Donnerstag, 26. März 2009
Fleischwasser
Das hier ist großartig gemacht. Geschmacksrichtungen: English Breakfast, Königsberger Klopse, Boeuf Stroganoff, Chicken Teriyaki und viele mehr.

Es ist so verblüffend echt gemacht, dass dort mittlerweile auch größere Bestellungen eingehen. Es ist ein Kunstprojekt eines deutschen Künstlers, der irgendwo in New York rumhockt

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Mittwoch, 25. März 2009
Ich hab ja eigentlich immer Überschriften, aber dieses Mal fällt mir nichts besseres ein, drum muss das als Überschrift herhalten
1994 hatte ich die Gelegenheit, Geschichte live mitzuerleben. Die Gelegenheit hatte ich auch schon in den Jahren ´89/´90, aber da war ich noch jung und naiv. Das war ich zwar auch 5 Jahre später noch und selbst heute lauf ich nun älter geworden mit einer der Eigenschaften über den Planeten, aber 1994 habe ich gelernt, dass erstens Geschichte nicht zwangsläufig gut ausgehen muss, wie ich ´89/´90 noch geglaubt hatte und dass zweitens Geschichte aus mehr besteht als aus zusammengeschnittenen Fernsehschnipseln im Zeitraffer.
1994 war ich zum ersten Mal in Südafrika und das war eine interessante und spannende Zeit. Im Radio dudelte den ganzen Tag Eddie Grants "Gimme Hope Jo´anna", die Apartheid war wohl schon abgeschafft, aber man sah teilweise immer noch Schilder auf Parkbänken, auf denen man "whites only" lesen konnte und ein "colored" glotzte mich ganz seltsam von der Seite an, weil ich ihm völlig unbewusst die Tür aufgehalten hatte.

Die Stimmung war seltsam, weil keiner so recht wusste, was wohl passieren würde, wenn Mandelas ANC nach der Wahl an der Regierung sein würde. Zumindest der Wahlsieg des ANC war damals einigermaßen klar, das war aber beinahe schon das einzige. Die Apokalyptiker -und es gab viele Apokalyptiker in diesen Zeiten: Gut saturierte Britenrentner die in einer Art Spätimperialismus sich von Indern den Tee zubereiten ließen, weiße Südafrikaner, die befürchteten, mit den Schwarzen bräche der Kommunismus aus und die indische Minderheit Durbans, die befürchtete, ihre Discos würden jetzt auch von Weißen und Schwarzen aufgesucht- faselten vom Bürgerkrieg und wie zur Bestätigung schossen in Natal Inkathamitglieder eine ANC-Demo nieder, während ich 800 Meter weiter im Hotelzimmer saß und nichts davon mitkriegend, mich bei "Derrick" auf Zulu über Harrys Schnalzlaute scheckig lachte. Gut, es könnte auch Xhosa gewesen sein.

Am meisten bedroht fühlten sich die Weißen und darunter diejeniegen, die am vehementesten an der alten Ordnung festhalten wollten: Die Buren, die sich selbst auch Afrika(a)ner nannten. Auch da wahrlich nicht alle, aber man traf in jenen Zeiten nicht wenige, die wirklich klassisch in das Rollen- und Klischeebild passten und die eine Mischung aus Amish People und völkischem Nationalismus ins ausgehende 20. Jahrhundert gerettet hatten: Das Selbstverständnis bestand aus Farmen in den weiten Ebenen Transvaals, Khakikleidung, andauerndem Widerstands- und Überlebenskampf gegen Engländer und/oder "Kaffir" (vulgo Neger), heroischen Gesten und dem Gefühl der Überlegenheit des "Boerevolks" gegenüber allen anderen.

Die Extremsten unter ihnen fanden sich in der "Afrikaner Weerstandbeweging" wieder, die sich von den Nazis allenfalls darin unterschied, dass aus der Swastika ein Zacken entfernt und somit eine Triskele geworden war. Sie hatten schon ein dreiviertel Jahr zuvor die Tagungsstätte in der über das Ende der Apartheid verhandelt wurde mittels Panzerwagen gestürmt und erreicht, dass sie ungestraft wieder abziehen durften. Auch sonst bestand das Verhältnis zwischen den Burennazis und dem südafrikanischen Staat eher in "Leben und leben lassen" und das hat den Trupp dann größer und einflußreicher erscheinen lassen, als er war.
Der Führer (und das kann man nun bedenkenlos als Analogie lesen) war wohl der Ansicht, man könne mit schierer Gewalt den unvermeidlichen Lauf der Dinge doch noch ändern und so kam es dann im März 1994 zum großen Showdown in Bop. "Bop" klingt erstmal lustig, steht aber als Kurzform für Bophutatswana und ein damaliges Homeland, das wieder in den südafrikanischen Staat reintegriert werden sollte, was wiederum der damalige Präsident von Bop verhindern wollte, weil er zurecht um seine Pfründe fürchtete.

Es fand sich dann die seltsame Konstellation aus Afrikaner Weerstandsbeweging und schwarzen, korrupten Homeland-Fanatikern, die gegen die südafrikanische Regierung und Bophutatswana-Oppositionellen standen. Das Ergebnis waren hunderte Buren, die 2 Tage lang mit ihren Pickups im Konvoi durch die Straßen fuhren und wahllos auf alles schossen, was ihnen in den Weg kam. Sie nannten es "kaffirskiet piekniek", Kafferschießenpicknick. Dutzende Tote. Ein Tag, an dem der südafrikanische Rassismus seine allerdreckigste Fratze zeigte.

Es war aber auch der Tag, an dem selbst den hartnäckigsten Rassisten klar wurde, dass es mit der Vorherrschaft einiger Rassisten über die Mehrheit endgültig vorbei sein würde:
Es war der Tag, an dem Polizisten ein Auto des Konvois mit Schüssen stoppten, Nicolaas Fourie tot aus dem Auto fiel, zwei verletzte Buren aus dem Auto krochen, im Dreck lagen und von Journalisten interviewt wurden und Alwyn Wolfaardt aus Naboomspruit den Journalisten bestätigte, er und seine beiden Kameraden seien von der AWB und bat, man möge endlich einen Doktor holen, während Jacobus Uys seine Rassismustiraden erst dann einstellte, als er Gewehre sah und es war der Tag, an dem ein schwarzer Polizist hinzutrat und vor laufenden Fernsehkameras eben jene Buren erschoss und es war der Tag, an dem diese Bilder in den Hauptnachrichten Südafrikas in voller Länge ausgestrahlt wurden. Der Tag, an dem die Rassistenbewegungen der Buren endgültig verloren hatten.

Und es war der Tag, an dem ich zum ersten Mal solche Bilder gesehen habe.

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Dienstag, 24. März 2009
Von afrikanischen Eisenbahnlinien, besoffenen Schimpansen und Ökonomen, die trotz kapitaler Verrechner Applaus ernten
"Wir wissen heute: Es wäre ein geringeres Risiko gewesen, eine Eisenbahnlinie quer durch Afrika zu bauen, als in eine angesehene New Yorker Investmentbank zu investieren."

Sagte der Köhler-Horst in seiner viel gelobten Rede und ich will gerne an dieser Stelle anfügen, dass es ein geringeres Risiko gewesen wäre, die Währungsunion 1990 einem besoffenen Schimpansen mit Verhaltensauffälligkeit anzuvertrauen, als dem damaligen Staatssekretär, der sich um die bescheidene Summe von grade mal 200 Milliarden verrechnete und den jetzigen Schuldenberg erst aufbaute.

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Sonntag, 22. März 2009
Neulich in der Betriebsversammlung

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Samstag, 21. März 2009
Learning to fly
Was soll man davon halten, wenn man Flüge sucht, dabei auf Flugzeuge stößt, deren Namen man noch nie gehört hat und die anschließende Googlesuche herausspuckt, dass "das Flugzeug fast ausschließlich als Frachtflugzeug eingesetzt wird," die "Zahl der Totalverluste deutlich überdurchschnittlich ist" und dann auch noch das bei der Suche nach Flugzeugtyp 2 auftaucht?

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Samstag, 21. März 2009
Blaues Blut
Inzest ist so ein Tabuthema. Zurecht. Weil das irgendwann völlige Schwachmaten hervorbringt.
Richtige Fachleute diesbezüglich gibt es allerdings zuhauf und die finden sich sehr häufig im Adel.

Da wären Schorsch, Nicky und Willi. Deren Verwandtschaftsverhältnisse sind zwar nun nicht inzestuös, aber vielleicht ein Synonym dafür, wie eine Familienfehde in einen Weltkrieg ausarten kann: Willys Mutter ist die Schwester von Schorschis Papa, Schorschis Mama ist die Schwester von Nickys Mama und Nickys Urgroßmama ist die Schwester von Willys Opa.

Sehr viel erfolgreicher waren die Habsburger beispielsweise, die waren irgendwann so eng miteinanander verwandt, dass sich daraus mehr als nur ein geisteskrankes Familienmitglied ableiten lässt.

Der gute Erzherzog Franz heiratete mit Maria Theresia seine Cousine ersten Grades und war sowohl väterlicher- als auch mütterlicherseits mit ihr verwandt.

Das prominenteste Beispiel aber ist Don Carlos, , spanischer Infant, derselbe, den dann Schiller verdichtet hat. Das ist so eine Art Prototyp. Ein Musterbeispiel genetischer Determination. Carlos hatte statt der üblichen 8 Urgroßeltern nur 4 Urgroßeltern. Und statt 16 Ururgroßeltern nur deren 6. Wenig Wunder, dass der Kerl als reichlich geisteskrank in die Geschichte einging und vom eigenen Vater abserviert wurde.

Und weil das graphisch viel toller aussieht, habe ich kurz gebastelt und das sieht dann so aus (Verwandtschaftsebenen jeweils in verschiedenen Farben und viel bunt):


....etwas größere Version...

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Dienstag, 17. März 2009
Todesstrafe
Ich hab mir jetzt eine Weile überlegt, ob ich das so bringe und tu es jetzt in genau der Form -"unzensiert"-. Weil der Fall immerhin so prominent ist, als die Namen der Beteiligten locker zu ergoogeln sind


Allzu lange ist das noch nicht her mit der Abschaffung der Todesstrafe. Genaugenommen kennt die hessische Landesverfassung das noch bis zum heutigen Tag. In Westdeutschland wurde sie mit Einführung des Grundgesetzes abgeschafft (die DDR machte noch einige Jahrzehnte weiter). Die letzte Hinrichtung Westdeutschlands, zu dem Westberlin damals nicht gehörte, fand 3 Monate vor Inkrafttreten des Grundgesetzes statt und zwar in Württemberg-Hohenzollern. Dort wurde Mitte Februar 1949 ein Raubmörder enthauptet. Der Fall an sich war relativ eindeutig: Der Mann hatte einen LKW-Fahrer erschossen, weil er dessen Reifen auf dem Schwarzmarkt verkaufen wollte. Ich will nun auch nicht mehr mit Worten langeweilen, weil man auch Dokumente für sich sprechen lassen kann.

Wie es in Deutschland üblich ist, wird auch daraus ein Aktenvorgang, in dem alles haarklein und bis ins Letzte protokolliert wird. So auch hier.

Teile der Gesamtakte in den Kommentaren


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Sonntag, 15. März 2009
Human Halma

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Samstag, 14. März 2009
Endlich...
....weiß ich, wozu diese elendigen Feinstaubplaketten gut sind....

....und frage mich an dieser Stelle, was aus der guten alten Mafia geworden ist. Mal ehrlich: Mafiosi, die sich schön ordentlich an kommunale Vorschriften halten und Feinstaubplaketten kaufen. Solche Nieten!

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Freitag, 13. März 2009
Amok
Ich bin männlich, mehr oder weniger unauffällig, manche sagen, ich sei einigermaßen freundlich, mir wurde schulischerseits mehrmals bescheinigt, dass ich hätte wesentlich bessere Abschlüsse machen können, mein ganzer Kleiderschrank ist voller schwarzer Klamotten, ich halte mich ständig im Internet auf, höre Musik, die andere für grenzwertig halten und ich habe auch mal Moorhühner weggeballert. Kurz: Ich bin so etwas wie der Prototyp eines Amokläufers und gelte jetzt wahrscheinlich als Gefährder oder so ähnlich und kann von daher froh sein, nicht in Schutzhaft genommen worden zu sein.

Wie ich so da sitze zwischen Internet und Fernsehen und der Mensch währenddessen -wie ich jetzt weiß- zwei Mal nur 3 Kilometer bei mir am Haus vorbeifährt (wie surreal), da präsentieren die Medien auch dann schon so viel Daten, dass ich nur 8 Minuten brauche (und da ist noch kein Klarnamen im Netz), die exakte Identität herauszufinden. Das ist nun keine besondere Leistung und schon gar keine Kunst, es ist minimales Anwenden des Hilfsmittels „Google“.

Und weil das erstens vor der Haustür passiert ist und ich zweitens Zeit habe, hab ich das getan, was ich letztens 9/11 getan hab: Infooverkill pur. TV, Internet, Nachrichten, Pressekonferenzen, alles fressen.

Mag sein, dass ich da ein wenig überdosiert bin, aber zumindest ich halte die Berichterstattung der Medien für reichlich geschmacklos, ich mag mich da irren. Ja, Mediengesellschaft, ich weiß, aber ich finde es völlig saudumm, 2 oder 3 Stunden nach so einem Massaker 11jährige Schulkinder vor die Kamera zu zerren und zu interviewen. Ich finde es auch ebenso saudumm, Informationen so zu präsentieren, dass ich 8 Minuten brauche, Identitäten herauszufinden. Erstaunlich mag man auch finden, dass sich gestern noch keiner etwas erklären konnte und heute schon das perfekte Monster zu Tage tritt: Gestern bestand das Psychogramm noch aus einem harmlosen Sohn, der völlig durchschnittlich war, am Tag drauf kriegt man dann einen Waffennarr präsentiert, der schulisch mehr oder minder versagt hat, ein Frauenhasser und gestörter PC-Junkie mit abgebrochener Therapie.

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