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Mittwoch, 18. Juli 2007
Öffentlich-rechtliches Anti-Aging
Das ZDF setzt die Sendung "Lustige Musikanten" ab. Eigentlich wäre das der geeignete Zeitpunkt, das ZDF zu beglückwünschen, weil der Sender endlich entdeckt zu haben scheint, dass Volksmusik erzreaktionär ist und die Hörer und Seher derselben vermutlich irgendwo in den Jahren 33 bis 45 hängengeblieben sind. Nun also leistet man seinen Beitrag zum Weltfrieden und sorgt dafür, dass nicht wieder irgendwelche Jungs aus Remscheid oder Oer-Erkenschwick die Champs Elyssee runterparadieren müssen.

Leider haben dafür einige kein Verständnis. Die betroffenen Volksmusikfans nämlich. Die sind nun so empört, wie eine mittlere Geriatriegang mitsamt Krampfadergeschwader eben sein kann und fühlen sich gleich in ihren elementaren Rechten beschränkt. Vermutlich bereiten sie grade die Klage für das Straßburger Gericht für Menschenrechte vor und wenn das nicht klappt, kann man ja alternativ auch gleich gen Champs Elyssee marschieren oder wenigstens zur Feldherrnhalle.

Natürlich machen da auch die Grauen Panther mit und Trude Unruh höchstpersönlich sagt, dass es "eine Beleidigung für alle [ist], die Deutschland nach dem Krieg aufgebaut haben".
Liebe Trude, diejenigen, die da aufgebaut haben, waren aber nicht unwesentlich dafür mitverantwortlich, dass es überhaupt kaputt war.

Auf jeden Fall ist die Ausstrahlung von Volksmusiksendungen im öffentlich finanzierten Fernsehen ein Menschenrecht. Und zwar für alle. Auch solche, die es nicht sehen wollen.
Drum kommt nun der große Dreh mit dem Antidiskriminierungsgesetz.

Ich werde übrigens auch diskriminiert und werde daher meine Rechte mittels Antidiskriminierungsgesetz einklagen:

1.) Jahrelang hat man mir erzählt, dass Elvis lebt. Nun habe ich herausgefunden, dass Elvis aber schon gestorben ist. Elvis muss also wieder auferstehen.

2.) Im Fernsehen -v.a. bei ARD und ZDF- gibt es über Post-Industrial keine Sendung am Samstag Abend um 20:15 Uhr. Das wird und muss sich nun ändern.

3.) Mein Lieblingsfalafelmacher hat dichtgemacht. Er wird wieder aufmachen müssen.

4.) So etwas wie "Sperrstunde" ist an sich schon Diskriminierung pur. Wird demnächst abgeschafft.

5.) Die meisten Regentage diskriminieren mich alten Sonnenscheinfreud. Regen wird abgeschafft.

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  • Lernerfolgskontrollen unterstellen mir, nix gelernt zu haben. Dass ich die Scheißklausuren schreiben muss, verdreht die Beweislast. Also abschaffen.
  • Meine Nachbarin beschwert sich, mein Terassenbrunnen störe sie bei der abendlichen Zeitungslektüre. Das diskriminiert meine akustischen Bedürfnisse (und auch die optischen, denn sonderlich toll sieht die Frau nicht aus, um es mal vorsichtig auszudrücken). Deshalb müssen bescheuerte Nachbarinnen abgeschafft werden.
  • Sonne macht albern. Abschaffen!
  • Bloglektüre verbraucht einen nicht unerheblichen Zeitraum meines Tages, in dem ich eigentlich lernen müsste. Blogs werden zukünftig verboten.
  • Frauen diskriminieren die Meinung des Mannes durch Besserwisserei, egal bei was. Frauen werden abgeschafft.

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An dieser Stelle kann einem leider auch von dir vertretenen Vorurteil nicht streng genug entgegengetreten werden: daß es sich bei dem allwöchentlichen Verdummungshumtata etwa um Volksmusik handele. Das ist nicht der Fall. Vielmehr wird da auf unsere Kosten und zur Sedierung aller Sinne sogenannte "volkstümliche Musik" dargeboten, und die unterscheidet sich von eigentlichen Volksmusik wie Fischstäbchen von einem Hai.

Die Verwurzelung in der eigenen Regionalkultur ist nichts Reaktionäres, sondern Erbe der vielpoligen Geschichte Deutschlands, die ja zu allen Zeiten einer kulturellen wie politischen Zentrale ermangelte. Ein Umstand, der die von dir angesprochenen maßgeblichen Kreise 33-45 außerordentlich ärgerte und dem sie mit Maßnahmen zur Gleichschaltung vom Parteienverbot bis zu Bildung der Reichskulturkammer abzuhelfen sich bemühten. Durchaus fruchtlos, wie die Geschichte gezeigt hat.

Ein einfache Beispiel aus Köln mag das verdeutlichen: Jedes Jahr in der Karnevalszeit versammle ich mich mit vielen anderen Gleichgesinnten zu fröhlichem Feiern, das zu einem nicht unwichtigen Teil im Absingen unterschiedlichster Lieder besteht, die in ihrer Thematik alle menschlichen Bereiche, von Herzschmerz bis hin zu vaterstädtischem Stolz, höchst albern oder auch sentimental abhandeln und im besten Sinne Musik des Volkes, Volksmusik eben sind.

Reaktionäre Neigungen oder gar solche, die den Zuständen 33-45 nahestehen, konnte ich allerdings an mir noch nicht feststellen.

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Gut, ich gebe dir recht...

In dem Sinn: Ein Hoch auf Volksmusik.

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Ich frag mich auch immer wieder, wie wir Deutschen nur diese unsägliche Oktoberfest-Ballermann-Apres-Ski-Party-Kultur haben entstehen lassen. Da wird die sowieso schon nicht grad schöne Polka-, Walzer- und Marsch-Musik wahlweise zu Volks-Schlager oder Volks-Techno verwurstet, der Rest der Charts wird dazu dann von tausenden Möchtegern-Musikern mit ihrem Kommerz-Dance-Schmu gestellt und im Fernsehen lässt man sich abwechselnd Big-Brother-Blödis oder den hinterletzten Holzhammer-Humor vorsetzen. So etwas ist schon eine Leistung. Die einzige Nation, die mir spontan mit ähnlich allesüberschattenden Müll einfällt, wäre die USA - wobei deren Volksmusik ja zumindest mit Johnny Cash und diversen Blues- und Country-Legenden noch etwas zu bieten hat...

Man merkt aber einfach, wie verdammt niedrig das Niveau in Sachen Entertainment in Deutschland ist. Wirklich erbärmlich.

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.....dann schau mal italienisches Fernsehen. Dann wirst du froh sein, dass es in Deutschland noch schlechter ginge...

Und so einige "Schlagerschmankerln" ausländischerseits glänzen nun auch nicht mit übertrieben tollen Texten. Da tauchen dann schon mal solche Passagen auf: "Lucky that my breasts are small and humble, so you don't confuse them with mountains"....

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"Lucky that my breasts are small and humble, so you don't confuse them with mountains"
Das find ich sehr pötisch. Von wem ist das? ;o)

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Shakira: Whenever, wherever....

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Ich versteh gar nicht, warum ich bei ihr noch nie auf die Texte geachtet hab.

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Was? Der Ableger des Mutantenstadls soll sterben? Was machen jetzt die ganzen Klatschzobies, vom Moik besessen am Abend? Wird jetzt nicht mehr rücksichtslos zurückgesungen?

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do steckan doch b'stimmt die spaggethifrässer dohinner, die ham dem moik dösja net verziehn domols, gell? is doch eh alls mafiag'socks do mit die öffnlich rächtlichen und dä GEZ un all.

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ähnlich allesüberschattenden Müll einfällt, wäre die USA - wobei deren Volksmusik ja zumindest mit Johnny Cash und diversen Blues- und Country-Legenden noch etwas zu bieten hat.......also da liegt ja wirklich ein ganzer ozean zwischen dem dickebackengedöhnse hier und cash und b.b. king und muddy waters und all den vielen vielen anderen wundervollen musikern dort.

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Das habt ihr Euch wohl alle nicht richtig überlegt, was Ihr da schreibt, oder?
Nix gibt's - aufhör'n!
Das wär' ja noch schöner - der Ungatte soll arbeiten bis 67, nur um Moik und Konsorten das HartzIV zu bezahlen? Im Leben nicht!
Die sollen zusammen mit diesem Florian Silberblick (der, wo die Arme nicht stillhalten kann) moderieren, bis sie von braun nach schwarz werden. (Wissen Sie überhaupt, was so'n Dirndl kostet? Das wird nicht billig, wenn die gute Marianne dem Staat erst auf der Tasche liegt, denn es glaubt ja wohl keiner, dass die die abgelegten von Carrrrolin Rrrrreiberrrr, oder von Maria Hellwig aufträgt...)
Notfalls auf 'nem GrauerStar-Liner, da verkehrt ja auch das ehemalige KdF-Publikum, so liebgewonnene Urlaubsgewohnheiten legt man ja schwer ab...

Einfach absetzten lassen, wie weiland den Schah, und dann?
Die Brut kann man ja auch nicht umschulen, die hat ja seit '45 nix dazugelernt, da ist Hopfen und Malz verloren.

Nee, die sollen mal moderieren, bis sie im Alter von Jopi Heesters sind, und dann sieht man mal weiter.

Aufi, aufi, Fröhlichkeit - Notfalls bis zum Umfallen.

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@petersilie:

Wer spricht denn von aufhören? Es geht lediglich darum, daß sie nicht mehr durch unsere GEZ- Gebühren alimentiert werden, und das find ich positiv.

Denn jetzt geht die ganze Baggage underground, das heißt aber auch, daß sie sich was einfallenlassen müssen, um die Fans bei der Stange zu halten. Kreativ werden, neue Styles entwickeln, an Sounds tüfteln und eine new Identity aufbauen. Und wer weiß? Vielleicht erleben sie ja in 10 oder 20 Jahren ein richtiges Comeback und lösen Hiphop als Musik der Jugend ab?

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...im Prinzip wie die Tour de France...

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