Freitag, 25. November 2011
Schmerzen
Schmerzensgeld hilft gegen nichts, schon gar nicht gegen Schmerzen. Das weiß jeder, der/die mal damit zu tun haben musste. Schmerzensgeld ist dazu da, sowas wie einen symbolischen -finanziellen- Ausgleich leisten zu wollen. Eine reine Kompensation, mehr nicht. Es hat was moralisches und ist damit schlecht bewert- oder vergleichbar, weil es immer auch auf den Einzelfall ankommt.

Schmerzensgeld ist somit allenfalls die fiskalische Anerkennung für erlittenes Unrecht und es kann nie, wirklich nie, irgendwas aufwiegen. Schmerzen lassen sich nicht bezahlen.

Die Bundesregierung spendet nun 10.000 Euro Schmerzensgeld für Mordopfer des rechtsextremistischen Terrors. Es macht kein Versäumnis weniger schlecht und es macht auch nichts ungeschehen. Es sorgt lediglich dafür, dass die Angehörigen der Opfer sowas wie Kompensation in monetärer Form bekommen. Das ist nur recht und billig. Für ein schlechtes Gewissen und dafür, dass man die Opfer jahrelang in die Richtung des organisierten Verbrechens gerückt hat und sie heute noch "Döner-Opfer" nennt.

Aber wissen Sie was? Es ist und bleibt eben der Einzelfall und Schmerzen sind nun mal subjektiv. Auch und gerade in Schmerzensfallfällen.

Und? Wer ist wieviel wert? Wieviel kostet denn so ein Leben mal eben?

Ich bin nun kein Jurist, aber ich habe immerhin einen Vergleichswert zur Hand. Zwei gebrochene Beine nach Autounfall (Tibiakopf), 10 Wochen Pflege (privat), 8 Monate krankgeschrieben, bleibender Folgeschaden. Scheiße, aber am Leben, sind "wert": 12.000-13.000 Euro. Schmerzensgeld.

...manchmal kommt der Staat echt günstig weg....

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Mittwoch, 23. November 2011
Gorilla News
Berlin - Während einer Sitzung des Bundestags haben alle Parteien den Rechtsterrorismus scharf verurteilt. Innenminister Friedrich betonte, dass er schon immer vor diesen Umtrieben gewarnt habe, nur hätte dies damals niemand verstanden.

Ministerin Schröder äußerte sich entsetzt und verteidigte die Kürzung der Mittel damit, dass man mit so etwas habe nie rechnen können. Ziel sei gewesen, die rechte Szene durch Entzug von V-Mann-Geldern trocken zu legen. Das sei leider schiefgegangen.

Phillip Rösler sagte, rechte Gewalt sei ein neues Phänomen, darauf müsse man nun entschieden reagieren. Bisher habe man es nur mit alkoholbedingten Auffälligkeiten im kleineren Bereich zu tun gehabt und niemand habe ahnen können, dass die wirklich tun was sie sagen. Ferner werde er alles tun, dass die FDP künftig besser abschneide als die NPD.

Sigmar Gabriel vermutete, dass die NPD vermutlich mehr national als demokratisch sei und wenn man die NPD schon nicht verbieten könne, dann müsse man sie wenigstens zwangsweise umbenennen und das "demokratisch" aus "nationaldemokratisch" streichen, da es sich um eine willentliche Wählertäuschung handele.

Bayerns Ex-Ministerpräsident Beckstein sagte, dass es ein Unding sei, das Gewaltmonopol des Staates infrage zu stellen. Das könne man sich auch nicht von Rechtsextremen gefallen lassen. Er forderte mehr V-Männer, die sich intensiv um gewaltbereite Nazis kümmern sollten.

Hamburgs Innensenator Naumann sagte, er sei sich sicher, dass es in Hamburg keine versteckte Zelle gebe, aber sicher könne man da nicht sein.

Die Thüringer Ministerpräsidentin Lieberknecht ließ in den Tagesthemen erklären, dass sie nach dem Tod der Terroristen und der Inhaftierung ihrer Komplizin froh sei, dass die Zelle damit momentan nicht handlungsfähig sei.

Holger Apfels Stellungnahme uns gegenüber lautete schlicht: "Wenn das alles der Führer gewusst hätte. Damals ist das möglich gewesen, was heute heimlich stattfinden muss."

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Dienstag, 22. November 2011
Chronik eines versauten Lebenslaufs
Das Problem kleiner Männer ist, dass sie ums Verrecken groß sein wollen. Das war bei Napoleon so, das ist auch beim Möchtegernnapoleon so. 16 gescheiterte Monate als "MiniPrä" haben nicht gereicht, er möchte seinen gescheiterten Lebenslauf schon noch komplettieren. Er tut sein bestes....

Wir fassen zusammen:

"Ordentliche" Arbeit in den letzten 45 Lebensjahren:

1995-1997 Vertrieb von Telekommunikationsanlagen bei Siemens (in Teilzeit)
Sep.-Dez. 2011 Merck (als "Trainee")

Isch nix, kô nix, wird nie nix. Ond wer nix isch ond wer nix kô, der gôht zur Deidscha Bundasbôh. Da passt er hin.

PS: Ich behaupte mal: Mappus geht nicht, er wird gegangen. Weshalb sollte einer wie Mappus -juristisch durchaus noch zu belangen- nicht nach Brasilien wollen? Ein Konzern fürchtet -zurecht- um seine Südamerikasparte. Wer Landesverfassungen bricht, dem sind auch Unternehmenskonventionen herzlich egal. Da hilft auch kein Wasserwerfer mehr. Merck zieht die Notbremse, that's all.

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Donnerstag, 17. November 2011
Praktisch erklärt. Heute: Wir basteln eine Nazi-Zelle
Liebe Kinder: Bitte nicht nachmachen. Das ist was für Erwaxxene.

Wenn Sie einmal so eine richtige Nazi-Zelle bei sich ums Eck haben wollen, dann ist die recht schnell gebastelt. Das wichtigste überhaupt ist, dass Sie jemanden kennen, der in so richtig dubiosen rechten Kreisen verkehrt. Ideal ist so ein dumpfer Kneipenschläger mit Glatze, Springerstiefel und dem Hirnvolumen eines Meerschweinchens. Wenn er dazu noch ordentlich säuft, wenigstens 120 Kilo wiegt und dreimal Doitschlond fehlerfrei sagen kann, dann haben Sie den richtigen erwischt.

Nun sollten Sie einen Verfassungsschutz gründen, wenn Sie das nicht bereits getan haben. Das ist leichter als Sie nun eventuell glauben, weil Sie erstens ja sehr geheimnisvoll tun können müssen und zweitens sowieso nicht viel mit anderen Behörden oder gar Politikern zu tun haben brauchen. Es reicht, wenn Sie ein Mal im Jahr einen Bericht abgeben, wobei es inhaltlich relativ egal ist, was da drinsteht, solange Sie ordentlich dicke auftragen. Alles was Sie brauchen ist eine halbwegs repräsentative Immobilie und ein Schild mit der Aufschrift "Verfassungsschutz". Ganz zur Not tut es aber auch irgendeine Bauruine mit Briefkasten, schließlich braucht keiner so genau zu wissen, was Sie da machen. Das Credo lässt sich in einem Satz zusammenfassen: Geheim!

Wenn Sie nun nicht alles selbst machen wollen, dann müssen Sie nun Mitarbeiter rekrutieren. Die finden Sie sicherlich in Ihrer örtlichen Agentur für Arbeit oder einer dieser Zeitarbeitsfirmen. Ein besonderes Anforderungsprofil für die Stelle gibt es nicht, Sie können ruhig auch Rechtsextremisten aufnehmen, weil Verfassungsschutz -und das merken Sie sich bitte- mehr mit Schutz und weniger mit Verfassung zu tun hat. Nur vor Islamisten sollten Sie sich hüten, die sind nämlich richtig gefährlich und sprengen Sie eventuell in die Luft.

Nun benötigen Sie noch etwas Kleingeld. Fürs erste reicht ein Kredit Ihrer Hausbank über 100.000 Euro locker aus. Das brauchen Sie unbedingt, weil Sie ja bisher noch nichts zu überwachen haben. Die Kohle zahlen Sie in ordentlichen Tranchen an Ihren Skinglatzkopf aus, damit der eine Neonaziorganisation aufbauen kann. Er wird nun ein paar Kumpels zusammentrommeln und mit denen saufend durch Fußgängerzonen marschieren und Plakate hochhalten. Ab und zu wird Ihre neugeförderte hübsche Organisation auch ein paar Ausländer verprügeln oder Asylbewerberheime anstecken.

Hier nun beginnt Ihre wichtigste Phase! Verpassen Sie ja nichts! Seien Sie immer mit Kamera und Notizblock vor Ort. Fotografierense und machense Notizen was das Zeug hält. Eingreifen müssen Sie nicht, dafür sind Sie ja nicht zuständig. Sie sollen nur dokumentieren und ihr Mantra runterbeten: Überwachen, überwachen und nochmals überwachen. Ihren V-Mann lassen Sie alles berichten: Was er und seine Freunde gegessen haben, welche Filme sie schauen und wenn es sein muss, brauchen Sie auch Informationen über die Beschaffenheit des Stuhlgangs. Sie sollten ausführlich Akten führen und massig Daten zusammentragen.

Wichtig! Da es sich bei Neonaziorganisationen um extrem explosive Gemische handelt, dürfen Sie nie, wirklich nie, eines der Mitglieder außer Acht lassen.
Nachfolgend nun noch die Montageanleitung für diejenigen, denen das visualisiert besser taugt:



Wir wünschen Ihnen viel Freude mit Ihrem Verfassungsschutz-Nazi-Baukasten.

....und näxxte Woche erklären wir Ärzten, wie sie die Anzahl ihrer Patienten unter Einsatz eines V-Manns schlagartig vervielfachen können.

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Mittwoch, 9. November 2011
November
Der November an sich ist ja schon ein seltsamer Monat. Grau, dunkel, neblig, vernieselt. Dann geht man noch schnell in sich, wird sentimental, gedenkt der Toten und begibt sich langsam aber sicher gen Winterschlaf.
Aber dieser November ist irgendwie anders. Bisher war das eher so ein Anfangsoktober, was man ja noch dankbar annehmen könnte, aber der Rest ist seltsam: Die CDU ist neuerdings für einen Mindestlohn, bisher ein Frevel, der praktisch direkt in den Kommunismus führt oder mindestens den Staat ruiniert, auf jeden Fall enorm bedrohlich. Die CDU ist seit der Finanzkrise auch für eine Finanztransaktionssteuer, auch das war mal systemgefährdend, gefährlich und damit auch der Übergang in anarchische Zustände. Und dann noch der Ausstieg aus dem Ausstieg vom Atomausstieg.

Gut, vielleicht können, wollen und müssen die CDU-Granden keine Rücksicht mehr nehmen auf ihren Koalitionspartner, der mittlerweile so attraktiv ist wie ein diarrhoeverschissenes Plumpsklo in China.

Aber es gibt auch Momente, in denen ich französische Kampfzwerge und bundesdeutsche Negativsmileydankmundwinkelkanzlerinnen lustig finde und zwar dann, wenn beide gemeinsam auf Silvio Pedofilo Berlusconi und dessen Sparbemühungen angesprochen werden. Das sieht dann so aus:



Der Silvio dürfte vermutlich einmalig sein in der Geschichte von Staaten, die sich halbwegs demokratisch nennen dürfen. Ich kenne kein vergleichbares Beispiel, in dem alle, wirklich alle, den Ministerpräsidenten weg haben wollen und es nur noch einen einzigen Italiener gibt, der noch Silvio Berlusconi bleiben sehen möchte und der heißt Silvio Berlusconi. Gut, er kündet an zurücktreten zu wollen, vergisst aber den Nachsatz, dass damit eigentlich frühestens mit seinem Ableben zu rechnen ist.

Nun sollen die Italiener sparen, so wie die Griechen schon sparen. Nur die Bundesregierung, die muss nicht sparen, die hauen Steuersenkungen raus und das auf Pump, weil man gleichzeitig eine nette Neuverschuldung anvisiert. Das ist ein bißchen so wie der Dicke mit den 30 Kilo Übergewicht, der dem Dicken mit den 50 Kilo Übergewicht trocken Knäckebrot verordnet und selber Sahnetorte frisst. Und wo wir schon bei Maßlosigkeiten sind: Am 20. November ist Deutscher Lebertag. Darauf einen Korn. Prost!

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Samstag, 29. Oktober 2011
Hab w8 (Part II)
Im Zuge der Terrorabwehr hat man sich so allerlei Dinge einfallen lassen. Sollten Sie etwa in den Bundesländern Bayern, Hessen, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Thüringen oder Mecklenburg-Vorpommern wohnen, dann kennen Sie eventuell die "präventiv-polizeiliche Telekommunikationsüberwachung". Sollten Sie die nicht kennen: Das heißt schlicht nichts anderes, als dass der Staat -oder hier besser die Polizei der Länder- Ihren Telefonanschluss mitsamt Internet überwachen darf, auch wenn Sie gar keines konkreten Verbrechens beschuldigt werden, ja selbst dann, wenn Sie nicht mal verdächtig sind.
Der unwissentliche Kontakt zu einem Verdächtigen reicht aus. Sie sollten sich also genau überlegen, ob Sie nachher hier einen Kommentar hinterlassen möchten oder doch lieber nicht, schließlich wissen Sie ja nicht, ob ich nicht doch so ein verkappter Terrorist bin.
Es reicht, wenn Sie zufällig mit einem vermeintlich Terrorverdächtigen in der gleichen Firma arbeiten oder mit ihm im gleichen vhs-Kochkurs sitzen um Sie zu überwachen.

Das hat natürlich mit Gefahrenabwehr und Sicherheit des Staats und seiner Bürger nicht mehr viel zu tun, ist aber das Ergebnis dessen, was Staatssicherheits-Schäuble damals meinte, als er sagte, man müsse die Unschuldsvermutung "aufweichen". Ob das noch was mit Rechtsstaat zu tun hat, überlasse ich Ihrem eigenen geneigten Urteil.

Ich wollte es aber genauer wissen und darum habe ich mich mal hingesetzt und nachgeschaut, wann, wie oft und in welchen Fällen bundesweit Telefone oder Internetanschlüsse überwacht werden. Wahrscheinlich werden Sie wenig überrascht sein, wenn ich Ihnen mitteilen kann, dass die Telefonüberwachung zwischen den Jahren 2008 und 2010 um satte 27% zugenommen hat. Im Vergleich zu 2000 übrigens eine Versiebenfachung. Im Jahr 2010 gab es exakt 21.036 Überwachungen und das teilt sich wiederum auf in 16.510 Handyanschlüsse, 3.519 Festnetzanschlüsse und 997 Internetanschlüsse.

Lustig wird es, wenn wir jetzt mal entlang der Delikte aufdröseln. Da ist alles dabei von Urkundenfälschung bis Subventionsbetrug und ein Mal gar Abgeordnetenbestechung (das würde mich echt näher interessieren). Den größten Posten bilden Drogendelikte (über ~6000x), gefolgt von Raub und Erpressung (~1100x), sowie Mord/Totschlag (~900x). Dann folgt alles mögliche von Computerbetrug, Bandendiebstahl, über illegales Einschleusen bis Steuervergehen.

Und wissen Sie, wie oft überwacht wurde, wenn es um Terrorabwehr geht, der superomnipotenten Gefahr, derentwegen es unbedingt immer noch schärfere Gesetze braucht?

30. In Buchstaben: Dreißigmal. Oder auch: weniger als 0,1% aller Überwachungen.

Noch harmloser scheint nur die Kinderpornoszene zu sein. Die wurde nur 19x überwacht.

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Freitag, 28. Oktober 2011
Finanzspekulation in weniger als 5 Minuten erklärt

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Donnerstag, 20. Oktober 2011
Verstaatlichen
Es soll keiner sagen, dass hier ein völlig durchgedrehter Raubtierkapitalismus herrscht. Ganz und gar nicht. Es geht eher ins Gegenteil. Es gab eine Zeit, da ging man schlicht bankrott, wenn man zu viel Verluste hatte und man weder rentabel noch liquide war. Heute ist das nicht mehr so. Bankenverluste etwa werden schön sozialistisch gerecht auf alle verteilt.

Aber auch anderswo übt sich der Staat in Verstaatlichung und Staatsmonopolismus.

Früher, da war alles einfacher. Da nannnte man Nerds noch Hacker und die sahen meist recht erschreckend unterernährt und bleich aus, litten unter einem chronischen Schlafdefizit, konsumierten literweise Cola und stangenweise Zigaretten. Meist hatten sie schmierige, ungewaschene Haare und eine dicke Hornbrille mit 8 Dioptrien.
Ersatzweise waren es 15jährige Schulbuben mit Gesichtern direkt aus der Clearasilwerbung, die sich dann ein Mal quer durch das Verteidigungsministerium klickten.
Und heute? Heute wird das alles vom Staat erledigt.

Früher beispielsweise, da war das alles auch viel einfacher. Da gab es den schwarzen Block, der Steine gegen Polizisten schmiss. Dann aber tauchte der schwarze Block auf einmal auf der anderen Seite auf und nun geht die Entwicklung gar noch weiter: Wenn Polizisten dann erstmal Straftaten begehen sollendürfen, um unter Linken als authentisch zu gelten, dann dürfen Sie mal raten, wer die ersten Steine auf Demos schmeißen wird. Dann hätten wir schon zwei schwarze Blöcke.

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Montag, 3. Oktober 2011
....omanandgriechen...
So ein Haushalt ist immer nur ein Haushalt, ganz egal ob im Großen wie im kleinen. Griechenland oder das eigene Budget: Es verhält sich grob ähnlich. Und damit man mal einen näheren Eindruck bekommt, übertragen wir die griechische Malaise einfach mal auf Ihren privaten Haushalt.

Sie haben ein nettes kleines Häuschen mit schönem Garten. Es ist nicht das größte Häuschen in der Nachbarschaft, aber die Nachbarn kommen gern, weil Sie direkt am Wasser wohnen. Reich sind Sie nicht, den Nachbarn geht es wesentlich besser, aber Sie kommen mit Ihrem Geschäft -einem Gebrauchtwagen- und Altmetallhandel- über die Runden. Nun braucht man hin und wieder mal einen Kredit weil man irgendwas anschaffen will oder muss und man grade aber nicht so recht flüssig ist. Sie nehmen einen solchen auf und merken, dass es gar nicht so schlimm ist, irgendwie kriegt man das ja hin mit den Raten.

Sie beginnen nun, nochmals einen Kredit aufzunehmen, weil Sie sich noch mehr leisten möchten. Sie gehen nun ins Theater auf Kredit und schaffen sich ein neues Auto auf Kredit an. Eine neue Wohnzimmergarnitur braucht's und die ganze Nachbarschaft hat schon Flachbildschirme, nur Sie nicht. Weil die Nachbarschaft sehr gerne vorbeischaut, brauchen Sie nun auch Personal: Einen Gärtner, einen Koch und einen Kellner. Dem Gärtner zahlen Sie beste Löhne und gewähren großzügig Urlaub, während der Kellner auf das Trinkgeld angewiesen ist und der Koch verdient, was so ein Koch eben üblicherweise verdient. Weil aber die Nachbarn nicht genug da lassen um das Personal zu zahlen -das Restaurant arbeitet defizitär und der Garten bringt überhaupt nichts ein-, leben Sie längst über Ihre Verhältnisse.

Das ist zu diesem Zeitpunkt nicht weiter tragisch, weil die Bank nicht so genau hinschaut und wenn sie es doch tut, sich mit einer Schwindelei beruhigen lässt. Irgendwann aber beginnt die Sache aus dem Ruder zu laufen. Mittlerweile stehen Ihre Einnahmen in keinerlei Verhältnis mehr zu Ihren Ausgaben und Ihre vielen Kredite kriegen Sie nur noch dadurch abgestottert, indem Sie neue Kredite aufnehmen. Als die Bank bemerkt, dass Sie sie immer wieder angeschwindelt haben und Sie nicht mehr in der Lage sind, Raten zurückzuzahlen, erhöht Sie Ihnen die Zinsen dramatisch und warnt alle anderen Geldinstitute vor Geschäften mit Ihnen. Kurz: Sie sind nun dick und fett schufagebrandmarkt und so gut wie bankrott.

Das ist die Stunde der Nachbarn. Weil die nämlich in allerlei Geschäftsbeziehungen mit Ihnen stehen, erklären die sich bereit, Ihnen auch weiterhin Geld zu pumpen. Gleichzeitig verlangen sie aber, dass Sie sich in Ihrer Spendierlaune etwas bremsen und bei den Angestellten etwas sparen. Daraufhin kürzen Sie dem Koch das Gehalt um 20% und verlangen vom Trinkgeld des Kellners eine 10%ige Abgabe. Der Gärtner kriegt die Ostergratifikation gestrichen und soll auch 20% weniger verdienen, weigert sich aber und kassiert weiterhin den üblichen Lohn, weil in Ihrer Familie nicht alle begeistert von der neuen Haushalterei sind und Ihr Sohn heimlich weitermacht wie bisher. Sie selbst beschließen, nicht mehr Mittwochslotto zu spielen und so etwas Geld einzusparen. Außerdem kündigen Sie ein Zeitschriftenabonnement. Ansonsten behalten Sie Ihre Ausgaben im Auge und hoffen inständig, dass demnäxxt wieder ein paar Autos rausgehen.

Aber es läuft nicht so recht. Der Koch ist stinkesauer, der Kellner auch und dem Gärtner ist nicht mehr zu trauen. Autos kauft keiner, es ist ohnehin alles abgewrackt und den Nachbarn ging es finanziell auch schon besser. Eines Tages sollen Sie nun wieder mal eine Rate zurückzahlen. Können Sie aber nicht. Weil Sie mittlerweile fast doppelt soviel Schulden haben als Ihre Hütte überhaupt wert ist. Wieder müssen Sie zu den Nachbarn. Das ist zwar peinlich, aber schließlich sind die ja auch am Gebrauchtwagenhandel beteiligt und wenn der erstmal den Bach runter ist, sehen die ihre erste Tranche überhaupt nie mehr.

Die Nachbarn, denen finanziell das Wasser teilweise auch mächtig bis zum Hals steht, erklären sich nun nochmal bereit, Ihnen Geld zu geben, weil die Banken Ihnen schon lange nichts mehr geben. Aber sie verteilen intern auch schon das noch vorhandene Tafelsilber und verlangen auch noch mehr Sparbemühungen. Also beschließen Sie, nicht mehr zu tanken und Ihren Kindern die Autoschlüssel abzunehmen. Dadurch kommen diese zwar nicht mehr zu Arbeit und werden gekündigt, aber der Fuhrpark ist nun finanziell deutlich entlastet. Dem Koch streichen Sie nun jeglichen Urlaub und der Kellner muss sein gesamtes Trinkgeld an Sie abführen. Hierzu stellen Sie Ihren Sohn zur Kontrolle ab. Leider macht der Sohn mit dem Kellner gemeinsame Sache und es kommt nur ein Bruchteil des Trinkgelds bei Ihnen an. Der Rest verschwindet in den Taschen des Sohns und des Kellners. Sie überlegen derweil, Besteck zu verkaufen, um wieder flüssig zu sein. Ihren Gärtner haben Sie entlassen, aber der weigert sich zu gehen.

Und nun sind Sie immer noch mächtig verschuldet, haben keine Geschäftsidee, kein Geld -außer geliehenenem-, kaum Einkommen und zudem nur noch stinkesaure Angestellte. Wie es weitergehen wird, das wissen Sie nicht. In jedem Fall aber bleiben Sie optimistisch und versprechen das blaue vom Himmel, weil sonst die Nachbarn mißtrauisch werden könnten.

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Dienstag, 20. September 2011
Sagt der Rösler,
in Bezug auf seine Partei, dass sein Heimatverein (Hannover 96) gegen den amtierenden Meister (Borussia Dortmund) in letzter Minute das Spiel gedreht habe und sich die FDP jetzt grade erst zu Beginn der zweiten Spielhälfte befinde....

....dann heißt das schlicht: Die FDP wird jetzt erstmal durch ein sehr langes Tal der Tränen gehen.

Immerhin lag die FDP in Berlin noch vor der Tierschutzpartei.

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