenn nicht Ex-Sabine praktisch dauerpräsent auf der Hochzeit mit Neu-Sabine gewesen wäre.

Es begann damit, dass die Schwester des Bräutigams Luftballons verteilte, die man in den Himmel steigen lassen sollte. Aufdruck: Sabs & Frank. Voll daneben, weil Sabs der Spitzname für Ex-Sabine war und die Neu-Sabine unter Bine firmiert. Hätte man wissen können. Aber die Gäste sind geduldig und die Brautleute machen gute Miene zum schlechten Spiel.

Dann organisierte die Brautschwester eines dieser Spiele, die unterhaltsam sein können, aber auch ganz gewaltig in die Hose gehen können. In diesem Fall: Letzteres. Das Spiel geht so: Ein Päckchen wird wild hin und her gereicht und am Ende landet es beim Vater des Bräutigams, der dann mit der Braut den Tanz eröffnet. Scheinbar kannte die Dame schräg gegenüber das Spiel auch, denn sie sagte leise "ach du Scheiße" vor sich hin. Etwa 5 Minuten später war auch klar, warum: Da wurde der Vater des Bräutigams als nächster Adressat gesucht und keiner erhob sich. War auch schlecht möglich, weil der Mann schon 10 Jahre tot war. Wieder: Gute Miene zum schlechten Spiel.

Die absolute Krönung dann vor dem Essen: Sabines Vater wollte/musste unbedingt eine Rede halten. Er redete sich um Kopf und Kragen. Es begann damit, dass er die schwäbisch-sächsische Freundschaft hochhielt (Frank war Sachse) und allerlei Phrasen drosch: Es wachse zusammen, was zusammengehöre und jetzt sei die deutsch-deutsche Vereinigung vollzogen. Diejenigen, die eher dem Freundes- und Kollegenkreis entstammen, beginnen zu grinsen, die unmittelbare Verwandtschaft schüttelt den Kopf und verdreht die Augen.
Dann wurde es richtig lustig und Sabines Vater schwang sich auf in Hochform. Als alter Fußballer verglich er alles mit einem Fußballspiel und redete in Fußballsprache: Da sei jetzt ein richtiges Länderspiel im Gange zwischen Sachsen und Württemberg, gerne gehe man auch in die Verlängerung, aber da hätte es bisher allerlei Mitspieler gegeben und in früheren Spielen seien allerlei Fouls von Mit- und Gegenspielern begangen worden, was in Franks Liga zu einer roten Karte geführt habe. Nun aber nach dem Aufstieg spiele Frank um die Meisterschaft und es sei ein richtiges Spitzenspiel, nachdem die vom Platz verwiesene nun um den Abstieg spiele, man aber den kleinen Auswechselspieler von der Vorsaison gerne in die Meistermannschaft einbaue.

Und so weiter. 45 Minuten ging das und führte dann dazu, dass das Buffet mittlerweile ein kaltes geworden war. Es wunderte mich dann, dass der Brautvater trotz dieses Auftritts dennoch die gesamte Spieldauer dabeibleiben durfte und nicht verletzungsbedingt ausgeschieden ist. Wo aber andere Hochzeiten bis morgens um 5 dauern, war hier kurz nach 10 alles rum.

   ... Personality goes a long way
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