Mittwoch, 6. Juli 2011
Ein Fax
Während meiner Kindheit hörte ich immer wieder mal den halb spaßig, halb ernst gemeinten, dialektischen Spruch "wer nix isch ond wer nix ko, der gohd zur Boschd ond Deidscha Bundesboh" und sollte allen nicht ganz so fleißigen Schülern klar machen, dass man im schlimmsten Fall von Talentlosigkeit immer noch bei Post oder Bahn unterkommen könnte, weil die so ziemlich jeden nehmen. Das hat damals immerhin schon dazu geführt, dass ich allein aus Imagegründen schon mal wusste, was ich nicht werden wollte.

Nun hat das Image der Bahn in letzter Zeit mächtig gelitten und das hängt nicht allein mit Stuttgart21 zusammen: Im Winter kriegen sie die Züge nicht warm, im Sommer nicht gekühlt, was sie als Kaffee verkaufen ist ein Anschlag auf die körperliche Unversehrtheit, aber immerhin bulimikergeeignet und wer einmal Transsib gefahren ist und erlebt hat, dass so ein Zug auch nach 9000 Kilometern und zig Tage später pünktlich sein kann, kriegt eine mittelgroße Aggression, wenn die 45-Minutenfahrt in die Landeshauptstadt eine halbe Stunde Verspätung hat.

Aber immerhin hat ja das deutsche Ingenieurswesen noch einen einigermaßen tadellosen Ruf und auch bei der Bahn arbeiten ja solche Ingenieure. Der oberste von denen ist der Herr Kefer. Den kennen die meisten von der Schlichtung. Der Herr Kefer ist Vorstandsmitglied und leitet die technische Abteilung des größten Bahnunternehmens Europas.

Das alles muss man schon vorausschicken, weil wir jetzt mal zu Herrn Kefers Arbeit kommen. Oder besser wie er sie macht. Weniger die Entscheidungen, eher schon die Basics, die Präsentation als solche. Was erwartet man da eigentlich, wenn es beispielsweise um ein Schreiben ans Verkehrsministerium geht?

Also da erwartet man doch, dass sich der Herr Kefer hinsetzt, sich ein Schmierblatt nimmt, sich einen Stift krallt und dann handschriftlich etwas runterrotzt, ein paar Zahlen in den Raum schmeißt, ohne jegliche Begründung natürlich wie er darauf kommt und dann setzt er seinen Servus drunter, bewegt sich ans Faxgerät, tippt dann statt des Verkehrsministeriums das Parteibüro des Verkehrsministers ein und drückt dann den Sendeknopf.

So in etwa stelle ich es mir vor. Emails, Powerpoint, Textverarbeitung, Exceltabellen und ähnlicher moderner Schnickschnack sind ja ohnehin völlig überbewertet. Und soll ich Ihnen was sagen? Genauso lief es auch ab.


.....und während ich täglich so zwischen 5 und 30 Autos mit Anti-S21-Aufklebern sehe, entdeckte ich tatsächlich heute das allerallererste Pro-S21-Auto.

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Montag, 4. Juli 2011
Der alte Herr und sein PC
Der alte Herr mag das Internet und er liebt seinen Computer. Darum ist es umso schlimmer, wenn da etwas nicht funktioniert. Aber es gibt ja das Call-Center, das gratis und auch zu unmöglichen Zeiten berät und ferndiagnostisch Lösungen versucht. Das Call-Center bin ich.

Eigentlich ist der alte Herr ein sehr ruhiger Bürger, den nichts so leicht aus der Fassung bringt, aber beim Thema Computer verliert er schnell die Geduld und wird dann etwas panisch. Herrlich sind Anrufe a la "Du, das Internet geht nicht. Woran liegt das?". Eine gute Frage, wenn man das telefonisch mal schnell lösen soll. Es stellte sich dann heraus, dass der Router aus war.

Gestern war es wieder so weit. Während meines ganz persönlichen Griechenlandrettungsschirms in kulinarischer Form.



"Der Drucker tut nicht mehr", sagte er nur. Darauf erstmal Ziegenkäse dick aufs Brot, es könnte etwas umfangreicher werden. Die Standardfragen "Ist er eingesteckt? Ist er eingeschaltet?" kennt der alte Herr schon und versichert, dass das Ding läuft, aber vom Computer nicht erkannt wird. Also versuchen wir es mal mit einem Treiber. Das ist nicht so einfach, weil der alte Herr nicht so recht weiß, welches Betriebssystem er hat und ich aber ganz genau weiß, dass es -wie er behauptet- Windows XP schlecht sein kann, weil ich mit dem alten Herrn den PC gekauft hab und das war nicht 2003 oder so sondern eher 2009.

Und während ich mir Oliven einverleibte, kamen die Wasserstandsmeldungen von der Downloadfront: "Noch 2 Minuten, noch eineinhalb Minuten, noch eine Minute" sagte es im Halbminutentakt durchs Telefon.

Es gipfelte dann darin, dass der alte Herr zwar die Datei runtergeladen bekam, sie aber hinterher nicht mehr gefunden hat. Wie, wo ist der Downloadordner? Noch ´ne Olive.

Eine Stunde hat das gedauert. Treiber runterladen und installieren. Jetzt läuft der Drucker zwar wieder, aber ich bin mir wirklich nicht sicher, ob es eine gute Idee war, dass er Onlinebanking betreibt.

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Samstag, 2. Juli 2011
....zwischendurch mal kreativ...
Es gibt sehr schöne Momente im Leben. Etwa dann, wenn man mächtig viel Stunden in etwas investiert hat und dann das Ergebnis sieht. Jeder Häuslebauer weiß, was gemeint ist. Mindestens genauso schön sind Sachen, die man komplett selbst verbrochen hat. Wie das eben. Ich habe es als es fertig war etwa 50x durchgeklickt, weil ich es nicht erwarten konnte bis es kommt, rumbearbeitet, manches verworfen, zwischendurch war es mal ganz hinüber, weil der Laptop bierverseucht war und das Dingens mühsam gerettet werden musste.

Aber jetzt ist es da und es ist schöntollgroßartig und wenn ich darin blättere, dann weiß ich, dass es meins ist.









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Montag, 27. Juni 2011
Gestresst
Stresstest bestanden. Man könnte sagen: Was zu erwarten war, schließlich hat die Bahn selbst das durchgeführt.

Aber was wurde denn bewiesen?

Dass Montag früh zur Rushhour angeblich bis zu 49 Züge abgefertigt werden können, was scheint's einer Steigerung um 30% entspricht, weil bisher in dieser Zeit nur 38 abgefertigt werden.

Was die Bahn aber verschweigt: Wenn wieder mal der S-Bahn-Tunnel unterm Bahnhof gesperrt ist, werden bereits heute S-Bahnen in den Hauptbahnhof geleitet. Das gelingt bei 10 von 24, womit sich die Leistungsfähigkeit des jetzigen Hauptbahnhofs von 38 auf 48 erhöht. Unmodernisiert und im Jetztzustand versteht sich. Neu ist das auch nicht: Während der 70er-Jahre wurden regelmäßig 47-48 Züge abgefertigt.

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Freitag, 24. Juni 2011
Unser täglich Porno gib uns heute








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Mittwoch, 22. Juni 2011
Eh und je
Während der letzten 12 Monate habe ich nicht regelmäßig, aber doch an so etwa 20-25 Demos gegen Stuttgart21 teilgenommen. Weniger wegen des Bahnhofs sondern eher wegen der Politik der damaligen Landesregierung. Trotzdem bilde ich mir ein, mir von Thematik und der ansonsten beteiligten Demonstranten ein Bild machen zu können. Letztere bestehen aus dem groben Querschnitt der Bevölkerung. Viele Lehrer sind dabei, Rentner, Ingenieure, Hausfrauen, Studenten, kurz: Das Volk einmal querbeet. Wer das deutsche Volk kennt, der weiß, dass dies nur schwer zur Revolution fähig ist und erst recht kaum gewalttätig gegen den Staat losgeht. Eben das war das bisher machtvolle des Protests: Die Gewaltlosigkeit. Gewaltloser Widerstand ist sehr mächitg. Gandhi, Mandela, das habe ich immerhin gelernt. Die Machtlosigkeit der Verantwortlichen gegenüber 1.000 oder 10.000 oder 100.000 Leuten die auf die Straße gehen.

Jetzt ist alles anders.

Ist das so? Als jemand, der ab und zu mal dabei war weiß ich, dass es da ein paar Leute gibt, die es deutlich ernster nehmen als ich und für die das eine sehr emotionale Sache ist. Natürlich ist es völlig daneben, Bauzäune einzureißen und es ist auch völlig daneben, Knallkörper zu schmeißen und es ist auch daneben, Polizisten verbal blöd anzugehen. Banane. Daneben.

Aber wir leben hier auch heute noch in Baden-Württemberg und hier gibt es immer noch -auch nach den Wahlen- die alten Seilschaften und die alten Medienkomplizen und die alten Mechanismen. Noch immer tragen sie dick auf. Es geht ja neuerdings immerhin um versuchten Totschlag. Drunter geht nicht. Laut Polizei- und Pressemeldungen wurden am Montag 9 Polizisten verletzt. 8 erlitten ein Knalltrauma, einer wurde schwer verprügelt, man hätte auf seinen Hals eingetreten, als dieser am Boden lag und erlitt so schwere Gesichts- und Kopfverletzungen, dass er heute noch im Krankenhaus liegt. Sagt die Polizei, sagen die Medien. Damals, am 30. September sprachen sie auch von einem guten Dutzend verletzter Polizisten. Dumm war nur, dass sich damals auch 5 Tage danach noch kein einziger Beamter krank gemeldet hatte.
Aber zurück zum Montag. Ich muss gestehen: Ich war nicht dabei, die Arbeit hatte vorzugehen, aber wenn ich Youtube durchklicke, dann zweifle ich so ein bißchen an der "offiziellen" Version, selbst wenn ich weiß, dass es da draußen ein paar extrem emotionalisierte Menschen gibt.

Was ich weiß und was von niemandem bestritten wird: Ein Zivilbeamter befand sich in der Demo, ein Demonstrant begeht eine Straftat (Sachbeschädigung), es kommt zur Keilerei. Danach versucht sich der Beamte zurückzuziehen, es gibt ein Gedrängel, Demonstranten versuchen ihn aus dem Pulk zu geleiten und danach sieht man den Beamten schwerstverletzt per Handy telefonieren.

Unschöne Szenen, sowas braucht es nicht, aber mal ehrlich: Sieht so jemand aus, der sehr schwer in Gesicht und am Kopf verletzt ist? Ist das versuchter Totschlag?

Und wenn Sie mal wissen wollten, wie knalltraumageschädigte Menschen aussehen: Bitte. Verblüffenderweise gehen sie schwerverletzt weiter ihrem Dienst nach, deutlich näher stehende Demonstranten sind wahrscheinlich bereits taub.

Das eben sind mediale Überprojektionen. Aufbauschen, wo es nix aufzubauschen gibt. Aber immerhin ein mediales Interesse. Die grüne Leihstimme zumindest ist dahin. Nicht nur weil die Grünen wieder mit der CDU flirten, sondern weil sie sich auch wie die CDU anhören und so gebärden.

Pack bleibt immer Pack, ganz egal ob es nun schwarzes Pack ist oder grünes Pack. Der Lügendreck ist derselbe.

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Dienstag, 21. Juni 2011
Skatin' Tortoise

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Donnerstag, 16. Juni 2011
Halbdackel des Monats
Dumm, wenn man beim Schummeln ertappt wird. Diese Erfahrung machen grade einige Doktoren und Ex-Doktoren. Und weil das richtig peinlich ist, entschwinden sie dann nach Amerika (Gutti) oder zucken noch ein wenig rum und tun empört, wenn man ihnen den Titel wieder abnimmt (Koch-Mehrin). Ziemlich lustig, wieviele Doktorarbeiten mittlerweile untersucht werden und man fragt sich beinahe, wer morgen dran ist.

Seit Guttenberg gilt es vermutlich bereits als wahre Heldentat, nur ein Drittel seiner Doktorarbeit gefälscht zu haben. So schreibt "Dr." Bijan Djir-Sarai, FDP-Abgeordneter im Bundestag folgende Sätze auf seiner Homepage:
Unabhängig davon prüfe ich derzeit die im Internet verbreiteten Vorwürfe von Verstößen gegen die Grundsätze wissenschaftlichen Arbeitens. Diese Prüfung meinerseits wird allerdings aufgrund der Anzahl der zum Teil nur wenige Zeilen betreffenden Textfragmente eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen.
Das ist wirklich sehr erfreulich. Weil es so wenige sind, brauchts natürlich etwas länger, das erklärt die Logik der FDP vollends. Es sind wirklich nur ganz, ganz wenige Zeilen betroffen.

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Dienstag, 14. Juni 2011
Aktion Blutgretchen
Wir legen los. Wir, das sind in diesem Fall der geschätzte Kollege prieditis und meinereiner. Wie Sie in der rechten Sidebar seit ein paar Wochen sehen können, werden wir uns der demnäxxt beginnenden Fußball-WM der Frauen widmen. Ein kleiner Sidekick für ihn, ein kleiner Sidekick für mich. Was dabei rauskommt weiß ich nicht. Ich habe ehrlich gesagt nicht den allerblassesten Schimmer, was der Kollege prieditis vorhat, er dürfte auch nur einen kleinen Teil dessen gesehen haben, was ich so machen werde. Aber das ist so abgesprochen und wird Methode haben.

Genug geplappert. Nun ist es soweit. Ab jetzt wird gebloggt und zwar hier (alternativ hierzu ist das Bildchen in der rechten Sidebar ebenfalls verlinkt).

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Dienstag, 14. Juni 2011
Die Keimzelle zivilen Ungehorsams

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