Mittwoch, 9. Juni 2010
Einmal so querbeet
Hier war ein paar Tage Funkstille und das hatte gleich mehrere Gründe. Zum einen schlicht das Wetter. Nachdem es hier während des Mai an (haltense sich fest) 26 von 31 Tagen geregnet hat, hängt man lieber in der Matte als vorm Laptop. Zum anderen hatte ich wieder eine lustige Fahrt ins russische Konsulat und jetzt endlich das Visum im Pass. Schade nur, dass das Hologramm nur durch die Kamera so schön bunt ist.



So. Das heißt nun konkret: Sie dürfen sich gemeinsam mit mir durch allerlei Zeugs bewegen, das ich so in den letzten grob 5 Tagen gemacht hab oder das ich irgendwie toll, seltsam, wunderlich oder scheiße fand. Das dürfte wahrscheinlich so ziemlich chaotisch sein, allein schon deshalb, weil ich mal ganz anders rangehe an die Schreiberei und momentan noch nicht weiß, wie die näxxte Zeile aussieht, geschweige denn der restliche Beitrag.

Ich finde, das geht so ein ganz klein wenig in Richtung Gonzo und da wären wir dann bei Louis Theroux und das ist ein großartiger Typ. Weil er an Grenzen geht und sich mit Leuten unterhält, von denen ich noch nicht mal wusste, dass es sie gibt und deren Abgründe noch tiefer sind als der Marianengraben. Er stellt herrlich dumme naive Fragen (Why would anyone want to conduct anal sex?), aber meist die richtigen und kann dabei gucken, wie nur neugierige Englänger gucken können.

An den kommt kulttechnisch eigentlich nur Ganoven-Ede ran. Den kennen Sie doch hoffentlich noch. Aktenzeichen XY. Auch der: Ganz groß. Damals. Mit Peter Nidetzky aus Wien und Konrad Toenz in Zürich. Vor allem während der 80er: Die Studiokulisse braun, Edes Jackett braun und man kann kaum glauben, dass es in all den erdigen Brauntönen tatsächlich Menschen gegeben hat, die damals Pastelltöne getragen haben.
Ede aber war ein Kontinuum. Weil er erstens immer gleich aussah und weil er zweitens suggerierte, dass es da draußen immer gefährlich ist. Und längst nicht nur da draußen. Ich gestehe, dass ich immer wieder mal Aktenzeichen XY heimlich geschaut habe, wenn meine Eltern grade mal weg waren. So mit 8 oder 10 etwa. Es war beängstigend und das Licht brannte hinterher auch in Bereichen, in die ich sonst eher selten kam. Vielleicht lag es daran, dass das alles echt war, vielleicht aber auch daran, dass Ede emotional in etwa so aufregend wie ein wechselwarmes Viech in der Winterstarre war, aber die Sendung wie ein Buchhalter mit Kommentaren a la "Marina hat nicht den Bus genommen, deshalb ist sie jetzt tot" bereichert hat. Ich weiß nicht, wer grausiger war: Die Typen auf den Phantombildern oder Ede.



Achja Phantombilder. Es gibt ja Leute die einem solchen ähnlich sehen. Seit Montag weiß ich: Es gibt auch Leute, die ein Phantomfoto sind. Sehen nicht nur ähnlich, sehen exakt so aus. Womit wir jetzt in Frankfurt wären, weil mir da in der U-Bahn ein solcher Heini begegnet ist. Da musste ich mal kurz hin, eben wegen der Visa und dann erlebte ich mal ganz kurz meine Horrorvision auf dem Römer. Der Römer ist, wo bundesdeutsche Fußballnationalmannschaften ihre Titel feiern, so sie denn einen solchen hin und wieder mal holen. Ich sah da am Montag tatsächlich Holländer verfrüht ihren ersten Titel feiern. Mitsamt ihren orangenen Mützen.



Die Erleichterung war wirklich immens, als ich erkennen durfte, dass das gar keine Holländer waren sondern der Marburger Bund.
Sodale. Womit wir beim Sparpaket wären. Wie das die FDP dem Marburger Bund ihrer Klientel verkauft ist mir egal, mir gehts um einen einzigen Satz von der Angie, die sich erstens mal mit ihrer Nundochnichtbundespräsidentin in die Nesseln gesetzt hat und dann noch mal schnell gesagt hat, das Sparpaket müsse sein, weil WIR alle über unsere Verhältnisse gelebt hätten. Dem mag ich widersprechen. Ich habe nicht über meine Verhältnisse gelebt. Ich habe ein regelmäßiges Einkommen und mit dem bediene ich meine Bedürfnisse. Ich habe zwar einen Kredit laufen, aber den zahle ich regelmäßig und pünktlich ab. Mein Girokonto ist hin und wieder mal etwas im Minus, aber nie so, dass da die Bank Angst kriegt und etwas sperrt. Ich gebe seltenst mehr aus als ich einnehme und wenn, dann auch nur, weil mal was besonderes ansteht. Ich habe eine private Zusatzversorgung zur Rente, habe bisher alle Rechnungen bezahlt, bin versichert bis zum gehtnichmehr, habe keinen Schufaeintrag und gehe regelmäßig arbeiten. Ich zahle regelmäßig Steuern aller Art und habe vom Staat bisher folgende Gelder beansprucht und direkt bekommen:

- 8 Jahre Eigenheimförderung i.H.v. ich glaube 1250 Tacken jährlich
- einmalig eine Förderung der Solarenergie für den Mist auf dem Dach, ich glaube, es waren 1200 Euro
- 6 Monate BaFöG in Höhe von 48 Mark im Monat, hälftig vollständig zurückbezahlt (auf einen Schlag, man bot mir auch Ratenzahlung an.)
(dazu Gratisschulbildung und meine Eltern haben Kindergeld für mich gekriegt).

Das steht in keiner Relation dazu, wieviel ich jährlich -einigermaßen gerne- bezahle. Und dann erklärt die Ische, dass "WIR" über unsere Verhältnisse gelebt haben?

Dann doch lieber wieder Frankfurt. Ich hatte in den letzten zwei Wochen zwei Mal die Gelegenheit, Frankfurt anzuschauen. Mal ehrlich: Frankfurt war für mich Äbbelwoi und Bembel. Und Heinz Schenk. Nichts gegen Äbbelwoi, auch wenn ich lieber Moschd mag und das auch nicht wirklich supergerne, und nichts gegen Bembel und erst recht nichts gegen Heinz Schenk. Heinz Schenk ist vielleicht die personifizierte Verkörperung der Kohlschen Welt, aber Heinz Schenk ist cool. Wirklich. Weil er sich im Gegensatz zum Bimbes nie verstellt hat und einigermaßen glaubhaft versichern kann, dass die Welt so ist, wie er das sagt. Für ihn ist es ja auch so. Andere Generation eben.
Wie auch Goethe. Also als Frankfurter würde ich dem in 100 Jahren nicht verzeihen, dass der von da weggegangen ist und das auch noch freiwillig und gar noch nach Thüringen. Ist ja nicht wie bei Schiller, der die württembergischen Herzöge als Drangsal empfand. Aber egal. Der Goethe dient nun als Buchpräsentator für den Luigi und der wiederum ist altgedienter Café-Conferencier und hat darüber ein Buch geschrieben.

... comment

 
"Lebbe geht weider"

... link  

 
Genial!
Dragoslav Stepanovic sieht Luigi erstaunlich ähnlich....:-)

... link  


... comment
 
Schon mal üben: "Dostoprimetschatjelnosti"

Äbbelwoi mag ich auch nicht.

... link  

 
Das sollte man wohl mit einem Muttersprachler üben. Weil: So wie es geschrieben steht, wird es ja häufig nicht ausgesprochen. Da hilft es dann auch wenig, wenn man kyrillisch lesen kann....

... link  

 
Äbbelwoi auf kyrillisch - klingt interessant ;-)

... link  

 
ЭББEЛBOЙ?

:-)

... link  

 
Süß, nicht der Wein, sondern die Schrift. Aber ich glaube, da fehlt noch ein Weichheitszeichen ;-)

... link  

 
Sowas?

Ъ

ЭББEЛBOЙЪ?

... link  

 
Perfektowitsch

... link  


... comment
 
Horrororangisten
Ja, es fällt auf daß immer mehr Gesellschaften und Gruppen sich unserer Nationalfarbe erbarmen. Jetzt sind es die Marburger Bündnisse in Frankfurt. Was sie tun und wollen weiß ich nicht (noch mehr Ungesundheitsreformen oder was?) aber es führt zu weit wegen der Farbe von einer Horrorvision zu sprechen. Oder?
Gruß, T.

... link  

 
Nur fußballtechnisch. Einzig und allein wenn es um Fußball geht. Sonst ist Holland ganz ehrlich ein tolles und schönes Land, das ich wirklich sehr mag. Aber Sie müssen mir hin und wieder auch mal 90 Minuten lang gestatten, das zu vergessen.
Das triffts ganz gut...

... link  


... comment
 
Ich kann Sie nur ermuntern,
mit dieser Form der Schreiberei weiterzumachen. Ich mag das, wie Sie hier vom Hölzchen aufs Stöckchen einen zum anderen kommen. Das geht durchaus in die Richtung des sehr von mir verehrten Max Goldt und seiner legendären "Titanic"-Kolumnen.

... link  

 
Herzlichen Dank für Ihr schönes Kompliment. Aber Max Goldts Schuhe sind mir eine paar Nummern zu groß. :-)

... link  

 
Lieber Herr Schnitzel,

ick finde det hier aber auch immer janz knorke, wa? So nette Themen, und auch so nette Kommentatoren. Im Sinne meines Vor-Posters zusammengefasst: Max. Goldtich ;-)

... link  

 
Ich kenne oder erahne so in etwa den Stellenwert von Max Goldt für den Kollegen da oben. Wenn der Name fällt ist das beinahe sowas wie ein Ritterschlag...

... link  


... comment
 
Und haben Sie nu, da die Papiere wieder da sind, schon die Ummeldung in Gang gebracht?
Oder wars keine Ummeldung, aber ein Kollege?
Zu warm, zu viele Leute die Woche *gg* Ich komm durcheinander.


Vorgestern in ein Geschäft eingefallen und begrüßt worden: "Sie sind ja öfters da." Stimmt wohl, aber an DIE Dame konnt ich mich so gar nicht erinnern.. Schlimmer, daß sie mich wiedererkannte. Ich tip ja auf Verwechslung *gg*

... link  

 
Dochdoch, die Ummeldung war ich. Hab ich gemacht. Und die elenden Säcke wussten schon ganz genau, wo ich jetzt wohne. Hätten sie auch so machen können und nen Bescheid schicken....aber nee...man muss ja persönlich und so...11 € abdrücken....ging wohl nur ums Geld...

... link  

 
Nicht mal die Ummeldung ist mehr umsonst ; )

... link  

 
Ich glaube, das war noch nie umsonst (also mindestens im KFZ-Bereich; im Wohnungseinwohnermeldeamt schon). Es is echt ein schlechter Witz: Die fragte mich noch nicht mal, wo ich wohne sondern hatte mich sofort aufm Schirm (und ganz sooo selten ist mein Name nun auch wieder nicht, wie ich heute wieder mal erfahren durfte: Hab heute den fünften Namensvetter getroffen, der exakt genau so heißt wie ich und allein in der Stadt in der ich wohne gibt es 6 Telefonanschlüsse auf meinen Namen)

... link  


... comment