Samstag, 19. Juli 2008
Abgang
gorillaschnitzel, 03:26h
Schuldirektoren in der Provinz sind -wie sonst nur Pfarrer und Ärzte- sakrosankte Halbgötter.
Dabei gilt: Je provinzieller das Kaff, desto opulenter die Party. Meist kommt man nicht ohne 12-14 Redner aus. Austoben darf sich dann so ziemlich jeder, der nicht gänzlich der dörflichen Bedeutungslosigkeit anheim gefallen ist: Der Schulrat kommt, der Bürgermeister mitsamt komplett anwesendem Gemeinderat sowieso, der Pfarrer darf reden, ehemalige Schüler, Rektoren aus Nachbarkommunen, Elternvertreter, die Nachfolgerin, Vertreter des Kollegiums und auch der zotige Journalist der Lokalpresse.
Im Idealfall sieht dann das Programm so aus:
Begrüßung durch die Lehrerin Frau Schmider-Kunz
Flötenstück der 3a
Dankesrede des Schulrats Herrn Krüger mit Geschenkübergabe
Begrüßung der Nachfolgerin durch Herrn Krüger mit Geschenkübergabe
Dankesrede des Bürgermeisters Herrn Mayer mit Geschenkübergabe
Begrüßung der Nachfolgerin durch Herrn Mayer mit Geschenkübergabe
Dankeschön-Rap der Klasse 7b
Dankesrede der Schülervertreter mit Geschenkübergabe
Begrüßung der Nachfolgerin durch die Schülervertreter
Dankesrede der Elternvertreter mit Geschenkübergabe
Begrüßung der Nachfolgerin durch die Elternvertreter mit Geschenkübergabe
Dankesrede der ehemaligen Schüler mit Geschenkübergabe
Begrüßung der Nachfolgerin durch die Elternvertreter mit Geschenkübergabe
Die Klasse 5 singt „Nehmt Abschied Brüder ungewiss...“ und liegt dabei in aller Regel etwa 6 Halbtöne daneben
Dankesrede von Pfarrer Huber mit Geschenkübergabe (dasselbe, das er bereits beim letzten Rektorenabgang hatte)
Begrüßung der Nachfolgerin mit Geschenkübergabe (dasselbe, das er bereits bei der letzten Begrüßung hatte)
Dankesrede der Rektorin der Nachbarschule
Begrüßung der neuen Rektorin durch die Rektorin der Nachbarschule
Die Klasse 4 verkleidet sich als Zwerge und marschiert im Gänsemarsch über die Bühne. Die Klassenlehrerin liest dazu aus Grimms Märchen
Dann sind 2 Stunden rum und es folgt eine 15minütige Pause. 2 Zigaretten später folgt dann das „Unterhaltungsprogramm“:
Der Lehrerchor singt „Unforgettable“
Frau Schmider-Kunz beamt die schönsten Fotos aus der Karriere des Demnächstpensionärs an die Wand
Der Lehrerchor singt „Time to say goodbye“
Klasse 6 versucht Zaubertricks
Frau Krause, die Ex-Schülerin, klimpert sehr holpernd ein Klavierstück
Simone aus der 8a trägt selbst verfasste Lyrik vor
Der Lehrerchor singt erneut. Keiner weiß mehr was überhaupt.
Ansprache der neuen Rektorin
Ansprache des alten Rektors. Das ist dann eindeutig der Höhepunkt. Weil der Alte nichts, aber gar nichts mehr zu verlieren hat und deshalb grundehrlich ist: Mit der Nachfolgerin liefs nie so richtig, die Kultuspolitik ist ohnehin Scheiße und die Sekretärin hätte gerne etwas öfter unverlangt Kaffee zubereiten können.
Dann, nach gut dreieinhalb Stunden:
Gesellschaftlicher Teil bei Apfelschorle und Mineralwasser, ohne Sekt oder Häppchen. Man frischt alte Bekanntschaften wieder auf und findet, dass Frau Schmid-Kunz verdammt alt geworden ist. Liegt wohl an der Raucherei.
Dabei gilt: Je provinzieller das Kaff, desto opulenter die Party. Meist kommt man nicht ohne 12-14 Redner aus. Austoben darf sich dann so ziemlich jeder, der nicht gänzlich der dörflichen Bedeutungslosigkeit anheim gefallen ist: Der Schulrat kommt, der Bürgermeister mitsamt komplett anwesendem Gemeinderat sowieso, der Pfarrer darf reden, ehemalige Schüler, Rektoren aus Nachbarkommunen, Elternvertreter, die Nachfolgerin, Vertreter des Kollegiums und auch der zotige Journalist der Lokalpresse.
Im Idealfall sieht dann das Programm so aus:
Begrüßung durch die Lehrerin Frau Schmider-Kunz
Flötenstück der 3a
Dankesrede des Schulrats Herrn Krüger mit Geschenkübergabe
Begrüßung der Nachfolgerin durch Herrn Krüger mit Geschenkübergabe
Dankesrede des Bürgermeisters Herrn Mayer mit Geschenkübergabe
Begrüßung der Nachfolgerin durch Herrn Mayer mit Geschenkübergabe
Dankeschön-Rap der Klasse 7b
Dankesrede der Schülervertreter mit Geschenkübergabe
Begrüßung der Nachfolgerin durch die Schülervertreter
Dankesrede der Elternvertreter mit Geschenkübergabe
Begrüßung der Nachfolgerin durch die Elternvertreter mit Geschenkübergabe
Dankesrede der ehemaligen Schüler mit Geschenkübergabe
Begrüßung der Nachfolgerin durch die Elternvertreter mit Geschenkübergabe
Die Klasse 5 singt „Nehmt Abschied Brüder ungewiss...“ und liegt dabei in aller Regel etwa 6 Halbtöne daneben
Dankesrede von Pfarrer Huber mit Geschenkübergabe (dasselbe, das er bereits beim letzten Rektorenabgang hatte)
Begrüßung der Nachfolgerin mit Geschenkübergabe (dasselbe, das er bereits bei der letzten Begrüßung hatte)
Dankesrede der Rektorin der Nachbarschule
Begrüßung der neuen Rektorin durch die Rektorin der Nachbarschule
Die Klasse 4 verkleidet sich als Zwerge und marschiert im Gänsemarsch über die Bühne. Die Klassenlehrerin liest dazu aus Grimms Märchen
Dann sind 2 Stunden rum und es folgt eine 15minütige Pause. 2 Zigaretten später folgt dann das „Unterhaltungsprogramm“:
Der Lehrerchor singt „Unforgettable“
Frau Schmider-Kunz beamt die schönsten Fotos aus der Karriere des Demnächstpensionärs an die Wand
Der Lehrerchor singt „Time to say goodbye“
Klasse 6 versucht Zaubertricks
Frau Krause, die Ex-Schülerin, klimpert sehr holpernd ein Klavierstück
Simone aus der 8a trägt selbst verfasste Lyrik vor
Der Lehrerchor singt erneut. Keiner weiß mehr was überhaupt.
Ansprache der neuen Rektorin
Ansprache des alten Rektors. Das ist dann eindeutig der Höhepunkt. Weil der Alte nichts, aber gar nichts mehr zu verlieren hat und deshalb grundehrlich ist: Mit der Nachfolgerin liefs nie so richtig, die Kultuspolitik ist ohnehin Scheiße und die Sekretärin hätte gerne etwas öfter unverlangt Kaffee zubereiten können.
Dann, nach gut dreieinhalb Stunden:
Gesellschaftlicher Teil bei Apfelschorle und Mineralwasser, ohne Sekt oder Häppchen. Man frischt alte Bekanntschaften wieder auf und findet, dass Frau Schmid-Kunz verdammt alt geworden ist. Liegt wohl an der Raucherei.
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jean stubenzweig,
Samstag, 19. Juli 2008, 05:51
Ja ja, die Provinz.
Sie ist überall. Also: nicht nur dort, was hier wohl mit Provinz gemeint ist. Der Gartenzwerg in der Boutique befindet sich auch in Metropolen. Und das nicht erst seit heute. Aber immer mehr.
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mark793,
Sonntag, 20. Juli 2008, 00:48
Haha,
sehr schön beobachtet. Ich war persönlich nicht dabei, als mein Beinahe-Schwiegervater (ein Rektor im Schwäbischen) offiziell in den Ruhestand verabschiedet wurde - aber so ähnlich wirds gewesen sein. Nur halt mehr Chorgesang, denn er leitete den Schul- und Kirchenchor.
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pommesrot,
Sonntag, 20. Juli 2008, 18:30
Sind wir uns tatsächlich noch nie bei dem hiesigen Schützenfest begenet?
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gorillaschnitzel,
Sonntag, 20. Juli 2008, 22:13
Eher nicht. Schützenfeste gibt es bei mir in der Gegend nicht...
:-)
:-)
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croco,
Sonntag, 20. Juli 2008, 20:14
Und dieses System wird nicht nur bei Abschieden und Neuanfängen, sondern auch bei Abschlussfeiern und Aufnahmegelöbnissen bemüht.
Sie können ja wieder gehen, aber wenn man zum Personal der Anstalt gehört, kommt man ohne Strategie nicht aus.
Man kann Deckenlampen zählen und den Prozentsatz der kaputten berechnen. Man kann später kommen, früher gehen. Und wenn man richtig gut ist, kann man Literatur hineinschmuggeln und in der letzten Reihe in aller Ruhe lesen. Das Allerbeste ist aber, sich auf diese Termine Fortbildungen zu legen. Das schafft aber nicht jeder!
Sie können ja wieder gehen, aber wenn man zum Personal der Anstalt gehört, kommt man ohne Strategie nicht aus.
Man kann Deckenlampen zählen und den Prozentsatz der kaputten berechnen. Man kann später kommen, früher gehen. Und wenn man richtig gut ist, kann man Literatur hineinschmuggeln und in der letzten Reihe in aller Ruhe lesen. Das Allerbeste ist aber, sich auf diese Termine Fortbildungen zu legen. Das schafft aber nicht jeder!
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gorillaschnitzel,
Sonntag, 20. Juli 2008, 22:14
Wie ich Fortbildungen begehe, lässt sich in der "Kritzl"-Abteilung sehen...
:-)
Aber richtigrichtigrichtig: Im Prinzip trifft das auf so ziemlich alles bis runter zum Familienfest (wo es dann ganz grausam wird)
:-)
Aber richtigrichtigrichtig: Im Prinzip trifft das auf so ziemlich alles bis runter zum Familienfest (wo es dann ganz grausam wird)
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