Montag, 11. August 2008
Kaukasische Kreise
Im März diesen Jahres saß ich in einem Ekaterinburger Hotelzimmer und habe das englischsprachige Programm des russischen Staatsfernsehens geschaut. Das war recht interessant, vor allem deshalb, weil ziemlich unverblümt versucht wurde, die Putin´sche Politik möglichst positiv darzustellen und recht schnell klar war, dass die Zielgruppe Leute wie ich sind: Touristen, Geschäftsleute, kurz: Ausländer.
Spannend wurden dann die Verlautbarungen irgendeines höheren Beamten aus dem Kreise Putins. Der nämlich schwadronierte damals davon, dass man sich die "Causa Kosovo" genauer anschauen sollte. Da sei ja eigentlich nichts mit rechten Dingen zugegangen, aber wo mal Fakten und damit ein Präzedenzfall geschaffen worden sei, dann müsse man schon auch mal überlegen, ob das was im Falle Kosovo recht gewesen sei, nicht auch für Fälle wie Abchasien, Transnistrien und Südossetien billig sei.
Das war grob 4 Wochen nach der Ausrufung eines unabhängigen Kosovo und es war eine sehr deutliche und unverhohlene Drohung, die man im Westen entweder nicht so richtig ernst genommen hat oder aber man hat sich vielleicht viel eher auch gedacht, dass es besser ist, auf Provokationen zu verzichten, ehe einige Irre noch gänzlich durchdrehen.

Jetzt sind einige Irre durchgedreht und man darf den "Blauhelmeinsatz" russischer Truppen völlig neu interpretieren. In jedem Fall dürfte der Westen während des letzten halben Jahres zwei -für Georgien und die Region Kaukasus- verhängnisvolle Entscheidungen getroffen haben: Die Unabhängigkeit des Kosovo und die Negierung eines Aufnahmegesuchs Georgiens in die NATO.

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Auf irgendwelchen obskuren Kanälen
hatte mich diese Ansage seinerzeit auch erreicht. Von daher falle ich jetzt nicht um vor Überraschung. Allerdings bin ich auch nicht sicher, ob eine Aufnahme Georgiens in die Nato ein kluger Schritt gewesen wäre. Diesem propagandistischen Gesichtsverlust hätte Putin irgendein anderes spektakuläres Manöver entgegensetzen müssen, um auch seinen eigenen Scharfmachern zu zeigen, dass er die Umklammerungspolitik der Nato nicht einfach tatenlos hinnimmt. Ich denke nicht, dass manchem westlichen Geostrategen klar ist, wie nahe man schon die ganze Zeit an der Schmerzgrenze Russlands operiert.

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Zustimmung. Aus deutscher/westlicher Sicht bin ich sehr froh, dass Georgien nicht in der NATO ist. Da wäre jetzt wohl der Verteidigungsfall eingetreten...
Aber aus georgischer Sicht war das wohl die große Hoffnung und ich zumindest finde das sehr verständlich, wenn man als kleines Land einen übermächtigen Nachbar hat, der einem nicht ganz wohl gesonnen ist.
Und ja: Man operiert schon sehr an der russischen (Schmerz)Grenze. Das Baltikum, die sehr amerikatreuen Polen, die Ukraine, dazu die Kaliningrader Enklave von NATO/EU "umzingelt" undsoweiter. Geopolitisch höchst brisant.

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Kommentar des georgischen Präsidenten im WallStreetJournal:

http://online.wsj.com/article/SB121841306186328421.html?mod=opinion_main_commentaries

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