Montag, 24. November 2008
In den Hinterhöfen des Internet (Part II)
...and it goes on....

Dieses Mal: Hammer*deal. Das sieht noch viiiieeel verführerischer aus als das andere Unternehmen und auch da werde ich glatt neidisch, dass ich nicht diese formidable Geschäftsidee hatte.
Das mit den Gebotekaufen a 50 Cent je Gebot kennen wir ja schon. Hier sind wir aber bei den Hedgefonds der Pseudoauktionen gelandet: Die klassische Wette. Was die Hedgies können, kann Hammer*deal schon lange. Ziel ist es, den niedrigsten Preis allein zu treffen. Heißt: Man bietet auf irgendwas beispielsweise 0,31 € und sollte das der einzige und tiefste Preis sein, hat man das Ding. Aber nur dann.

Nehmen wir mal ein Laptop. Sony Vaio. Im Laden: 1100 Euro. So zumindest wird suggeriert. Dort über den Auktionstisch für 95 Cent (jooo, Sie lesen richtich). Wollte man nun die 95 treffen (von denen man noch nicht mal weiß, ob es der Treffer ist), müsste man 95 Gebote a 50 Cent setzen und das wären dann schon mal 47,50. Kann ja aber auch sein, dass 1,12 (=56€) gewinnt. Oder 2,37 (=118,50€). Oder 9,96 (=498€). Sie merken: Eine teure Angelegenheit. In jedem Fall gilt: Die Auktionatoren gewinnen. Und zwar ordentlich. Ich habe mir mal die Mühe gemacht, das aufzudröseln und zusammenzuzählen (und hätte an dieser Stelle einmal die Fleißmedaille bitte, weil ich insgesamt so grob über den Daumen 1500 Positionen -äääh, Gebote- zusammengezählt hab und das von Hand) und wir kommen auf die stolze Summe von -in diesem Fall- 4578 Geboten und damit 2288 Euro für ein Laptop, das angeblich 1040 Euro wert sei, das es aber schon ab 850 Öcken zu kaufen gibt.


Und dann habe ich mal nachgeschaut, wer denn bisher die glücklichen Ersteigerer sind und dabei bin ich dann auf immer wiederkehrende Namen gestoßen. Glückspilze, die wahrscheinlich nix anderes machen, als ausschließlich Gebote zu setzen.
Peter Chäsli (alle nun folgenden Namen geändert!) beispielsweise ist -laut Google- ein Theaterpädagoge in der Schweiz. Beim obigen Geschäftsmodell ist Peter -es mag viele Peter Chäslis geben- einer der eifrigsten Steigerer und Gewinner. So hat Peter in den letzten Wochen 3 Armbanduhren, 2 Laptops, eine Festplatte, eine Nikon, einen ipod, einen Bietgutschein, 2 Playstations und ein Heimkinosystem ersteigert.
Oder Georg Gänserer, wahlweise Zahnarzt oder Landwirt: Macbook, Benzingutschein, 2 Flatscreens, ein Gutschein, eine Tasche, eine Überraschungsbox, ein Navi, einen Reisegutschein (Preis: 16 Cent) und ein Auto (VW Scirocco).

Und so finden sich unter den letzten 160 Auktionen einige Namen doch etwas gehäuft: "Andreas Himbeerger" (14x), "Peter Chäsli" (12x), "Georg Gänserer" (10x), "Dimitrios Kiloglu" (9x), "Björn Schützengraben" (10x) und weitere 7 Namen mit insgesamt 26 erfolgreichen Auktionen. Will heißen: 12 Menschen haben insgesamt beinahe die Hälfte der angebotenen Artikel ersteigert.
...aber natürlich geht alles mit rechten Dingen zu und vielleicht ist das ja ein kleiner Privatverein geistesnichtganzgesunder Spielwütiger....

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Wenn
ich Glueck habe und nicht der Spielsucht verfalle, kann ich im Prinzip guenstig gewinnen. Also Steigerungspreis plus 50 Cent fuer eine einmalige Gebotsabgabe. Das ist "best case". Man kalkuliert aber die ungehemmte Sucht der Bieter mit ein. Wohl auch der virtuellen.

Was mich an der Seite stoert, ist Folgendes: einmal ist die Gesellschaft eine Ltd in London, ausserhalb der Ringautobahn. Rein telefontechnisch (0208) gesehen. Eine Limited kriegt man in GB schon fuer ein englisches Pfund, also 1,50 Euro, eingetragen, soweit ich mich erinnern kann. Und ist damit gegen Verluste abgesichert wie bei einer GmbH. Kein Risiko fuer den Betreiber.

Dann stoert mich, dass die Gebote automatisch in einer Computerdatenbank gesichert werden. Wer sagt mir eigentlich, dass da nicht ein kleines Skript laeuft, das bis zu einem Mindestgebot von X Euro, festzulegen durch den Geschaeftsfuehrer und abhaengig vom zu versteigernden Gegenstand, jeweils bei einem eingehenden Gebot ein zweites, gleich hohes Gebot eines virtuellen Bieters dazusetzt, so dass man gar nicht der gewinnende Einzelbieter sein kann?

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Sehr feinsinnig, Herr Pathologe...ich ziehe meinen -nicht vorhandenen- Hut....wirklich...

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@pathologe
Dass das Haftungsrisiko bei dem Einsatz von einem englischen Pfund ein geringes sei, ist ein komischerweise lange anhaltendes Gerücht, das wohl darin begründet liegt,dass die Limited-Vermittlungsfirmen erfolgreich desinformieren und lügen, dass sich die Balken biegen.

Ähnlicher Beschiss, wie in dieser sehr schönen Serie.

Der director (GF) trägt ein, entgegen dem suggerierten "hey, ein Pfund, wenns dumm läuft, was solls!", erhebliches persönliches Haftungsrisiko.

Wenn diese Zockerbude denn hoffentlich über den Jordan geht, kommt das böse Erwachen.

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