Montag, 7. Juli 2008
Neulich beim Italiener
Da steh ich Sonntagabend in der Pizzeria und warte auf meine immer gleiche Pizza (Quattro Formaggi. Eigentlich bräuchte ich Elio nur anrufen und sagen: "Luigi, Pizza" und er würde sehr sicher das Richtige basteln) und dann sitzt da diese miefig-piefige Familie am Tisch: Omma, Mama, Papa, von dem ich weiß, dass er Heiner heißt, Sproß, Freundin von Sproß. Omma hält die Klappe, weil sie einerseits aus einer Generation stammt, die ohnehin hat die Klappe halten müssen und andererseits sie ohnehin keine Ahnung hat. Sproß doziert über ebay und dass man da um Himmels Willen ja nix kaufen dürfe, weil da ohnehin nur Betrüger unterwegs sind und das Geld praktisch schon weg ist, ehe man noch auf Bieten gedrückt hat. Wie ich noch drüber nachdenke, wie verbohrt und vorurteilsbehaftet man bereits mit Anfang 20 sein kann, sehe ich auch schon Sproßfreundin gelangweilt am Strohhalm ihre Cola nuckeln und ahne, dass diese Beziehung nicht von Dauer sein wird.
Leider braucht Luigi aka Elio mit der Pizza etwas länger und so krieg ich denn auch noch mit, wie die Omma eine Altersarmut befürchtet. Ich denk noch: Nee Omma, bis dich die Altersarmut trifft, biste eh schon tot, da gehts direkt über zu HartzIV und Omma fragt, ob sie denn das auch kriegte, wenn sie es denn benötigte und da holt dann Papa, von dem ich weiß, dass er Heiner heißt, aus und sagt sehr laut und mit einem Kopfnicken in meine Richtung, dass sie das nie im Leben bekomme, weil man dafür schon Türke sein müsse.
Während ich noch darüber nachdenke, ob ich mich nicht doch mal wieder rasieren sollte, kommt sofort Mama dazwischen mit einem: "Pscht Heiner". Das sagt sie natürlich nur, weil ich als Türke die Heinerschen Thesen hören könnte und man ja nicht unfreundlich sein will zum Gastarbeiter und aus demselben Grund -und nur aus diesem- lässt sich Papa, von dem ich weiß, dass er Heiner heißt, auch sein Maul verbieten.

Dann kommt leider die Pizza.

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Eine in ihrer Lapidarität sehr feinzüngige Besprechung deutscher Alltagsküche. Das Schlimme daran: Das scheint Grundgewürz zu sein. Allzuoft kommt das im Ansatz auch aus Menschen, die man mag. Oft mag man sie dann eigentlich nicht mehr. Aber man ist so an sie gewöhnt. Ähnlich wie «Luigi, Pizza».

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hm...durch meine Aufenthalte in Thüringen (Geburtsland), tiefstes Niederbayern, Unterfranken und Oberbayern ergibt sich ein interessantes Dialektgemisch, so das ich in München oft für einen Schwaben gehalten werde. Furchtbar ungerecht und nicht schön, dieses Leben
*flücht*

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prima, traurige story, bleibt mir glatt die prosciutto im halse stecken.

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@kaffchris: Ich hatte dich glatt zum Österreicher gemacht. Rein gedanklich jetzt...
In München für einen Schwaben gehalten zu werden ist doch immerhin besser als für nen Thüringer. OK, Thüringen und die Rostbratwurst, aber wir hier das Auto und so einen BMW gäbe es ja ohne unsereins achlassenwirdas...

:-)

@ugugu: Merci. Ich war auch ziemlich baff und mir fiel erst hinterher ein, dass ich ihm ja hätte erklären können, dass es dunkles Haar auch nördlich der Alpen gibt.

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Du und Türke? Dann dürfte ich bei der Familie ja fast als Hottentotte durchgehen und Bananen geschenkt bekommen...

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Man nannte mich auch bereits einen 'Schleimscheißer aus der ehemaligen DDR'. Daher wundert mich in dieser Hinsicht recht wenig.

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Hehe...Dabei bin ich doch der einzig wahre Schleimscheißer aus der DDR...

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Schleimscheisser aus der ehemaligen DDR paßt aber besser, find ich ;o)

(obs auch auf Sie zutrifft, herr Geschichtenerzähler, kann ich leider nicht beurteilen, da Sie mir noch nicht übern Weg geflitzt sind)

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Zumindest bin ich in der DDR geboren. Das ist doch schon mal eine gute Vorraussetzung oder?

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Macht Sie aber nicht automatisch zum Schleimscheißer ;o)

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Wie sagt man so schön: I'am workin on it!

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Ganz richtig eric. Dafür muss man schon schweigend eine Straße überqueren und von einem wildfremden Menschen angepöbelt werden.

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Wildfremde Menschen sind halt immer für eine Überraschung gut ;o)

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Willkommen im Club, erkek kardeş.;-)

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