Donnerstag, 22. April 2010
Afghanistan unendlich
gorillaschnitzel, 02:03h
Wird der Rückzug mit jedem neuen Schritt,
den die Schlacht in ihrem Verlauf tut, immer
mehr bedroht, (...) so bleibt nichts anderes übrig,
als sich dem Schicksal zu unterwerfen
und durch einen ordnungsvollen Abzug
zu retten, was bei längerem Verweilen sich
in Flucht und Niederlage auflösen, verloren
gehen würde.
Ach, hätten Sie doch ihren Clausewitz gelesen. Die gute Nachricht ist: Wir halten schon länger durch als die Sowjets und wahrscheinlich können wir das rein militärisch auch noch 10, 20 oder 30 Jahre so weitertreiben. Die schlechte Nachricht: Wenn man dort einigermaßen stabile Verhältnisse hinterlassen will, muss man das auch noch 10, 20 oder vielleicht sogar 30 Jahre betreiben und selbst dann ist ungewiss, ob das Land nicht wieder umgehend im Chaos versinkt.
Immerhin das scheint man unter den verantwortlichen Entscheidungsträgern erkannt zu haben, aber die Anschie hat ja ne Regierungserklärung parat, mal sehen, was sie sagt, aber es wird wohl blabla sein. Nur so richtig deutlich mag das niemand sagen. Eher verklausuliert. So schwingen sie sich deshalb wohl nun auf in Kriegsrhetorik und Durchhalteparolen. Mittlerweile sterben Soldaten nicht mehr bei einem bewaffneten Wiederaufbaueinsatz sondern fallen mittlerweile als Helden im Kampf für die Freiheit des Vaterlands und wir alle sind natürlich stolz auf sie. Ich weiß nun nicht, wieso man da nun stolz sein sollte, wenn doch eigentlich Trauer angebracht wäre, aber das müssen andere erklären.
Jetzt aber sitzt man halt mal im Schlamassel und kommt dort so einfach auch nicht mehr raus. Im Gegenteil. Jedes Jahr setzt man sich noch tiefer in die Soße: Mittlerweile hocken viermal so viele Soldaten dort wie noch am Anfang, soeben wurde das Kontigent nochmals durch GIs verdoppelt, und dennoch wurde der "ruhige Norden" jedes Jahr immer noch unsicherer. Änderung nicht absehbar. So bleibt dann die Wahl, entweder gleich zu verschwinden -Ende-Schrecken, Schrecken-Ende- oder sich auf eine sehr lange Zeit mit sehr vielen Verlusten einzustellen.
Man darf das Land nicht den Taliban überlassen. Gut, ok, seh ich ein. Nur: Wer sagt denn, dass die das Land dann nicht in 8, 10 oder 15 Jahren sowieso übernehmen? Wo sich der vom Westen unterstützte Präsident denen schon mal angedient hat und kurz mal gedroht hat, er wechsele die Seiten, wenn man ihn noch mehr unter Druck setze. Ist ehrlich gesagt auch gemein, von ihm die Bekämpfung der Korruption zu fordern, weil er sich dann konsequenterweise erstmal selbst entsorgen müsste. Es wird einsamer...
Die Frage dürfte sein, wieviele gefallene Helden im Freiheitskampf fürs Vaterland die Politik verträgt und wie lange sie gegen den erklärten Willen der Bevölkerung anregieren will.
den die Schlacht in ihrem Verlauf tut, immer
mehr bedroht, (...) so bleibt nichts anderes übrig,
als sich dem Schicksal zu unterwerfen
und durch einen ordnungsvollen Abzug
zu retten, was bei längerem Verweilen sich
in Flucht und Niederlage auflösen, verloren
gehen würde.
Ach, hätten Sie doch ihren Clausewitz gelesen. Die gute Nachricht ist: Wir halten schon länger durch als die Sowjets und wahrscheinlich können wir das rein militärisch auch noch 10, 20 oder 30 Jahre so weitertreiben. Die schlechte Nachricht: Wenn man dort einigermaßen stabile Verhältnisse hinterlassen will, muss man das auch noch 10, 20 oder vielleicht sogar 30 Jahre betreiben und selbst dann ist ungewiss, ob das Land nicht wieder umgehend im Chaos versinkt.
Immerhin das scheint man unter den verantwortlichen Entscheidungsträgern erkannt zu haben, aber die Anschie hat ja ne Regierungserklärung parat, mal sehen, was sie sagt, aber es wird wohl blabla sein. Nur so richtig deutlich mag das niemand sagen. Eher verklausuliert. So schwingen sie sich deshalb wohl nun auf in Kriegsrhetorik und Durchhalteparolen. Mittlerweile sterben Soldaten nicht mehr bei einem bewaffneten Wiederaufbaueinsatz sondern fallen mittlerweile als Helden im Kampf für die Freiheit des Vaterlands und wir alle sind natürlich stolz auf sie. Ich weiß nun nicht, wieso man da nun stolz sein sollte, wenn doch eigentlich Trauer angebracht wäre, aber das müssen andere erklären.
Jetzt aber sitzt man halt mal im Schlamassel und kommt dort so einfach auch nicht mehr raus. Im Gegenteil. Jedes Jahr setzt man sich noch tiefer in die Soße: Mittlerweile hocken viermal so viele Soldaten dort wie noch am Anfang, soeben wurde das Kontigent nochmals durch GIs verdoppelt, und dennoch wurde der "ruhige Norden" jedes Jahr immer noch unsicherer. Änderung nicht absehbar. So bleibt dann die Wahl, entweder gleich zu verschwinden -Ende-Schrecken, Schrecken-Ende- oder sich auf eine sehr lange Zeit mit sehr vielen Verlusten einzustellen.
Man darf das Land nicht den Taliban überlassen. Gut, ok, seh ich ein. Nur: Wer sagt denn, dass die das Land dann nicht in 8, 10 oder 15 Jahren sowieso übernehmen? Wo sich der vom Westen unterstützte Präsident denen schon mal angedient hat und kurz mal gedroht hat, er wechsele die Seiten, wenn man ihn noch mehr unter Druck setze. Ist ehrlich gesagt auch gemein, von ihm die Bekämpfung der Korruption zu fordern, weil er sich dann konsequenterweise erstmal selbst entsorgen müsste. Es wird einsamer...
Die Frage dürfte sein, wieviele gefallene Helden im Freiheitskampf fürs Vaterland die Politik verträgt und wie lange sie gegen den erklärten Willen der Bevölkerung anregieren will.
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conma,
Donnerstag, 22. April 2010, 10:09
Ja, die Antwort auf die Frage würde mich auch interessieren.
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del capslock,
Donnerstag, 22. April 2010, 12:21
Wieder mal ein guter Artikel, Herr Schnitzel!
Wirklich wahr ™!
Besonders das ich einsehen soll, dass die ganzen deutschen Soldaten und die ganzen zivilen Opfer ^^leider^^ notwendig sind, um meine Freiheit zu verteidigen, diese Message der Befürworter des Einsatzes dort möchte ich nicht so stehen lassen. In Afghanistan wird ein imperialer Herrschaftsanspruch des Westens abgesichert und sonst gar nichts. Ich halte die Heuchelei, den Krieg an der Heimatfront als Serviceleistung für die heimische Bevölkerung zu verkaufen, für eine bodenlose Unverschämtheit.
Schöne Karikatur dazu:
Plaßmann, FR
Besonders das ich einsehen soll, dass die ganzen deutschen Soldaten und die ganzen zivilen Opfer ^^leider^^ notwendig sind, um meine Freiheit zu verteidigen, diese Message der Befürworter des Einsatzes dort möchte ich nicht so stehen lassen. In Afghanistan wird ein imperialer Herrschaftsanspruch des Westens abgesichert und sonst gar nichts. Ich halte die Heuchelei, den Krieg an der Heimatfront als Serviceleistung für die heimische Bevölkerung zu verkaufen, für eine bodenlose Unverschämtheit.
Schöne Karikatur dazu:
Plaßmann, FR
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gorillaschnitzel,
Freitag, 23. April 2010, 00:32
Herrlich finde ich ja die Begründung, man müsse dort bleiben, weil dort sonst Chaos und Anarchie ausbrechen. Mit Verlaub: Dort IST bereits Chaos und Anarchie ausgebrochen. Spätestens 1980 schon.
Holländer und Kanadier sind da etwas anderer Ansicht, das sagt das Merkel aber nicht laut. Die pfeifen scheints auf Chaos und Anarchie.
Holländer und Kanadier sind da etwas anderer Ansicht, das sagt das Merkel aber nicht laut. Die pfeifen scheints auf Chaos und Anarchie.
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siria,
Freitag, 23. April 2010, 01:41
"Die Glaubwürdigkeit wird am Hindukusch verloren- Deutschlands Krieg in Afghanistan" - das ist der Titel einer Sendung aus der Reihe "Der Tag" im Kulturprogramm HR2 des Hessischen Rundfunks, die heute lief und noch im Audio-Archiv zu finden ist. Sehr hörenswert und passt genau zu Ihrem Text!
http://www.hr-online.de/website/radio/hr2/index.jsp?rubrik=33624
http://www.hr-online.de/website/radio/hr2/index.jsp?rubrik=33624
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gorillaschnitzel,
Freitag, 23. April 2010, 01:46
Vielen Dank für Ihren Hinweis....ich hör da gleich mal rein...
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