Sonntag, 20. Januar 2008
Liverpool
Die Anfänge der 80er waren Reagan und Breschnew, Falklandkrieg und Hitlertagebücher, der Beginn des Dicken aus der Pfalz und der hieß damals noch nicht Kurt Beck, damals waren die Russen in Afghanistan und Starts des Space Shuttle wurden live im Fernsehen übertragen, das damals noch nicht privat war.
Und es war die Zeit, in der ich mich für Fußball zu interessieren begann. Es war auch die Zeit, in der es im europäischen Vereinsfußball nur einen einzigen Namen gab: Liverpool FC.
Es war irgendein Spiel und ich war so etwa 7 oder 8 und ich war völlig von den Socken: Etwa 40.000 Menschen standen mit Plakaten und Trikots und allerlei wie eine rote Wand da und sangen gemeinsam ein Lied. Es war "You´ll never walk alone". Heute weiß ich, dass die Masse "Kop" heißt und das Lied im Original von Gerry and the Pacemakers stammt und mittlerweile auch in Bottrop-Ost in der Kreisliga B gesungen wird. Damals aber war das anders, weil es sowas in den hiesigen Breiten nicht gab. Ab diesem Zeitpunkt war ich Anhänger des FC Liverpool.
Leider ging es dann erstmal bergab. Und zwar gewaltig. Liverpool und seine Fans waren Schuld an den allerübelsten Hooliganausschreitungen mitsamt 39 Toten, die der europäische Vereinsfußball je sah. Das hätte eigentlich schon gereicht, aber es gab noch die Tragödie von Sheffield.

Und dann kam irgendwann der 25. Mai 2005. Es war das Finale der Champions League, Liverpool war dabei und es ging gegen den AC Mailand. Auf dem Papier: Mailand Favorit, Liverpool Außenseiter. Genauso ging es auch los: Nach 45 Minuten stand es 3-0. Für Mailand.
Ganz ehrlich: Ich habe überlegt auszuschalten. Aber was besseres lief ohnehin nicht und ich hatte 20 Jahre gewartet bis Liverpool wieder in diesem Finale stand.
Und dann, dann kam das, was so ziemlich das großartigste Finale war, das es gab, das beste Fußballspiel, das ich je sah: Zwischen Minute 54 und Minute 60 machte es bumm-bumm-bumm und es stand auf einmal 3:3. Spätestens dann war klar: Liverpool verliert das nicht mehr. Never ever. Man sah es in den Augen der Spieler und an der Haltung aller Beteiligten und man hätte 10 Tage spielen können und Mailand hätte nix mehr gemacht. So ging es denn in die Verlängerung mitsamt einer Mailänder Großchance nach der anderen und Liverpooler Spielern, die vor Krämpfen nicht mehr laufen, geschweige spielen konnten. Danach dann Elfmeterschießen und die Mailänder verschießen 3 von 5 und das wars...

Dann die rote Wand, die "You´ll never walk alone" singt und ich habe Gänsehaut. Wie immer, wenn ich das höre...

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Danke für diese wunderschöne Erinnerung.

Ich glaub' ich muss gleich heulen...

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Wenns besser geht: Gerne auch gemeinsam...

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Hach... bei mir war an dem Abend (25.5.2005) folgendes passiert: Ich kam pünktlich vom Joggen, um das CL-Finale zu sehen. Plötzlich *fump* Fernseher schwarz. Aber nicht nur der. Alles ohne Strom... ich war verzweifelt, wollte ich doch sehen, wie die Reds die Fallobst-Diven aus Mailand wegputzen. Ein Blick aus dem Fenster belegte, dass wir nicht die Einzigen ohne Strom waren. *seufz* Blieb nix als warten. Und tatsächlich, zur zweiten Halbzeit kam der Strom zurück. Jubel... bis ich das Halbzeitergebnis sah. "Na toll!", dachte ich, Spiel gelaufen und dann auch noch für die Falschen. Was dann folgte, haben Sie schon wunderbar dargestellt und wird wohl fü immer in meinen Fußballerinnerungen einen Top-Platz einnehmen. Es gab eigentlich erst zwei Sachen, bei denen ich mehr Gänsehaut hatte: DFB-Pokalfinale 1992 und folgendes Ereignis:
Die erste Partie fand im Mommsenstadion statt und zeigte Berlin als reife, abgeklärte Mannschaft. Ihre Entschlossenheit, die Regionalliga zu verlassen, war allgegenwärtig und stützte sich vor allem auf die Ablehnung in ihrer Spielklasse, die sich durch die massiven Spielerkäufe und die Ansammlung von ausländischen Spielern erklärte. TeBe gewann mit 2:0 und sah wie der sichere Sieger aus...
Das Rückspiel vor erneut 50.000 Zuschauern in Hannover stand also unter einem ungünstigen Stern. Ein frühes Tor könnte eventuell wieder Hoffnung aufkeimen lassen. Und Asamoah erzielte es per Flugkopfball nach sechs Minuten. Die Euphorie kam zurück. 96 diktierte das Geschehen, war allerdings auch auf die Vermeidung brandgefährlicher Konter bedacht. Es wurde ein Geduldsspiel. Trainer Fanz warf gegen Ende der Spielzeit alles nach vorn und wechselte u. a. Vladan Milovanovic ein, der trotz seiner 27 Treffer Meinungsverschiedenheiten mit dem Coach hatte und zunächst auf der Bank Platz nehmen mußte. In der Schlußphase der Partie erhöhte 96 noch einmal die Schlagzahl. Nach einer Flanke des aufgerückten Liberos Fabian Ernst Richtung Toraus köpfte Carsten Linke den Ball zurück in den Strafraum und gab Milovanovic so die Möglichkeit, den Ball aus knapp zehn Metern per Fallrückzieher im Tor zu versenken. Die Fans feierten ihren Helden und das Erreichen der Verlängerung. Dort gab es auf beiden Seiten brenzlige Strafraumszenen, doch es sollte kein weiteres Tor fallen. Im alles entscheidenen Elfmeterschießen hielt Jörg Sievers dann zwei Bälle, "die Roten" gewannen schließlich mit 5:1 und feierten die ganze Nacht die Rückkehr in die zweite Liga.

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