Montag, 10. Mai 2010
Ich kann nichts dafür...
Ein Grund für mich allenfalls widerwillig zur Wahl zu gehen -wenn überhaupt- sind diese unerträglichen Menschen die Politik machen und das einmal quer durch Bank über alle politischen Differenzen hinweg, so es denn noch welche gibt. Ich weiß, ich habs schon ein paar mal gebracht, aber nur um den Einwand "dann mach´s halt besser" zu entkräften: Der Blüm (die Rände is sischa) hat sinngemäß mal gesagt, dass es diejenigen, die nicht in der Politik sind, ja auch nicht besser können. Eine geniale Logik. Das ist, als wenn Sie mit Kopfweh zum Arzt gehen, der Ihnen dann ein Bein amputiert und Ihnen hinterher erklärt, dass Sie es ja auch nicht besser könnten.

Kurzum: Ich glaube denen nix und es sind schlechte Vorbilder. Das hat vielleicht damit zu tun, dass sich im Laufe meines Lebens immer mehr die Erkenntnis durchgesetzt hat, dass so eine Art Versicherungsmentalität in die Gesellschaft eingekehrt ist. Irgendwo muss es jemanden geben, der zuständig ist. Arzt bezahlt die Krankenkasse, die Delle im Auto die Versicherung. Erziehung sollen die Kitas und die Schule erledigen und irgendwo muss irgendjemand sitzen, der die Suppe bezahlt. Wir sind quasi auch Griechen. Institutionalisierung aller Lebenslagen.

Dementsprechend ist auch niemand selbst verantwortlich. Nirgends gilt das aber mehr als für die Politik. Den eigenen Stuhl retten, eigene Verantwortung im Nullbereich.

Mein persönlicher Negativhöhepunkt war ja Heribert Rech, Innenminister des Landes Baden-Württemberg, anläßlich des Amoklaufs von Winnenden. Pressekonferenz. So etwa eineinhalb Stunden. Ich habe es mir angetan. Volles Programm. Es war in etwa so erquicklich wie das Surfen im Schmuddelprogramm der allertiefsten Internettiefen. So rein seelenqualtechnisch hätte man auch einen Pädophilen über Kinder philosophieren lassen können.
Etwa 15 Minuten lang referierte Heribert darüber, wo man welche Leiche gefunden habe. Die restliche Zeit verwand er dafür, ausführlichst darzulegen, weshalb er in so einem Fall überhaupt keine politische Verantwortung zu tragen habe, wonach übrigens kein Mensch gefragt hatte. Einestundefünfzehn den eigenen Arsch retten. Die Leichen die Heribert vorher besichtigt hatte und über die er referierte waren noch nicht mal abgeholt.

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Samstag, 1. Mai 2010
1. Mai

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Montag, 26. April 2010
Zwischendurch mal eine Tourneeankündigung

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Donnerstag, 22. April 2010
Afghanistan unendlich
Wird der Rückzug mit jedem neuen Schritt,
den die Schlacht in ihrem Verlauf tut, immer
mehr bedroht, (...) so bleibt nichts anderes übrig,
als sich dem Schicksal zu unterwerfen
und durch einen ordnungsvollen Abzug
zu retten, was bei längerem Verweilen sich
in Flucht und Niederlage auflösen, verloren
gehen würde.


Ach, hätten Sie doch ihren Clausewitz gelesen. Die gute Nachricht ist: Wir halten schon länger durch als die Sowjets und wahrscheinlich können wir das rein militärisch auch noch 10, 20 oder 30 Jahre so weitertreiben. Die schlechte Nachricht: Wenn man dort einigermaßen stabile Verhältnisse hinterlassen will, muss man das auch noch 10, 20 oder vielleicht sogar 30 Jahre betreiben und selbst dann ist ungewiss, ob das Land nicht wieder umgehend im Chaos versinkt.

Immerhin das scheint man unter den verantwortlichen Entscheidungsträgern erkannt zu haben, aber die Anschie hat ja ne Regierungserklärung parat, mal sehen, was sie sagt, aber es wird wohl blabla sein. Nur so richtig deutlich mag das niemand sagen. Eher verklausuliert. So schwingen sie sich deshalb wohl nun auf in Kriegsrhetorik und Durchhalteparolen. Mittlerweile sterben Soldaten nicht mehr bei einem bewaffneten Wiederaufbaueinsatz sondern fallen mittlerweile als Helden im Kampf für die Freiheit des Vaterlands und wir alle sind natürlich stolz auf sie. Ich weiß nun nicht, wieso man da nun stolz sein sollte, wenn doch eigentlich Trauer angebracht wäre, aber das müssen andere erklären.

Jetzt aber sitzt man halt mal im Schlamassel und kommt dort so einfach auch nicht mehr raus. Im Gegenteil. Jedes Jahr setzt man sich noch tiefer in die Soße: Mittlerweile hocken viermal so viele Soldaten dort wie noch am Anfang, soeben wurde das Kontigent nochmals durch GIs verdoppelt, und dennoch wurde der "ruhige Norden" jedes Jahr immer noch unsicherer. Änderung nicht absehbar. So bleibt dann die Wahl, entweder gleich zu verschwinden -Ende-Schrecken, Schrecken-Ende- oder sich auf eine sehr lange Zeit mit sehr vielen Verlusten einzustellen.
Man darf das Land nicht den Taliban überlassen. Gut, ok, seh ich ein. Nur: Wer sagt denn, dass die das Land dann nicht in 8, 10 oder 15 Jahren sowieso übernehmen? Wo sich der vom Westen unterstützte Präsident denen schon mal angedient hat und kurz mal gedroht hat, er wechsele die Seiten, wenn man ihn noch mehr unter Druck setze. Ist ehrlich gesagt auch gemein, von ihm die Bekämpfung der Korruption zu fordern, weil er sich dann konsequenterweise erstmal selbst entsorgen müsste. Es wird einsamer...
Die Frage dürfte sein, wieviele gefallene Helden im Freiheitskampf fürs Vaterland die Politik verträgt und wie lange sie gegen den erklärten Willen der Bevölkerung anregieren will.

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Sonntag, 18. April 2010
Was interssieren...
....eigentlich isländische Vulkane, wenn in Afghanistan Soldaten sterben?
Nur so ne "Headlinefrage"...

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Mittwoch, 14. April 2010
....ein wenig Bashing...
Ich gebs zu: Über eine Oppostions-FDP herzuziehen macht einfach keinen Spaß. Das endet entweder im Heulkrampf, weil das eine sehr traurige Angelegenheit ist oder in Nachtreten, was auch nicht schön ist. Aber wo sie nun ja so richtig mitregieren dürfen, darf man draufhauen und sie laden dazu ja auch so richtig ein. Zuerst wäre da der Möchtegernaußenminister, den ich immer als Bubi vor meinem geistigen Auge habe und das wird er auch nimmer wegkriegen. Ich stelle mir vor, wie er mit Pilotenköfferchen, Pullunder und Seitenscheitel in die Schule gewackelt ist und in dieser Zeit und danach die Firma Clearasil wahrscheinlich alleine am Leben gehalten hat und dennoch aus heutiger Sicht demonstriert, dass das Zeugs wirkungslos ist. Heute sieht er eher aus wie ein gescheiterter Banker der Zweigstelle einer Raiffeisenbank. Allein schon wegen dieser wirtschaftsschädigenden Umstände müsste er zurücktreten.

Was ich aber nie verstanden habe ist: Weshalb wollen die eigentlich die Steuern senken, wo angeblich die halbe ganze Baden-Württemberg-FDP gar keine zahlen soll, weshalb klar wird, weshalb ausgerechnet die FDP die Steuersünder-CD vehement nicht erwerben wollte.

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Donnerstag, 8. April 2010
Da Biggi und da Spaß
Bei der letzten Bundestagswahl wurde DIE PARTEI nicht zur Wahl zugelassen. Weil Spaßpartei. Über die anschließende Anhörung vor dem Bundeswahlleiter lache ich ehrlich gesagt noch heute. Ich hatte und habe da also meinen Spaß, aber nachdem ich mir so die Parteienlandschaft Deutschlands quergeguckt habe, kann ich nur eine einzige Spaßpartei finden und das hat die ja auch noch selbst so definiert: Die FDP.
Ich bin ja quasi mit Genscher großgeworden und konnte mir nie vorstellen, dass jemand anderes je Außenminister sein könnte. Von daher bin ich auch mit Minimalrespekt vor der Partei aufgewachsen, wenngleich mir die immer fremd blieb. Nach Genscher kam dann die Spaßfraktion und die blieb bis heute. Jetzt ist der Westerwelle Außenminister und keiner hat je die Sache mit dem Guidomobil vergessen und stellt sich nun die Frage, ob jetzt das Flugzeug so heißt und schon gelb gestrichen ist und die fette 18 aufgemalt gekriegt hat.
Ich glaube aber, Guido hat Spaß. Und wir haben ja auch mächtig Spaß mit Guido. Genauso haben wir Spaß mit Dirk Niebel. Der wollte ja vor der Wahl das Entwicklungshilfeministerium abschaffen und reist nach der Wahl als Entwicklungshilfeminister um die Welt. Mit dem Dirk hatte ich ja auch mal einen Briefwechsel emailigerseits (1) (2) (3), damals hatte er noch Zeit, sich um die wirklich wichtige Dinge zu kümmern, wie Demonstraten verdreschen zu wollen.

Kurz: Spaß allenthalben. So richtig lustig wird es erst dann, wenn man weiß, dass die FDP sich eine Generalsekretärin namens Birgit Homburger leisten kann und will. Und keiner weiß, woher sie kommt und weshalb sie auf einmal Generalsekretärin wurde. Flutsch!, war die Birgit da. Aus dem Nichts, dem Nirgendwo, dem Nirvana herangespült und keiner ahnte es. So ganz stimmt das natürlich nicht, weil die Birgit davor Einladungstante hauptberuflicherseits war und das sehen Sie ja auch gleich, aber ich muss nochmal anmerken, dass dieses Land ein sehr glückliches Land sein muss, wenn es sich Parteien wie die FDP und Politiker wie Birgit Homburger leisten kann und will.








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Montag, 5. April 2010
Umgangssprachen
Seit heute sind wir also "umgangssprachlich" im Krieg. Davor nannte man es Wiederaufbau oder sicherheitsrelevante Maßnahme oder erfand ähnlich saudumme Euphemismen, dann immerhin war´s dann irgenwannmal vor ein paar Monaten mal ein kriegsähnlicher Zustand. Nun aber sind wir umgangssprachlich im Krieg. Ich weiß nicht, wie ein umgangssprachlicher Krieg sich von einem richtigen Krieg unterscheidet, aber ich weiß, dass dieses Bekenntnis so ungefähr achteinhalb Jahre zu spät kommt und ich grade zurückdenke, wann Deutschland schon mal achteinhalb Jahre Krieg geführt hat, ohne dass das jemand wahrhaben wollte. Aber immerhin: Da sagt wirklich jemand, dass wir Krieg führen, wenn auch nur umgangssprachlich und ich erschrecke wirklich bei dem Gedanken, ein "endlich" drunterzusetzen.

Endlich.

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Samstag, 6. März 2010
Die Griechen...
....griechen mittlerweile sehr umanand...und sie tun mir wirklich sehr herzlich, aufrichtig und ehrlich Leid. Müssen sie sich doch tatsächlich von so liebgewonnenen Sachen verabschieden wie

-dem vollen 13. und 14. Monatsgehalt
- der Rente mit 50 bei vollen Bezügen (Männer! Frauen gehen etwas früher in den Ruhestand, auch schon mal nach 20 Arbeitsjahren)
- dem Ostergeld (nur mal unter uns: Ich bekam nie Ostergeld, ich hab was falsch gemacht)

und vielen anderen Nettigkeiten. Wie gesagt: Mitleid. Meines. Ist vorhanden. Aber es ist etwas begrenzt.

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Dienstag, 5. Januar 2010
Ich wieder mal mit meinem Kleinkram
Sie müssen da jetzt einfach durch und damit leben, dass ich Zeugs von mir gebe, das mich interessiert und Sie vielleicht überhaupt nicht. Über den Iran beispielsweise. Wahrscheinlich wollen Sie da nix mehr von hören, aber ich kann mich da unendlich durch Youtube klicken und hatte schon mal stundenlang den Rechner laufen, nur um die Seiten von Ahmadinedschad und Chamenei (und ein paar andere sehr unappetitliche) mittels Dauerbombardement zu blockieren. Weil ich die Sache für unterstützenswert finde und es hoch interessant ist, was da momentan vor sich geht. Vieles landet ja nicht unbedingt in den Mainstreammedien wie der Tagesschau. Kann es auch gar nicht, weil vieles Material ist, das der Durchschnittstagesschauseher eher nicht sehen möchte und um die Zeit sind ohnehin viele Kinder noch auf.

Eine der mit Abstand eindrücklichsten Szenen gab es am 3. Weihnachtsfeiertag, die Iraner feierten da grade Aschura und das ist auch sowas wie Weihnachten nur auf die leidende Art. Gleichzeitig gedachte man eines verstorbenen Großayatollah. Offiziell starben an diesem Tag 8 bei Demos Menschen. Es dürften mehr gewesen sein, weil allein ich bei Youtube auf die Zahl komme. Was da vorging ist ein Sakrileg: Es ist als würde kurz vor Weihnachten der Papst sterben und die Trauerfeier an Heiligabend würde dann beschossen und hinterher erklärt die CSU die Trauernden zu Terroristen und Feinden des Staates.

Es gab da aber diesen einen Moment und der verdeutlicht, wie sehr sich das im letzten halben Jahr verändert hat: Vor einem halben Jahr noch ließen sich die Demonstranten mehr oder minder verprügeln, heute schlagen sie zurück. Es gibt diese Fotos, in denen iranische Polizisten von der Menge eingekesselt sind.



Screenshot Youtube

Ich fand das bemerkenswert und mich hat interessiert, wie es dazu wohl gekommen sein mag. Unter uns: Ich verzichte auf das Einstellen diverser Youtubevideos, weil die meist allesamt recht blutig sind. Wer möchte findet die jedoch ohne Probleme.
Am Anfang war das nur eine kleine Straßenschlacht. Ein paar Steine, zurückweichen, wieder attackieren, so mancher kennt das vom 1. Mai. Dann aber nimmt es die entscheidende Wendung: Einer der Demonstranten wird erschossen und darauf stürmt die Meute los und zingelt die Angreifer ein. Es gibt Szenen, in denen die Polizisten sich entschuldigen und es gibt Szenen, in denen Polizisten, die ihre Uniform ausziehen freies Geleit gewährt wird.

Keiner der Polizisten erlitt irgendeinen bleibenden Schaden außer einer blutigen Nase vielleicht. Ganz sicher aber ist: Es wird weitergehen. Definitiv. Und irgendwann bleibt ihnen nur die "Tiananmenlösung" oder die Abdankung wie seinerzeit dem Schah. Dazwischen gibt es wahrscheinlich nichts mehr.

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