Dienstag, 17. April 2007
Bürokrabotschaft
Botschaften und Konsulate sind Welten für sich. Ganz speziell die afrikanischen Botschaften. An keinem Platz sonst können schurkische Diktatorenstaaten hemmungsloser ihre Macht deutlicher präsentieren denn hier. Leider geht dies selten mit einer gleichzeitigen Prachtentfaltung einher.
Meistens aber sind die Besuche eine Mischung aus Lehre und hoher Comedy. Das beginnt bereits beim Einlass: Man klingelt. Man klingelt nochmal. Nichts geschieht. Man wartet. Und wenn sich dann nach gut 15 Minuten genug Menschen angesammelt haben, die auch alle reinwollen, aber auch nicht reindürfen, entschließen sich die Beamten, dass es sich nun endlich lohnt, die Meute zu empfangen. Man steht dann meist zu zehnt in einem 9-Quadratmeterraum, schwitzt und wartet. Ab jetzt geht es nicht mehr vor und nicht mehr zurück (weil sich sämtliche Türen ausschließlich durch den Öffner der Empfangsdame öffnen lassen) und man wird auf einen Schlag Teil einer großen Familie. Ab jetzt teilt man sämtliche Schicksale aller umstehenden Menschen, ganz einfach, weil es zum einen kaum vorwärts geht, zum anderen, weil man bereits ahnt, dass das Begehren ohnehin erfolglos sein wird: Der Kerl, der 8 Stunden angefahren kam und nun wieder weggeschickt wird, weil Formular 82c nur an Donnerstagen ausgeteilt wird. Die scheinheiratswillige Dame, die nicht weitergelassen wird, weil eine Bescheinigung fehlt. Dem Menschen, der bereits einen Tag auf irgendeine Unterschrift wartet.
In großen Glücksfällen wird man dann vom Empfang weitergereicht zu einem Kerl, der tatsächlich was zu sagen hat und meist Juvenile, Evaristo oder Columbus heißt. Der erklärt dann zwischen 6 Telefonaten, weshalb er einem kein Visum ausstellen kann, weil nämlich die grüne Karte fehlt und die muss nun extra eingeflogen werden und außerdem hätte man da doch vorher anrufen müssen und das Problem liegt sowieso beim anderen Land XY, das die grünen Dinger drucke und er könne aber beim allerbesten Willen nicht, aber übermorgen gehe das bestimmt ganz sicher, immer nur an ihn wenden, er habe das voll im Griff, das sei üüüberhaupt gar kein Problem und so weiter.
Natürlich weiß er so gut wie man selbst, dass dies eine Farce ist und alles Teil einer gespielten afrikanischen Hilfsbereitschaft, aber wenigstens ist allen Beteiligten klar, dass die Situation so eindeutig wie aussichtslos ist. Wenigstens etwas...

... comment

 
Ab jetzt teilt man sämtliche Schicksale aller umstehenden Menschen, ganz einfach, weil es zum einen kaum vorwärts geht, zum anderen, weil man bereits ahnt, dass das Begehren ohnehin erfolglos sein wird:...

...und weil man zu zehnt auf neun Quadratmetern nicht mal diskret weghören könnte, selbst wenn man das wollte...

... link  


... comment
 
*seufz* Hmm ja, Extrembotschafting - immer wieder ein Grenzerlebnis.
Wobei mit afrikanischen habe ich bisher glücklicherweise eher weniger zu tun gehabt. Pakistanis sind aber auch nicht von schlechten Eltern.
Wo solls denn hin gehen? Oder ist der Besuch schon ne Weile her? ;)

... link  


... comment