Mittwoch, 12. September 2007
Halbdackel des Monats

Der Afrikaner



Soso, Hannes Jaenicke, Sie sind also der Ansicht, dass
"in Afrika die Menschen trotz ihrer Armut so glücklich und zufrieden sind, während die Europäer obschon ihres Reichtums depressiv und unzufrieden sind"

Das mag sein. Zumindest könnte das für die glücklichen Neger am Strand zutreffen, denen Sie bisher begegnet sind.

Aber vielleicht könnten wir an dieser Stelle auch mal die vielen glücklichen Afrikaner in Erinnerung rufen, die so glücklich sind, dass ihnen zu wohl wird und sich auf große Mittelmeerfahrt begeben, um mit den Europäern ihr Glück zu teilen.

Nicht zu vergessen auch die über 3 Millionen Kongolesen, die nun leider nicht mal mehr unglücklich sein können, weil sie in den letzten Jahren während des Bürgerkriegs dahingemetztelt wurden....

all die glückseligen AIDS-Waisen des südlichen Afrika....

die Kindersoldaten aus Liberia, der Elfenbeinküste oder aus Sierra Leone...

die ruandischen Genozidwaisen und des algerischen Terrors...

die Amputierten Angolas und Mocambiques...

die überglücklichen Menschen aus Zimbabwe, die außer Robert Mugabe kein einziges Problem kennen...

Keine Rede auch von den zufriedenen und glücklichen Menschen in Darfur und dem übrigen Sudan, dem Niger, Eritrea, Äthiopien, Tschad, Uganda, Burundi, Somalia oder Guinea.


Alle glücklich und zufrieden. Leider zwar arm, aber so ein Negerlein wäre nicht mehr arm und zufrieden, wenn es je mal reich wäre. Oder: Manchmal einfach mal besser die Fresse halten....

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Provinzzz
Das Leben in der deutschen Provinzzz, deren Dreifach-z allein für den Mief und den Klüngel steht, treibt die allerschönsten Blüten. Gerade und vor allem in der Kommunalpolitik. Hier dürfen sich auch Minderbegabte und Talentfreie austoben, solange sie nur über ein entsprechendes Mundwerk und einen guten Leumund verfügen.

Beispielhaft sind in aller Regel größere Bauvorhaben, die von der Kommunalpolitik mitsamt dem Bürgermeister als Rädelsführer mit großer Begeisterung vorangetrieben werden, von der Basis -der wählenden Bevölkerung- aber mit ebenso großer Skepsis verfolgt werden, weil diese -oft zurecht- befürchtet, die honorigen Räte wollten sich hier Denkmäler bauen.
Daraus entsteht dann ein sehr fragiles Gebilde, das aber im Normalfall lange hält. Oft Jahrzehnte. Bürgermeister werden bedingt demokratisch gewählt und sitzen dann lebenslang im Rathaus, bei den Gemeinderäten erfolgt dann die Auswahl aus exakt 1 Liste aus der man dann 12 aus 15 picken darf.

Sehr beliebt sind Verkehrsfragen. Da sind genervte Bürger am ehesten bereit, sich zusammenzurotten und in Bürgerinitiativen tätig zu werden. Vor allem aus der Großstadt zugezogene Neubürger mit Kleinkind tun sich hervor, die bemerken, dass die Provinzzz in Sachen Verkehrsbelastung so gar nicht provinzzziell ist. Und so beginnt dann die Hauptphase für ein Verfahren, das seinen Anfang oft schon Jahrzehnte zuvor genommen hat. Manchmal kurz nach dem 1. Weltkrieg. Das Vorhaben ist revolutionär und nennt sich "Ortsumfahrung" oder auch "Umgehungsstraße".

Die ersten Planungen gab es manchmal schon 1920 oder 1925. Damals hielt man das wohl noch für eine spinnerte Idee oder luxuriösen Größenwahn, der das fragile Gleichgewicht ins Wanken gebracht hätte.
Also debattierte man bis weit in die 60er und 70er hinein die Trassenführung.
Ab hier beginnen dann die verschiedenen Gutachter tätig zu werden: Verkehrsexperten reisen von weit her an und erstellen mal das eine, mal das andere Gutachten, hier mal eine Expertise, dort mal eine Expertise.....
Normalerweise liegen dann mindestens 4 Trassenführungen vor, die aber allesamt ungeeignet sind, weil sie entweder

- mitten durch eine Fabrikhalle führen (und damit im heiligen Technikländle sakrosankt sind) oder

- durch ein Naturschutzgebiet (was kein Problem wäre, gäbe es diese Leute aus der Hauptstadt mit ihren größenwahnsinnigen Geboten und Verboten nicht....und das wegen ein paar Fröschen), oder

- führen direkt durch eine Streuobstwiese eines honorigen Herrn (und Schnaps war schon immer ein wichtiges Argument und deshalb hört hier der Spaß auf).

Daher wird sehr darauf geachtet, eine geeignete Trasse zu finden. Hierfür werden Jahrzehnte verwendet.
Vermutlich hätten die allermeisten Beteiligten allein an der Trassenfindung bereits so viel Spaß und Freude, dass es nie zum eigentlichen Bau kommen würde.
Wären da nicht die Bundeszuschüsse. Die will man nicht verlieren und muss sich dann manchmal in kürzester Zeit einigen, weil die sonst weg sind. Und das will wirklich keiner, da das hiesige Motto ohnehin lautet, dass "alles was hier "verspart" würde, die in Berlin wieder mit beiden Händen zum Fenster rauswerfen" würden. Drum möchte man das bißchen, was dann zurückkommt auch wieder einsacken. Man hat´s ja selbst mit eigener, schwerer Arbeit erschafft.

Nun hat man das Dilemma und muss auf einmal die vielen selbst gemalten Plakate von Kinderhand ("Bitte fahrt langsam, hier spielt die kleine Laura-Sophie", "Umgehung jetzt", "28.000 jeden Tag, der kleine Pascal-Oliver überhaupt nicht mag") ernst nehmen, was aber wieder ziemlich schwer ist, weil die Idealtrasse halt doch diejenige ist, die durch die Streuobstwiese vom Fritz führt und das wiederum ist ziemlich blöde, weil der Fritz

1.) im Gemeinderat ist,

2.) die Wiese schon dem Fritz seinem Uropa gehört hat und der seinerzeit schon einen legendären Most gemacht hat,

3.) man den Fritz nicht einfach so enteignen kann, weil dem Fritz seine Bäume überhaupt nicht zu ersetzen sind, die Lage ohnehin einmalig ist und

4.) der Fritz auch noch im Sportverein, im Musikverein, im Kleintierzüchterverein, im Kirchenchor und im Kleinkaliberverein ist und jede Menge Leute kennt, die ihm allesamt nicht weh tun wollen. Und wenn der erst seinen Schwager ein Gutachten schreiben lässt, ist´s aus mit dem Frieden im Dorf.

Also muss sich die Kommune zusammensetzen und eine Lösung für den Fritz finden. Verkauf, Enteignung oder ähnliches kommt nicht in Frage. Das Zauberwort heißt schlicht: Bauerwartungsland. Die Obstwiesen werden einfach neu umgelegt. Dadurch macht der Fritz noch einen ordentlichen Reibach und die Trasse hat sich allein schon deswegen erledigt, weil eine Umgehungsstraße ja nix mehr umgeht, wenn irgendwann einmal Häuser stehen könnten.

Jetzt beginnt die Phase der Träumer und Utopisten. Von überall her prasseln nun die Ideen auf die arme Kommune hernieder. Die mit weitem Abstand beliebteste Idee nennt sich "Tunnel" und geht ganz einfach: Dort wo bisher ohnehin eine Straße existiert, wird einfach ein Tunnel gebaut unter der gesamten Kommune hindurch.
Diese Traumlösung hat nur 2 Haken:

a) 5 x so teuer wie die Trasse über Fritzens Wiesen und

b) braucht so ein Tunnel auch eine Entlüftung und wenn das Dingens schnurgerade unterm Dorf durchführt, wird mit ziemlich großer Wahrscheinlichkeit mitten im Dorf entlüftet.

An diesem Punkt entlädt sich dann der bürgerschaftliche Protest: Unter Umständen wird die gesamte Ortsdurchfahrt mal schnell lahm gelegt. Meist ganz legal, weil es weder für die linke noch für die rechte Straßenseite ein Parkverbot gibt und schon ist die Durchfahrt in beide Richtungen nicht mehr möglich und der Stau zig Kilometer lang. Damit schafft man´s dann mindestens ins Lokalblatt.
Nun muss der Gemeinderat zurückrudern und schlägt eine komplett neue Trasse vor: Der Fritz hat ein paar Äcker, die er ohnehin nicht mehr bewirtschaftet und wäre bereit, die der Gemeinde zum Vorzugspreis abzugeben und dann wäre eine gemischte Lösung möglich: Halb Umfahrung, halb Tunnel. Ist zwar noch nicht ganz sicher das alles, aber es ist mal Baubeginn, weil sich das gut macht, wenn der Bürgermeister mit Bagger in der Zeitung abgebildet ist und man ja ohnehin erstmal die Bundesmittel und das mit dem Tunnel ist dann später und ein Anfang ist ja schon gemacht und nun muss man nur noch schauen, wie´s weiter geht.

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