Mittwoch, 16. Januar 2008
PTSD
Ist ein Suizidversuch strafbar? Nein, vor allem dann nicht, wenn er gelingt. So geht ein alter Running Gag unter Jurastudenten. Lieutenant Whiteside würde über diese Fragestellung wohl kaum lachen können. Über die Antwort erst recht nicht.

Lieutenant Whiteside ist so etwas wie das dauernde schlechte Gewissen des Irakkriegs. Sie ist auch ein Beispiel dafür, wie eine Kriegsgesellschaft -die ansonsten das "bring-them-all-home"-Paradigma für ihre Gefallenen hat- mit heimkehrenden Soldaten umgeht. Mit solchen, die verwundet sind und noch mehr mit denen, deren Wunden äußerlich nicht sichtbar sind.
Lieutnant Whiteside galt sehr lange als vorbildliche Offizierin. Sie meldete sich irgendwann freiwillig, um im Irak eingesetzt zu werden. Dort gibt es neben den reichlich bekannten Problemen mittlerweile ein immenses Problem und das nennt die abkürzungswütige US-Gesellschaft schlicht PTSD. Post traumatic stress disease. Deutsch: Posttraumatische Belastungsstörung.
Betroffen davon auch Lieutenant Whiteside. Am Neujahrstag 2007 eskaliert die Situation. Sie hat einen psychischen Zusammenbruch, beschimpft einen Vorgesetzten und wird von einer Soldatin in den Sanitätsraum gebracht, wo alles außer Kontrolle gerät: Sie schießt zwei Mal in die Decke, danach sich selbst in den Bauch.
Sie überlebt. Nun müsste man eigentlich die Seele behandeln. Stattdessen hat sie nun ungeachtet bisheriger Verdienste und ungeachtet einer belastenden Situation eine Anklage am Hals: Kidnapping einer Kameradin und versuchter Selbstmord (was in der US-Armee als demoralisierend empfunden wird und daher bestraft wird/ werden kann). Eventuelle Strafe für Elizabeth Whiteside: Lebenslänglich.


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