Dienstag, 9. März 2010
Mein Plastikgeld und ich
Ich besitze eine ec-Karte und eine Kreditkarte. An sich wenig aufregend oder besonders. Bis Anfang des Jahres. Freundlicherweise schickte mir da meine Bank einen Brief, dass sie nun -nach vier Wochen- festgestellt hätten, dass beide Karten die 2010-Seuche haben. Damit waren sie aber immer noch schneller als ich, weil ich hab überhaupt gar nix gemerkt. Also mal schnell den Bankfuzzi konsultiert, weil ich eine Woche später ins Ausland wollte und der riet dringend zum sofortigen Komplettaustausch und ja, das sei natürlich machbar innerhalb einer Woche.
War es nicht. Die Karten zwar da, aber dafür kein PIN, weshalb zumindest mal die neue ec-Karte funktionsunfähig war.
Ich mach es kurz: Es ist sehr lustig, wenn man am Flughafen Geld ziehen will, vier Karten zur Auswahl hat und nicht eine einzige davon funktioniert. Aber gut, auch das lies sich lösen, man ist dort auf der Bank sehr hilfsbereit und unkompliziert und nach einiger Zeit hat dann wenigstens die neue Kreditkarte funktioniert.
Die alte war tot. Dachte ich zumindest. Bis letzten Freitag. Da kam ein sehr spaßiges Schreiben einer Überwachungsgesellschaft und die äußerten darin was von "verdächtig hohen Umsätzen", baten um Rückruf. Die Karte, die längst zerschnippelt in den Untiefen des Restmülls die nächsten paar tausend Jahre vor sich hinkompostieren wird, hatte also Umsätze gemacht. Und so ging ich mit der netten Dame die gesamte Liste durch. Euro, Pfund, Dollar, alles quer durch die Bank und es sah aus, als sei ich innerhalb von drei Tagen von Spanien über England gen USA geflogen und hätte jedes Mal mächtig Geld rausgehauen. Zwischenzeitlich standen mal so etwa 5000 Euro im Raum und die nette Tante war zwar nett, aber mir etwas zu langsam im Erklären, weil der Blutdruck hochging, der kalte Schweiß aber runterlief und Gottseidank kam sie dann mit der Erklärung, dass da nie was abgebucht worden sei und alles geblockt sei.
Wie die Jungs an die Nummer kamen, konnte sie dagegen nicht erklären. Noch weniger, wie die eine Karte belasten konnten, deren Konto es eigentlich gar nicht mehr geben sollte.

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Montag, 8. März 2010
Es gibt scheint´s Oscars....
...und es interessiert mich sowas von überhaupt gar nicht. Chinesische Fahrräder sind interessanter. Hat mich überhaupt nie interessiert und wird es sehr wahrscheinlich auch überhaupt nie. Das liegt vielleicht auch sehr daran, dass mich das Medium Film nie interessiert hat, zumindest nie als Betrachter. Als Ersteller viel eher, das ist schon wesentlich interessanter, aber als bloßer Zuschauer: Nö. Danke. Zu passiv. Zwei Stunden plusminus vor was hinzusitzen und nixtun ist anstrengend, es sei denn, es handelt sich um Pulp Fiction oder Night on Earth, aber vielleicht hab ich ja ADHS und es hat nur nie jemand gemerkt. Ich habe mich eine gewisse Zeit gefragt, warum das so sein mag und jetzt weiß ich es auch: Wenn ich im Kino sitze, langweile ich mich schlicht. Ich schlafe ein oder beschäftige mich mit dem Handy. Dummerweise kann ich nicht -wie im Internet gewohnt- bei langweiligem Inhalt wegklicken. Bei Büchern kann ich das. Wenn ich keine Lust mehr hab, leg ich das weg. Im Kino kann ich das nicht. Da muss ich. Ertragen. Bis zum bitteren Ende. Ich frage mich grade, ob ich dieses Jahr schon mal einen Film auch nur im Fernsehen ganz fertig geschaut habe, so von ganz vorne bis ganz nach hinten. Nö. Ich frage mich grade, wann das überhaupt gewesen sein mag.

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Samstag, 6. März 2010
Jurmala
"Jurmala" ist das einzige lettische Wort, das ich mir merken konnte. Es bedeutet schlicht "Strand" und damit dürfte auch klar sein, was diesen Dorfhaufen ausmacht. Es ist die Badewanne Rigas. Nur nicht in dieser Jahreszeit. Da ist es nur ein völlig eingeschneites Kaff und ich habe den Eindruck, dass ich der einzige bin, der freiwillig herkommt. Sie sagen, hier gäbe es endlose, schöne, weiße Strände. Weiß kann ich bestätigen, endlos auch, Strand nicht wirklich, schön ist es aber durchaus.






....und dann habe ich noch mehr neues Spielzeug als nur diesen GPS-Tagger (übrigens sind auch diese Fotos mit GPS-Daten versehen, Sie können sich also informieren, wo Jurmala liegt): Cokin-Filter. Sehr praktisch, weil schnell gewexxelt und das manchmal schöne Effekte gibt. Mit Tabakverlaufsfilter sieht es beispielsweise so aus:







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Samstag, 6. März 2010
Die Griechen...
....griechen mittlerweile sehr umanand...und sie tun mir wirklich sehr herzlich, aufrichtig und ehrlich Leid. Müssen sie sich doch tatsächlich von so liebgewonnenen Sachen verabschieden wie

-dem vollen 13. und 14. Monatsgehalt
- der Rente mit 50 bei vollen Bezügen (Männer! Frauen gehen etwas früher in den Ruhestand, auch schon mal nach 20 Arbeitsjahren)
- dem Ostergeld (nur mal unter uns: Ich bekam nie Ostergeld, ich hab was falsch gemacht)

und vielen anderen Nettigkeiten. Wie gesagt: Mitleid. Meines. Ist vorhanden. Aber es ist etwas begrenzt.

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Donnerstag, 4. März 2010
Nieten der Weltgeschichte, Part I
Man kennt ja so allerlei Nieten der Weltgeschichte. Versager, die voll gescheitert sind. Nixon etwa oder auch der berühmteste und erfolgreichste Versager Hitler, der sonst nur noch im am-konsequentesten-und-endgültigsten-Krieg-verlieren und in der Kategorie Genozid den Spitzenplatz einnimmt.
Es gibt aber auch die vergessenen Versager und denen wollen wir uns nun an dieser Stelle widmen. Wie etwa Faustin Soulouque. Der war einerseits zwar erfolgreich, weil er nur einer von zwei Haitianern war, die es je zum Kaiser gebracht haben und immerhin war er derjenige, der länger regierte als der andere, aber vielleicht sollte man auch mal die Gesamtregierungsdauer der beiden Kaiser erwähnen: 9, bzw. 12 Jahre, je nachdem, ob man die Ausrufung oder die Inthronisation herannimmt.
Faustin ist einer aus der langen Reihe, die Haiti als ehemals reichste französische Kolonie in das völlige Elend verbracht haben. Und spätestens als Kaiser sticht er dann doch noch ein wenig unter den vielen Knallchargen raus, weil so ziemlich alles was er je begann in einem Desaster endete.
Nach einer unspektakulären und opportunistischen Karriere im Militär befand man den guten Faustin dann in einem Alter in dem andere die Rente antreten für gut genug, die Regierungsgeschäfte zu führen. Das war 1847 und Faustin galt wohl als hervorragender Kandidat: Weil er nämlich Analphabet war, diente er als Strohmann der mulattischen Elite, was anfangs auch großartig funktionierte, aber es knallte dann doch und die Elite hätte wissen können, was passieren kann, wenn man sich einen Ex-Militär einfängt. In diesem Fall ein viertägiges Blutbad und damit war die Elite erstmal ausgeschaltet. Ab jetzt herrschte eine kontinuierliche Atmosphäre der Angst aus Polizeistaat und Geheimpolizei. Das ging so weit, dass die Repräsentantenkammer aus Furcht vor noch mehr Gräueltaten sich bei Faustin -Retter des Vaterlands- bedankte.
Dabei hätte es Faustin belassen können, aber ab nun sorgt er nur noch für die Ramponierung seines Image: Er verfolgt die rebellischen Mulatten gen Santo Domingo, die heutige Dominikanische Republik und erleidet eine sehr peinliche Niederlage.
Das hindert ihn aber nicht, sich trotzdem zu Kaiser zu krönen. Die Feierlichkeiten kosten mal schnell mal den gesamten Staatsschatz und damit ist Haiti erstmal ruiniert und so ziemlich pleite. Dafür hat jetzt Haiti einen von Faustin gegründeten Adel, den es schon 7 Jahre später nicht mehr geben wird.
Nochmals marschiert er gegen Santo Domingo und zwar gar drei Mal und drei Mal kriegt er mächtig auf die Mütze. Innenpolitisch herrscht Terror und völlige Verschwendung der wenigen Staatseinnahmen. Ende 1858 war Haiti so ziemlich pleite und es wurde die Republik ausgerufen, ein Bürgerkrieg begann. Nur drei Wochen später war Faustin abgesetzt und floh ins Exil, von wo er wieder heimkehren durfte und friedlich 85jährig in Haiti verschied.

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Mittwoch, 3. März 2010
Manche Tage sind Liefertage. Liefertage sind manchmal Feiertage

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Dienstag, 2. März 2010
Ernährung ist eine Kunst, zur Not gehts auch gehaltlos, den Beweis trete ich hiermit an.
....und dann stand er da mitsamt dem aus dem Ranzen herausgeplatzten Hemd und sortierte von mir handgezählt eine Packung Salz und sage und schreibe 18 (in Buchstaben: achtzehn) Päckchen "Maggi Fix überbackener Camembert", empfohlen immerhin durch Horst Lichter, auf das Band und ich fragte mich an dieser Stelle, wie dieser Mensch an Vitamine kommt und wovon er sonst so lebt. Camembert zumindest lagen da nicht. Vitaminfreies Leben ist möglich!

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Montag, 1. März 2010
Riga
Irgendwo muss ich ja gewesen sein während meiner Abwesenheit und ich lag weder im Bett, noch habe ich mich im Keller eingeschlossen, auch wenn letztere Variante eine durchaus interessante Komponente enthält, weil da unten noch die ein oder andere alkoholische Preziose liegt, unter anderem ein halbes Fläschchen 95er-Sassicaia.
Mich zieht´s aber regelmäßig raus in die Welt und deshalb habe ich einfach mal auf die Schnelle das nächstbeste Flugticket genommen und das war in dem Fall gen Baltikum. Und wie Sie das kennen, arbeiten wir uns nun peu a peu durch alle Stationen durch, es hilft alles nix, da müssen wir jetzt gemeinsam durch.

Riga. Hauptstadt von Lettland und die größte Stadt des Baltikums. Eine der schönsten sowieso. Die Letten selbst sprechen es sehr drollig aus mit einem sehr gerollten R und sehr langem I, also in etwa Rrrrrriiiiiiiiiiiiga.
Angekommen im üblen Schneesturm und mich umgehend gefragt, was ich hier eigentlich mache und wie bescheuert man sein kann, in dieser Jahreszeit hierher zu fliegen. Also zuerst mal zwecks Überblick hoch auf den Turm der Akademie der Wissenschaften, einem -man hört es bereits am Namen- für das kleine Baltikum gingantischen Stalinmonumentalbau.



Irgendwie kommt man sich aber dennoch ein bißchen vor wie in Russland, was vermutlich daran liegt, dass die Russen, die während der Sowjetzeit nach Riga kamen, hier die Bevölkerungsmehrheit stellen und man unablässig russisch hört. Gefällt den Letten nur sehr bedingt, weil ein Teil der Russen sich enorm schwer tut mit der Integration in das "neue" lettische Staatswesen. Und wenn die Letten -ebenso die Litauer und die Esten- eines wissen, dann um die Tatsache, dass ihre Freiheit und ihre Unabhängigkeit nicht selbstverständlich sind und sie immer wieder unter die Fuchtel der großen Nachbarn kamen. Mal die Russen, mal die Schweden, mal die Dänen, mal die Deutschen, mal die Polen. Nur zwischen 1920-1940 und seit 1990 wieder haben sie es geschafft und das dokumentieren sie auch in ihrem Unabhängigkeitsmuseum sehr unkritisch, vor allem dann, wenn es um lettische SS-Verbände geht.



Riga ist erstmal die Jugendstil-Neustadt, aber noch viel mehr die Altstadt aus der Hansezeit mit den Zunfthäusern, wie beispielsweise dem Schwarzhäupterhaus:





So als Zweitwohnsitz würde mir das durchaus reichen, wenn mich da nicht die Putzerei doch immens stören würde.
Die Schwarzhäupter waren eine Vereinigung deutscher Kaufleute und hatten den heiligen Mauritius im Wappen, den kennen Sie sicherlich als den Mohr von der Sarottischokolade.

So. Und nun noch ein paar Bilder aus der Altstadt.









Ach ja.....eine kleine Spielerei habe ich dann doch noch. Ich habe da mittlerweile so ein kleines Spielzeug. Geo-Tagger. Das ist sehr lustig und ebenso praktisch. Wird auf die Kamera aufgesetzt und speichert dann die exakten Koordinaten. Braucht man nicht, wenn man in der Nachbarschaft umherzieht, ist aber superpraktisch, wenn man am Ende einer Reise mit 1000 Fotos heimkommt. Wenn´s interessiert.....nehmen Sie das folgende Foto:



Entweder Sie haben nun ein Geo-Tagger-Programm, mit dem Sie das Bildchen öffnen, Rechtsklick, "im Browser anzeigen" und flutsch, sind Sie bei GoogleMaps und sehen die exakte Position, von der aus das Foto aufgenommen wurde (leider lässt sich GoogleMaps hier nicht einbetten. Oder ich bin zu blöd dafür und jemand erklärts mir). Oder aber Sie kopieren die GPS-Daten handisch aus den Details/Eigenschaften des Fotos. Sollte mit allen Fotos hier gehen.







Und ganz zum Schluss gibt es dann noch ein HDR

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Freitag, 26. Februar 2010
Sensation! Taliban stellen erstmals Team für die Winterolympiade zusammen
Curling



Skeleton (50kg-Autobombenklasse)



Biathlon



Snowboard (Eigenanbau)

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Donnerstag, 25. Februar 2010
Faust. Eine Tragödie, deren zweiter Teil. Suebian Style.
Gleich ums Eck liegt eine etwas seltsame Stadt. Sie unterscheidet sich deutlich von all ihren Nachbarn, weil sie seit 20 Jahren voll auf Konsum, Konsum, Konsum und nochmal Konsum setzt und dem alles unterordnet, selbst die Stadtentwicklung im Herzen, dem Zentrum. Das lief lange recht gut und so sprangen viele auf den Zug auf und hatten allerlei phantastische Ideen wie beispielsweise ein "Sightseeingzügle", was wohl das Minidisneyland vollendet hätte und sehr wahrscheinlich nur daran scheiterte, dass es nix gibt, das man sightseen könnte.



Um es kurz zu machen: Man lebte über den Verhältnissen und das nicht zu knapp. Man leistete sich allerlei Dinge, die es auch eine klitzekleine Spur bescheidener getan hätte. Im Rathaus musste Marmor liegen, ein potthässliches Stadttor wurde angeschafft und nur wenige Jahre später wieder eingemottet und eine überdimensionierte rostige Unterhose mitten im Zentrum brauchte es auch. Aber die Quellen sprudelten mächtig. Jedes Jahr wurde immer ein neuer Konsumtempel eröffnet und der Baubeauftragte all dessen hörte von Gemeinderäten und Architekten stets nur "kein Problem" und "ja, machen wir, sehr gerne doch". Man hielt sich für weltmännisch und verglich sich manchmal schon mit München, mit dem Unterschied, dass München 65mal so viele Einwohner hat.



Aber irgendwann mal kommt die Krise überall an. Binnen eines Jahres brachen die Einnahmen von 76 Millionen auf 55 Millionen ein und das fiel nur deshalb nicht noch dramatischer aus, weil man den Vermögenshaushalt mal halbierte und den in den näxxten 2 Jahren fast komplett auflösen wird. Das ist schon doof. Noch doofer ist aber, wenn man eigentlich 76 zum investieren hat, dann aber gleich 114 rauswirft. Das ist in etwa, als wenn Sie Ihr Sparbuch plündern, sich damit ein Handy kaufen, das sie nach 3 Wochen wegwerfen und dann Schulden machen für das nächste Handy und dann stehen Sie am Ende hungrig da.



Wie die Kommune. Die hat die Kohle für rostige Unterhosen, nicht benötigte Stadttore und ähnliches rausgeworfen, die letzten 20 Jahre aber wenig bis gar nichts saniert. Die Wasserleitungen beispielsweise sind in einem grausigen Zustand. Die Straßen auch. Aber man wäre nicht die seltsamste Kommune der Region, wenn man nicht auch einfallsreich wäre: Statt der benötigen Fliesen für den großen Konsumplatz legte man schnell Asphalt, fräste ein paar innovative Rillen rein und verkauft das alles als neues Verfahren.



Und die Gegenmaßnahmen natürlich: Steuererhöhungen. Hebesätze werden angehoben. Grundsteuer von 320 auf 450, Gewerbesteuer von 330 auf 380 undsoweiter. Das ist ordentlich. Aber jede Blase platzt irgendwann mal und es wäre vermutlich ein richtig guter Zeitpunkt für den Gemeinderat, jetzt geschlossen zurückzutreten.

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