Donnerstag, 24. Juli 2008
Lieber Messias Barack,
jetzt bist du also endlich da. Das ist wirklich schön, weil bei uns hier die Spitzenpolitiker leider nicht Obama heißen sondern Merkel und Beck. Du siehst: Wir sind schwer ernüchtert und weitgehend illusionslos. Jetzt kommst du und ich glaube, die meisten würden sich lieber von dir regieren lassen.
Aber erstmal musst du diese Rede halten. Dummerweise ist man hier ein bißchen kleinlich. Wir lassen nicht jeden überall reden. Erst haben wir dir ja das Brandenburger Tor ausgeredet vergällt und jetzt ist das mit der Siegessäule auch ganz doof, weil die ja für diverse Kriege gegen die Österreicher und Franzosen steht. Dort endete aber auch jahrelang die Love Parade und da, lieber Barack, ist keiner Sau aufgefallen, dass das ein denkbar schlechter Platz sein könnte. Die Love Parade - in Wirklichkeit eine erzreaktionäre Deutschnationalvorstellung, das kommt eigentlich erst jetzt durch dich ans Tageslicht.
Aber, Barack, wenn du nichts findest, wo man dich reden lässt: Ich würde dich zu mir auf die Gartenterasse einladen und bestimmt könnte ich auch einige Nachbarn dazuholen und natürlich auch Diane, die ist sogar aus Amerika, wählt dich aber ohnehin. Kaltgetränke deiner Wahl würde ich selbstverständlich auch besorgen, nur das schöne Wetter und die Rede müsstest du selbst mitbringen.

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Und wenn der nicht will, dann komme ich, so als ambitionierter Kanzleranwärter und du wirst, wenn de mitmachst, Aussenminister, wo du es doch so mit der Geographie hast. Wie wäre das?

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Wenn du ne ordentliche Yes-We-Can-Rede mitbringst passt das bestens. Und das Außenministerium ja sowieso...

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Wenn ein Blogger für ne gute Rede gut ist, dann doch wirklich der Cabman. Dann wird noch ein wenig Bloglesung betrieben. Ja, da wäre ich auch dabei!

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...dem schulde ich ohnehin noch ein Bier...

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Victory weil wegen Sieg ist doch gut.
Aber Change ist für mich immer das Geldwechselstübchen, ich weiß auch nicht.
Und Yes We Can klingt so wie halt ein Würmchen, das sich auf dem Töpfchen selbst Mut macht.
Konditional wäre mir lieber.
Dieses ewige "du schaffst es" in den Filmen hängt mir eh schon zum Halse raus. Natürlich schafft er es, ist doch ein Film.

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Ich glaube, ich bin da befangen. Ich habe irgendwann mal vor weit über einem Jahr mal was mit dem gesehen und dachte, "hey, der Typ ist interessant" und seither verfolg ich so ein wenig den Weg. Von daher bin ich da vielleicht nicht ganz positivbesetztvorurteilsfrei.

Es ist nicht allein was er sagt, es ist auch, wie er es sagt. Wenn Hubertus Heil "Yes we can" schreit, möchte ich die Bühne raufrufen: "Was? Die SPD noch unter die 20 Prozent drücken?", bei Obama ist das irgendwie anders. Der Mann spricht mich an und ich bin noch nicht mal Amerikaner. Merkel, Beck und Konsorten sprechen mich nicht an, das ist für mich irgendwie sehr dröge Hausmannskost. Schwer verdauliche Pampe.
Natürlich bin ich mir auch bewusst, dass ein Präsident Obama anders handeln wird als ein Bewerber Obama spricht. Realitäten. Tagesgeschäft. Aber allein die Vorstellung, dass sich wirklich etwas tun könnte, ist meiner Meinung nach großartig. Und in Amerika hat sich schon etwas getan: Da marschieren auf einmal Leute an die Urne, die in ihrem ganzen Leben noch nie aufgestanden sind und Zigtausende engagieren sich für umme. Hätte mir einer noch vor 3 oder 4 Jahren gesagt, dass da "aus dem Nichts" ein solcher Kandidat aufsteigt: Ich hätte wahrscheinlich nur gelacht...

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