Dienstag, 26. Mai 2009
Nordirland
gorillaschnitzel, 00:59h
Vor etwa 15 Jahren war ich in Irland und je weiter ich an die Grenze zu Nordirland kam, desto präsenter war der Konflikt, den ich damals allenfalls weit entfernt betrachtet habe. Nun habe ich mir aber grade eben die Mühe gemacht, da ein bißchen mehr wissen zu wollen. Hängen geblieben bin ich beim Bloody Sunday, kennt man auch als gleichnamiges Lied von U2. Hängengeblieben deshalb, weil ich erschrocken bin darüber, dass 6 der 13 erschossenen -unbewaffneten und friedlichen- Demonstranten minderjährig waren und darüber dass 5 der 13 Opfer in den Rücken geschossen wurde.
Nun kannte ich bereits die Geschichte von Brian Stewart. Brian Stewart wurde 1976 von zwei britischen Soldaten ein Plastikgeschoss ins Gesicht geschossen und das aus einer Entfernung von 2 Metern. Brian war unbewaffnet, kein IRA-Mitglied und grademal 13 Jahre alt.
Und dann habe ich mir die Mühe gemacht herauszufinden, ob es da noch mehr gab. Eine Puzzlearbeit, die mich grade eben den Abend gekostet hat.
Ganz ehrlich: Ich bin erschrocken. Es sieht aus wie: Britische Armee gegen Kinder.
Nicht weniger als mindestens 54 Minderjährige wurden im Lauf des Bürgerkriegs von der britischen Armee "mehr oder minder versehentlich" erschossen. Meist während der 70er und meist in West-Belfast. Das jüngste Opfer: Patrick Rooney, 9 Jahre, erschossen im eigenen Kinderzimmer. Lediglich in einem einzigen Fall gibt es eine Verbindung zur IRA. In keinem einzigen Fall wurde je einer der beteiligten Soldaten oder Vorgesetzten verurteilt.
Nun kannte ich bereits die Geschichte von Brian Stewart. Brian Stewart wurde 1976 von zwei britischen Soldaten ein Plastikgeschoss ins Gesicht geschossen und das aus einer Entfernung von 2 Metern. Brian war unbewaffnet, kein IRA-Mitglied und grademal 13 Jahre alt.
Und dann habe ich mir die Mühe gemacht herauszufinden, ob es da noch mehr gab. Eine Puzzlearbeit, die mich grade eben den Abend gekostet hat.
Ganz ehrlich: Ich bin erschrocken. Es sieht aus wie: Britische Armee gegen Kinder.
Nicht weniger als mindestens 54 Minderjährige wurden im Lauf des Bürgerkriegs von der britischen Armee "mehr oder minder versehentlich" erschossen. Meist während der 70er und meist in West-Belfast. Das jüngste Opfer: Patrick Rooney, 9 Jahre, erschossen im eigenen Kinderzimmer. Lediglich in einem einzigen Fall gibt es eine Verbindung zur IRA. In keinem einzigen Fall wurde je einer der beteiligten Soldaten oder Vorgesetzten verurteilt.
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monopixel,
Dienstag, 26. Mai 2009, 07:25
Das kann man sicher unter Kriegsverbrechen einordnen und sollte aufgeklärt werden und man sollte auch Menschen zur Rechenschaft ziehen. Aber auf der anderen Seite ist das Bombenlegen auch eine sehr feige Art und Weise einen Konflikt auszutragen, bei dem Unschuldige auf der Strecke bleiben.
Letztlich ein Konflikt, der dem von Israel und Palästina ähnelt, aber bei dem man zum Glück bereits auf dem Weg der Lösung ist.
Und was man nicht vergessen darf, daß beide Seiten gerne Ihren Glauben (protstantisch oder katholisch) bemühten, um sich abzugrenzen oder Gründe anzuführen.
Gewalt hat noch nie Konflikte gelöst, und Verbrechen werden meist auf beiden Seiten verübt.
Letztlich ein Konflikt, der dem von Israel und Palästina ähnelt, aber bei dem man zum Glück bereits auf dem Weg der Lösung ist.
Und was man nicht vergessen darf, daß beide Seiten gerne Ihren Glauben (protstantisch oder katholisch) bemühten, um sich abzugrenzen oder Gründe anzuführen.
Gewalt hat noch nie Konflikte gelöst, und Verbrechen werden meist auf beiden Seiten verübt.
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gorillaschnitzel,
Mittwoch, 27. Mai 2009, 00:41
Keine Frage: Die IRA mitsamt all ihren Nachfolge- und Nebenorganisationen können wir getrost mit reinpacken, die waren (und sind) reichlich skrupellos. Israel und Palästina ist mir dabei auch sehr spontan eingefallen.
Was ich aber denke: Irgendwann einmal hat der Westen begonnen, "moralische Kriege" zu führen, will heißen: Die Führung eines Krieges in einer Demokratie ist dann in weiten Teilen satisfaktionsfähig, wenn es erstens um Selbstverteidigung geht (was eher selten vorkommt) oder der Krieg sich zweitens wenigstens "moralisch" rechtfertigen lässt. Demzufolge wird eben an eine Demokratie -völlig zurecht- ein anderer Maßstab gelegt als an eine Terrorgruppe. Verliert man diese -oftmals vermeintliche- "moralische Überlegenheit" kann es schnell gehen wie es den USA in Vietnam oder Abu Ghraib gegangen ist: Die Glaubwürdigkeit dahin und Widerstand in der eigenen Bevölkerung. Der eigenen Bevölkerung kann nicht mehr glaubhaft vermittelt werden, weshalb sie bereit sein soll, ihre Söhne (und Töchter) in den Krieg zu schicken.
Was ich aber denke: Irgendwann einmal hat der Westen begonnen, "moralische Kriege" zu führen, will heißen: Die Führung eines Krieges in einer Demokratie ist dann in weiten Teilen satisfaktionsfähig, wenn es erstens um Selbstverteidigung geht (was eher selten vorkommt) oder der Krieg sich zweitens wenigstens "moralisch" rechtfertigen lässt. Demzufolge wird eben an eine Demokratie -völlig zurecht- ein anderer Maßstab gelegt als an eine Terrorgruppe. Verliert man diese -oftmals vermeintliche- "moralische Überlegenheit" kann es schnell gehen wie es den USA in Vietnam oder Abu Ghraib gegangen ist: Die Glaubwürdigkeit dahin und Widerstand in der eigenen Bevölkerung. Der eigenen Bevölkerung kann nicht mehr glaubhaft vermittelt werden, weshalb sie bereit sein soll, ihre Söhne (und Töchter) in den Krieg zu schicken.
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dergeschichtenerzaehler,
Mittwoch, 27. Mai 2009, 00:37
Was viele auch nicht wissen. Die Amerikaner hatten bei diesem Krieg wieder mal ihre dreckigen Finger im Spiel... Die haben nämlich die IRA unterstützt.
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dergeschichtenerzaehler,
Mittwoch, 27. Mai 2009, 01:20
Oh das sieht schlecht aus... Ich habe da mal vor Jahren eine Doku über das Thema gesehen... Mehr weiß ich aber auch nicht. Ich dachte es sei bekannt.
Das Wort USA ist auch nur eine Verallgemeinerung eigentlich haben nur die in den USA lebenden Iren ihre Landsleute mit Geld unterstützt.
Das Wort USA ist auch nur eine Verallgemeinerung eigentlich haben nur die in den USA lebenden Iren ihre Landsleute mit Geld unterstützt.
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arboretum,
Mittwoch, 27. Mai 2009, 01:46
Ein bisschen etwas über die Irish Northern Aid (Noraid) findet sich in diesem NZZ-Artikel und natürlich bei Wikipedia, wobei es ganz interessant ist, die deutsche und die englische Version zu vergleichen. Diesem BBC-Artikel zufolge, soll die IRA auch Verbindungen zu Kolumbien haben. Drei mutmaßliche IRA-Mitglieder wurden 2001 dort festgenommen, sie sollen dort marxistische Guerillakämpfer trainiert haben.
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gorillaschnitzel,
Mittwoch, 27. Mai 2009, 12:25
Vielen Dank.
Das mit Kolumbien kannte ich und es kommt auch nicht von ungefähr: Ursprünglich entstammt die IRA dem linken Spektrum (die RAF beispielsweise hat einen ihrer Anschläge Patsy O´Hara gewidmet, einem IRA-Aktivisten, der sich zu Tode gehungert hat).
Das mit Kolumbien kannte ich und es kommt auch nicht von ungefähr: Ursprünglich entstammt die IRA dem linken Spektrum (die RAF beispielsweise hat einen ihrer Anschläge Patsy O´Hara gewidmet, einem IRA-Aktivisten, der sich zu Tode gehungert hat).
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feuerlibelle,
Mittwoch, 27. Mai 2009, 00:41
ich hab das brutale kriegerische in nordirland nie verstanden. schrecklich traurig, das alles...
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pathologe,
Mittwoch, 27. Mai 2009, 09:39
Es
ist mal wieder ein simples Religionsproblem. Die Iren an sich alle katholisch, in Nordirland gibt es jedoch einen grossen anglikanischen Bevoelkerungsteil. Aus Zeiten, in denen England diesen Landesteil besetzte. Und nun geht es nur darum, dass der katholische Teil die Anglikaner loswerden will. Beziehungsweise die Anglikaner per jaehrlichem Umzug auf ihren Sieg hinweisen und damit die Katholiken provozieren.
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gorillaschnitzel,
Mittwoch, 27. Mai 2009, 12:29
.....und als Ergänzung vielleicht noch: Über die Religion hinaus gibt es eine soziale Differenz und soziale Spannungen. "Arme Katholiken" vs. "reiche Protestanten".
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