Samstag, 4. Juli 2009
Was Kinderschuhe mit Boxen und mit Afrika und mit Schäferhunden zu tun haben
1974 kam es zu einem sehr legendären Boxkampf, wahrscheinlich dem legendärsten aller Zeiten: Rumble in the Jungle, George Foreman gegen Muhammad Ali in Kinshasa, Kongo.

Foreman entstieg dem Flugzeug dabei in Begleitung eines Deutschen Schäferhunds und hätte in diesem Moment dringend einen PR-Berater brauchen können, wenn es das damals schon gegeben hätte. Er hatte noch nicht mal die Gangway betreten und schon alle Sympathien von grundauf verloren, ohne auch nur etwas gesagt oder getan zu haben.

Kongo war damals einigermaßen im Fokus der Welt und hieß wohl deshalb zwischendurch mal Zaire. Eine Dekade zuvor hatte Che Guevara sein afrikanisches Abenteuer völlig desillusioniert aufgegeben und das Fazit gezogen, dass eine revolutionäre Armee nur dann eine Daseinsberechtigung habe, wenn sie hin und wieder auch bereit sei zu kämpfen und man mit Alkoholikern ohnehin keinen Fußbreit weiter komme. Dass der Alkoholiker 30 Jahre später tatsächlich noch Präsident werden würde, hätte Guevara wohl als Treppenwitz der Geschichte verbucht.
Auf jeden Fall war der damalige Diktator Mobutu Sese Seko noch nicht der verspottete "mächtige Hahn, der keine Henne unbestiegen lässt" (so die Übersetzung zumindest nach Peter Scholl-Latour, dem man aber auch nicht unbedingt trauen kann, weil PSL viel erzählt, wenn der Tag lang ist und grade sind ja die Tage sehr lang) und auch noch kein Paria der Staatengemeinschaft. Eher war er ein hofiertes Mitglied des westlichen Bollwerks gegen den Kommunismus und da war es völlig egal, was im Land selbst los war. Maybe he´s a bastard, but at least he is our bastard. Soll wohl von Franklin, dem Delano, dem Roosevelt (erkennen Sie eigentlich grade meinen kleinen Versuch, nach Dieter Thomas Heck zu klingen?), stammen, ist aber auch heute noch aktuell, jedoch ein anderes Thema, das wir jetzt nicht wirklich vertiefen wollen.

Mobutu jedenfalls versuchte -neben der Anhäufung eines nicht ganz unbeträchtlichen Vermögens in der Schweiz- ein bißchen Imagewerbung zu betreiben, wahrscheinlich eher für sich, weniger für den Kongo an sich. Letzterer war und ist noch immer das Herz der Finsternis, wie das Joseph Conrad sehr treffend ausgedrückt hat: Es war in der Tat sehr dunkel für eine Millionenstadt, wie ich seinerzeit über Kinshasa flog.

Aber zurück zu Foreman und dem Schäferhund mit dem er sich zum Feindbild aller Kongolesen machte. Das hat viel mit Joseph Conrad und damit zu tun:



Das sind die Kinderschuhe von Leopold II. von Belgien, der vermutlich mal ein süßer, kleiner Fratz war, zumindest glaube ich das, wenn ich dessen Kinderschuhe sehe. Er blieb aber kein süßer, kleiner Fratz sondern mutierte dann irgendwann mal zu einem Rassisten, dem zudem der Kongo als Privateigentum gehörte. Was sich damals dort abspielte kommt einer Apokalypse gleich und einige Szenen aus Coppolas "Apocalypse Now" basieren -als Interpretation Conrads´ Herz der Finsternis- auf Geschehnissen im Kongo zur Zeit Leopolds.
Ich glaube, man kann Leopold heutzutage ein Dreckschwein nennen ohne pietätlos zu sein: Morde, Sklavenarbeit, Verstümmelung, mutmaßlich Millionen Tote, man kanndarfmuss es ruhig Genozid nennen, wenn schätzungsweise die halbe Bevölkerung weggeschlachtet wird. Daneben nehmen sich die französischen oder englischen oder deutschen Kolonialisten als sehr handzahm aus.

Und nun sind wir von den Kinderschuhen bei Foreman und Ali angelangt: Leopolds Soldateska nutzte Belgische Schäferhunde, um Schrecken und Angst zu verbreiten und den Kongolesen waren Feinheiten der Hundezucht herzlich egal. Ob Foreman nun mit einem Deutschen oder einem Belgischen Schäferhund erschien, egal, ein Desaster ohnegleichen. Schäferhund ist Schäferhund und damit waren dann die Sympathien während des Kampfs sehr klar verteilt.
"Ali, bumaye" schrien sie. Ali, bring ihn um. Ali lässt sich 7 Runden lange prügeln. In Runde 8 schlägt er völlig aus dem Nichts zurück. KO. Eine einzigartige Metapher.

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