Dienstag, 10. Oktober 2006
Der Rebell
gorillaschnitzel, 10:17h
Helmut Palmer. Im Südwesten ist/war der Mensch bekannt wie ein bunter Hund. Er war berühmt und er war berüchtigt.
Er war einer der urigen und echten Marktbeschicker in Sachen Obst und Gemüse. Vielleicht der echteste und urigste überhaupt. Eigentlich war er Pomologe und Obstbauer. Bekannt und berühmt aber wurde er als Bürgerrechtler und als Mensch, der nicht bereit war, sich wegzuducken. Er war bekannt als der Remstalrebell.
Über 40 Jahre ist er die Wochenmärkte im Südwesten abgetingelt. Wer bei ihm kaufte, kaufte gleichzeitig auch ein ehrliches Produkt. Man musste aber auch vorsichtig sein: Gefäße waren oft selbst mitzubringen. Und wenn dies eine Plastiktüte war, verkaufte er aus Prinzip nichts. Dann konnte man wirklich froh sein, nicht mit einer lautstarken Schimpfkanonade eingedeckt zu werden.
Gut 40 Jahre lang hat er die Politik aufgemischt. Reaktionär. Mit Methoden, die ihn dicht an den persönlichen Ruin gebracht haben. Gegen alle Konventionen hat er gehandelt und schon mal ein herumstehendes Polizeiauto, bei dem der Schlüssel steckte, vor die Stadt gefahren. Oder Akten aus einem Büro mitgehen lassen, um sie unten an der Rezeption wieder abzugeben.
So ziemlich bei jeder Bürgermeisterwahl ist er angetreten. Zum Teil mit beachtlichen Erfolgen. Mitte der 70er-Jahre konnte sein Wahlsieg in Schwäbisch Hall im entscheidenden Wahlgang nur dadurch verhindert werden, indem sich die etablierten Parteien allesamt hinter dem Gegenkandidaten scharten. Palmer erreichte über 40% und unterlag nur äußerst knapp.
Immer wieder wurde er verhaftet. Einmal weil er wegen eines Knöllchens direkt ins bürgermeisterliche Büro von Schorndorf marschierte und den Bürgermeister an der Krawatte packte und diesen mit den Worten (Aussage des Opfers) "Bürschle, jetzt gôhd dr´s an dr Kraga" (Übersetzung: Freundchen, nun geht es dir an den Kragen) zu Boden geworfen haben soll. Palmer bestritt den Vorfall nur in kleineren Details.
Und so hat er einen einsamen Kampf geführt. Für Bürgerrechte, gegen Antisemitismus und Behördenwillkür. Don Quijote gegen die staatlichen (und nicht nur staatlichen) Windmühlen. Hat ohne zu Fragen einfach gemacht. Fremde Obstbäume geschnitten oder als es noch keine Leitplanken an den Straßen gab, selbige einfach selbst versenkt...
Auch wenn ihn viele nicht gemocht haben, weil er sich gegen alle Konventionen auflehnte, wider alle Normen und Hierarchien zu Felde gezogen ist, weil er "gebruddelt" und gestänkert hat, weil er ein "Querulant" war, weil ihm nichts zu peinlich war....das alles haben sie ihm nicht vergessen, nie verziehen. Eine einsame One-Man-Show im Kleinbürgertum.
Aber der Mann hat mehr für die Demokratie getan als der gesamte jetzige Bundestag in seiner bisherigen Legislaturperiode zusammen.
Er war einer der urigen und echten Marktbeschicker in Sachen Obst und Gemüse. Vielleicht der echteste und urigste überhaupt. Eigentlich war er Pomologe und Obstbauer. Bekannt und berühmt aber wurde er als Bürgerrechtler und als Mensch, der nicht bereit war, sich wegzuducken. Er war bekannt als der Remstalrebell.
Über 40 Jahre ist er die Wochenmärkte im Südwesten abgetingelt. Wer bei ihm kaufte, kaufte gleichzeitig auch ein ehrliches Produkt. Man musste aber auch vorsichtig sein: Gefäße waren oft selbst mitzubringen. Und wenn dies eine Plastiktüte war, verkaufte er aus Prinzip nichts. Dann konnte man wirklich froh sein, nicht mit einer lautstarken Schimpfkanonade eingedeckt zu werden.
Gut 40 Jahre lang hat er die Politik aufgemischt. Reaktionär. Mit Methoden, die ihn dicht an den persönlichen Ruin gebracht haben. Gegen alle Konventionen hat er gehandelt und schon mal ein herumstehendes Polizeiauto, bei dem der Schlüssel steckte, vor die Stadt gefahren. Oder Akten aus einem Büro mitgehen lassen, um sie unten an der Rezeption wieder abzugeben.
So ziemlich bei jeder Bürgermeisterwahl ist er angetreten. Zum Teil mit beachtlichen Erfolgen. Mitte der 70er-Jahre konnte sein Wahlsieg in Schwäbisch Hall im entscheidenden Wahlgang nur dadurch verhindert werden, indem sich die etablierten Parteien allesamt hinter dem Gegenkandidaten scharten. Palmer erreichte über 40% und unterlag nur äußerst knapp.
Immer wieder wurde er verhaftet. Einmal weil er wegen eines Knöllchens direkt ins bürgermeisterliche Büro von Schorndorf marschierte und den Bürgermeister an der Krawatte packte und diesen mit den Worten (Aussage des Opfers) "Bürschle, jetzt gôhd dr´s an dr Kraga" (Übersetzung: Freundchen, nun geht es dir an den Kragen) zu Boden geworfen haben soll. Palmer bestritt den Vorfall nur in kleineren Details.
Und so hat er einen einsamen Kampf geführt. Für Bürgerrechte, gegen Antisemitismus und Behördenwillkür. Don Quijote gegen die staatlichen (und nicht nur staatlichen) Windmühlen. Hat ohne zu Fragen einfach gemacht. Fremde Obstbäume geschnitten oder als es noch keine Leitplanken an den Straßen gab, selbige einfach selbst versenkt...
Auch wenn ihn viele nicht gemocht haben, weil er sich gegen alle Konventionen auflehnte, wider alle Normen und Hierarchien zu Felde gezogen ist, weil er "gebruddelt" und gestänkert hat, weil er ein "Querulant" war, weil ihm nichts zu peinlich war....das alles haben sie ihm nicht vergessen, nie verziehen. Eine einsame One-Man-Show im Kleinbürgertum.
Aber der Mann hat mehr für die Demokratie getan als der gesamte jetzige Bundestag in seiner bisherigen Legislaturperiode zusammen.
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