Montag, 4. April 2011
zensieren2011
Zensus2011 hat den Big-Brother-Award gekriegt. Völlig zurecht.

In den letzten 20 Jahren hat man auch hin und wieder mal eine Volkszählung durchgeführt, aber eher durch Abgleiche mit den Melderegistern.

Dieses Jahr gibts mal wieder so eine "richtige". Die letzte "richtige" Volkszählung war 1987 und daran kann ich mich noch gut erinnern. Ich war zwar jung, aber nicht mehr so jung, als dass das alles weg wäre. Was die damals wissen wollten und wogegen es damals erbitterten Widerstand gab, veröffentlicht heute jeder bei Facebook. Damals aber war das noch eine andere Generation. Eine, der Datenschutz wirklich wichtig war.

Ich weiß noch, wie ein bedauernswerter Student bei uns zuhause auftauchte mit einem Fragebogen in der Hand. Totalverweigern traute sich Vattern wahrscheinlich nicht, aber nach ein paar Fragen habe ich plötzlich entdeckt, was Vatterns Strategie war: Völligen Blödsinn von sich geben. Aus 20 Minuten Fahrzeit zum Arbeitsplatz wurden auf einmal eineinhalb Stunden, die er zudem mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurücklege, was auch nicht stimmte. Muttern traute sich nicht zu intervenieren oder wollte das gar nicht erst und ich glaube, ich saß mit einigermaßen offenem Mund staunend da.

In den näxxten Wochen werde ich auch so einen Fragebogen kriegen und wo ich ein renitenter Sack bin: Mal schauen, wie man das torpedieren kann. 200 € Strafe steht auf die Verweigerung und obs mir das wert ist, hängt vom Kontostand ab. Wahrscheinlich erstmal ignorieren. Danach dann vielleicht Vatterns Strategie. Ich freue mich jetzt schon, das Kreuz bei der Frage nach "Befindet sich in der Wohnung ein WC?" das Neinkreuzchen zu setzen, schließlich habe ich zwei WCs und nicht eins. Und wer die Quadratmeteranzahl hier wissen möchte, kriegt einen Zollstock in die Hand.

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Ach ja,
das war für mich auch so ein prägendes Phänomen jener Jahre. Ich war kein Hardcore-Protestler, aber die Beschäftigung mit dem Thema brachte mich schon zu der Auffassung, dass dieses Vorhaben nicht unbedingt in erster Linie um unser Wohl geht. Habe meinen damaligen Vermieter auch davon überzeugen können, in wenigstens ein paar Punkten auch grad noch plausiblen Nonsens anzugeben.

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....mich hat grade verblüfft, dass wir einerseits alterstechnisch nicht sooo gigantisch auseinander sind, aber das damals doch der Unterschied zwischen daheim und eigener Wohnung war.
Wurden damals wirklich nur Vermieter befragt und nicht die gesamte Bevölkerung? So kann ich mich täuschen...

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Eigene Wohnung
wäre zuviel gesagt. Zum Wintersemester 1985/86 bezog ich ein möbliertes Zimmerchen in HD, was meinen Eltern erstmal nicht so recht einleuchtete, schließlich hätte man auch von MA aus an die Uni in HD pendeln können (oder am besten gleich in MA studieren, wo die Fächerkombination auch gegangen wäre).

Ich weiß gar nicht mehr, ob nur Vermieter oder die Gesamtbevölkerung befragt wurden, aber da das Zimmer erst mal als Provisorium gedacht gewesen war, hatte ich mir mit der Ummelderei eh Zeit gelassen. Und ich kann mich nicht so recht erinnern, ob ich bei meinen Eltern auf dem Erfassungsbogen mit drauf war oder sonstwie durchs Raster gefallen war, jedenfalls habe ich selber keinen Bogen ausgefüllt.

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....wahrscheinlich wurden Sie doppelt und dreifach erfasst. Oder gar nicht. Beide Vorstellungen sind lsutig... :-)

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Bei der vorletzten war da die Frage nach dem Haushaltsvorstand. Bei uns gabs nur "Vorständin" - also schon aus Justament, zudem wars nicht gedacht, daß man da zwei Namen reinschreibt.
Von daher recht unterhaltsam.

Bei der letzten habens die armen Mädlern nicht gebacken bekommen, daß ich doppelgemeldet bin und schon am Hauptwohnsitz ausgefüllt hab. Was kommen die hier auch zu Zeiten an, da normale Menschen ich noch in der Arbeit steck? Die mußten auch drei Mal ausrücken und waren... etwas genervt als ich dann endlich erreichbar aber "schon ausgefüllt" war.

Aber immer wieder lustig, was sich der Staat so einfallen läßt. Immerhin muß das Statistikamt ja auch beschäftigt werden, und wie das mit Statistiken so läuft, wissen wir ja eh ; )

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Hier soll man das ja alles postalisch machen und ist verpflichtet (kein Witz), das Porto selbst zu bezahlen. Das können die sich schenken. Wenn die hier was wollen, müssen sie es schon selber zahlen oder einen Jockel vorbeischicken, der dann drei Stufen unter mir seinen Bogen füllt.
Ich würde das alles auch gern künstlerisch etwas vervollständigen (mir tun die armen Schweine ja auch Leid, die sowas erfassen müssen)

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Im Gegensatz zu den meisten anderen Empfängern derartiger Anti-Awards machten die sich aber zumindest die Mühe, das selber abzuholen.

Deswegen kriegen die dann ein Kunstwerk, und keine Klage?

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Ja. Immerhin haben sie das wirklich selbst abgeholt. Wie Sandra Bullock ihre Himbeere. ...aber ist es nicht Teil der angekündigten "Öffentlichkeitsoffensive"?

Die werden ein Kunstwerk kriegen von mir. Ich werds verschnörkeln, bemalen, bekleben, es wird bunt und schön werden. So man mich lässt.

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Ich fürchte, das mit dem Selberausfüllen wird nichts. In Bayern zumindest haben sie "Freiwillige" gesucht.

Ansonsten wäre das ein Fall für das Enkelmädchen...

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...hier wurden auch "Freiwillige" angeworben, vornehmlich Beschäftigte im Öffentlichen Dienst. Ich weiß aber nicht, wie erfolgreich das war. Man hätte die Befragerei online erledigen können, aber das ist irgendwie nicht mein Weg und die Frist jetzt ohnehin rum.

Die Besuchsvariante finde ich ohnehin toller. Kann man das Enkelmädchen eigentlich für Befragungszwecke mieten? :-))))

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Es gibt eine website mit Infos und Tips.

http://zensus11.de/2011/03/mieter-und-vermieter-gemeinsam-gegen-die-volkszahlung/

Ich habe mich schon vor 20 Jahren nicht zählen lassen, schau mer mal, was heuer wird.

Und dann auch noch Porto? Was soll passieren, wenn ich keine Marke draufklebe? Komme ich dann in den Knast? Bußgeld deswegen? Verfassungsschutz? Die können mich mal ... gern haben.

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Danke für die Info.

Porto gibts hier natürlich auch nicht. Reicht, dass ich den ganzen Käse unfreiwillig mit Steuergeldern bezahlen muss.

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Porto?
Somit ist den Statistikern egal, was da im Auswertebogen steht. Oder welche Bildchen Herr Gorillaschnitzel da reinmalt. Die werden einfach nur den außergewöhnlichen Umsatz der Post statistisch auswerten. Soundsoviel mehr Briefmarken verkauft bedeutet soundsoviel Einwohner. Kinderreiche Eltern müssen ein wenig mehr draufbappen auf die Rücksendung. (Ja, Frau von der Leier, 20 Euro sind vielleicht ein klein wenig viel für einen einfachen Rückumschlag.)

Interessant, wie sich die Schergen das mit Randgruppen wie mir wohl vorstellen? Hauptwohnsitz in Deutschland, aber jahrelang im Ausland absent? Und wenn sie meine Frau erwischen: der Fragebogen ist in deutsch, damit kann sie eh nichts anfangen.

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Passt doch bestens. Schickense Ihre Frau den Fragebogen ausfüllen....

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Der Staat will heute wie damals ja doch gerne wissen, wieviel Wohnraum für Zwangseinweisungen zur Verfügung steht. Falls nämlich die Region um Krümmel oder Biblis oder Neckarwestheim nach einem GAU geräumt werden müsste...
Die Gorillaschnitzelmethode ist recht nett: Auf sehr originelle Weise ausfüllen.
Mein Mann hat mal in irgendeinem blöden Fragebogen als Beruf "Zitronenfalter" angegeben: Hat keiner gemerkt...

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Verweigern ist Quatsch und bringt nur ungemach, Unfug, gerne auch groben, schreiben, ist hingegen bequem, erheiternd und obendrein höchst subversiv. Verbuchen Sie Vatterns Geschwafel von vor 24 Jahren als avantgardistisch. Und halten Sie es genauso.

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....wahrscheinlich wirds so auch laufen...

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