Dienstag, 29. März 2011
Phnom Penh


Ehe wir zu den schöneren Seiten kommen, erstmal die etwas hässliche Seite der kambodschanischen Medaille. Was Sie nachfolgend sehen, ist das Unabhängigkeitsdenkmal. Das an sich wäre nicht unbedingt sehenswert, wäre da nicht das Haus links davon. Für kambodschanische Verhältnisse ist das eine Riesenvilla.



In dem Haus wohnt Hun Sen, Präsident Kambodschas. Es heißt, er sei steinreich und hartnäckig werden einem immer wieder Gerüchte erzählt, wonach ein guter Teil der Eintrittsgelder für Angkor -immerhin 20 Dollar minimum je Besucher- auf seinen Konten landet. Ob das stimmt ist unsicher. Weniger unsicher ist, dass Kambodscha ein reichlich korruptes Land ist. Das geht von Bakschisch fürs Fiebermessen an der Grenze bis zu erkauften Richtersitzen im internationalen Strafgerichtshof gegen die Anführer der Roten Khmer.

Er hier



heißt Phar. Mr. Phar. Mr. Phar hat Wirtschaft und Tourismus studiert und spricht fließend Englisch. Eigentlich wären das anderswo recht gute Karriereaussichten, gerade in einem Land, das vermehrt auf Tourismus setzt. Mr. Phar fährt aber Leute wie mich mit dem Tuk-Tuk durch Phnom Penh. Weil er nicht die entsprechenden Connections hat und die sich auch nicht erkaufen kann.





Auch wenn die vielen schönen Wats und Paläste sehr hübsch sind: Abgesehen davon kann man Phnom Penh auch mit sehr viel gutem Willen nicht als architektonisch schön bezeichnen. Aber es ist lebhaft, authentisch und quirrlig. Weil alles auf der Straße stattfindet. Vom Haare schneiden bis zum Restaurantbesuch. Kein Wunder, in dieser Jahreszeit liegt die Regenwahrscheinlichkeit bei so etwa 0% und die Temperatur bei 30+.
Wie so ein Openairrestaurant aussieht hier (es ist übrigens ein Kalb, das da gegrillt wurde):



Kaum zu glauben, dass die Roten Khmer seinerzeit die Stadt nach ihrem Einzug innerhalb von 24 Stunden komplett geräumt haben.







Jetzt kommen wir zum Königspalast. Über den brauch ich nicht viel erzählen, Sie können ja Bilder schauen oder im Lexikon nachschlagen googeln. Ich erzähle Ihnen jetzt was über chinesische Reisegruppen. Darunter gibt es wirklich übles Pack. Die fallen ein wie ein wildes Rudel und haben keinerlei Benimm. Die Reiseleiter nicht, besonders die nicht, die sich vor eben dem Königspalast mitsamt ihrer Dreißigmanntruppe an mir vorbeidrängeln wollte und ganz seltsam geglotzt hat als ich das weniger optimal fand und sie ein klein wenig angeraunzt habe. Und die Provinztouristen in ihren Synthetikanzügen mit sozialistischer Einheitsfrisur, bedeckt durch die immergleichen rosa Käppis haben auch keinen Benimm. Wenn da -durchaus auch chinesisch- "Bitte nicht draufsitzen" steht: Sie machens doch.
Sie reservieren Sitze die nie gebraucht werden. Sie sind laut. Sie sind hektisch. Sie sind unverfrohren. Sie sind eine Plage.






In einem waren die Khmer weiter als wir es sind und zwar bei der Frage "Was ziehe ich heute an" und das ganz speziell bei Frauen. Sie sehen nachfolgend von links nach rechts die Tage Sonntag bis Samstag.





....und dann war da noch die Begegnung mit dem Mönch. Er hatte eine Kamera, ich hatte eine Kamera und es stellte sich nach längerem hin und her heraus, dass er mich gerne fotografiert hätte und ich ihn ebenso, aber er war sich nicht so recht sicher, ob er das darf und ich mir auch nicht so recht. Wir einigten uns dann darauf, dass er ein Bild von mir schießt und ich eins von ihm. Am Ende war das so unterhaltsam geworden, dass ein amerikanischer Tourist fragte, ob wir uns kennen.

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Donnerstag, 24. März 2011
Car of the day: Tape will fix everything


....und das schöne: Im Wagen lagen noch ein paar Rollen Klebeband...

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Montag, 21. März 2011
S21/ Tuol Sleng - Choeung Ek/ Killing Fields
Ein kleiner Disclaimer vorneweg: Das wird jetzt ein extrem schwieriger Beitrag. Einerseits weil es sehr schwierig ist, über einen Völkermord zu schreiben und andererseits weil es recht schwierig ist, grausige Sachen lesen zu müssen. Wenn Sie das Thema schwierig finden sollten: Klickense morgen wieder rein. Vielleicht sollte man einfach nur Fotos zeigen und dann schweigen, aber ein bißchen Information muss sein: S21 steht in Kambodscha für eine ehemalige Schule in Phnom Penh, die dann zu einem Konzentrationslager während der Herrschaft der Roten Khmer umgewandelt wurde. Von etwa 20.000 Inhaftierten überlebten 7. Choeung Ek war mal ein Obstgarten, hinterher wurde das bekannt als "Killing Fields", weil hier die Opfer umgebracht und verscharrt wurden.

Es ist nicht so, dass ich nicht schon KZs der Nazis gesehen hätte und es ist auch nicht so, dass es da diesbezüglich nicht eine persönliche, familiäre Betroffenheit gäbe. Aber vielleicht entsetzt das Terrorregime der Roten Khmer mich noch mehr, weil es zu meinen Lebzeiten stattgefunden hat.

Die Schilder mit dem Hinweis, doch bitte still zu sein sind überflüssig. Es verschlägt einem dort die Sprache, hier steht man völlig sprachlos.







Kinder, die heute so alt wären wie ich:









Ich weiß nicht mehr, wie lange ich vor diesem Baum stand. Ich schätze im Nachhinein, dass es so etwa 15 Minuten waren. Ich weiß auch nicht mehr so recht, was ich getan habe, wahrscheinlich stand ich da nur. Ein Baum. Und eine Tafel davor. Und man kann es nicht glauben.

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Freitag, 18. März 2011
Kambodscha
Kambodscha ist so ganz anders als Vietnam. Das hatte ich ein bißchen auch erwartet, aber dass es so anders sein würde dann vielleicht doch nicht. Es beginnt schon mit den visuellen Eindrücken gleich hinter der Grenze: Während Vietnam sowas wie ein riesiges Reisfeld in grellgrün ist, ist Kambodscha zuerst mal eine weite braune Fläche mit sporadischen Palmen. Es sieht schön aus, erklärt aber gleichzeitig auch ein bißchen, weshalb Kambodscha deutlich ärmer ist als Vietnam.



Kambodscha leidet noch immer unter der Geschichte der letzten 50 Jahre und das merkt man. Einst galt Kambodscha als die Schweiz Südostasiens mit wenigstens einigermaßen prosperierender Wirtschaft, danach kamen erst die Amerikaner mit ihrem Flächenbombardement, danach die Roten Khmer mit einem der grausigsten Genozide aller Zeiten und anschließend die Vietnamesen, die zwar die Roten Khmer hinwegfegten, aber gleichzeitig noch mehr Landminen legten in einem Land, das bereits zuvor ohnehin schon einen der dichtesten Minengürtel der Welt auswies. Da drauf dann nochmal 10 Jahre Bürgerkrieg und danach haben Sie dann ein Land, das am internationalen Tropf hängt. Hängen muss. Armut, Minen, zig Kriege, ein Völkermord, grassierende Korruption ohne Ende, damit kann ein Land allein nicht fertig werden.

Heute ist deutlich sichtbar, dass Kambodscha nicht nur eine Generation fehlt. Kambodscha fehlen gleich mehrere Generationen und das liegt zuallererst an den Verbrechen der Roten Khmer, die es innerhalb von grade mal vier Jahren schafften, ein Viertel der Bevölkerung zu ermorden, darunter so ziemlich die gesamte Elite und alle die moralisch (Mönche) oder intellektuell (Brillenträger) hätten den Roten Khmer entfernt hätten gefährlich werden können. Am Ende gab es in ganz Kambodscha grade noch mal 50 Ärzte im ganzen Land und von 85.000 Mönchen überlebten 3.000.

Es ist teilweise eine erdrückende Armut. Ich habe schon vielerlei Armut gesehen, aber Kambodscha ist phasenweise pures Elend. Es gibt Armut in Würde und es gibt Armut, in der es trotz allem Hoffnung gibt und es gibt die kambodschanische Armut. Das sieht man nicht nur. Man kann es auch riechen und die kambodschanische Armut riecht nach Abfall, Müll, Verwesung und Tod. Die Müllsammler, die nackten Kinder. Hier fehlt bisher jede Zivilgesellschaft und ein funktionierendes Sozialsystem ohnehin. Es gibt noch nicht mal ein NICHT funktionierendes Sozialsystem. Es gibt überhaupt gar keines. Das einzige Prinzip ist: Help yourself.

Wenn Sie nun -wie ich- mit dem Bus von Saigon nach Phnom Penh fahren, dann hält der Bus zwei Mal: Einmal an der vietnamesisch-kambodschanischen Grenze und dann in Neak Loeung, um mit der Fähre über den Mekong überzusetzen. Landesgrenzen sind wie überall steril: Touristen, Grenzgänger, Beamte unter sich. Die Fähre über den Mekong dagegen ist das pure Leben. Wenn Sie Vietnam gewohnt sind, kriegen Sie jetzt zum ersten Mal einen kleinen Kulturschock, weil Sie von nun an betatscht werden und sich dreckige Kinder an Ihre Hosenbeine heften, ebenso wie verstümmelte Bettler. Bei viel Mitgefühl hasse ich es aber, ungefragt betatscht zu werden, vor allem in Regionen meines Körpers, in denen sich Pass und Geld befinden.



Kambodscha ist aber nicht nur arm. Es bietet auch sehr viel: Zuerst einmal Menschen. Viele der positivsten Erlebnisse von mir in Kambodscha hatten mit Menschen zu tun und ihrem Willen, sich zu bilden und ein bißchen die soziale Leiter hinaufzusteigen. Man könnte meinen, dass das Land von Auswegslosigkeit geprägt ist, aber dem ist nicht so: Hoffnung hat hier fast jeder und das ist wirklich beachtlich. Eigentlich hätten die Khmer viele Gründe zu verzweifeln, aber das tun sie nicht. Sie haben sich ihre Würde bewahrt und ihren Stolz.

Mit dem Einfall von Ausländern -Touristen wie Helfern- tun sich zweierlei Dinge: Positiv ist, dass viele Khmer profitieren. Sei es als Angestellte im Tourismuswesen, als Fahrer, in NGOs etc, sei es als Profiteure des Helfersystems in gemeinnützigen Restaurants, Werkstätten und anderen Einrichtungen. Negativer dagegen die Kinderarbeit etwa. Das gibt es zwar in Vietnam auch, aber dort läuft das etwas versteckter. In Kambodscha nicht. Da bemüht man sich nicht mal, das zu verstecken. Dort kommt die fette Matrone mit 5 oder 6 Kindern, setzt sich auf eine Bank im Schatten und wartet bis die Kleinen mit erbetteltem Geld zurückkommen.
Neben der Kinderarbeit auch die Prostitution: Als alleinreisender männlicher Ausländer kenne ich jetzt auch die Preise, da sie mir dauernd genannt werden. Ohne Verlangen. 10 Dollar.

Kotzen könnte ich übrigens über Leute, die einem erzählen wollen, dass das mit der Müllsammelei und den Straßenkindern noch gar nicht Armut sei, man solle sich doch erstmal in die Dörfer bewegen, da sei es noch viel schlimmer. Das kommt nie von Kambodschanern sondern ausschließlich von Ausländern, die in 4Sterne-Hotels wohnen, definitiv eine gesicherte Existenz haben und wahrscheinlich twittern, wie billig die Huren in Kambodscha sind.

Insgesamt aber geht es in Kambodscha aufwärts. Trotz vieler Hindernisse wie Armut oder Korruption. Die Situation vieler Khmer verbessert sich. Das hat auch u.a. mit Tourismus und der internationalen Aufmerksamkeit (z.B. Minen räumen) zu tun.

Und dann die Kultur! Noch nicht mal die Roten Khmer mit ihrem Terrorregime haben es geschafft, die kambodschanische Kultur endgültig zu zerstören.

Sie haben Angkor und viele weitere Tempel und sind zurecht stolz darauf und das ist schlicht DER Bezugspunkt Kambodschas. Das kriegen Sie aber später zu sehen.

Sie haben aber auch Amok. Anderswo klingt das sehr gefährlich, in Kambodscha ist es eine Gewürzmischung und hallo, sie machen Amok-Fisch mal richtig gut. Herrlich.

Nichts aber über diese Menschen...

Welch großartiges Land....

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Dienstag, 15. März 2011
Saigon
Oder auch Ho-Chi-Minh(-City) wie die Behörden in Vietnam -und nur die- es nennen. Das Finale der Vietnamreise mit dem grandiosen Tethöhepunkt.



Saigon ist erstmal größer als Hanoi, aber das fällt auch nicht weiter auf. Saigon will auch moderner sein als Hanoi und das fällt auf. Modern heißt in diesem Fall die Übernahme eines westlicheren Lebensstils und das heißt auch, dass die Moppelkinderquote schlagartig exorbitant ansteigt.



Wobei ich nun auch gleich einschränken muss: Wenn man Saigon an und nach Tet erlebt, dann ist das sowas wie eine Ausnahmesituation. Die Leute haben frei, die Läden sind zu und viel zu tun gibt es damit nicht. Außer flanieren mit den Vietnamesen, Stimmung genießen und schwitzen in einer viel zu heißen Stadt.



Ein paar Tempel kann man schauen gehen, aber das lässt man ziemlich schnell wieder bleiben, weil man da ohnehin nur von hunderttausenden Räucherstäbchen vergiftet wird.



Und dann noch den Wiedervereinigungspalast schauen. Das ist schon interessanter, weil das Ding vor der Wiedervereinigung nicht so hieß und stattdessen Sitz der Regierung von Südvietnam war. Der Eintritt ist günstig, das ganze Gebäude recht hell und offen, aber hey, unter einem Regierungssitz stellt man sich auch was anderes vor, aber vielleicht war das damals und dort eben so.



Weshalb Südvietnam den Krieg verloren hat, erkennt man dann spätestens tief unten in den Bunkerkatakomben bei der Betrachtung des verwendeten Geräts und der sehr armseligen Schlafstätte des Präsidenten.



Sodale. Das war es nun mit Vietnam. Aber noch nicht mit der Reise. Sie kriegen demnäxxt also noch ein paar Stationen geliefert....


´fant

Asian cable wire

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Freitag, 11. März 2011
human structures: kill individualism
Srollen macht einen tollen Effekt. Bei mir zumindest.

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Mittwoch, 9. März 2011
Tet
Tet ist vietnamesisches Neujahr. Es ist aber beinahe mehr als nur Neujahr. Tet ist für Vietnam etwas sehr besonderes. Es ist für Vietnamesen so, als fiele für uns Geburtstag, Weihnachten und Silvester auf denselben Tag. Tet ist der mit weitem Abstand wichtigste Tag in Vietnam und darauf fiebern alle schon Wochen vorher hin.


Dieser Kerl war einfach unglaublich. Der hatte die Trommelei richtig drauf und es sah schwer danach aus, als zelebrierte er nebenbei eine Kung-Fu-Show.

Reisen während, vor und nach Tet bedeutet vor allem eines: Schwierigkeiten und Probleme. Das hängt vor allem daran, dass vor Tet alle Vietnamesen heim zu ihren Familien drängen und daher Busse und Züge ausgebucht und überfüllt sind. Es hängt auch daran, dass infolgedessen die Preise für Übernachtung, Transport und überhaupt alles mächtig anziehen. Anfangs habe ich noch versucht, mich irgendwie durchzuschmuggeln, aber dann habe ich es aufgegeben und saß dann 5 Tage in Nha Trang fest. Unfreiwillig zwar, aber nicht ganz ungern.



Aber nicht nur vorher ist es schwierig, hinterher auch: Nach Tet verreisen wieder alle in ihren Jahresurlaub. Und: Nach Tet hat alles zu. 90% aller Geschäfte sind geschlossen.



Dann aber: Tet. DER Tag. Feiern mit gefühlt fünf Millionen anderen Menschen. In Saigon, das ich dann doch noch erreicht hatte. Zwischenzeitlich hatte ich zwei Phrasen gelernt perfekt auszusprechen: Sin chao (Hallo) und Chuc mung nam moi, was man wiederum so etwa tschk mang nam mai ausspricht und bedeutet, dass man dem Gegenüber ein gutes neues Jahr wünscht.



In Nordvietnam ist alles in lilafarben getaucht, die Südvietnamesen halten alles in Gelborange. Was die Blumen angeht. Was den Rest angeht: Rot und gelb. Rot steht für Glück, Gesundheit und eine gute Zukunft, gelb für Reichtum.





Die Stimmung ist einzigartig. Wer mal in Vietnam war und die Hektik, die Betriebsamkeit und die Geschwindigkeit miterlebt hat, ist nun völlig überrascht: Es ist ruhig, feierlich und entspannt. All die genervte Rumhandelei mit der Taximafia: Weg. Alles Geschacher und alles "hello mister" und "hello, you buy?": Verflogen. Jetzt gehts ums Seelenwohl und wer das Jahr schlecht beendet, für den beginnt das neue Jahr grauenvoll. So sagts zumindest die Überlieferung oder der Glaube oder wegen mir auch die Regierung. Egal. Die Stimmung ist jetzt andächtig.



Das letzte Jahr war das Jahr des Tigers und jetzt kommt das Jahr der Katze. Die Chinesen denken zwar, es sei das Jahr das Hasen -eventuell gibt es keine Karnickel in Vietnam- aber das ist natürlich falsch, es ist das Jahr der Katze, Katzen sind ohnehin sympathischer als Karnickel.



Feuerwerk, mutmaßlich staatlich verordnet. 20 Minuten Ballern.





The day after: Wer Vietnam und seine betriebsamen Städte kennt, dürfte jetzt schwer verwundert sein....

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Montag, 7. März 2011
Nha Trang
So. Nun kriegen Sie eine ganze Ladung Bestwetterfotos ab. Das mag in Vorfrühlingszeiten zwar etwas gemein sein, aber wenigstens hier ist der Himmel heute ähnlich blau wie in Nha Trang.



In Nha Trang können Sie eigentlich nur eines tun: Baden. Gut, es gäbe da ein paar Tempel, aber irgendwann mal ist es auch mal gut mit Tempeln und irgendwann mal braucht es einfach ein paar Tage Nichtstun.





Nichtstun dauerte dann doch etwas länger als ursprünglich geplant, weil die Reiserei immer schwieriger wurde und das lag am vietnamesischen Neujahr. Ich hatte davon gehört, dass in der Woche davor und danach ganz Vietnam unterwegs sein würde, aber ich hatte unterschätzt was es heißt, wenn das wirklich 80 Millionen Menschen auch tun. Daher: Länger bleiben und auf einen späteren Bus hoffen. Unfreiwillig zwar, aber nicht unwillig.



Und weil in so einem Strandstädtchen irgendwann mal alle Tage gleich aussehen, braucht es einen geregelten Tagesablauf:

09 Uhr Aufstehen
10 Uhr Frühstück
11 Uhr Strand
12 Uhr wildfremde Mädels an sich rumkneten lassen
13 Uhr ein Bier, warum denn nicht?
14 Uhr Sporteinheit in Form von Motorlärm auf See
15 Uhr ein kleiner Snack
16 Uhr Siesta
19 Uhr Abendessen
21 Uhr Biergarten







Und dann war da noch dieses Hutzelmännchen. Der tauchte jeden Tag zur gleichen Zeit an der gleichen Stelle auf. Wahrscheinlich hatte er sich auch einen Tagesablauf zurechtgeschustert. Er kam, sah aus wie ein indischer Yogi, setzte sich in den Sand, machte irgendwelche asketischen Übungen, vielleicht waren es auch athletische und danach rührte er ungelogen etwa eine Stunde lang mit einem Holzstock im Sand, während er in alle möglichen Richtungen wippte. Dann verschwand er wieder.



Im "Biergarten":



Man weiß nicht wirklich, was in diesen Plastikflaschen schon alles drin war und ehrlich gesagt will man das auch gar nicht wissen. Aber das Bier ist billig (15.000 Dong = 0,75 $ für eineinhalb Liter) und gut. Außerdem lernt man zwangsläufig massig Vietnamesen kennen. Das ist mitunter lustig, immer aber unterhaltsam: An einem Abend stieg ich auf in den Olymp der Vietnamesenunterhaltung und zwar deshalb, weil ich zur vietnamesischen Verblüffung eine Flasche Bier mit Feuerzeug geöffnet habe. Kannten sie wohl nicht. Das fanden sie aber toll, wollten es gleich nachmachen, übten den ganzen Abend und animierten dann dazu, weitere Werkzeuge auszuprobieren: Löffel, Plastikstuhl, Schlüssel, Handy (gottseidank nicht meines) und als Krönung dann ein einzelnes Holzessstäbchen.



Wobei wir jetzt bei einem kleinen Exkurs in Sachen "Fotografie in Asien" wären. Sagen wir´s mal so: Asiaten sind teilweise extrem aufgeschlossen in Sachen Fotografie, manchmal aber auch komplett schmerzbefreit bis dreist. Ungefragt fotografiert zu werden ist Standard und daran sollte man sich gewöhnen. Wenn sie dann anfangen, 5jährige neben einem zu positionieren wird es skurril. Im Gegenzug aber möchten einige auch sehr gerne fotografiert werden. Die da oben und die da unten bestanden gar drauf, dass ich abdrücke.

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Donnerstag, 3. März 2011
Hoi An


....was Sie da oben sehen, nennt sich Wolkenpass. Weshalb der so heißt dürfte klar sein. Und tatsächlich ist der Wolkenpass häufig eine wichtige Wetterscheide in Vietnam. Er liegt zwischen Hue und Da Nang, wo die Amerikaner damals am Strand gelandet sind. Er ist der Unterschied zwischen Regen und ganz passablem Wetter und schlagartig ist es gut 5 Grad wärmer.



Das ist auch gut so. Einerseits weil Sie ab jetzt Besserwetterfotos zu sehen kriegen, andererseits weil ich ab diesem Zeitpunkt meine Regenjacke und den Pulli verstauen konnte und selbige erst wieder bei Rückkehr am Frankfurter Flughafen benötigt habe.



Hoi An ist die näxxte Touristendestination, aber eine sehr sympathische Touristendestination. Eine kleine, sehr nett anzuschauende Stadt mit etwa 5000 Schneidereibetrieben und noch mehr Lampenherstellern, denen man auch alle bei der Arbeit zuschauen kann. Mit Schneidereien hatte ich es nicht ganz so, was aber nicht an den Schneidern lag sondern eher an der Tatsache, dass ich erstens mit Rucksack unterwegs war und zweitens mein Bedarf an Anzügen, Hemden und Hosen momentan nicht ganz so hoch ist.



Hoi An haben die Vietnamesen schön hergerichtet. Weltkulturerbe halt. Noch eins. Eine der höxxten Welterbedichten hat übrigens Deutschland, aber wir wollen ja jetzt noch in Vietnam bleiben und deshalb kann ich Ihnen bei dieser Gelegenheit auch gleich noch erzählen, dass ich diese französischen Kolonialhäuschen in Hoi An sehr schön fand.



Schön ist auch, dass die Altstadt autofrei ist. Wenn sie nun noch die Roller aussperren und die chinesischen Reisegruppen, dann passt das. Nun dürfen Sie noch Fotos gucken:











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Dienstag, 1. März 2011
Hue


Wir sind jetzt in Hue, Zentralvietnam. Kurz hinter der DMZ. DMZ steht für Demilitarisierte Zone und war früher mal die Grenze zwischen Nord- und Südvietnam. Entsprechend fanden in der Gegend während des Kriegs heftige Kämpfe statt.



Hue war mal die Hauptstadt Vietnams und Kaiserresidenz. Wenn wir ehrlich sind, gibt es außer der Zitadelle mit der Verbotenen Stadt/ Kaiserresidenz auch nicht sonderlich viel zu sehen. Vor allem nicht bei miserablem Dauerregenwetter, wie Sie sicherlich den Fotos entnehmen können.



Ganz nett anzusehen ist das immerhin, selbst mit Benieselung, auch wenn einige Arreale noch immer dringend renovierbedürftig sind. Das liegt am Krieg in dem damals in der Zitadelle schwere Kämpfe stattfanden. Bis heute noch sieht man Einschusslöcher. Aber in den letzten 40 Jahren hatte Vietnam wohl andere Probleme als ein paar alte Ruinen wieder aufzubauen. Jetzt aber macht man sich dran, auch weil Weltkulturerbe. Teile des Geländes sehen trotzdem so aus:



Wenn es dann mal hergerichtet ist, sieht es so aus:



Aber zwei nette Schilder habe ich noch gefunden. Wenn die so übersetzen wie sie das hier gemacht haben, dann viel Spaß....



Eilmeldung! Google goes Hotel!

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