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Mittwoch, 2. November 2011
Deep water Sisyphos
gorillaschnitzel, 01:35h

Montag, 31. Oktober 2011
Wenn Sisyphos Herkules wäre
gorillaschnitzel, 13:21h

Sonntag, 30. Oktober 2011
Wen man nicht überzeugen kann, den verwirrt man
gorillaschnitzel, 16:25h
Ende November darf das Volk ran. In Sachen S21. Das ist natürlich erstmal erfreulich. Aber auch eine Farce.
Eine Farce deshalb, weil heute schon ziemlich klar ist, wie die Sache ausgeht. Es wird scheitern. Ganz einfach deshalb, weil das Quorum so hoch ist, dass es nicht erreichbar sein wird. Zudem interessiert die Abstimmung in weiten Teilen des Landes keine Sau, weil es eine sehr lokale Angelegenheit ist. In Wangen/Allgäu, im Schwäbischen Wald oder Waldshut-Tiengen ist das bedeutungslos. Ob die Schönhauser Allee Fußgängerzone wird, interessiert in Kladow und Marzahn auch nicht so richtig.
Letzten Endes ist es eine Idee der SPD und der Versuch, in der S21-Frage wieder etwas Profil zu gewinnen, nachdem die Partei in eben dieser Frage schlicht nicht stattgefunden hat.
Und es ist furchtbar kompliziert. Jemand der sich mit der Thematik nicht beschäftigt hat, muss mindestens drei Mal drüberlesen, ehe er weiß weiß -oder auch nicht- wie er denn abzustimmen hat.

Interessant bleibt nun nur noch eines: Wie wird Stuttgart abstimmen? Erstens könnte dort das Quorum erreicht werden (was fürs Gesamtland gesehen aber auch nicht hilft) und zweitens könnte es sein, dass sich dort eine große Mehrheit dagegen ausspricht.
Eine Farce deshalb, weil heute schon ziemlich klar ist, wie die Sache ausgeht. Es wird scheitern. Ganz einfach deshalb, weil das Quorum so hoch ist, dass es nicht erreichbar sein wird. Zudem interessiert die Abstimmung in weiten Teilen des Landes keine Sau, weil es eine sehr lokale Angelegenheit ist. In Wangen/Allgäu, im Schwäbischen Wald oder Waldshut-Tiengen ist das bedeutungslos. Ob die Schönhauser Allee Fußgängerzone wird, interessiert in Kladow und Marzahn auch nicht so richtig.
Letzten Endes ist es eine Idee der SPD und der Versuch, in der S21-Frage wieder etwas Profil zu gewinnen, nachdem die Partei in eben dieser Frage schlicht nicht stattgefunden hat.
Und es ist furchtbar kompliziert. Jemand der sich mit der Thematik nicht beschäftigt hat, muss mindestens drei Mal drüberlesen, ehe er weiß weiß -oder auch nicht- wie er denn abzustimmen hat.

Interessant bleibt nun nur noch eines: Wie wird Stuttgart abstimmen? Erstens könnte dort das Quorum erreicht werden (was fürs Gesamtland gesehen aber auch nicht hilft) und zweitens könnte es sein, dass sich dort eine große Mehrheit dagegen ausspricht.
Samstag, 29. Oktober 2011
Hab w8 (Part II)
gorillaschnitzel, 02:02h
Im Zuge der Terrorabwehr hat man sich so allerlei Dinge einfallen lassen. Sollten Sie etwa in den Bundesländern Bayern, Hessen, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Thüringen oder Mecklenburg-Vorpommern wohnen, dann kennen Sie eventuell die "präventiv-polizeiliche Telekommunikationsüberwachung". Sollten Sie die nicht kennen: Das heißt schlicht nichts anderes, als dass der Staat -oder hier besser die Polizei der Länder- Ihren Telefonanschluss mitsamt Internet überwachen darf, auch wenn Sie gar keines konkreten Verbrechens beschuldigt werden, ja selbst dann, wenn Sie nicht mal verdächtig sind.
Der unwissentliche Kontakt zu einem Verdächtigen reicht aus. Sie sollten sich also genau überlegen, ob Sie nachher hier einen Kommentar hinterlassen möchten oder doch lieber nicht, schließlich wissen Sie ja nicht, ob ich nicht doch so ein verkappter Terrorist bin.
Es reicht, wenn Sie zufällig mit einem vermeintlich Terrorverdächtigen in der gleichen Firma arbeiten oder mit ihm im gleichen vhs-Kochkurs sitzen um Sie zu überwachen.
Das hat natürlich mit Gefahrenabwehr und Sicherheit des Staats und seiner Bürger nicht mehr viel zu tun, ist aber das Ergebnis dessen, was Staatssicherheits-Schäuble damals meinte, als er sagte, man müsse die Unschuldsvermutung "aufweichen". Ob das noch was mit Rechtsstaat zu tun hat, überlasse ich Ihrem eigenen geneigten Urteil.
Ich wollte es aber genauer wissen und darum habe ich mich mal hingesetzt und nachgeschaut, wann, wie oft und in welchen Fällen bundesweit Telefone oder Internetanschlüsse überwacht werden. Wahrscheinlich werden Sie wenig überrascht sein, wenn ich Ihnen mitteilen kann, dass die Telefonüberwachung zwischen den Jahren 2008 und 2010 um satte 27% zugenommen hat. Im Vergleich zu 2000 übrigens eine Versiebenfachung. Im Jahr 2010 gab es exakt 21.036 Überwachungen und das teilt sich wiederum auf in 16.510 Handyanschlüsse, 3.519 Festnetzanschlüsse und 997 Internetanschlüsse.
Lustig wird es, wenn wir jetzt mal entlang der Delikte aufdröseln. Da ist alles dabei von Urkundenfälschung bis Subventionsbetrug und ein Mal gar Abgeordnetenbestechung (das würde mich echt näher interessieren). Den größten Posten bilden Drogendelikte (über ~6000x), gefolgt von Raub und Erpressung (~1100x), sowie Mord/Totschlag (~900x). Dann folgt alles mögliche von Computerbetrug, Bandendiebstahl, über illegales Einschleusen bis Steuervergehen.
Und wissen Sie, wie oft überwacht wurde, wenn es um Terrorabwehr geht, der superomnipotenten Gefahr, derentwegen es unbedingt immer noch schärfere Gesetze braucht?
30. In Buchstaben: Dreißigmal. Oder auch: weniger als 0,1% aller Überwachungen.
Noch harmloser scheint nur die Kinderpornoszene zu sein. Die wurde nur 19x überwacht.
Der unwissentliche Kontakt zu einem Verdächtigen reicht aus. Sie sollten sich also genau überlegen, ob Sie nachher hier einen Kommentar hinterlassen möchten oder doch lieber nicht, schließlich wissen Sie ja nicht, ob ich nicht doch so ein verkappter Terrorist bin.
Es reicht, wenn Sie zufällig mit einem vermeintlich Terrorverdächtigen in der gleichen Firma arbeiten oder mit ihm im gleichen vhs-Kochkurs sitzen um Sie zu überwachen.
Das hat natürlich mit Gefahrenabwehr und Sicherheit des Staats und seiner Bürger nicht mehr viel zu tun, ist aber das Ergebnis dessen, was Staatssicherheits-Schäuble damals meinte, als er sagte, man müsse die Unschuldsvermutung "aufweichen". Ob das noch was mit Rechtsstaat zu tun hat, überlasse ich Ihrem eigenen geneigten Urteil.
Ich wollte es aber genauer wissen und darum habe ich mich mal hingesetzt und nachgeschaut, wann, wie oft und in welchen Fällen bundesweit Telefone oder Internetanschlüsse überwacht werden. Wahrscheinlich werden Sie wenig überrascht sein, wenn ich Ihnen mitteilen kann, dass die Telefonüberwachung zwischen den Jahren 2008 und 2010 um satte 27% zugenommen hat. Im Vergleich zu 2000 übrigens eine Versiebenfachung. Im Jahr 2010 gab es exakt 21.036 Überwachungen und das teilt sich wiederum auf in 16.510 Handyanschlüsse, 3.519 Festnetzanschlüsse und 997 Internetanschlüsse.
Lustig wird es, wenn wir jetzt mal entlang der Delikte aufdröseln. Da ist alles dabei von Urkundenfälschung bis Subventionsbetrug und ein Mal gar Abgeordnetenbestechung (das würde mich echt näher interessieren). Den größten Posten bilden Drogendelikte (über ~6000x), gefolgt von Raub und Erpressung (~1100x), sowie Mord/Totschlag (~900x). Dann folgt alles mögliche von Computerbetrug, Bandendiebstahl, über illegales Einschleusen bis Steuervergehen.
Und wissen Sie, wie oft überwacht wurde, wenn es um Terrorabwehr geht, der superomnipotenten Gefahr, derentwegen es unbedingt immer noch schärfere Gesetze braucht?
30. In Buchstaben: Dreißigmal. Oder auch: weniger als 0,1% aller Überwachungen.
Noch harmloser scheint nur die Kinderpornoszene zu sein. Die wurde nur 19x überwacht.
Freitag, 28. Oktober 2011
Finanzspekulation in weniger als 5 Minuten erklärt
gorillaschnitzel, 15:00h
Donnerstag, 27. Oktober 2011
Sisyphos und die Grube
gorillaschnitzel, 17:38h

Mittwoch, 26. Oktober 2011
Sisyphos goes space
gorillaschnitzel, 11:32h

Dienstag, 25. Oktober 2011
Hab w8 (Part I)
gorillaschnitzel, 12:00h
Stellen Sie sich doch mal vor, dass Sie eine Wohnung suchen. Sie schauen sich um. Schließlich haben Sie eine gefunden. Sie ist einigermaßen hübsch und Ihre Bekannten wohnen gleich ums Eck.
Die Wohnung hat nur einen kleinen Haken und das steht im Kleingedruckten des Mietvertrags:
Überall in der Wohnung hat der Vermieter Kameras aufgehängt, er liest Ihre Post, hört mit, wenn Sie telefonieren und fertigt über alles Protokolle an, von denen Sie nicht wissen, wo diese landen und wer das alles einsieht. Er beobachtet wohin Sie gehen und schaut genau, wer Sie besucht. Sollten Sie anderswo Essen gehen, teilt ihm das Restaurant umgehend mit, wie lange Sie da waren, was Sie gegessen haben und wieviel das gekostet hat. Der Vermieter fertigt ausführliche Bewegungsprotokolle an und verlangt auch zu wissen, was Sie essen, trinken und welches TV-Programm Sie schauen. Es ist nicht ausgeschlossen, dass er sein gesamtes Wissen an den Bundesnachrichtendienst weitergibt.
Wenn Sie in der Wohnung Bilder aufhängen oder eine Vase aufstellen, dann gehören die dem Vermieter und sollten Sie jemals auf die Idee kommen, den Mietvertrag kündigen zu wollen, behält sich der Vermieter über einen Monat vor, was er mit Ihnen und Ihrem Inventar und all den Telefon- und Briefprotokollen macht, während er sich aber das Recht herausnimmt, Sie jederzeit hinauszuwerfen, sollten Sie am Klingelschild Ihren Zweitnamen vergessen haben anzugeben.
Klingt nach Stasi und Big Brother, oder? Solch ein Vertragswerk würden Sie im realen Leben natürlich niemals unterschreiben. In der virtuellen Welt tun Sie das spätestens dann, wenn Sie Facebook beitreten. Und glauben Sie ja nicht, Sie könnten dort anonym bleiben. Auf die Frage, ob es denn nicht ein Recht auf Anonymität im Netz gäbe, antwortet ein Facebookmanager im aktuellen Spiegel: "Ja, aber nicht bei uns."
Die Wohnung hat nur einen kleinen Haken und das steht im Kleingedruckten des Mietvertrags:
Überall in der Wohnung hat der Vermieter Kameras aufgehängt, er liest Ihre Post, hört mit, wenn Sie telefonieren und fertigt über alles Protokolle an, von denen Sie nicht wissen, wo diese landen und wer das alles einsieht. Er beobachtet wohin Sie gehen und schaut genau, wer Sie besucht. Sollten Sie anderswo Essen gehen, teilt ihm das Restaurant umgehend mit, wie lange Sie da waren, was Sie gegessen haben und wieviel das gekostet hat. Der Vermieter fertigt ausführliche Bewegungsprotokolle an und verlangt auch zu wissen, was Sie essen, trinken und welches TV-Programm Sie schauen. Es ist nicht ausgeschlossen, dass er sein gesamtes Wissen an den Bundesnachrichtendienst weitergibt.
Wenn Sie in der Wohnung Bilder aufhängen oder eine Vase aufstellen, dann gehören die dem Vermieter und sollten Sie jemals auf die Idee kommen, den Mietvertrag kündigen zu wollen, behält sich der Vermieter über einen Monat vor, was er mit Ihnen und Ihrem Inventar und all den Telefon- und Briefprotokollen macht, während er sich aber das Recht herausnimmt, Sie jederzeit hinauszuwerfen, sollten Sie am Klingelschild Ihren Zweitnamen vergessen haben anzugeben.
Klingt nach Stasi und Big Brother, oder? Solch ein Vertragswerk würden Sie im realen Leben natürlich niemals unterschreiben. In der virtuellen Welt tun Sie das spätestens dann, wenn Sie Facebook beitreten. Und glauben Sie ja nicht, Sie könnten dort anonym bleiben. Auf die Frage, ob es denn nicht ein Recht auf Anonymität im Netz gäbe, antwortet ein Facebookmanager im aktuellen Spiegel: "Ja, aber nicht bei uns."
Montag, 24. Oktober 2011
Erlesenes...
gorillaschnitzel, 16:49h
Ich komme grade mächtig zum Lesen. Wie sonst selten nie nicht. Dabei finden sich allerlei Nüsse. Unge- wie auch Ge-.
Sensationell etwa die Sarrazinsche Anmerkung zu Wowereits Integrationsgedanken, wonach die europäischen Staaten im Zuge der Industrialisierung "keine wesentliche Einwanderung" gehabt hätten, wodurch er wiederum seine grandiose Unkenntnis der deutschen Geschichte offenbart: Wo war denn der Motor der deutschen Industrialisierung gegen Ende des Jahrhunderts? Richtig. Ruhrgebiet. Nur: Dort wanderten damals im großen Stil Polen ein, deren Anzahl an der Gesamtbevölkerung betrug teils bis zu 40%.
Dazu Holländer oder Russen, ebenso im Tagebau. Die Bahn wurde zudem zu nicht unwesentlichen Teilen von Italienern erbaut und im damals deutschen Schlesien gab es eine satte polnischsprachige Bevölkerungsmehrheit.
Mindestens ebenso grandios ist die Recherche des SPIEGEL zum Oktoberfestattentat: 46.000 Seiten bisherige Geheimdokumentedurften mussten irgendwelche nichtbezahlte Praktikantenknechte durchwühlen und dann stand fest, was schon immer feststand: Der Attentäter hatte Verbindungen ins rechte Milieu. Wow, wer hätte damit gerechnet? Diese erschütternde Erkenntnis muss man auch erstmal verkraften.
Dann wäre da ein Kommentar über die Fußballer im Allgemeinen. Verfasst von der Julia, die in der Regel leider eine fette Aufzählung liefern muss, um als Frau als fußballsachverständig durchzugehen. Ansonsten mag ich ihre Kolumnen. Darin beklagt die Julia die verkommenen Sitten im Profifußball: Spucken, Stinkefinger, versteckte Fouls, Schwalben undsoweiter. Womit Julia natürlich recht hat. Sie hat nur vergessen, die richtigen Schlüsse zu ziehen. Schließlich ist Fußball ein Sport für Gentlemen, der aber von Hooligans gespielt wird. Wenn die Julia einen Sport sehen möchte, in dem Gentlemen spielen, dann hätte sie das Rugby-WM-Finale anschauen müssen, das Frankreich nur knapp gegen Neuseeland verloren hat.
Meine persönliche Sonntagskrönung aber war der Adrian. Der Adrian konstatierte einmal, ohne das freundliche Zutun dergleichgeschalteten Presse sei S21 nie möglich gewesen, womit er erstens wahrscheinlich recht hat und zweitens so eine Art Eingeständnis in eigener Sache führte, was ihn aber nicht anficht, weiter zu Felde zu ziehen. Nun braucht es aber einen kleinen Exkurs:
Normalerweise neigt der gemeine Schwabe nicht zu Höhenflügen. Man ist "hälenga" ("heimlich") reich und hat eher selten Ambitionen größer werden zu wollen als man ist. Hin und wieder aber schlägt dann doch die Großmannssucht zu, wie damals in den 80ern, als Daimler sei dank, hier die reichste Kommune der Republik siedelte. Die leistete sich kostenlose Schwimmbäder, Kindergärten, Parkplätze, Bibliotheken, Zebrastreifen aus Carraramarmor und einen Vorhang fürs Theaterhaus, den sich sonst nur noch New York und Paris leisteten. Nochmals die Reihenfolge: New York, Paris, Sindelfingen. Kurz: Man stieg quasi in einem Rutsch von der Landesliga in die Champions League auf. Heute ist diese Kommune in der Realität der Landesliga wieder angekommen und würde sich am liebsten mit der schmuddeligen, aber finanziell gesünderen Schwesterstadt zur Doppelstadt vereinigen. Exkurs Ende.
Der Adrian ist auch einer derjenigen, der dazu neigt, immer alles noch besser machen zu wollen und der festen Überzeugung ist, dass er äußerst hilfreiche Tipps abgeben kann. Kennt man ja auch als gesamtdeutsches Phänomen: Da steht man irgendwo am Fuße des Kilimandscharo, friert trotz Thermounterwäsche, sieht dann diese armen Bergbauern mit ein paar Ziegen und Schafen und umgehend laufen dann diese Bessermacher los, um dem dann doppelt armen Bergbauern zu erklären, dass mit selbst gestrickten Pullovern wesentlich mehr Geld zu machen sei, vor allem bei Touristen und gleichzeitig glitzert in den eigenen Augen bereits das Wort "Umsatzbeteiligung". Umso enttäuschter die Reaktion, wenn der doppelt arme Bergbauer nicht umgehend die Schafe schert.
Nun aber zu Adrian. Der findet, dass S21 eine ganz wunderbare Möglichkeit ist, der Welt zu beweisen, dass es möglich ist, eine grüne Ökomodellstadt zu bauen, wo das doch bei ähnlichen Brachen in (!) Shanghai, New York und Berlin gescheitert sei. Dieses Mal steht Stuttgart nicht auf einer Stufe mit den Weltstädten Shanghai, New York und Berlin, nein, es steht noch drüber. Wie das künftig übrigens aussieht -so eine Ökotraumstadt- lässt sich anhand des bereits fertigen Bücherknasts Stammmheim Zwo auch schon besichtigen.
Sensationell etwa die Sarrazinsche Anmerkung zu Wowereits Integrationsgedanken, wonach die europäischen Staaten im Zuge der Industrialisierung "keine wesentliche Einwanderung" gehabt hätten, wodurch er wiederum seine grandiose Unkenntnis der deutschen Geschichte offenbart: Wo war denn der Motor der deutschen Industrialisierung gegen Ende des Jahrhunderts? Richtig. Ruhrgebiet. Nur: Dort wanderten damals im großen Stil Polen ein, deren Anzahl an der Gesamtbevölkerung betrug teils bis zu 40%.
Dazu Holländer oder Russen, ebenso im Tagebau. Die Bahn wurde zudem zu nicht unwesentlichen Teilen von Italienern erbaut und im damals deutschen Schlesien gab es eine satte polnischsprachige Bevölkerungsmehrheit.
Mindestens ebenso grandios ist die Recherche des SPIEGEL zum Oktoberfestattentat: 46.000 Seiten bisherige Geheimdokumente
Dann wäre da ein Kommentar über die Fußballer im Allgemeinen. Verfasst von der Julia, die in der Regel leider eine fette Aufzählung liefern muss, um als Frau als fußballsachverständig durchzugehen. Ansonsten mag ich ihre Kolumnen. Darin beklagt die Julia die verkommenen Sitten im Profifußball: Spucken, Stinkefinger, versteckte Fouls, Schwalben undsoweiter. Womit Julia natürlich recht hat. Sie hat nur vergessen, die richtigen Schlüsse zu ziehen. Schließlich ist Fußball ein Sport für Gentlemen, der aber von Hooligans gespielt wird. Wenn die Julia einen Sport sehen möchte, in dem Gentlemen spielen, dann hätte sie das Rugby-WM-Finale anschauen müssen, das Frankreich nur knapp gegen Neuseeland verloren hat.
Meine persönliche Sonntagskrönung aber war der Adrian. Der Adrian konstatierte einmal, ohne das freundliche Zutun der
Normalerweise neigt der gemeine Schwabe nicht zu Höhenflügen. Man ist "hälenga" ("heimlich") reich und hat eher selten Ambitionen größer werden zu wollen als man ist. Hin und wieder aber schlägt dann doch die Großmannssucht zu, wie damals in den 80ern, als Daimler sei dank, hier die reichste Kommune der Republik siedelte. Die leistete sich kostenlose Schwimmbäder, Kindergärten, Parkplätze, Bibliotheken, Zebrastreifen aus Carraramarmor und einen Vorhang fürs Theaterhaus, den sich sonst nur noch New York und Paris leisteten. Nochmals die Reihenfolge: New York, Paris, Sindelfingen. Kurz: Man stieg quasi in einem Rutsch von der Landesliga in die Champions League auf. Heute ist diese Kommune in der Realität der Landesliga wieder angekommen und würde sich am liebsten mit der schmuddeligen, aber finanziell gesünderen Schwesterstadt zur Doppelstadt vereinigen. Exkurs Ende.
Der Adrian ist auch einer derjenigen, der dazu neigt, immer alles noch besser machen zu wollen und der festen Überzeugung ist, dass er äußerst hilfreiche Tipps abgeben kann. Kennt man ja auch als gesamtdeutsches Phänomen: Da steht man irgendwo am Fuße des Kilimandscharo, friert trotz Thermounterwäsche, sieht dann diese armen Bergbauern mit ein paar Ziegen und Schafen und umgehend laufen dann diese Bessermacher los, um dem dann doppelt armen Bergbauern zu erklären, dass mit selbst gestrickten Pullovern wesentlich mehr Geld zu machen sei, vor allem bei Touristen und gleichzeitig glitzert in den eigenen Augen bereits das Wort "Umsatzbeteiligung". Umso enttäuschter die Reaktion, wenn der doppelt arme Bergbauer nicht umgehend die Schafe schert.
Nun aber zu Adrian. Der findet, dass S21 eine ganz wunderbare Möglichkeit ist, der Welt zu beweisen, dass es möglich ist, eine grüne Ökomodellstadt zu bauen, wo das doch bei ähnlichen Brachen in (!) Shanghai, New York und Berlin gescheitert sei. Dieses Mal steht Stuttgart nicht auf einer Stufe mit den Weltstädten Shanghai, New York und Berlin, nein, es steht noch drüber. Wie das künftig übrigens aussieht -so eine Ökotraumstadt- lässt sich anhand des bereits fertigen Bücherknasts Stammmheim Zwo auch schon besichtigen.
Samstag, 22. Oktober 2011
Die Römer sin do
gorillaschnitzel, 20:35h

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