Donnerstag, 9. November 2006
Trauerspiele
Deutlicher lässt sich die Zustandsbeschreibung einer Gesellschaft kaum darstellen:

Anfang der Woche kam es zu einer Massenschlägerei. Spontan denkt man bei so etwas unwillkürlich an Hell´s Angels und Bandidos.
Hier aber war alles ganz anders. Hier stand ein Mädchen in Suizidabsicht auf dem Dach eines Rathauses. Die johlende Menge unten, die dummen Gaffer und Schaulustigen ermuntern sie hierzu noch und schreien nach oben, sie möge doch endlich springen.
Das wiederum wird einigen Obdachlosen dann zuviel. Sie schreiten ein gegen die Gruppe Jugendlicher und junger Erwachsener, die da gröhlt und das "Happening" inszeniert.
Das führt zur Schlägerei. Man will sich dieses Event scheinbar nicht kaputtmachen lassen.

So weit, so schlimm. Das eigentlich tragische dabei ist weniger die Tatsache, dass es Idioten gibt, denen ihr Tun und dessen Folgen nicht klar sind. Das an sich ist nicht neu. Aber es ist bezeichnend.
Natürlich kommen nun alle Moralapostel herbeigelaufen und faseln von Normen und Werten.
Erschreckend dabei ist dann allerdings, dass in diesem Fall nur die schwächsten und schutzlosesten Mitglieder der Gesellschaft bereit waren, sowas wie Anstand und Rückgrat zu zeigen. Wenn dies die letzten Protagonisten gelebter Mitmenschlichkeit sind, dann Gute Nacht...



Epilog: Das Mädchen ist nicht gesprungen und ein großer Teil der beteiligten Schläger wurde erstmal einkassiert und angezeigt.

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Hunger

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Demos
Politikverdrossenheit aller Orten. Neulich hat eine ARD-Umfrage zutage gefördert, dass nur noch 49% der hiesigen Bevölkerung die Demokratie gut finden. Das an sich ist aber noch nicht das Problem. Die Zustimmung kann noch niedriger sein -siehe Frankreich- und ein Staatswesen dennoch funktionieren.
Eine Gesellschaft hat dann aber ein Problem, wenn sich diejenigen vom politischen Mainstream verabschieden, die sie tragen. Und diese Gesellschaft basiert im Kern nicht auf den wenigen Millionarios in den Führungsetagen der Topkonzerne. Es sind die mittleren Einkommen. Die gut ausgebildeten und oft kinderlosen Doppelverdiener, die den Staat am Leben erhalten. Mittlere Einkommen. Die Masse.
Es ist eben dieses Szenario das nun abläuft: Immer mehr derjenigen, die das Land am Laufen halten, springen ab, wenden sich beiseite. Noch ist es eine schweigende Masse, die aus Verdrossenheit, Enttäuschung oder Frustration von dannen zieht. Es ist aber eine mächtige Masse. Und potentiell gefährlich.

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