Freitag, 10. Juli 2009
Halbdackel des Monats

Grüne Theorie - Graue Wirklichkeit


Selten hat jemand treffender mit einer Arbeit promoviert als Dieter, der einen Nachnamen hat wie ein französischer Turnschuh, der mittlerweile aber in Herzogenaurach gelandet ist. Der Sportschuh, nicht der Dieter. Letzterer ist mittlerweile in Freiburg gestrandet, der wahrscheinlich in jeglicher Hinsicht allergrünsten Großstadt Deutschlands und damit hat man dann schon das allerbeste Image schlechthin, solange man ein paar Solaranlagenfirmen mit Geldern aus dem Stadtsäckel subventioniert.
Man hat dann ein noch besseres Image, wenn man wortreich fordert, doch mehr für die Bildung und die kleinen Kinder zu tun und da mehr zu investieren, während man gleichzeitig einen rigiden Sparkurs fährt.

Mir hier aber ist Geplapper egal, ich ziehe es vor, an Taten zu messen. Da mutieren dann nämlich die einstmals Grünen recht schnell zu sehr konservativen Christdemokraten und zwar spätestens dann, wenn sie an kommunalpolitischen Positionen sitzen: Da wird aus der entsetzten Ablehnung eines Großprojekts erst zaghafte Zustimmung und am Ende in einem fundamentalen Wandel wie das Fähnlein im Wind große Begeisterung.
Grüne Theorie, graue Wirklichkeit und schon sind wir wieder beim Dieter und dessen Doktorarbeit.

Der nämlich ist als Oberbürgermeister auch kommunaler Arbeitgeber und hat momentan mit ein paar Mädels (meistens zumindest Mädels) so ein paar kleine Probleme. Die wollen nämlich mehr verdienen und man könnte meinen, dass das bei einem Einstiegsgehalt von durchschnittlich 1200 Euro netto auch irgendwie verständlich ist.
Nicht für Dieter, denselben Dieter, der ja mehr für Bildung und so, das sei nochmals kurz erwähnt, der spricht von "Tricksereien". Das mit dem Gesundheitsschutz sei ein "Trojanisches Pferd" und diene einer "Berufsgruppe zur Durchsetzung ihrer Interessen und überhaupt nicht der Zukunft der Kinder".
Nun muss man Herrn Doktor Dieter S., einem Menschen mit abgeschlossenen Studium und Promotion auch noch erklären, dass Gewerkschaften quasi schon per Existenz Interessenvertretungen sind? Der IG Metall geht es ja auch nicht um die Qualität der Metallteile im Automobilzulieferbetrieb.
Muss man Herrn Doktor Dieter S., dem Menschen mit abgeschlossenen Studium und Promotion auch noch erklären, dass der Beruf der Erzieherin in der Lärmkategorie in etwa auf Platz 10 aller Berufe liegt?
Überhaupt hätten die Erzieherinnen längst die Busfahrer und Müllwerker in Sachen Streikbereitschaft überholt, sagt er, was wiederum Rückschlüsse darauf zulässt, welche Berufsgruppen er noch weiter unten anordnet.
Er kann aber noch besser: Die Kinder (und ihre Eltern) sind in Geiselhaft genommen worden. Nicht mehr und nicht weniger.
Wie gesagt: Der Mann ist bei den Grünen und noch immer nicht in der CDU. Momentan stelle ich mir angesichts dieser martialischen Rhetorik vor, wie ein paar 20jährige Blondinchen Stacheldraht um die Kindergärten der Stadt Freiburg gezogen haben und sich dort mit den wehrlosen Bälgern verschanzt haben.

Was er aber nicht begriffen hat und wahrscheinlich auch nicht begreifen will, weil sich das in seinem Berufsfeld diametral anders verhält: Gute Leute und gute Arbeit kriegt man nur, wenn man sie gut bezahlt und mit Arbeitsbedingungen ausstattet, die nicht demotivieren.
Nicht zuletzt die Bezahlung führt letzten Endes dazu, dass Männer in der frühkindlichen Erziehung und im Grundschulbereich kaum mehr präsent sind und das - man darf es so sagen- ist politisch auch so gewollt.

Fazit: Leute, deren Grundgehalt -ohne Zuschläge und Unkostenpauschalen- ab dem ersten Tag bei ca. 6500 Euro liegt, haben hinsichtlich der Beurteilung von Berufsgruppen, deren finales Endgehalt nach 40 Berufsjahren bei 2600 Euro (natürlich brutto) liegt, das Maul zu halten und sich stattdessen Gedanken zu machen, wer sie eigentlich bezahlt.

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