Samstag, 31. Januar 2009
Pressefreiheit
Neulich hatte ich mal über das Zeitungszeugenprojekt was runtergeschrieben. Das lief bisher in 8 Ländern erfolgreich. Jetzt auch in Deutschland. Zumindest teilweise. Ausgabe 2 wurde in Bayern teilsweise beschlagnahmt und seit Donnerstag gibt es Ausgabe 3. Zumindest ein bißchen. Weil das bayrische Finanzministerium als Nazirechtenachfolger die Verbreitung zu stoppen versucht und deshalb gibt es keine Zeitungen, sondern nur den Mantelbogen zum verminderten Preis von 1 € und dem Versprechen, dass man -wenn der Rechtsstreit denn beigelegt sei-, die Zeitungen nachschicke, aber der eine Euro wars mir wert, allein wegen dem Titel. Der ist zwar zufällig, aber auch bezeichnend und damit auf eine ganz besondere Weise deutlich. Weil auf dem Titel (und das war schon vor dem Rechtsstreit so entworfen) das hier riesengroß prangt:





Und gleich obendrüber die Tragikomik a la Realsatire und deshalb ebenso bezeichnend:





Der Zensiertstempel wurde erst nachträglich eingeführt. Weil man nämlich im bayrischen Finanzministerium nicht glaubt, dass ich ein aufgeklärter Bürger sein könnte und ich praktisch qua Lektüre umgehend zum Nazi werde. Und mit mir Millionen andere auch. Liebes bayrisches Finanzministerium: Wir haben in diesem Land über 80 Millionen Bewohner. Die hiervon Wahlberechtigten dürfen wohl ziemlich sicher zu 95% als aufgeklärt und mündige Bürger bezeichnet werden und es ist wohl kaum anzunehmen, dass durch eine Publikation sich dies sonderlich ändern werden wird.
Aber was will man schon erwarten von einer Partei, deren Ex-Vorsitzender nun einem bedauernswerten Flughafen als Namenspate dienen muss und der damals der Ansicht war, dass ein Volk, das eine solche Wirtschaftsleistung erbracht habe, nicht mit Auschwitz belästigt werden solle....

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Die hiervon Wahlberechtigten dürfen wohl ziemlich sicher zu 95% als aufgeklärt und mündige Bürger bezeichnet werden
Da wir hier Meinungsfreiheit haben dürfen sie das wohl, ich behalte mir dennoch vor beide Begriffe in ihr Gegenteil zu vekehren. Die Bürger sind unmündig und unaufgeklärt. Dieser Status hält immernoch vor, da man glaubt, sie dumm halten zu müssen. Wie stellt man das am plumpesten an? Durch Zensur. Warum auch Zeitungen aus belasteten Zeiten wieder auflegen? Dann müsste man sich ja eingestehen, dass Opa vielleicht gelogen hat (Literaturtipp: "Opa war kein Nazi"). Passt irgendwie nicht in unser neues Wir-Gefühl.

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Unter uns: Ich halte nicht viel davon, einen Großteil der Wähler für blöde zu halten. Ein Volk, in dem es 12 Millionen BILD-Leser gibt (Auflage: Grob 4 Mio, Reichweite: Grob 12 Mio) und das dennoch eine ziemlich stabile Demokratie hat (kleinere Ausreißer nach rechts wurden meist nach einer oder zwei Legislaturperioden berichtigt), kann so doof nicht sein.
Keine Frage, dass es nicht noch einen Haufen Dinge gibt, die mir mißfallen (und anderen vermutlich auch) und auch Entwicklungen, die sehr unschön sind, aber ganz verdummt sind die Deutschen noch nicht mal durch RTL2 geworden...
Der Buchtipp ist übrigens hervorragend....zwar nicht gelesen, aber bereits ein paar Mal angelesen und durchgeblättert...

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Ich sage auch nicht, dss die Menschen dumm sind, nur unmündig und unaufgeklärt. Ansonsten sähen nicht nur die wahlergebnisse anders aus. Die meisten machen ja gar keinen hehl daraus und resignieren gegenüber dem, was "die da oben" so treiben. Wie die da oben überhaupt hingekommen sind, fragt sich da keiner.

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Voll und ganz Ihrer Meinung, der Herr. Aber, das muss ich leider mal einschieben, diese Zeitungsartikel haben schon ein mal den Weg durch den aufgeklärten, intellektuellen und vernünftigen Teil der Gesellschaft in die schlimmste Katastrophe aller Zeiten geebnet. Ich kann verstehen, wenn jemand mit Verantwortungsgefühl und den Fähigkeiten das zu verhindern, das zu verhindern sucht.

Ich stelle mir oft die Frage, ob der Stempel „Kunst“ eine Erlaubnis ist um „Schweinereien“ zu veröffentlichen. Ebenso stelle ich mir häufig die Frage ob die „Meinungsfreiheit“ die geistige Brandrodung — quod erat demonstrandum — einer ganzen Gesellschaft tolerieren muss.

Mir ist das Blatt ja schnuppe. Ich muss mein Geld zusammenhalten. Vielleicht würde ich dann und wann reinschauen um zu sehen wie die damals tickten. Sollen sie also meinetwegen ihre Zeitungszeugen drucken. Hätte meine Idee sein können: Mit wenig Aufwand (keine Redaktion, keine Redakteure, einfach altes Papier scannen und neu in die Presse schieben — Genial!) viel Wirbel und kostenlose Publicity erzeugen und ansonsten frisch gedrucktes Altpapier verkaufen.

Aber, und wieder schiebe ich ein aber rein, ich habe auch gesehen was ein kleiner Schluck Bier mit einem Alkoholiker angestellt hat, der seit fast 6 Monaten trocken war. Eine schier übermenschliche Willensleistung eines fast gebrochenen Mannes über ein halbes Jahr wurde hinweggespült von 40 ccm Gerstensaft. Wenn Sie verstehen was ich meine …

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Nun, ich will gerne einräumen, dass ein gewisses Klientel dieses Projekt mißverstehen kann und will. Nur: Wären die verqueren Ansichten Ewiggestriger wesentlich anders, wenn die Zeitung nicht erscheinte? Ich glaube nein. Und diese Leute müssen nicht an den Kiosk und dreieuronochwas ausgeben, die holen sich ihr Material woanders.

Ich bin auch kein Fan davon, Tabus zu brechen und wegen mir kann man einen Haufen Mist auch in die hinterste Schublade stecken.

Was mich allerdings echt schaudern lässt, ist, dass man mich "cold war kid" direkt in die Zeit von 33 versetzt und man mir -uns allen- per se abspricht, einigermaßen klar mit dem Material umzugehen. Und ich würde ja behaupten, dass jeder einigermaßen normale und vernunftbegabte Mensch diese Texte im historischen Kontext lesen kann, vor allem dann, wenn es die Gesamtausgabe ist. Die Vorstellung, dass morgen die Deutschen Sympathie für die Nazis entwickeln, weil sie eine Ausgabe des Völkischen Beobachters -kommentiert noch dazu- gelesen haben, halte ich für absurd. Im Gegenteil: Nichts ist aufklärender, als wenn man Nazis sprechen lässt. Besser als sich selbst demaskiert die niemand.

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Nichts ist aufklärender, als wenn …

Ich bin bei meinen Reisen durch die Gesellschaft nur wenigen Menschen begegnet, die an Aufklärung interessiert sind. Die meisten waren froh zu leben und wollten in Ruhe gelassen werden. Auf diesem Ruhepunkt haben sie dann in ihrem Hirn ein übele Brühe angerührt mit Versatz- und Fundstücken aus Radio, Zeitung und Fernsehen. Das jemand mal gesagt hat, ich lese diesen Vollpfostendreck um zu erkennen wie dreckig dieser Vollpfosten ist, ist mir nicht passiert. An der Wahrheit waren nur wirklich wenige interessiert. Und lachen Sie nicht Herr Gorillaschnitzel, Leute von denen ich es nicht erwartet hatte haben sogar die Wahrheit als eine art Illusion hingestellt, egal welche.

Wir brauchen kein RTL2 oder BILD. Die meisten unserer Nachbarn kriegen das auch so hin. Aber mit ist einfacher und geht schneller. Ich habe da nicht viel Hoffnung …

Wären die verqueren Ansichten Ewiggestriger wesentlich anders, wenn die Zeitung nicht erscheinte?

Nein, sicher nicht. Mir geht es aber um die Nazis die keine sind, jedenfalls nicht offen. Um die „Glatzen“ mit dem vollen Haar. Um die, die Nazis schlimm finden, aber dem Neger nicht die Hand geben, weil man ja nie sicher sein kann. Mir geht es um die, die glauben in einem türkisch-deutschen-Freundschaftsverein nichts verloren zu haben, die „das wurde aber auch Zeit“ murmeln, wenn eine schwarze Frau für eine alte Dame in der Schwebebahn aufsteht um ihr den Platz zu überlassen (heute gehört), oder die dem marrokanischen Mitarbeiter ein umgedrehtes brennendes Kreuz aus Schaschlikspießen auf den Schreibtsich stellen, wenn der mal kurz sein Wasser abschlagen geht (auch schon erlebt). Mir geht es um die, die in Mölln applaudierend in den Fenstern hingen, die in Solingen (oder wo auch immer sie sich nicht trauen) ihren braunen Hass rausbrüllen und das denen überlassen, denen alles egal ist und die dann mit Flaggen durch die Straßen ziehen, wo es dem Opa warm ums Herz wird. Denen muss man ja nicht gerade die Wehmut wie Öl ins Feuer gießen.

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@ziwo: Schreiben darf hier jeder, ich habe da keine Vorurteile....wobei: Herr Williamson...also wenn der nun hier einschlagen würde, was er wohl gottseidank nicht tut: Da müsste ich nochmal nachdenken....


Herr goetze: Ich will Ihnen gerne zustimmen. Die meisten haben nicht sonderlch viel Interesse an der Politisirerei....und ehrlich gesagt: Ich kanns verstehen. Und weil ich beruflicherseits mit so einigen Ausfällen zu tun hab, kann ich ihren Pessmismus auch sehr verstehen....Ja, Vollpfosten....die gibts en masse....

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Ich bin halt so schrecklich Illusionslos geworden was das natürliche Vorkommen von Intelligenz angeht :-)

Frau Knobloch hat es ganz passend (für mich) ausgedrückt:

Charlotte Knobloch

„Das Ansinnen ist aus wissenschaftlicher Sicht völlig legitim. Ich habe jedoch meine Zweifel, dass dieser Ansatz der Historiker eine breite, in ihrer Mehrheit nicht wissenschaftliche Öffentlichkeit in dem beabsichtigten Sinne zu erreichen vermag. Ich kann nur hoffen, dass jeder Leser der Originalquellen auch die Kommentierungen und Analysen der renommierten Wissenschaftler liest. Wenn nur die Zeitungen und die darin auch enthaltene nationalsozialistische Propaganda, die deutlich abgesetzt von den Kommentierungen veröffentlicht wird, zur Kenntnis genommen würden, wäre dies fatal.“


Wenn ich auch das Wort „fatal“ nicht verwendet hätte …

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Na mach mal halblang
.....hier gibts keine Auswanderungen.....und bitte auch keine Aufforderung dazu...

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Mach du nur ruhig...aber bitte immer beim Thema bleiben und bitte: Die Möglichkeit des Schreibens ist kein Freibrief für allerlei anderes.....

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@Aufklärung:
Man weiß halt auch nicht, wo die Überdosis liegt, gerade wenns ums Dritte Reich geht. Das Gymnasium, an dem ich meine allgemeine Hochschulreife erwarb, war nach den Geschwistern Scholl benannt. Und natürlich war es dem 68er-sozialisierten Lehrerkollegium eine Verpflichtung, ja nichts auszulassen, didaktisch immer schön die Kurve zu kriegen in die NS-Diktatur, nicht nur im Unterricht, nein, auch im Rahmen von Projekttagen und außerkurrikulären Veranstaltungen leistete man erbittert Ex-Post-Widerstand gegen das Nazi-Regime. Kurzum, es war irgendwann der komplette Overkill, man wollte es einfach irgendwann nicht mehr wissen. Aus Protest gegen das exzessive Zuballern mit KZ-Greuelbildern und anderen NS-Schrecknissen (und gegen die von Moskau ferngesteuerte Schülerzeitung) bildete sich irgendwann so eine diffuse rechte Folklore-Szene, die ausländerfeindliche Sprüche kloppte und auch sonst schön wider den Stachel löckte, aber eigentlich im Kern eine eher unpolitische Fun-Veranstaltung war. Aber die Umtriebe blieben dem engagierten Kollegium natürlich nicht verborgen, und die Schlussfolgerung, die man zog, war so nahliegend wie fatal falsch: Man sagte sich: Oh, eine rechte Szene an unserer vorbildlichen Widerstandsschule - das heißt, wir haben nicht genug aufgeklärt, da existieren noch Informationsdefizite - also verdreifachen wir einfach die Anstrengungen, mehr Projekttage, mehr KZ-Ausflüge, mehr Mahnwachen und Lichterketten. Und anstatt einfach mal wirklich zu gucken und zu hören, was denn da eigentlich abgeht, machte man seinen Stiefel weiter hoch zehn - mit dem Erfolg, dass sich die paar Folklore-Rechten mit der Zeit so richtig radikalisierten, reinsteigerten und auch ideologisch so weit aufrüsteten, dass sie für einen vernünftigen Diskurs irgendwann verloren waren.

Tja, auch so kanns gehen vor lauter Gutgemeintheit.

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"diese Zeitungsartikel haben schon ein mal den Weg durch den aufgeklärten, intellektuellen und vernünftigen Teil der Gesellschaft in die schlimmste Katastrophe aller Zeiten geebnet."
Gesagt wurde ja bereits, dass diese Zeitungen kaum die Einstellung der radikalen Nationalisten beeinflussen werden. Ob man es allerdings unbedingt für schlecht befinden sollte, wenn jene braven Deutschen, die gerne mal applaudieren, wenn Menschen verbrennen; mitunter jene, die öfters "unter uns gesagt" verlautbaren lassen, dass die Juden die ganze Vernichtungschose auch irgendwo provoziert hatten mit ihrer "raffgierigen Herumjuderei", wenn also diese Leute sich plötzlich mit dem Regime von 33 offen identifizieren können -um so besser. Das wirklich gefährliche sind latenter Antisemitismus und Vorurteile, die in ihrer Stille meist verkannt werden und vollkommen immun sind gegen Einflussname von außen. So kann man immer sagen, wie man es momentan ja gerne tut "Bei uns gibt es keine ernst zu nehmende rechte Szene." Würden aber alle Deutschen mit rechtem Gedankengut sich auch in vollem Umfang dazu bekennen, würde man endlich mal der Problematik in seiner Brutalität gewahr, wie sie seit Jahrzehnten hier gärt. Aber dann, müsste man wohl wirklich aktiv werden und Dinge ändern. Solange Ausländer in den touristisch relevanten Regionen noch wie zahlende Gäste behandelt werden, fehlt dazu anscheinend die Motivation. Wir haben schließlich keien rechte Szene. Fragt sich nur, warum man dann solch eine Angst vor rechter Propaganda hat, wo unser System doch eindeutig besser ist.

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@ziwotustra: Wo kann man Sie mieten?

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icke? 12 1/2 (persöhnlich) : 2 bekennenden

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Ziwo: Neee den Don haben Sie doch letztens erst so schön kritisiert...das er sich mit seinen franken den hintern abwischen kann...Ich hab mich halb tot gelacht. Leider stand der Kommentar nur sehr kurz dann wurde er gelöscht.

Verscheissern Sie also jemand anders...am besten mitm kommentar auf meinem blog :-)

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Die Schweiz ist betroffen und nicht wenig. UBS: 50 Milliarden abgeschrieben, Jahresverlust 2008: Vorab geschätzte 20 Milliarden.
Die Relation BIP ./. Bilanzsumme sind isländische Dimensionen, wenns hoch geht, droht der Staatsbankrott. Und wie die Schweizer ein einst prosperierendes Unternehmen zugrunde richten können, sieht man am Beispiel Swissair

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So richtig bankrott wie Argentinien 1999 wird die Schweiz schon nicht gehen, aber es könnte trotzdem ziemlich weit kommen: Der Ruf als solider Finanzplatz ist jetzt schon angekratzt (und könnte sich noch weiter verschlechtern) und wenn es ganz heftig kommt (beispielsweise durch geplatzte Kredite aus Osteuropa -die haben ja alle in Franken investiert-), könnte es sein, dass sich die Schweizer den Euro wünschen werden. In Island ist es schon so weit.

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Zutaten für 2 - 4 Personen:
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1 - 1,5 Kg Steckrüben
1 Kg Möhren
1 - 1,5 Kg Kartoffeln
0,5 Kg fetten Speck
Salz
Pfeffer
Kümmel
1 - 2 Eier


Zubereitung:
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Steckrüben in kleine Stücke schneiden, Möhren schälen und klein schneiden, und Kartoffeln geschält klein schneiden! Alles im Topf Salzwasser weich kochen! Das ganze Gemüse in einem großen Topf geben und stampfen, bis alles zu Mus wird! Aus den Eiern nur das Eigelb hinzufügen und weiter verrühren. Fetten Speck dünsten und in den Mus verrühren. Langsam kochen und mit Salz und Pfeffer würzen . Zum Schluss wird nach Belieben noch etwas Kümmel dazu gegeben. Gesamte Kochzeit beträgt etwa 50 Minuten.
Ess ich eigentlich ganz gerne. Befinde mich allerdings auch schon seit Jahren auf dem Boden der gesellschaftlichen Tatsachen.

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