Mittwoch, 11. Februar 2009
Money makes the world go round. Oder auch nicht.

Was ist ein Einbruch in eine Bank
gegen die Gründung einer Bank?

Bert Brecht



Diesen ganzen heutigen Politischkorrektsprech finde ich grausig. Ich bin ja Kind gewesen, als man noch "Mohrenkopf" oder "Negerkuss" sagen durfte, heute weiß ich nicht, ob "Schaumgebäck mit Migrationshintergrund" noch einigermaßen tolerabel ist.
Früher sagte man ja auch "asoziales Dreckspack". Heute nennt man das "Banker". Nach Lektüre dieser Meldung muss ich sagen, dass ich mittlerweile erstere Bezeichnung eindeutig präferiere. Worum es geht? Um die UBS.

Die UBS ist eine Schweizer Bank, die grade ein paar Zahlenprobleme hat. Um es einmal höflich auszudrücken. In Zahlen sieht das in etwa so aus: Grob 60 Milliarden abgeschrieben, etwa 40 Milliarden aus den bereitgestellten Töpfen angezapft.

Da kann man sich schon mal fragen, wie es mit den Bonuszahlungen aussieht, weil so ein Bonus ja doch irgendsowas wie ein "Extra" ist, zumindest suggeriert das Wörtchen "Bonus" das. Etwas das obendruff kommt, wenn etwas so richtig dolle läuft. Dachte ich zumindest. Dachte die UBS wohl auch und reduziert ihre Boni um sage und schreibe 75 % auf sehr, sehr magere 2,2 Mrd. Franken. Gut, angesichts der Zahlen sind das eher Marginalien, aber dennoch, wir bleiben dabei: Knapp eine Mrd. davon ist vertraglich zugesichert, der Rest erfolgt freiwillig. Reduktion um 75 %. Der Extrazahlungen wohlgemerkt! Echt irre.

Wie irre das ist, zeigt vielleicht das: 40 % der Boni entfallen auf die Investementabteilung. Die Investmentabteilung hat ca. 22.000 Angestellte. Sie können jetzt mal schnell einen Taschenrechner suchen, oder aber per Kopf rechnen:
2.200.000.000 x 0,4 / 22.000
Wenn Sie auf beides keine Lust haben: Ich spende das Ergebnis. Es sind 40.000 Öcken im Schnitt. Für jeden Investler vom kleinen Angestellten bis ganz nach oben.

Ich frage mich, was diese Leute Vollidioten den Leuten erklären, deren Lohnzahlungen man demnächst mal eben um 100 % reduzieren wird, sprich: Den 10.000 Menschen, die jetzt entlassen werden.

Aber vielleicht kann man das damit rechtfertigen, dass man zwischen 2007 und 2008 das Betriebsergebnis um sagenhafte 450 % (so pi übern Daumen) gesteigert hat. In Buchstaben sieht das so aus: Vierhundertfünfzigprozent. 450 Tacken. Scheiße nur, dass es dabei um Verlust geht....

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Montag, 9. Februar 2009
Nuff said, innit?
Ich finde ja, die Engländer haben einen prima Humor. Und prima Musiker, wenn man bedenkt, dass der deutsche Mick Jagger wohl Ted Herold heißt. Aber sie haben auch Alistair McLean, was zwar reichlich schottisch klingt, aber das ist jetzt mal eher Nebensache. Mr McLean auf jeden Fall ist Boss von "Activities Abroad" und das wiederum ist ein britisches Reiseunternehmen. Mr McLean hatte jetzt eine brillante Marketingidee: Anhand demographischer Listen hat er jetzt ermitteln lassen, welche Namen eher der britischen Unterschicht zuzuordnen sind und welche der Mittel- und Oberschicht und so bietet er jetzt seinen Kunden unterschichtfreie Urlaube an. Sollten Sie bei der Firma buchen wollen, sind folgende Namen ganz doof: Bianca, Tiffany, Britney, Courtney, Shannon. Während John, Michael, Sarah, Charlotte oder Joseph beste Chancen bieten.

Wir finden die Idee prima und fordern umgehend eine Gesetzesinitiative der Bundesregierung. Gerade angesichts der Finanzkrise, in der die halbe Bevölkerung ins Prekariat abzustürzen droht, bietet es sich an, eine Art Prekariatprekariat zu erschaffen. Unser Vorschlag: Entzug des Reisepasses für die Träger der Namen Cindy, Rico, Ronny, Mandy, Silvio, Schackeline, Schantal, Peggy, Doreen, Dustin, Denise, Jason, Kevin. Weil der betroffene Personenkreis die Reisefreiheit ohnehin nur zeitweise und eingeschränkt kennt, dürfte das auch nicht mit dem Grundgesetz kollidieren. Ergänzungen sind gerne willkommen.

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Samstag, 31. Januar 2009
Pressefreiheit
Neulich hatte ich mal über das Zeitungszeugenprojekt was runtergeschrieben. Das lief bisher in 8 Ländern erfolgreich. Jetzt auch in Deutschland. Zumindest teilweise. Ausgabe 2 wurde in Bayern teilsweise beschlagnahmt und seit Donnerstag gibt es Ausgabe 3. Zumindest ein bißchen. Weil das bayrische Finanzministerium als Nazirechtenachfolger die Verbreitung zu stoppen versucht und deshalb gibt es keine Zeitungen, sondern nur den Mantelbogen zum verminderten Preis von 1 € und dem Versprechen, dass man -wenn der Rechtsstreit denn beigelegt sei-, die Zeitungen nachschicke, aber der eine Euro wars mir wert, allein wegen dem Titel. Der ist zwar zufällig, aber auch bezeichnend und damit auf eine ganz besondere Weise deutlich. Weil auf dem Titel (und das war schon vor dem Rechtsstreit so entworfen) das hier riesengroß prangt:





Und gleich obendrüber die Tragikomik a la Realsatire und deshalb ebenso bezeichnend:





Der Zensiertstempel wurde erst nachträglich eingeführt. Weil man nämlich im bayrischen Finanzministerium nicht glaubt, dass ich ein aufgeklärter Bürger sein könnte und ich praktisch qua Lektüre umgehend zum Nazi werde. Und mit mir Millionen andere auch. Liebes bayrisches Finanzministerium: Wir haben in diesem Land über 80 Millionen Bewohner. Die hiervon Wahlberechtigten dürfen wohl ziemlich sicher zu 95% als aufgeklärt und mündige Bürger bezeichnet werden und es ist wohl kaum anzunehmen, dass durch eine Publikation sich dies sonderlich ändern werden wird.
Aber was will man schon erwarten von einer Partei, deren Ex-Vorsitzender nun einem bedauernswerten Flughafen als Namenspate dienen muss und der damals der Ansicht war, dass ein Volk, das eine solche Wirtschaftsleistung erbracht habe, nicht mit Auschwitz belästigt werden solle....

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Montag, 26. Januar 2009
Meine ganz persönliche Finanzkrise....
....gibts eigentlich gar nicht, zumindest ist bis zu mir bisher nichts durchgedrungen. Eher im Gegenteil: Als jemand, der nach jahrelangen Frust- und Schockerlebnissen beim Blick auf den Kontostand gelernt hat, sich damit abzufinden, dass die Zahl da immer mehr wird, selbst dann, wenn man Geld abhebt, da war ich neulich positiv entsetzt, zumal da doch tatsächlich "Haben" stand.
Und weil ich in den letzten Monaten gelernt habe, dass sich virtuelles Geld schnell in Luft auflösen kann, muss es raus: Unter die Leute gebracht werden. Mein ganz eigenes Wirtschaftssanierungsprogramm, was den Vorteil hat, dass keine Opposition da mit rinpfuscht.
Die erste Sanierungsoffensive bestand im Erwerb von Luxusartikeln. Nein, nicht was Sie jetzt denken. Keine Goldbarren und auch keine Rolex. Brauch ich nicht. Luxus ist, wenn ich mir Dinge zulege, die ich sonst gerne hätte, mir das dann aber meist eher verkneife:

Bildbände. Das mag der ein oder andere nun eher öde finden, was ja durchaus erlaubt sei, ich kann so einer Rolex auch nicht sonderlich viel abgewinnen, so ne Nomos wäre mir viel lieber und das geht dann auch als Aufbau Ost durch. Aber Sie sehen: Ich schweife schon wieder ab und baue furchtbar lange Sätze, was Sie mir aber nachsehen müssen, das ist eine Krankheit aus Kindertagen und schon Herr Meyer, mein damaliger Deutschlehrer, befand, dass ich Phrasen wie "atomares Vernichtungspotenzial" besser nicht in Deutschaufsätzen verwende, die das Waldsterben thematisieren sollten, auch wenn grade Kalter Krieg sei.
Bildbände also.

"Armed America": Auf ihre Empfehlung hin. Herrliches Buch, herrliche Fotos. Waffenbesitzer in den USA lassen sich mit ihren Knarren fotographieren und erzählen dann, weshalb sie so ein Ding (manchmal ist es auch ein ganzes Arsenal) zuhause haben. Eine Freakshow.


"Hungry Planet": Familien von Deutschland bis Darfur werden mit dem Wochenvorrat an Lebensmitteln abgebildet. Dazu gibts eine komplette Liste plus Kosten hierfür, das jeweilige Familienrezept und die Erkenntnis, dass Familie Melander aus Norddeutschland mit Abstand die meiste Kohle ausgibt, was aber einzig daran liegt, dass Mama Melander sich und die Söhne mit Herbalife vollpumpt, sowie der Anmerkung der Autoren, das Foto-Team hätte sich vor Familie Melanders Rouladen doch etwas geekelt.


"Die Sehnsucht der Pinguine": Schon etwas älter, aber immer noch faszinierend. Die Plastikpinguine Joe und Sally reisen mit ihrem Herrchen um die Welt und lassen sich vor Sehenswürdigkeiten fotographieren. Ich wünschte, ich hätte diese Idee gehabt.

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Donnerstag, 22. Januar 2009
Manchmal neige ich zu Impulsivhandlungen
Vor über 15 Jahren habe ich einmal einen der allerbesten Filme gesehen, die Österreich überhaupt hervorgebracht hat, wenn nicht den besten überhaupt. Herrliche Dialoge mit Wiener Schmäh. Klasse Geschichte. Einmaliger Hauptdarsteller.
Und dann seh ich das DVD-Ding für 5 Ummen im Laden liegen und jetzt gehörts mir.

Der Bockerer.


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Mittwoch, 21. Januar 2009
Dinge, die der moderne Mann von Welt unbedingt braucht.
Es gibt die klassischen Männerspielzeuge: Autos, Computer, Kreissägen und Bohrmaschinen. Aber liebe Männer: Mal ehrlich....damit hebt man sich doch längst nicht mehr von der Masse ab, zumindest nicht mit einer Boschbohrmaschine. Oder versuchen Sie doch mal, die angebetete Dame Ihres Herzens mit ihrer Kappsäge zu beeindrucken. Na sehen Sie! Dafür bräuchte es dann schon mindestens einen Aston Martin DB5, alles andere ist viel zu gewöhnlich.

Bis ich dann den ersten Mähroboter meines Lebens gesehen habe und das Ding hat wirklich das Zeug zum Männerspielzeugtophit zu werden: Stundenlang könnte man da zuschauen und nebenher eine Caipirinha schlürfen. Eigentlich fehlt nur noch eine Fernsteuerung und ein Turboaufsatz.
Ich glaube, ich brauche so ein Ding. Es liefe bei mir jeden Tag und mein Rasen wäre so raspelkurz, dass man darauf golfen könnte. Und wenn der Rasen blank geschoren wäre, dann käme der Flokati dran.


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Mittwoch, 14. Januar 2009
Lesebefehl
Manche Bücher sind herrlich unprätentiös und genau darum wert, gelesen zu werden. Nicht effektheißerisch, dennoch informativ, bescheiden, aber nicht anspruchslos, will aber nie der große Wurf sein.

Dieses Buch gehört dazu und das völlig zurecht. Dünn zwar, sehr liebenswert und mit einer Sprache, die ich schön finde. Hinreißend irgendwie.

Worum es geht: Eigentlich "nur" um 12 Menschen. 12 Schweizer und Schweizerinnen genauer. 12 Schweizer und Schweizerinnen, denen die Schweiz zu klein, zu spießig, zu calvinistisch oder zu kleinbürgerlich war und die dann beschlossen raus zu gehen und sich selbst zu finden.

Schönes Buch, lesenswertes Buch.

Alex Capus: "Himmelsstürmer"

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Dienstag, 13. Januar 2009
Yes we can
Stellen wir uns einmal vor: Ein Kind, schwer erkrankt. Eigentlich tödlich erkrankt. Man lässt den Arzt kommen und der sagt, dass das Kind die Nacht nicht überleben wird. Das Kind hört das durch die offene Tür und beschließt, in dieser Nacht nicht zu schlafen und stattdessen wachzubleiben. Entgegen aller Prognosen überlebt das Kind.
Wenn nun dasselbe Kind, das die Nacht entgegen der Ärzte dennoch überlebt hat, Koma inklusive, 10 Jahre später mit derselben Krankheit -z.B. Kinderlähmung- konfrontiert wird, dann könnte man ja der Ansicht sein, dass das Schicksal ist und die Welt, die Götter, sonstwer, irgendwie es böse meinen. Aber vielleicht gibt es ja doch jemanden, der seinem vermeintlichen Schicksal trotzen will und sich erst vors Fenster stellen lässt und dann wider besseren Rats der Ärzte beginnt, an Krücken loszulaufen und nur ein Ziel hat: Mit dem Kanu 1200 Kilometer flussabwärts den Mississippi runterzupaddeln.....und das tat er dann auch...

...dann, ja dann klingt das vielleicht wie ein Märchen. Es ist aber wahr und es ist die Lebensgeschichte von Milton Erikson, der einmal ein weltberühmter Psychotherapeut werden sollte...

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Donnerstag, 8. Januar 2009
Was vor 150 Jahren aktuell war ist heute nich falsch, oder: Multikulti war damals schon modern....
All den Rolandkochs und den Ottoschilys und all denen, die immer noch meinen, man könne dividieren zwischen denen, die haben und denen, die nicht haben und denen, die nix haben wollen und denen, die haben wollen, und für diejenigen, die meinen, dass man separieren und aufteilen kann oder muss und dann zwischen Völker, Geschlechter oder sonstwas unterscheiden muss, kurz: All denjenigen, die etwas zu kurz geschlossen sind und dennoch meinen, ein Anliegen zu haben:

Endlich siegt der wahre Glaube,
Der die Menschheit menschlich macht.
Mit dem Ölblatt kommt die Taube,
Und der Rabe flieht zur Nacht.
Alle Völker bunt Gewimmel
Wird ein freier Volksverein,
Und der längst verlorene Himmel
Kehrt auf Erden wieder ein.


Hermann Kurz



Aktueller denn je. Trotzdem 160 Jahre alt. Aber: Heute noch hochaktuell.

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Mittwoch, 7. Januar 2009
Me, myself and meine Badewannenente
Da stellt ein Richter sich und den Angeklagten und die Anwälte und den Staatsanwalt und das Publikum hin und verurteilt einen Angeklagten aufgrund einer "zutiefst terroristischen Tat" zu lebenslang. Mit dem Strafmaß an sich hab ich nicht so sehr das Problem. Ich frage mich eher, was "zutiefst terroristisch" sein mag und ob es auch "ein bißchen terroristisch" gibt, Terror light quasi und ob da die Telekom schon drunter fällt oder vielleicht doch noch nicht. Und ob ein "bißchen" Raketenbeschuss nun genauso terroristisch ist wie eine Bodenoffensive oder dann doch wieder nicht.
Derselbe Richter ist übrigens auch der Ansicht, man müsse die Videoüberwachung des öffentlichen Raums massiv ausbauen, eben als Konsequenz der versuchten "zutiefst terroristischen" Tat. Da möchte man ihm dann gerne entgegenhalten, dass man dies für reichlich viel Blödsinn hält, weil ja die Londoner noch wesentlich umfangreicher ihr öffentliches Leben überwachen und dort Anschläge trotz Kameras stattgefunden haben und man als bayrischer Polizeichef vermutlich nicht privatüberwacht werden möchte.


Von Terroristen ist es nicht weit bis zu Kindern und die finden wir ja auch alle ganz toll, weil die uns später mal unsere nicht vorhandene Rente zahlen werden. Viele Exemplare gibt es zwar nicht mehr und um den Restbestand muss man sich auch Sorgen machen, ob die nicht mittelschwere Schäden davontragen, wenn sie bereits als Säuglinge in Klamotten von Erwachsenen gesteckt werden oder ob sie den frühkindlichen Französischunterricht im Kindergarten mitsamt des Geigenkurses später als schwer traumatisierend empfinden werden.
Kinder können eine große Freude sein. Aber seien wir ehrlich: Meistens sind sie es nicht.
Eigentlich sind sie laut, dreckig und stinken.
Aber die Menschheit meint, man müsse sich etwas kindliches bewahren, nur wenn es ausgerechnet eine radikale Weltsicht ist -und bitte: Gegen die Weltsicht eines Kindes stinken die Taliban in jeglicher Radikalität weit ab, fragen Sie mal Mami an der Supermarktkasse-, dann passt das wiederum nicht. Dennoch finde auch ich Mittdreißiger das als Verpflichtung und habe mir nun diese Badeente beschafft damit nicht jede Ente im Rohr landet und wenigstens irgendwer während der Baderei mit mir kommuniziert.


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