Freitag, 17. Februar 2006
Militärputsch
Wenn man mal ein paar Mal in entlegene Regionen der Welt gereist ist und man diese "Abenteuer" (die ja allenfalls begrenzt abenteuerlich sind) überlebt hat, scheint sich bei dem jeweiligen Reisenden ein Gefühl der Unverwundbarkeit einzustellen. Nicht umsonst sind es die "erfahrenen Traveller", die mit Malaria heimkommen.

Man beginnt also, sich immer waghalsigeren Situationen zu stellen. Die Suche nach dem neuen Kick. Nicht dass man sich bewußt auf Gefahren einlässt...es ist viel eher das "uns-kann-nichts-erschüttern-Gefühl"....

Und so kam es, dass wir "zufällig" mitten in einem Militärputsch gelandet sind. Anno 2000 und in Fidschi. Wer erwartet schon in einem Südseeparadies wie Fidschi einen Militärputsch?
Es war nicht so, dass wir nicht gewusst hätten, worauf wir uns da einlassen: Bereits ein paar Wochen zuvor hatten Rebellen das halbe Parlament als Geiseln genommen und das Auswärtige Amt hat auf seiner Homepage von Reisen in das Land dringend abgeraten (und die Anzahl der Länder ist immer begrenzt; z.Zt. sind es 6).
Der Hintergrund des Putschs war: In Fidschi leben etwa grob zur Hälfte "indigene" Melanesier und "zugereiste" Inder. Die letzte Wahl hatte ein Inder gewonnen und das fanden nun einige Melanesier wiederum nicht so gut. Putsch.

Als Mitteleuropäer konnten wir uns nicht vorstellen, was das konkret heißt. Man liest zwar hin und wieder von einem Putsch oder sieht es im Fernsehen, aber was das wirklich bedeutet....nein, das konnten wir nicht ermessen.
Es sah so aus: Bereits bei Ankunft wurde das Gepäck durchsucht, schon unten an der Gangway steht das Militär (das sich 1000x entschuldigt für die Unannehmlichkeiten) und in der Empfangshalle des Flughafens stehen viel zu wenig Zivilisten rum. Man nimmt sich dann ein Taxi um in die 30 km entfernte Stadt zu kommen. Auf 30 km kommen nicht weniger als 6 Militärkontrollen. Zwar durchsuchen sie nur die Autos der Einheimischen (weil sie wohl Devisenbringern keine Umstände machen wollten), aber das "Feeling" an sich reicht schon. Am 4. oder 5. Posten kommt dann auch ein Militär auf unser Fahrzeug zu und begrüßt uns in seinem Land, entschuldigt sich (wieder mal) für all die Malaisen, die wir erdulden müssten und versichert uns, dass wir uns ganz sicher fühlen könnten; das Militär würde schon aufpassen. Ganz ehrlich: Ohne die 3 MGs hinter den Sandsäcken hätte ich mich bedeutend sicherer gefühlt.
Irgendwann hat uns der Fahrer gefragt, ob wir denn Taschenlampen dabeihätten. Nichtsahnend hatten wir natürlich nicht. Etwa 1 Stunde später im Hotel ist uns dann schlagartig klar geworden, weshalb er uns Taschenlampen empfohlen hat: Die Rebellen hatten ein Kraftwerk besetzt und nach Gutdünken den Strom abgedreht. Flatsch....und eine 30.000-Einwohner-Stadt liegt in Gänze im Dunkeln. Angesichts der Ausgangssperre hatten wir ohnehin nicht vor, nächtliche Spaziergänge zu unternehmen, aber der Gang auf die Toilette fällt einem bei Lichte besehen doch leichter...

Am Ende ist man reif für die Insel....

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