Montag, 11. September 2006
YouTube, Web 2.0 und Fakealarm
gorillaschnitzel, 16:12h
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bonafide,
Dienstag, 12. September 2006, 03:24
an mir ist lonelygirl15 vollkommen vorbeigegangen. =) *kopfkratz
hm. allemal ein interessanter ausbruch renettos. er stimmt mich gerade ein wenig nachdenklich, was authentizität im netz angeht. ich erinnere mich noch an meine verwunderung, als ich mich vor einigen monaten erstmals mit fakeblogs konfrontiert sah. zudem scheinen nicht gerade wenige weblogger mit mehreren identitäten aktiv zu sein. es gibt sicher viele motive für das spiel mit identitäten... spannend finde ich wirklich diese grenzfrage. gibt es eine moralische? könnten wa ja vielleicht mal diskutieren... so als abwechslung zur a-blogger/
b-blogger-neverending-story?
mit youtube kenne ich mich noch weniger aus als mit weblogs... ich übertrage die problematik daher einfach mal auf blogs. die 'persönliche betroffenheit' durch die enttarnung irgendwelcher 'fakes', die daraus resultierende enttäuschung/verärgerung kann ich teilweise sogar nachvollziehen. aus falschen erwartungen (nämlich der echtheit) und illusionen werden enttäuschungen.
ich erinnere mich gerade an eine berlinerin, bei der vor einigen wochen die bullerei zu hause einrückte, da sie im weblog ihren freitod ankündigte (ein fake). hm. die leser sind eben reale menschen. auch mir fällt es nicht leicht zu unterscheiden, was von dem, was ich da lese wohl beschönigt, ausgeschmückt, phantasiert oder schlicht frei erfunden ist.
[nachtrag]
was web 2.0 angeht, so ist klar, dass es versuche geben wird und wohl auch geben muss, das ganze auch kommerziell zu nutzen. ich hab echt keine ahnung, wie ich diese bree-aktion bewerten soll. hätte ich das ganze verfolgt, wär ich wohl auf der seite der kritiker anzutreffen. und ihr?
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schluesselkind,
Dienstag, 12. September 2006, 10:49
Oh, Bona!?
Wann haben wir dich schon jemals so viel und so ernsthaft reden hören??!!? Oder ist das jetzt ein Fake? ;-)
Die Frage ist wirklich schwierig zu beantworten; ich weiss nicht, wie man sich fühlt, wenn man das alles für bare Münze nimmt. Eine gewisse Distanz zu dem, was im Netz passiert, ob YouTube oder Bloggen ist da einfach sehr hilfreich. Kritisch ist, wenn Leute voyeuristisch am "wahren" Leben anderer teilnehmen und dann auf welche treffen, die eben nur spielen wollen. Ganz fatal wird es, wenn dann wieder Rückschlüsse aufs wahre Leben gezogen werden, also wenn man sich einmal mit einem gefakten Freitod die Finger verbrannt hat, wird man auch sonst nicht mehr so leicht eingreifen? Falls es "Macher" hinter Bree gibt, haben sie sicher bewiesen, dass sie mit dem Medium umgehen können, aber was nützt es ihnen? Und in dem Zusammenhang - was macht eigentlich Philipp Retingshof?
Die Frage ist wirklich schwierig zu beantworten; ich weiss nicht, wie man sich fühlt, wenn man das alles für bare Münze nimmt. Eine gewisse Distanz zu dem, was im Netz passiert, ob YouTube oder Bloggen ist da einfach sehr hilfreich. Kritisch ist, wenn Leute voyeuristisch am "wahren" Leben anderer teilnehmen und dann auf welche treffen, die eben nur spielen wollen. Ganz fatal wird es, wenn dann wieder Rückschlüsse aufs wahre Leben gezogen werden, also wenn man sich einmal mit einem gefakten Freitod die Finger verbrannt hat, wird man auch sonst nicht mehr so leicht eingreifen? Falls es "Macher" hinter Bree gibt, haben sie sicher bewiesen, dass sie mit dem Medium umgehen können, aber was nützt es ihnen? Und in dem Zusammenhang - was macht eigentlich Philipp Retingshof?
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himbeer,
Dienstag, 12. September 2006, 11:34
Ich wäre wohl nicht auf der Seite der Kritiker. Denn wie können Menschen, die sich selbst tagtäglich hinter dem Schleier der Anonymität verstecken und somit wissen, welche Möglichkeiten dies bietet, geschriebene und gesprochene Worte, die ihnen vorgesetzt werden, kritiklos schlucken? Nehmen sie auch außerhalb des Internet an, dass jeder immer 100%ig ehrlich ist? Jeder Freund, jedes Familienmitglied, jeder Journalist, jeder Politiker...? So naiv können Menschen doch nicht sein.
Dass Menschen aus verschiedensten Gründen im Internet eine andere Identität annehmen, halte ich nicht für eine prinzipiell verwerfliche Sache. Denn wenn ich Weblogs lese und mir YouTube-Videos ansehe, dann nicht weil mich den Menschen dahinter wahnsinnig interessant und aufregend finde (ich kenn ihn/sie ja schließlich gar nicht), sondern weil das Produkt an sich - also der Text, das Video - für mich spannend, interessant, zum Nachdenken anregend, etc. ist. Und da interessiert es mich persönlich nicht, ob jede darin enthaltene Kleinigkeit 100% der Realität entspricht. Ich könnte es sowieso nicht nachprüfen.
Dass Menschen aus verschiedensten Gründen im Internet eine andere Identität annehmen, halte ich nicht für eine prinzipiell verwerfliche Sache. Denn wenn ich Weblogs lese und mir YouTube-Videos ansehe, dann nicht weil mich den Menschen dahinter wahnsinnig interessant und aufregend finde (ich kenn ihn/sie ja schließlich gar nicht), sondern weil das Produkt an sich - also der Text, das Video - für mich spannend, interessant, zum Nachdenken anregend, etc. ist. Und da interessiert es mich persönlich nicht, ob jede darin enthaltene Kleinigkeit 100% der Realität entspricht. Ich könnte es sowieso nicht nachprüfen.
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mark793,
Dienstag, 12. September 2006, 11:48
Himbeer hat recht.
Wer sich durch das ganze Internet-Universum klickt und immer noch der Meinung ist, jeder wäre exakt das, als was er (oder sie) sich vorstellt, dem ist ja wohl nicht zu helfen.
Wir hatten im Frühjahr 2005 den Riesenskandal um eine Bloggerin namens Marie, die sich jahrelang eine Identität als reiche Versandhauserbin erschrieben hatte. Leider ist sie auch der Versuchung erlegen, Teile dieser Identität in die reale Welt mit rüberzunehmen. Das war es dann, was ihr letzlich das Genick gebrochen hat. Aber was ihr Outer und alle, die sich pflichtschuldig entrüstet haben, übersehen haben, ist, dass immer zwei dazu gehören.
Ich war mit ihr auch in losem Mailkontakt gestanden, aber für mich ist nach diesem Skandal keine Welt zusammengebrochen, weil ich die Möglichkeit immer im Auge behalten hatte, dass nicht alles so sein muss, wie es im Blog stand. Und für die Themen, die wir erörterten, war es im Grunde auch wurscht, ob die Dame nun Marie oder Anne heißt und ob sie massenhaft Schotter hat oder nicht.
Die alten Römer hatten eine Redewendung mundus vult decipi - "Die Welt will betrogen sein" - also werden sich immer welche finden, die der Welt diesen Gefallen tun...
Wir hatten im Frühjahr 2005 den Riesenskandal um eine Bloggerin namens Marie, die sich jahrelang eine Identität als reiche Versandhauserbin erschrieben hatte. Leider ist sie auch der Versuchung erlegen, Teile dieser Identität in die reale Welt mit rüberzunehmen. Das war es dann, was ihr letzlich das Genick gebrochen hat. Aber was ihr Outer und alle, die sich pflichtschuldig entrüstet haben, übersehen haben, ist, dass immer zwei dazu gehören.
Ich war mit ihr auch in losem Mailkontakt gestanden, aber für mich ist nach diesem Skandal keine Welt zusammengebrochen, weil ich die Möglichkeit immer im Auge behalten hatte, dass nicht alles so sein muss, wie es im Blog stand. Und für die Themen, die wir erörterten, war es im Grunde auch wurscht, ob die Dame nun Marie oder Anne heißt und ob sie massenhaft Schotter hat oder nicht.
Die alten Römer hatten eine Redewendung mundus vult decipi - "Die Welt will betrogen sein" - also werden sich immer welche finden, die der Welt diesen Gefallen tun...
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schluesselkind,
Dienstag, 12. September 2006, 11:57
Ganz so einfach finde ich es nicht, denn es gibt nun mal Menschen, die leichter auf so etwas hereinfallen. Gab es auch früher schon. Waren da nicht Leute, die sich vor der Glotze besonders schön angezogen haben, weil sie dachten, der Nachrichtensprecher kann sie sehen? Das ist ja noch absurder. Bona hat schon recht, dass es sich hier um ein Phänomen handelt, über das es sich nachzudenken lohnt. Wie vermittelt man gerade jungen Leuten die Distanz, z.B. mit ihren virtuellen my-spa*e-Kumpels vorsichtig umzugehen, ohne dass es am Ende auf eine zynische Abgebrühtheit hinausläuft, im Leben wirst du eh nur von allen Seiten belogen?
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mark793,
Dienstag, 12. September 2006, 12:28
Das sehe ich ziemlich entspannt.
Um vorgegebene Wahrheiten, auch medial vorgegebene, als Konstrukt erkennen zu können, dafür liefert das Netz mitsamt seinen sozialen Interaktionskomponenten doch sehr plastisches Anschauungmaterial. Wie schon Descartes sagte, der Zweifel ist aller Weisheit Anfang. Und ich habe zum Teil den Eindruck, die jungen Leute haben das schon ganz anders verinnerlicht als unsereins. Jung sein heißt schließlich Identitätsmodelle ausprobieren, Rollenmuster austesten und dergleichen. Ich glaube nicht, dass man jungen Leute diese Distanz groß vermitteln müsste mit medienpädagogisch erhobenem Zeigefinger...
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gorillaschnitzel,
Dienstag, 12. September 2006, 14:03
Ich stell mir da immer die Frage, weshalb ein Teil der Webgemeinde Authentizität erwartet...
Die wenigsten hier können wohl eindeutig verifizieren, wer oder was sich hinter "gorillaschnitzel" verbirgt. Einiges lässt sich erahnen, einiges erraten...aber vermutlich nur bis zu einer gewissen Grenze. Aber groß unterscheiden vom normalen Leben (nun rein auf die Mechanismen hin gesehen) tut sich das nicht. Es mag im Internet einfacher sein, eine völlig andere Identität anzunehmen (es fehlen ja ein paar essentielle Dinge wie Mimik, Gestik, z.T. Aussehen, Sprache etc.), aber schlußendlich wird das ähnlich laufen, wie im normalen Leben.
Auch da gibts die größeren und kleineren Lügen. Wir alle versuchen, uns intelligenter, smarter, cleverer oder sonstwie hinzustellen (wers nicht glaubt, möge sich an ein beliebiges Bewerbungsgespräch oder eine beliebige Liebschaft erinnern). Das ist bis zu einem gewissen Grad natürlich und völlig normal.
Die wenigsten hier können wohl eindeutig verifizieren, wer oder was sich hinter "gorillaschnitzel" verbirgt. Einiges lässt sich erahnen, einiges erraten...aber vermutlich nur bis zu einer gewissen Grenze. Aber groß unterscheiden vom normalen Leben (nun rein auf die Mechanismen hin gesehen) tut sich das nicht. Es mag im Internet einfacher sein, eine völlig andere Identität anzunehmen (es fehlen ja ein paar essentielle Dinge wie Mimik, Gestik, z.T. Aussehen, Sprache etc.), aber schlußendlich wird das ähnlich laufen, wie im normalen Leben.
Auch da gibts die größeren und kleineren Lügen. Wir alle versuchen, uns intelligenter, smarter, cleverer oder sonstwie hinzustellen (wers nicht glaubt, möge sich an ein beliebiges Bewerbungsgespräch oder eine beliebige Liebschaft erinnern). Das ist bis zu einem gewissen Grad natürlich und völlig normal.
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schluesselkind,
Dienstag, 12. September 2006, 14:16
Ich würde da auch nochmal zwischen Text (Blog) und Bild (YouTube) unterscheiden. Bildern glaubt man noch mehr, weil das, was man sieht, eben da zu sein scheint. Abgesehen davon, wer kann denn ernsthaft glauben, dass es einen Gorillaschnitzel gibt? Hihi.
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bufflon,
Dienstag, 12. September 2006, 16:20
Mit YouTube habe ich nicht so viel am Hut, das interessiert mich nicht so sehr. Blogs auf jeden Fall, allerdings käme es mir nie in den Sinn, die Authentizität von Leuten, die ich nicht persönlich kenne, über zu bewerten. Ich lese die Sachen, weil sie mir gefallen, wie Bücher, natürlich ab und an mit der Frage, ob das nun Fakt oder Fiktion ist, aber nie selten blauäugig. Natürlich war es schmerzhaft für mich zu erfahren, dass das Ritterleben früher weniger romantisch war oder dass es keinen Weihnachtsmann gibt (oder gibts doch einen?), aber mit dieser Tatsache habe ich mich abgefunden und gelernt, dass gesunder Zweifel ganz hilfreich sein kann.
Interessant an der YouTube-Geschichte ist, wie viele sich tatsächlich in so einem Netzwerk mitreißen und scheinbar manipulieren lassen. Ich denke momentan eher "Selbst schuld." und frage mich, wo nun der Unterschied zu einer, vielleicht künstlich, gehypten Teenieband ist, die wohl letztendlich nur den Verkauf ihrer eigenen Fanartikeln anheizen soll. Regt sich darüber jemand auf?
Interessant an der YouTube-Geschichte ist, wie viele sich tatsächlich in so einem Netzwerk mitreißen und scheinbar manipulieren lassen. Ich denke momentan eher "Selbst schuld." und frage mich, wo nun der Unterschied zu einer, vielleicht künstlich, gehypten Teenieband ist, die wohl letztendlich nur den Verkauf ihrer eigenen Fanartikeln anheizen soll. Regt sich darüber jemand auf?
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bonafide,
Dienstag, 12. September 2006, 18:23
Vielleicht ist am Vorschlag von Martin Recke was dran: Insofern schlage ich vor, die Beweislast umzukehren und bis zum Beweis des Gegenteils keine Authentizität zu unterstellen. ;-)
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schluesselkind,
Dienstag, 12. September 2006, 20:01
Arbeitet der Mann für SinnerSchrader oder wie ist der Zusammenhang? Wenn jemand aus der Werbeindustrie so etwas sagt, hat das aber doch ein Gschmäckle, oder? Also, die setzen alle professionellen Mittel ein, um ihr Produkt als möglichst echt zu verkaufen und wenn die Leute es dann glauben und es Ärger gibt, heisst es, selber schuld, dass ihr das geglaubt habt? Na, ich weiss nicht...
Aber warum sage ich das eigentlich? Ich glaube ja auch nicht, dass dieses Blog hier echt ist. :-))
Aber warum sage ich das eigentlich? Ich glaube ja auch nicht, dass dieses Blog hier echt ist. :-))
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bonafide,
Dienstag, 12. September 2006, 20:25
eben. das blog hier gehört vielleicht auch sinnerschr*ader ;-)
aber genau das läuft uns doch hier auch ständig über den weg: wenn du mir glaubst, biste selbst schuld. hm. und doch will in klein bloggersdorf wohl beinahe jeder den anschein der authentizität erwecken.
häufig ist es mir egal, ob die dinge erfunden sind die ich da lese. und es gibt weblogs, da gehe ich von der echtheit des inhalts und von einer übereinstimmung mit dem individuum hinter dem weblog aus. wenn gorillaschnitzel und ericpp beispielsweise eine person wären oder frau himbeer mit mir eine art "truman show" abziehen würde... das wäre seltsam.
anscheinend seh ich die ganze weblogsachenoch zu persönlich.
aber genau das läuft uns doch hier auch ständig über den weg: wenn du mir glaubst, biste selbst schuld. hm. und doch will in klein bloggersdorf wohl beinahe jeder den anschein der authentizität erwecken.
häufig ist es mir egal, ob die dinge erfunden sind die ich da lese. und es gibt weblogs, da gehe ich von der echtheit des inhalts und von einer übereinstimmung mit dem individuum hinter dem weblog aus. wenn gorillaschnitzel und ericpp beispielsweise eine person wären oder frau himbeer mit mir eine art "truman show" abziehen würde... das wäre seltsam.
anscheinend seh ich die ganze weblogsache
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gorillaschnitzel,
Dienstag, 12. September 2006, 20:41
Ich glaube ja auch nicht, dass dieses Blog hier echt ist. :-))Ist es auch nicht. Es ist gesponsert von der Sexismus-Gorillametzger-Industrie.
wenn gorillaschnitzel und ericpp beispielsweise eine person wären
Neinneinnein....ich werd hier keiner Verschwörungstheorie Vorschub leisten...
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himbeer,
Dienstag, 12. September 2006, 21:38
Es ist alles ganz einfach, wenn man das noch nicht selbst erlebt hat. Wenn man nur aus der Ferne mitgelesen hat, wie Menschen vor den Kopf gestossen wurden. Und dann zu sagen: Ich halte nicht viel von Fakes, man darf ja nicht alles unkritisch aufnehmen, soll sich nur an Texten orientieren und den Menschen dahinter ausblenden und die Leute, denen das passiert, wären selbst daran Schuld. Das ist einfach. Ich weiß, dass ich das auch geschrieben habe - aber ich tat das aus gutem Grund.
Ich habe heute Mittag, als ich meinen obigen Kommentar schrieb, lange gebraucht, weil ich nicht wusste, wieviel ich von den Dingen hineinpacken soll, die ich selbst schon erlebt habe. Ich habe erlebt, dass mir jemand monatelang etwas vorgespielt hat, dass ich monatelang Zeit, Energie und Geld investiert habe, um einem Menschen zu helfen, der mich nach Strich und Faden belogen hat. Ich habe erlebt, wie eine Bloggerin ihren eigenen Tod im Weblog inszenierte und was dies in mir und anderen Lesern auslöste. Ich hatte die Chance mich fast ein halbes Jahr lang täglich mit einer Bloggerin zu unterhalten, die nichts lieber tat, als mit Identitäten zu spielen, die mir, wie ich später erfuhr, nicht einmal ihren richtigen Vornamen genannt hatte.
Natürlich kann ich sagen, ich hätte kritischer sein müssen und ich wäre selbst Schuld daran, dass ich diese Erfahrungen gesammelt habe. Und es stimmt auch irgendwo. Aber es ist nicht die ganze Wahrheit. Worte können Anteilnahme erzeugen. Mitgefühl, Sympathie und vieles mehr. Und mit der Zeit eine gewisse emotionale Bindung zum Schreiber der Texte aufzubauen, ist da, meiner Meinung nach, ganz natürlich. So kann ich ganz genau sagen, welche Blogger mir sympathisch erscheinen und welche nicht - ganz unabhängig davon, ob ich sie persönlich kenne oder nicht.
Ich bin der festen Überzeugung, dass man Fakes nicht verhindern kann, und dass es jedem einzelnen passieren kann in genau so eine Falle reinzutapsen. Mein Weg dem in Zukunft zu entgehen ist nichts mehr zu glauben: Keinen Namen, keinen Wohnort, keine Angaben zum Beruf, keine Hobbies, keine Interessen... Mich interessieren die Menschen hinter den Weblogs nicht mehr.
Es fällt mir wirklich nicht leicht, das alles zu schreiben. Ich komm mir so vor, als hätten alle hier die Weisheit mit dem Löffel gefressen und ich hätte als einzige erst schmerzhaft erfahren müssen, was alle anderen schon längst wissen. Aber andererseits kommt es mir nicht so vor, als hätte auch nur einer das selbst erlebt, wovon er/sie schreibt.
Ich habe heute Mittag, als ich meinen obigen Kommentar schrieb, lange gebraucht, weil ich nicht wusste, wieviel ich von den Dingen hineinpacken soll, die ich selbst schon erlebt habe. Ich habe erlebt, dass mir jemand monatelang etwas vorgespielt hat, dass ich monatelang Zeit, Energie und Geld investiert habe, um einem Menschen zu helfen, der mich nach Strich und Faden belogen hat. Ich habe erlebt, wie eine Bloggerin ihren eigenen Tod im Weblog inszenierte und was dies in mir und anderen Lesern auslöste. Ich hatte die Chance mich fast ein halbes Jahr lang täglich mit einer Bloggerin zu unterhalten, die nichts lieber tat, als mit Identitäten zu spielen, die mir, wie ich später erfuhr, nicht einmal ihren richtigen Vornamen genannt hatte.
Natürlich kann ich sagen, ich hätte kritischer sein müssen und ich wäre selbst Schuld daran, dass ich diese Erfahrungen gesammelt habe. Und es stimmt auch irgendwo. Aber es ist nicht die ganze Wahrheit. Worte können Anteilnahme erzeugen. Mitgefühl, Sympathie und vieles mehr. Und mit der Zeit eine gewisse emotionale Bindung zum Schreiber der Texte aufzubauen, ist da, meiner Meinung nach, ganz natürlich. So kann ich ganz genau sagen, welche Blogger mir sympathisch erscheinen und welche nicht - ganz unabhängig davon, ob ich sie persönlich kenne oder nicht.
Ich bin der festen Überzeugung, dass man Fakes nicht verhindern kann, und dass es jedem einzelnen passieren kann in genau so eine Falle reinzutapsen. Mein Weg dem in Zukunft zu entgehen ist nichts mehr zu glauben: Keinen Namen, keinen Wohnort, keine Angaben zum Beruf, keine Hobbies, keine Interessen... Mich interessieren die Menschen hinter den Weblogs nicht mehr.
Es fällt mir wirklich nicht leicht, das alles zu schreiben. Ich komm mir so vor, als hätten alle hier die Weisheit mit dem Löffel gefressen und ich hätte als einzige erst schmerzhaft erfahren müssen, was alle anderen schon längst wissen. Aber andererseits kommt es mir nicht so vor, als hätte auch nur einer das selbst erlebt, wovon er/sie schreibt.
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mark793,
Dienstag, 12. September 2006, 23:44
@himbeer:
Ich komm mir so vor, als hätten alle hier die Weisheit mit dem Löffel gefressen und ich hätte als einzige erst schmerzhaft erfahren müssen, was alle anderen schon längst wissen.
Ich kann über die Erfahrungen der anderen nichts sagen. Aber abgesehen von der Marie-Anne-Sebas-Geschichte (hattest Du die damals nicht auch mitgekriegt?) und ein paar harmloseren Debatten um die Geschichten von Amiel hat mir diese Frage wirklich nie Kopfschmerzen gemacht.
Es ist nun aber auch nicht so, dass ich von vornherein gar nichts glaube. Ich denke, ich hab einen einigermaßen intakten Riecher für Bullshit-Detektor, den ich mir in 20 Jahren Berufserfahrung als Journalist angeeignet habe, und zum Teil sind mir viele Details hier im Dorf nicht sooo wichtig, dass an ihrem Wahrheitsgehalt für mich viel abhängt.
Und auf die Gefahr hin, dass es arrogant klingt: Mein Herz läßt sich normalerweise nicht betrügen. Wenn ich aufgrund der Lektüre eines Blogs Zu- oder Abneigung verspüre, potenziellen Stress ahne oder das Gefühl habe, da ist jemand, der ähnlich tickt wie ich, dann hat das (bisher zumindest) noch jedesmal seine Berechtigung gehabt - jedenfalls soweit ich das dann später an der Realität messen konnte im Rahmen von Treffen im "meatspace".
Ich kann über die Erfahrungen der anderen nichts sagen. Aber abgesehen von der Marie-Anne-Sebas-Geschichte (hattest Du die damals nicht auch mitgekriegt?) und ein paar harmloseren Debatten um die Geschichten von Amiel hat mir diese Frage wirklich nie Kopfschmerzen gemacht.
Es ist nun aber auch nicht so, dass ich von vornherein gar nichts glaube. Ich denke, ich hab einen einigermaßen intakten Riecher für Bullshit-Detektor, den ich mir in 20 Jahren Berufserfahrung als Journalist angeeignet habe, und zum Teil sind mir viele Details hier im Dorf nicht sooo wichtig, dass an ihrem Wahrheitsgehalt für mich viel abhängt.
Und auf die Gefahr hin, dass es arrogant klingt: Mein Herz läßt sich normalerweise nicht betrügen. Wenn ich aufgrund der Lektüre eines Blogs Zu- oder Abneigung verspüre, potenziellen Stress ahne oder das Gefühl habe, da ist jemand, der ähnlich tickt wie ich, dann hat das (bisher zumindest) noch jedesmal seine Berechtigung gehabt - jedenfalls soweit ich das dann später an der Realität messen konnte im Rahmen von Treffen im "meatspace".
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gorillaschnitzel,
Mittwoch, 13. September 2006, 11:46
@himbeer: Das alles kann dir im "wirklichen" Leben allerdings auch passieren. Zwar ist es da nicht ganz so leicht, eine komplett andere Identität anzunehmen, aber prinzipiell ist es auch da möglich. Vermutlich wird einem das via Internet schneller unterkommen, eben weil es einfacher ist.
Man wird übrigens nicht nur enttäuscht: Wenn man einigermaßen sparsam mit seinen "Investitionen" umgeht, kann man wunderbare Menschen kennenlernen, die man auf "normalem" Weg nie und nimmer getroffen hätte.
Man wird übrigens nicht nur enttäuscht: Wenn man einigermaßen sparsam mit seinen "Investitionen" umgeht, kann man wunderbare Menschen kennenlernen, die man auf "normalem" Weg nie und nimmer getroffen hätte.
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bonafide,
Donnerstag, 14. September 2006, 01:36
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