Freitag, 10. November 2006
Afghanistan
Fast auf den Tag vor genau 5 Jahren begann der Afghanistankrieg. Eigentlich ist es nur die Fortsetzung des Kriegs der Sowjets und des Bürgerkriegs. Der Unterschied aber ist, dass die NATO beteiligt ist und damit auch die Bundeswehr.
Was haben wir seither alles an Schlagworten höhren müssen: Von der Freiheit, die am Hindukusch verteidigt wird bis zur uneingeschränkten Solidarität.

Nun aber ziehen wir einmal Bilanz. Eigentlich lässt sich das in wenige Worte fassen: Katastrophaler Fehlschlag.

Zu keiner Zeit -nicht ein einziger Tag- in den 5 Jahren hat es das Bündnis geschafft, Afghanistan auch nur marginal zu befrieden. Nicht einen Tag lang kontrollierte die Koalition Afghanistan. Stattdessen ließ man allerlei Warlords gewähren. Zusätzlich wird von eben diesen Warlords unter aller Augen wieder so viel Mohn angebaut, wie in Vortalibanzeiten. Man biedert sich an und betreibt Appeasement mit Drogenbaronen und berüchtigten Schlächtern vom Schlage eines Raschid Dostum. Hätte man dies nicht getan, der Blutzoll würde den im Irak locker übertreffen. Dies aber war von vorneherein bekannt. Wer dennoch in einen solchen Krieg zieht, braucht nichts von Humanität oder Befriedung erzählen.
Die gewählte Regierung ist korrupt, wohl selbst nicht allzu weit vom Drogenhandel entfernt und hat Macht über Kabul und ein paar Enklaven.
Nun sind auch noch die Taliban auf dem Vormarsch, die Verlustzahlen steigen, die Angriffe und Anschläge reißen nicht ab.


Heute hat der Bundestag der Verlängerung des Mandats zugestimmt. Dabei höhren sich die einzelnen Befürworter mittlerweile an wie ein Republikaner in den USA: Der Einsatz müsse allein deshalb fortgeführt werden, weil man sonst westliche Schwäche zeige (Klose/SPD). Ein Konzept aber gibt es nicht. Wer so über die Soldaten redet, die eben den Buckel hinhalten müssen und diese westliche Schwäche kaschieren müssen und uneingeschränkt solidarisch die Freiheit am Hindukusch verteidigen, muss viel Zynismus oder Ignoranz gefressen haben, wenngleich wenig verwunderlich ist, dass ein Volksvertreter ausgerechnet der Nation dies sagt, bei der das Herbeibomben von Demokratie und Freiheit je funktioniert hat.

Die Verluste für die Bundeswehr in Afghanistan -im angeblich so sicheren Norden- sind gemessen am jeweiligen Kontingent immerhin 35% dessen, was die USA gerade im Irak als Desaster erleben. Darüber findet seltsamerweise keine Debatte im Bundestag statt.


Neulich habe ich mal wieder zufällig die Rede von der uneingeschränkten Solidarität -unmittelbar nach dem 11.09.01- gesehen. Das hat der Herr Schröder in seinem (damaligen) Amt als Bundeskanzler gesagt. Aber wo das diesbezüglich eigentlich handelnde Organ der Bundestag ist und ohnehin alle Gewalt vom Volke ausgeht, hab ich mir gedacht, wenn Bürger Schröder die uneingeschränkte Solidarität versichern kann......dann, dann kann Bürger gorillaschnitzel die auch kündigen. Das tue ich hiermit: Die uneingeschränkte Solidarität ist beendet. Die Freiheit wird auch ab heute nicht mehr am Hindukusch verteidigt. Meine wurde da ohnehin noch nie verteidigt. Solche und ähnliche Euphemismen für Krieg wollen wir ohnehin nie wieder höhren.


Es reicht.

   ... Poly-Tikk
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