Sonntag, 16. November 2008
Generation Verantwortungslos
Irgendwann einmal hat man mich gefragt, wer denn die Kosten für eine Vollnarkose übernehmen würde, wenn man sich eine Warze am Fuß entfernen ließe. Vielleicht war ich damals reichlich naiv oder doch etwas neben der Spur, aber ich habe doch tatsächlich geantwortet, dass eine Vollnarkose da gar nicht notwendig sei, was sich allerdings als falsch rausstellte, weil es noch für jede Befindlichkeit eine Phobie gibt: Erst mit beinahe 30 Jahren durfte ich seinerzeit lernen, dass ich damals vermutlich eine ausgeprägte Schulphobie hatte, was im Nachhinein doch sehr tröstlich klingt. Und so gibt es wohl auch so eine Art Warzenentfernungsphobie und deshalb brauchts für das eine Vollnarkose, die aber dummerweise die Krankenkasse nicht zahlt, weil die wahrscheinlich mal durch Warzenentfernungsphobiker knapp in den Ruin getrieben wurden und sich deshalb seither standhaft weigern, Warzenentfernungsphobikern eine Vollnarkose zu finanzieren.
Zusammengefasst: Es gibt Leute, da müssen die Warzen raus, sie lassen das aber nur unter Vollnarkose machen und die will bezahlt sein.

Das ist nun aber der Punkt, an dem es interessant wird und nun erkennt man die Volksmentalität und die wiederum lässt sich zusammenfassen unter dem kurzen Satz: "Es muss doch irgendeine Stelle geben, die eben jene Kosten für eine Vollnarkose bei Warzenentfernungsphobikern übernimmt".
So in etwa die Aussage damals.

Ich fand das reichlich verantwortungslos. Klang sehr nach "irgendwer wird muss das richten".

Versorgungsmentalität quasi. Versicherungen für und gegen alles. Irgendwo musste es eine staatliche "to-do-everything-Stelle" geben. Kurz: "Irgendwer muss den Scheiß zahlen, aber ich doch nicht".
Damals war ich halb belustigt, halb entsetzt.

Heute kenne ich den Fall Opel: Das Unternehmen biegen bis zum Anschlag, nur gibt es dieses Mal ja wirklich jemanden, der den Scheiß bezahlt und ich ahne, dass ich da zu den Millionen Finanzierern gehören werde, auch wenn ich in meinem Leben noch nie einen Opel besessen habe und hoffentlich auch nie einen besitzen werde. Verantwor....watt?
Und dann kenne ich Daimler. Die haben Autos gebaut wie die Blöden und damit eine gigantische Überproduktion geschaffen, die nix, aber wirklich gar nix, damit zu tun hat, was wir heute "Finanzkrise" nennen. Aber auch hier gibt es jemanden, der zahlt: Die Zeche zahlen unter anderem 500 Beschäftigte im Nachbarort. Kurzarbeit ab Montag und zwar null Stunden bis mindestens Mitte Januar plus absehbare Werkschließung mittelfristig.
In diesem Sinne: Frohe Weihnachten schon vorneweg und ich betrachte das Vollnarkosebedürfnis von Warzenentfernungsphobikern heute völlig anders.

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Prozentrechnen:
mangelhaft.

Dies stand wahrscheinlich in den Zeugnissen der heute Verantwortlichen. Denn Steigerungsraten von zehn oder mehr Prozent ergeben, abhaengig von der Basis, durchaus unterschiedliche Zahlenwerte. Zehn Prozent von hundert Euro Umsatz sind zehn Euro, von hunderttausend Euro Umsats immerhin zehntausend Euro. Ob ich nun meine Effektivitaet um zehn Euro steigere (an einem Acht-Stunden-Tag) oder um das Tausendfache (bei gleicher Arbeitszeit), macht doch schon einen Unterschied. Den diese Dyskalkulisten eben nicht verstehen. Oder verstehen wollen. Die Prozenttaste auf dem Taschenrechner zu bedienen ist eben einfacher, als zu verstehen, was man da gerade anstellt.

Und so wird produziert auf Erwin komm raus, egal, ob es dafuer Abnehmer gibt oder nicht. Damals, in meiner Jugend, hiess es: "Raeder muessen rollen fuer den Sieg!" "Schornsteine muessen rauchen!" und implizierten damit, dass Produktion wichtig sei. Ist sie auch, wenn man sich am Bedarf orientiert. Aber da hakt es dann. Die Statistiker haben doch relativ ungenaue Zahlen des prozentualen Bevoelkerungswachstums weltweit, weshalb werden die Produktionen nicht darauf ausgerichtet? Denn man kann nun nicht mehr als ein Auto gleichzeitig fahren, mehr essen, als der Magen fassen kann.

Wichtig scheint nur zu sein, dass man mehr Geld scheffelt, als man je ausgeben kann.

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....und theoretisch zumindest kann man nicht mehr ausgeben als man hat...

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Die
Bundesregierung bewegt sich allerdings schon weit jenseits aller Theorie. Ich sage nur Bankensicherungsfond.

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Wer sagte einmal, ganz schlau: Wenn Sie morgen mehr Kuchen essen möchten, müssen Sie heute mehr kaufen. Sinngemäß.

Und wer kommt als nächstes? Wer möchte denn noch gerettet werden? Hmm? Kommen Sie, kommen Sie, wer hat noch nicht, wer will nochmal? Und wenn es noch mehr werden, drucken wir ebend noch was, kein falscher Geiz.

Sorry, aber meine letzte, unversicherte Vollnarkose bei der Warzenentfernung am linken Fuß hat mich echt fertig gemacht, manchmal habe ich das Gefühl, unter Wahrnehmungsstörungen zu leiden.

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Jedzd machn se mahl geen uffschdand hieor, Herr Gurilloschnidsel! Bei uns domals in dor DDR war das doch och nisch anners...Mid soner Dande ausm Osden als Ganzlerin war das doch absehbor...bald gibds wiedor unsre gude alde Blanwirdschafd(Des heesd das geener en Blan had)...Dor Osden is bereid!!

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Dor Osden is bereid?

Da ist exakt ein Buchstabe zuviel. Es muss heißen:

Dor Osden is breid!

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Ich fahre einen Opel. Ist das jetzt gut oder schlecht? Abgesehen von dem Auto an sich.

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Das ist sehr gut für Sie...lassen Sie sich da ja nichts Gegenteiliges erzählen... :-)

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Frau Aehrenwort, Sie haben bereits eine gute Tat getan. Vielleicht erhalten Sie bei Gelegenheit mal die Opelverdienstmedaille in Gold. Ich werd mich mal dafür einsetzen...

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