Montag, 5. April 2010
Umgangssprachen
Seit heute sind wir also "umgangssprachlich" im Krieg. Davor nannte man es Wiederaufbau oder sicherheitsrelevante Maßnahme oder erfand ähnlich saudumme Euphemismen, dann immerhin war´s dann irgenwannmal vor ein paar Monaten mal ein kriegsähnlicher Zustand. Nun aber sind wir umgangssprachlich im Krieg. Ich weiß nicht, wie ein umgangssprachlicher Krieg sich von einem richtigen Krieg unterscheidet, aber ich weiß, dass dieses Bekenntnis so ungefähr achteinhalb Jahre zu spät kommt und ich grade zurückdenke, wann Deutschland schon mal achteinhalb Jahre Krieg geführt hat, ohne dass das jemand wahrhaben wollte. Aber immerhin: Da sagt wirklich jemand, dass wir Krieg führen, wenn auch nur umgangssprachlich und ich erschrecke wirklich bei dem Gedanken, ein "endlich" drunterzusetzen.

Endlich.

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Bin da ja etwas unbelesen - Krieg umgspr., weil vorher nannte man den Einsatz (mit Waffen und Toten) anders, oder Krieg umgspr. weil es nu grad 3 eigene Leute auf einen Schlag getroffen hat?

So, und wer lacht nu noch über das, was die mittlerweile zurückgetretene evang. Vorsitzende gesagt hat - oder denkt man nu doch drüber nach WAS sie gemeint hat?

Okee, glaub ich eh nicht dran, weil da wäre ja Amiland böse ect ect... seufz. Wer bewaffnete Leute aussendet, muß mit deren Tod rechnen.
Und jetzt halt ich mich wieder raus, weil wir zum Glück (noch) neutral sind. Ehrlich gesagt, möchte ich nimmer den Tag erleben, an dem dieser Zustand abgeschafft wird.

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Sagen wir es so: Man ging da rein in der Annahme, es handelte sich um sowas wie einen "friedensbereitenden Einsatz" (noch so ein Euphemismus). THW bewaffnet quasi. Man ging davon aus, dass wenn die Afghanen mal genug Fernseher, Brunnen und Mädchenschulen haben würden, sie von allein friedlich werden. Stellte sich dann als nicht ganz so gegeben raus. Die Kontroverse war dann die, dass die bundesdeutsche Republik sich beharrlich weigerte, das einen Kriegseinsatz zu nennen. Man hoffte, dass es nicht so schlimm würde. Einmal wegducken im Camp und hoffen, dass die Granate woanders einschlägt.
Keine Sau hat je ernsthaft kommuniziert, weshalb man da mal 1800 Soldaten hinschickte und heute 5350 dort hocken und wie sich jetzt die Sicherheit dort verbessert haben könnte, wie dort auf einmal drei Mal soviel Soldaten.....
Es geht weniger um die 3 jetzt auf einmal gefallenen Soldaten (alles tragische Fälle, gestorben in einem Krieg der begann, als sie mutmaßlich noch Kinder waren) die ja jetzt neuerdings auch "gefallen" genannt werden, eher um den Umgang mit dem gesamten Thema. Und ich habe da ja wirklich mal an sehr verantwortliche Menschen geschrieben, wann das denn ein Ende haben könnte: Zwischen 2015 (Beck, Verteidigungsausschuss) und 2019 (Schröder, Ex-Bundeskanzler). Na danke. 18 Jahre Krieg.

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(Der uns de facto nix angeht.)

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....Seiense froh...

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Ich meinte das eher allgemein gehalten. Ich finde auch nicht, daß .de dort unten was verloren hat. Oder doch?

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Na aba hörnse ma! Da wird unsere Freiheit verteidigt. Dort unten am Hindukusch. Seltsamerweise sehen sich Österreicher und Schweizer nicht bemüßigt, dort ihre Freiheit zu verteidigen. Kann aber sein, dass sie keine haben oder es nicht wert befinden, selbige am Hindukusch zu verteidigen. Aber egal. Solange es Typen wie den Westerdepp und den Schäuble gibt, solange wird meine ganz persönliche Freiheit nicht am Hindukusch verteidigt sondern in Berlin.

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Ich glaub, solange hier weiterhin Drogen vertickt werden, brauchen wir nix verteidigen. Und schon gar keine Drogenfelder (Öl & Gas hamma selber). Äh - oder bin ich da grad geografisch falsch?

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Nene, Sie liegen goldrichtig. Geographisch falsch lagen nur so manche bundesdeutsche Minister.

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Bin echt froh, daß die nicht aus Versehen wieder mal bei uns eingefallen sind. Auch nicht mal zum Abholen, Heimholen, oder sonst n Mist. ; )
Wobei nach den Türken sind die Deutschen die größe Migrationsgruppe bei uns...

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...das machen die erst, wenn sie vorher übern Ku´Damm marschieren. Danach wollense hinterher immer die Champs-Elysees....aber da kann man Sie wohl beruhigen: Die Ambition lautete schon immer gen global und unter uns gesagt ist da Österreich eher klein und die dort vorhandenen Taliban nicht sonderlich zahlreich. Meriten sind woanders.

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Jajajajajaaaa..... und bitte erzählen Sie das auch den NC Flüchtlingen ect, die uns belagern ; )

Wir sind fein klein *uff* Hatte also doch einen Sinn ; )

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Es war verlogen oder naiv in ein Kriegskrisengebiet zu gehen – mit welchen Aufgaben auch immer – ohne öffentlich realisieren zu wollen, dass sich in einem solchen Umfeld die positiven Vorzeichen nicht über Nacht innerhalb weniger Minuten in negative Vorzeichen ändern könnten. Und es wird nicht mal eben irgendwo nicht Krieg sein, nur weil dort ein paar Deutsche – die sich nicht im Krieg befinden sollen, wollen, dürfen – hingeschickt werden zum aufräumen und den traumatisierten Zivilisten die Hände zu halten. So funktioniert Krieg eben nicht. Zu kurz gedacht, wer das jemals anders sehen wollte.

Ich werde mich aber weigern, Herrn v. Gutenberg jetzt als Held zu stilisieren, nur weil er eine von uns, dem Volk, längst erfasste und realisierte Wahrheit, nun endlich mal politischer Ebene verbal der Realität zuführt. Das Verhalten der deutschen Politiker in diesem Punkt muss eine schmerzhafte tägliche Ohrfeige ins Gesicht der vor Ort stationierten Soldaten gewesen sein.

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Absolute Zustimmung. Ich habe irgendwie was gegen die "am-deutschen-Wesen-soll-die-Welt-genesen"-Mentalität.
Mr. Guttenberg ist nun auch bei weitem kein Held. Seine Formulierungen sind noch immer extrem schwammig (kriegsähnlicher Zustand, umgangssprachlich Krieg) und seine Rolle infolge der Kunduzgeschichte viel zu unklar und verworren. Als "Reformer" taugt der nicht.

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Eigentlich müssten das Rotieren in den Gräbern der 39 Gefallenen jetzt losgehen, weil erst ab jetzt ist es ja Krieg. Die sind ja aber vorher gefallen. Zum Beispiel während der humanitären Maßnahme oder eben im nur kriegsähnlichen Zustand. Waren diese Soldaten also so schlecht ausgebildet, daß sie einen waschechten Krieg eh nicht überlebt hätten? Das fragt man sich doch bei dieser ständigen Bewerbung um die Erfindung von neuen Wortschöpfungen. Wahrscheinlich laufen in der Regierung interne Wetten, wer das nächste Wort bzw. Unwort des Jahres gewinnt, daß jährlich von der Gesellschaft für deutsche Sprache gekührt wird.
Für den Gewinner gibt's dann ne Runde Kölsch oder Berliner Weiße im Kanzler Eck oder in der ständigen Vertretung oder wo auch immer diese Menschen feiern könnten.
Für die Opfer der humanitären Maßnahme und der kriegsähnlichen Zustände gibt es eine Abfindung. Und einen posthumen Orden. Würde ich zu den Angehörigen gehören, ich würde mich auf's schlimmste Verarscht fühlen. Den Papa oder Ehemann oder Sohnemann gibt es nicht zurück.

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Erneut möchte ich auf die TV-Reportage Heimkehr im Sarg (siehe auch hier) hinweisen. Wäre eigentlich mal wieder Zeit für eine Wiederholung.

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Das "endlich" hab ich auch als erstes gedacht. Dann fand ich es aber wieder so lächerlich, dieses "umgangssprachlich". Was soll das? Halten die uns wirklich für so blöd? Ich finde es eine Frechheit, für wie dumm uns unsere Regierung verkauft. (Wobei ich diese Regierung nicht gewählt hab, aber die anderen haben es ja auch geleugnet). Der reinste Kindergarten.

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Was das soll? Das ist eine Hilfskonstruktion, aus rechtlichen Gründen. Für einen offiziellen Krieg braucht's schließlich eine offizielle Kriegserklärung.
Außerdem hat so ein offizieller Krieg nicht nur völkerrechtliche, sondern auch landesintern rechtliche Konsequenzen, zum Beispiel, was die Lebensversicherungen der eingesetzten Soldaten angeht und wer das was zahlt oder dann stattdessen zahlen müsste.

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@arboretum (und auch an teichrose): In Sachen Völkerrecht und Haager Landkriegsordnung bin ich ehrlich gestanden sehr schwachbrüstig beschlagen. Soweit ich aber erinnern kann, haben die USA (Nord)Vietnam nie den Krieg erklärt. Allen Ginsberg hat das mal gemeinsam mit Philip Glass vertontverdichtet. Aber immerhin hat man ja infolge 9/11 den NATO-Verteidigungsfall ausgerufen. Ob das als Kriegserklärung durchgeht....keine Ahnung. Aber was mich stört ist diese Verlogenheit mit der man dem braven Volke gegenübertritt. Anderswo ist man da durchaus klarer. Kanada leidet da nochmal ganz anders. Die waren und sind da deutlicher.

Lebensversicherungen: So wie ich das kenne, zahlen die da meistens ohnehin nicht. Da muss auch jetzt schon die Bundesregierung einspringen.

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Nicht nur beim Vietnamkrieg hat es meines Wissens keine offizielle Kriegserklärung gegeben, beim Golfkrieg 1990/91 gab es auch keine. Japan hatte auch keine Kriegserklärung abgegeben, bevor es Pearl Harbour angriff. Und als die USA in den Koreakrieg eingriffen, gaben sie auch keine ab. Die Chinesen haben dabei doch auch mitgemischt, aber vermutlich haben die sich mit sowas wie einer Kriegserklärung auch nicht aufgehalten. Und Vietnam ist doch dann in Kambodscha einmarschiert - gab es da eine offizielle Kriegserklärung? Oder bei den arabisch-israelischen Kriegen? Ich habe keine Ahnung, ob die Sowjetunion irgendwelche Erklärungen abgegeben hat, bevor deren Truppen in Afghanistan einmarschiert sind. Vermutlich aber eher nicht. Kriegserklärungen sind verpönt, das macht man heute nicht mehr, scheint mir. Ich bin allerdings auch alles andere als eine Spezialistin für Völkerrecht.

Zum Thema Versicherungen berichtete der Spiegel einmal, die Versicherungen handhabten das wohl recht unterschiedlich. Einige waren kulant und zahlten, andere nicht, dann sprang das Verteidigungsministerium ein. Dem Bericht zufolge, sah der damalige Verteidigungsminister Jung Nachbesserungsbedarf - auf Seiten der Versicherer.

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Kriegserklärungen sind wohl old school. Mit solchen Nichtigkeiten braucht man sich nicht aufzuhalten. Da ist man auch hierzulande Spezialist. Spätestens seit dem ersten Weltkrieg und dem Überfall auf Belgien.
Ich hab jetzt mal nachgeschaut und weigere mich, die Welt zu verlinken, aber die schreibt von 21 von 35 Fällen, in denen sich die Versicherungen (erfolgreich) weigerten zu zahlen und das Verteidigungsministerium eingesprungen ist.

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Es wäre dem Ministerium aber bestimmt lieber gewesen, wenn die Versicherungen bezahlt hätten - wie in den anderen 14 Fällen auch.

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...ganz frisch passend zum Thema heute gefunden...

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Lieber Herr Schnitzel, Sie haben ein aktuelles/brandheißes/schmerzhaftes/ bedrückendes/ entsetzendes Thema wieder einmal ganz unnachahmlich auf den Punkt gebracht - vor allem vor dem Wort ENDLICH ziehe ich den Hut...

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