Mittwoch, 19. Juli 2006
Selbsterklärend...

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Papier ist geduldig III
Deutsche Demokratische Republik: Abk. DDR: der erste wahrhaft dem. u. friedliebende, einzig rechtmäßige Staat auf dt. Boden mit Hauptst. Berlin; sie wurde am 7.10.1949 gegr., nachdem die Feinde der dt. Nation, die dt. u. ausländ. Imperialisten, mit Gründung eines westdeutschen Separatstaats die Spaltung Deutschlands vollendet hatten, u. ist die staatl. Basis im Kampf der dt. Patrioten zur Schaffung eines einheitlichen, friedliebenden, dem. Dtschl.

Die Gründung der DDR wurde zu einem Wendepunkt in der Geschichte Dtsch.s u. ganz Europas. Als Vaterland aller Werktätigen Dtsch.s entwickelt sich die DDR zum Vorbild für ein zukünftiges Gesamtdtschl. Bis 1955 gelang es, auf der Grundlage der vollen Souveränität, der vollen Entscheidungsfreiheit nach innen u. außen, nicht nur das Vertrauen der patriot. Kräfte in ganz Dtschl zu erringen, sondern auch die Anerkennung u. das Vertrauen einer ständig wachsenden Zahl von Ländern der Erde.
Das ist ein Erfolg der Politik der Regierung, die sich zur Freundschaft mit der Sowjetunion u. allen anderen friedliebenden Völkern der Welt bekennt u. die DDR fest im Lager des Friedens u. des Sozialismus verankerte.


Deutsche Demokratische Republik: (Abk. DDR), der am 7. Okt. 1949 auf der Grundlage der Verfassung der DDR vom gleichen Tage im Gebiete der sowjet. Besatzungszone gebildete, von den Staaten der westlichen Welt nur de facto, nicht de jure anerkannte dt. Teilstaat in Mitteldeutschland, urspr. als dezentralisierte Einheitsstaat gegliedert in die 5 Länder (...), seit 1952 als zentralisierter Einheitsstaat in die 14 Bezirke (...).
Die DDR ist eine totalitäre, konstitutionelle und
diktatorisch-gesetzgebungsstaatliche Demokratie, in deren Regierung stets alle dazu gewillten Fraktionen ihres Parlaments vertreten sein müssen (Blocksystem). Den Staatsbürgern sind zwar nach dem Buchstaben der Verfassung Grundrechte eingeräumt; diese haben jedoch schon nach ihrer näheren verfassungsrechtl. Regelung, erst recht aber nach ihrer gesetzl. Ausgestaltung und prakt. Handhabung durch die den Staatsapparat beherrschende leninist.-stalinist. SED, gegenüber der der unbeschränkten Ausdehnung der Staatsgewalt keinen wirklichen Inhalt.

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Montag, 17. Juli 2006
Like a virgin
Das mit den Selbstmordattentaten ist so eine Sache. 72 Jungfrauen sollen einen der Kerls dort erwarten. Ich mein, das ist schon eine reizvolle Aussicht für so manchen jungen Kerl.
Aber für die Mädels? Hm...wird schon schwieriger...
Da frag ich mich, wie das so rein erziehungstechnisch geht. Sagt man ihnen:

Lebe züchtig, tanzen verboten, singen verboten, hör keine Musik, fahr kein Auto, leg dir keine Arbeit zu, mach den Haushalt, leg dir eine Ganzkörperverschleierung zu, geh nicht in die Schule, widersprich nicht (halt am besten gleich ganz die Klappe), hab keinen Sex, leb ein anständiges Leben...


....und dann kommst du in den Himmel
...und wirst dort Sexsklavin für einen Terroristen Märtyrer...


Geht das so?

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Nahost
Disclaimer: Das Leben ist nicht nur lustig und spaßig. Bloggen ist da auch keine Ausnahme. Drum auch mal bitterernster Content. Wer weiterhin Spaß haben will, darf das sehr gerne....dann sollte sie/er aber auf die Lektüre des Folgenden verzichten.


Liebe Freunde dort in Nahost,

ich schau mir jetzt seit Jahrzehnten an, wie es so bei euch da läuft. Besonders in den letzten Tagen. Weil ihr nämlich, nehmts mir nicht krumm, ganz gewaltig einen an der Klatsche habt. Aber vielleicht mal einzeln.



Liebe Palästinenser,

ich habe bisher noch nicht ganz begriffen, warum ihr euch in einer freien, halbwegs demokratischen Wahl für die Jungs von der Hamas entschieden habt. Nun gut, verwählt hat man sich ja auch schon woanders. Und ich versteh ja auch, dass man vom doppelzüngigen Fatahregime, das korrupt bis zum Hemdkragen war, irgendwann mal genug hat. Wegen mir ist die Hamas auf eine Weise sogar grundehrlich. Hanija ist nicht Arafat. Hanija sagt was er meint und tut was er sagt.
Aber ihr hättet durchaus erkennen können, dass ihr euch da einer Clique von Selbstmördern angeschlossen habt. Wortwörtlich. Leute, denen es lieber ist, eure Kinder in die Luft zu sprengen, als in Nachbarschaft mit Israelis zu leben.

Überhaupt seid ihr euren Nachbarn mittlerweile so ziemlich egal. Wenn ihr meint, auch nur ein einziger der vermeintlichen Brüder verfolgte eure Interessen: Nein. Falsch gedacht. Tun sie nicht. Als Saddam damals nach dem Kuwaitüberfall von euch schwadroniert hat, hat er das nicht um euretwillen getan. Er hat es für sich getan. Und wenn heute Herr Ichmachdschihad von Palästina redet, tut er das, um sein Regime zu stärken. Ihr seid nur der Aufhänger. Der Spielball.
Euer Selbstverständnis bezieht ihr aus Leiden und Hass. Statt an euch zu denken, einen Staat zu gründen, ein Gemeinwesen aufzubauen und eine arabische Musterdemokratie aufzuziehen (ja, das hätte euch gelingen können!), zieht ihr es vor, einen Gegner zu bekämpfen, den ihr in 100 Jahren nicht besiegt haben werdet.
Ihr könntet zur Abwechslung zum Beispiel mal über die Grenzen schauen. Da liegt Jordanien, da liegt Ägypten. Die lieben Israel vielleicht nicht grade, aber sie haben sich arrangiert und fahren damit insgesamt nicht schlecht.
Aber solange euch der Hass auf andere Kinder wichtiger ist, als die Liebe zu den eigenen Kindern, wird sich da wohl leider nicht viel ändern.



So, ihr lieben Israelis,

natürlich kriegt ihr´s auch ab. Wisst ihr, vielleicht hab ich ja noch halbwegs Verständnis dafür, dass ihr euch nicht alles gefallen lassen wollt. Natürlich gibt es aus eurer Sicht nur die Wahl zwischen Pest und Cholera. Man macht nix und das ist falsch oder man macht was und das ist auch falsch. Es stimmt auch, dass man gerade in Zentraleuropa eine ungerechtfertigt hohe moralische Messlatte an Israel errichtet.

Dennoch:
Ihr seid in den Krieg gezogen, um eure 2 Soldaten wieder rauszuholen. Das ist verständlich, das ist irgendwie ja auch löblich. Aber warum denn interpretiert ihr das Ziel nun auf einmal um? Auf einmal soll das Großreinemachen losgehen.
Um die zwei armen Jungs gehts doch nur noch am Rande, euch gehts mittlerweile ums Prinzip, Rache und Vergeltung. Die beiden habt ihr doch längst zu Knallchargen der Geschichte degradiert.

Was ich auch nicht verstehe ist, wie man -bei allen Verständnis und in aller Demut- so blöde sein kann, zu denken, man könne in einen konventionellen Krieg ziehen und damit eine Art Guerilla wie die Hizb Allah besiegen. Freunde, das wird nicht funktionieren. Stattdessen legt ihr einen äußerst fragilen Staat in Schutt und Asche, an dessen Geschichte ihr bereits vor 20 Jahren hättet erlernen können, dass ein instabiles Bürgerkriegsland ein wesentlich gefährlicherer Nachbar ist, denn ein -wegen mir: schlecht- funktionierender...
Nebenbei dürfte euch klar geworden sein, dass ihr mit jedem Angriff zum überwiegenden Teil nur die Zivilbevölkerung trefft. Damit -und das habt ihr noch nicht begriffen- spielt ihr nur der Hizb Allah in die Hände. Ihr werdet kein Problem lösen, sondern das nächste erschaffen.

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Samstag, 15. Juli 2006
Papier ist geduldig II
Deutschland: Land in der Mitte Europas von356 243 km² mit 70,6 Mill. Ew. (einschl. Großberlin und Saarland).
Von den dt. u. ausländ. Imperialisten nach 1945 systematisch gespalten, besteht es z.Zt. (1956) noch aus zwei, ihrem Wesen nach grundverschiedenen dt. Staaten, der Deutschen Demokratischen Republik u. der Bundesrepublik (bei Sonderstellung von Großberlin u. Saarland); reicht von Nord- u. Ostsee bis zu den Alpen, dem Böhmerwald u. dem Erzgebirge,von Maas, Saar, Rhein bis zu Oder u. Neiße, grenzt im O an die VR Polen, im SO an die Tschechoslow. Rep., im Süden an Österreich, die Schweiz, im W an Frankreich, Belgien, die Niederlande u. Luxemburg. Die Mittellage mit offenen Grenzen nach O u. W begünstigt den kulturellen u. wirtschaftlichen Austausch mit den Nachbarländern.


Deutschland: Durch die Lage im Herzen Europas, fast in allen Richtungen leicht durchgängig und ohne natürliche Grenzen, ist D. in Landschaft u. Klima, in Rasse, Kultur und Wirtschaft der Menschen das Übergangs- u. Durchgangsgebiet vom ozeanischen, kulturell und industriell hochentwickelten, angelsächs.-romanischen Westen zum kontinentalen, weiträumigen, agrarischen, slawischen Osten, zugleich aber auch Brücke zw. Süd- u. Nordeuropa.
Gunst u. Ungunst dieser Lage spiegeln sich in der kulturellen Entwicklung.....













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Freitag, 14. Juli 2006
Papier ist geduldig
Ein Vergleich zweier deutscher Lexika. Nur das eine ist im Volkseigenen Verlag der DDR erschienen, das andere ist von Bertelsmann (BRD). Beide stammen aus den 50ern. Ich fand den Vergleich sehr interessant...


Bundesrepublik Deutschland: Bez. für den entgegen den Beschlüssen der Konferenzen von Jalta u. Potsdam auf Veranlassung der westl. Besatzungsmächte in Übereinstimmung mit den Interessen der dt. Monopolisten u. Junker am 7.9.1949 gebildeten Seperatstaat; (...) In der dt. B. gelang es mit Unterstützung desinternat. Großkapitals, die Machtposition der Großbourgeoisie wiederherzustellen (...). Mit Hilfe amerik. Dollaranleihen wurde bes. die kriegswichtige Industrie unter Herrschaft u. Leitung der alten Monopolherrn wieder aufgebaut u. in das Kriegswirtschaftssystem der NATO-Paktstaaten eingeordnet.
Die den Werktätigen in der Verfassung formal gewährten Rechte werden in der Praxis weitestgehend beschnitten (s.a. Betriebsverfassungsgesetz).
Im Charakter der Staatsform nach eine parlam. Republik , die in der Praxis militarist.-faschist. Züge annimmt. In der Bonner Regierung sind von 18 Minister 13 Großkapitalisten, Bankiers oder Gutsbesitzer.
Die Werktätigen Westdtschl. erkennen mehr u. mehr den antinat. u. antidem. Charakter des Staates u. kämpfen mit wachsendem Erfolg auf der Grundlage des Programms der Nationalen Front des dem. Dtschl. für ein einheitliches, friedliebendes, dem. Dtschl., das frei ist von Monopolen, Junkern und knechtenden Kriegsverträgen.

Bundesrepublik Deutschland: Der am 23.Sept. 1949 auf der Grundlage des GG aus den damaligen 11 westdeutschen Ländern (...) gebildete Bundesstaat. (...) Die Staatsbürger besitzen gegenüber der Staatsgewalt festumrissene Grundrechte, an die alle Staatsorgane gebunden sind. Das Bundesvolk ist zwar Träger der Staatsgewalt und höchstes Staatsorgan, an der Ausübung der Staatsgewalt aber unmittelbar nur durch Wahl des Bundestags u. durch Abstimmungen über gewisse Neugliederungen des Bundesgebiets beteiligt.
(...)
Die Souveränität der BRD ist zunächst durch das Besatzungsstatut beschränkt. Die darin den Alliiierten Besatzungsmächten vorbehaltenen Befugnisse werden von der Alliierten Hohen Kommission (...) wahrgenommen.















Nur am Rande: Ist das eigentlich mit allen Browsern (v.a. Firefox) als Zweispalter dargestellt? Ich hatte da ein paar HTML-Probleme (und so wies jetzt drin ist, scheint die einzige Version, wie es bei IE einigermaßen korrekt wiedergegeben wird).

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Donnerstag, 6. Juli 2006
Muslim und Markt
Als alter Dauersurfer auf allen möglichen Seiten, die sich mit dem Thema Islam und Arabien beschäftigen bin ich treuer Gast auf den Seiten des Muslim-Markt. Was sich dort grade in den Niederungen des Forums abspielt, ist die beste Realsatire, die mir in den letzten Wochen untergekommen ist.

Unter der Überschrift

Immer wieder werden Muslime mit der Frage konfrontiert, warum sie die westliche Welt denn so sehr hassen würden. Es wird an der Zeit die Gründe dafür einmal in aller Deutlichkeit aufzulisten.


werden zig Gründe aufgezählt, die gut genug sind, als braver Moslem den Westen zu hassen. Nun gut, das meiste sind die üblichen Antisemitismen. Aber ein paar Gründe sind doch ganz lustig:

Man hasst die westliche Welt, weil sie einen allumfassenden und weltweiten Krieg gegen den Islam und die Muslime entfesselt hat, ohne dass die Muslime jemals vor hatten, irgendwen anzugreifen.


Liebe Leute vom Muslim-Markt, zuerst wäre es mir nicht bekannt, dass es einen weltweiten Krieg gibt, der von der westlichen Welt gegen den Islam "entfesselt" wurde. Aber über solche Banalitäten möchte ich ja gar nicht diskutieren. Vielleicht aber doch schnell eine Rückfrage stellen: War es nicht so, dass in Bosnien-Herzegovina die westliche Welt einseitig auf Seiten der Muslime eingegriffen hat? Und wie war das denn damals in Somalia? Oder im Kosovo?
Aber auch das werden wohl eher Petitessen sein. Drum weiter im Text...


Man hasst die westliche Welt, weil sie ein Herrenmenschendenken vorleben, in dem die Werte der westlichen Welt von der ganzen restlichen Welt anzunehmen sind, und wenn sich jemand dagegen wehrt, er als Hitler diffamiert wird.


Wissense Kollege Muslim-Markt, wenn sie schon von Herrenmenschendenken daherfaseln, müssense sich derartige Rhetorik schon gefallen lassen.


Man hasst die westliche Welt, weil jede Kritik an Israel gleich als Antisemitismus gebrandmarkt und diffamiert wird und jegliche Hinterfragung der „Holocaust-Industrie“, wie es Finkelstein nannte, sogar mit dem Strafgesetzbuch verfolgt wird


Süß, wie Sie da den Juden Finkelstein als Kronzeugen für Ihre kruden Theorien einspannen. Ist ja aber an sich nix neues, dass Juden am Antisemitismus selbst Schuld sein sollen. Bringense doch mal ein neues Argument.


Man hasst die westliche Welt, weil sie sich immer auf die Seite von Goliath stellt und nie auf die Seite von David.


Kurze Anmerkung: David war Jude. Damit führt Muslim-Markt denn wohl auch die Argumentation einer einseitigen Unterstützung Israels ad absurdum.


Man hasst die westliche Welt, für jeden arabischen Herrscher, der dieser Tage eine Eislaufhalle in der Wüste baut, während sein Bruder in Palästina verdurstet und seine Schwester in Afrika verhungert.


Ich soll daran schuld sein, wenn in Dubai Eishallen gebaut werden? Öhm. Das hätte ich dann doch noch genauer erklärt.


Man hasst die westliche Welt, für die Demokratie, von der sie tagtäglich faselt


Ich fasel zwar nicht täglich davon, gebe aber zu, dass ich mit dieser Einrichtung ganz zufrieden bin.


Was aber ist die Lösung für einen Bürger der westlichen Welt?
(...)
Die Wahrheit auszusprechen! Es liegt in der Natur der Sache, dass Verbrecher es nicht mögen, wenn man sie als Verbrecher tituliert.


Liebe Muslim-Märktler, ihr habt mich überzeugt. Ich werde die Wahrheit aussprechen. Ich werde Scheiße beim Namen nennen. Und fange umgehend damit an:

Der Muslim-Markt wird vom Verfassungsschutz beobachtet. Das liegt unter anderem auch daran, dass einer der beiden Betreiber wegen Volksverhetzung verurteilt wurde. Vielleicht aber auch deshalb, weil die Betreiber mit der Hizb Allah (mehr als nur) sympathisieren, weil gegen Schwule oder Juden gehetzt wird und nicht zuletzt, weil mittlerweile wegen Aufruf zum Mord ermittelt wird.
Freunde, wenn ihr es nicht verkraftet, wenn ich in der Öffentlichkeit ein Bier trinke, müsst ihr daheim bleiben...
Aber immerhin bin ich jetzt schlauer.

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Die Welt zu Gast bei Freunden: Verliebt in Berlin
donloewi wollte eine "Verliebt in Berlin"-Geschichte. Gut. Hier ist sie:


...aus einem Ablehnungsbescheid eines Asylgesuchs:


...ist die Unterenährung von Kindern im Bezirk XXX von 46% auf 23% zurückgegangen [zynische Anmerkung: Der Rest mag verhungert sein] ...(...)...
...wenngleich die Antragstellerinnen über keine familiäre Anlaufstelle verfügen, so ist es ihnen dennoch möglich im teilbefriedeten Küstenstreifen zu bleiben und sich dort an ein katholisches Kinderheim zu wenden...
...sehen wir für Rückkehrer keine unmittelbare Gefahr für Leib und Leben ("sehenden Auges")...
...ist uns nicht bekannt, dass minderjährige, unbegleitete Personen politisch verfolgt werden...
...leben zwar 80% der Bevölkerung von YYY in extremer Armut, aber dennoch gibt es karitative Organisationen, die den Flüchtlingen zur Seite stehen...
...hat sich die Ernährungslage für den teilbefriedeten Küstenstreifen deutlich entspannt, sodass die Antragstellerinnen hier verbleiben können, selbst wenn sie aus einem anderen Landesteil kommen sollten, in dem die Ernährungslage nicht den Standard des teilbefriedeten Küstenstreifens erreicht hat...

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Sonntag, 2. Juli 2006
Das Boot ist voll
Inspiriert durch die Titelgeschichte des Spiegel (Titel: "Ansturm der Armen - Die neue Völkerwanderung") sind mir ein paar alte Gedanken wieder präsent, die mir bereits in der Diskussion um Otto Schilys Auffanglager in Afrika (erinnert sich noch wer?) durch den Kopf gegangen sind.

Vorneweg: Ich bin der Meinung, das moralisch oft selbstgerechte Europa versagt in dieser Frage auf der ganzen Linie.

Zum einen scheint ein Teil der Entscheidungsträger vergessen zu haben, dass es noch nicht allzu lange her ist, dass auch in Mitteleuropa noch Flüchtlinge froh waren, wenn sie irgendwo eine Bleibe fanden.
Zum anderen aber regen sich weite Kreise über "die Mauer da in Israel" auf. Ganz ungeachtet dessen, was sich täglich in Ceuta und Melilla abspielt. Aber das ist ja Afrika. Wer Auffang Internierungslager bauen will und seine kleine heile Welt selbst mit Elektrozäunen, Wachhunden und Sicherheitspersonal abschotten muss, der hat jegliche moralische Berechtigung verspielt, über Zäune in Israel oder den USA oder sonstwo urteilen zu dürfen.

Und dann die Unterteilung in "gute" und "schlechte" Flüchtlinge (die guten sind diejenigen, die politisch verfolgt sind, die schlechten sind die "Wirtschaftsflüchtlinge")...es ist zwar ein häßliches Wort und es ist historisch vorbelastet, aber dennoch fällt mir nichts anderes ein, außer: Selektion. Millionenfach erprobt.
An wirtschaftlicher Prosperität partizipieren zu wollen ist per se noch nichts ehrenrühriges. Sollte man denken.
Abgesehen davon muss die Not groß sein. Sonst kommt wohl kein einigermaßen klar denkender Mensch auf die Idee auf der Überfahrt übers Mittelmeer in einer Nussschale den Ertrinkungstod zu riskieren. Der unselige Werbespruch der Republikaner "Das Boot ist voll" ist leider allzu wahr (nur eben nicht in der Intention der Republikaner).

Vielleicht wäre es mal ganz sinnvoll, die Begründung einer Ablehnung eines Asylgesuchs ins Netz zu stellen. Hochinteressant und mit viel Mühe durch einen Beamten erstellt.

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Montag, 26. Juni 2006
KOMM
Es war einmal...

...in der größten fränkischen Stadt im Jahre 1981. Es war die Zeit der großen Demonstationen gegen die Atomkraft. Die Zeit der Hausbesetzungen. Ton, Steine, Scherben.
In den Jahren 1980/81 schwappte die Hausbesetzerbewegung denn auch gen Nürnberg. Die war längst nicht so ausgeprägt wie in Berlin, Hamburg oder Frankfurt...aber dennoch: Es gab sie.

Für die Staatsmacht ging der "Kern neuer terroristischer Aktionen" (O-Ton Franz-Josef Strauss) vom "KOMM" aus, einem Jugendzentrum inmitten Nürnbergs Altstadt gelegen. Ein schönes, großes und fast majestätisches Haus. Direkt am Stadtgraben und in der Nähe des Hauptbahnhofs.

Von dort aus setzte sich an einem Märzabend eine nicht genehmigte Demonstration in Gang. Eigentlich eher harmlos. Die Staatsmacht aber reagiert. Sofort rücken Streifenwagen aus, um die Ansammlung aufzulösen. In der Folge kommt es zu verschiedenen Sachbeschädigungen. Kollateralschäden würde es die NATO nennen.
Unkontrollierte Flucht. Die meisten der Demo-Teilnehmer flüchten über die U-Bahn oder in Seitenstraßen. Ein Teil aber kehrt zurück ins vermeintlich sichere KOMM.
Darauf umstellt die Polizei das Gebäude. Darin befindet sich übrigens nicht nur ein Jugendzentrum. Es werden auch Räume für Gitarrenkurse vermietet, ein Cafe gibt es auch.

Mitten in der Nacht geben die KOMMler gegen die Zusicherung, es werde nur eine Personenkontrolle durchgeführt auf.

Die Polizei nimmt sämtliche Besucher des KOMM mit. Etwa 160 an der Zahl. Der jüngste davon: 15 Jahre. Ein großer Teil der Festgenommenen ist nicht volljährig, nur wenige sind über 21. Auch sind längst nicht alle Nürnberger: Eine Frankfurter Ausflugstruppe ist auch darunter.

Am nächsten Tag werden die Festgenommenen dann dem Haftrichter vorgeführt. Die Haftbefehle wurden allesamt kopiert und dann wird nur noch der Namen eingetragen. Und weil man allerübelste konspirative Verschwörungen vermutet, werden die Angeklagten erstmal in Strafanstalten über ganz Bayern verteilt. Ein zuständiger Richter begründet die Festnahmen damit, dass "seit Wochen bürgerkriegsähnliche Zustände auf Nürnbergs Straßen geherrscht" hätten.
Es ist auch nicht so einfach, einen Verteidiger zu bekommen. Es darf nämlich nur ein Verteidiger je einen Angeklagten verteidigen und so gehen angesichte der Masse der Angeklagten schnell die Verteidiger aus.
Die Angeklagten werden auch immer wieder verlegt, was es den Verteidigern schwer macht, überhaupt mit ihren Mandanten zu sprechen.

Nun aber regt sich Widerstand: Die Medien greifen das Thema auf und die Nürnberger gehen auf die Straße und wollen ihre Kinder wieder haben.

Nach und nach werden diese dann auch entlassen: Die ganz offensichtlich unschuldigen Unbeteiligten (Cafebesucher, Gitarrenschüler, zufällige Besucher des KOMM) zuerst. Günter Beckstein -jaja, den gabs damals auch schon und der Mann war als CDU-Mann zuständig für Nürnberg- muss zugeben, dass die Hälfte der Eingesperrten völlig unschuldig ist und nur das Pech hatte, zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein.

Auch der Rest muss nach bis zu 2 Wochen freigelassen werden.

Der (Pilot-)Prozess gegen 10 Angeklagte gestaltet sich dann als Farce: Sicherungsmaßnahmen wie in einem Terroristenprozess. Die Staatsanwaltschaft gedenkt nun mittels rechtkräftigen Urteilen das zuvor verübte Unrecht zu korrigieren. Doch es kommt anders: Die Anklage stützt sich auf die Aussagen der Polizeibeamten und eines V-Manns. Der V-Mann wird seitens des Innenministeriums gleich mit Aussageverbot belegt. Bei den Polizisten fällt auf, dass ganze Aussagen komplett fehlen oder dass gleich 3 bis 4 verschiedene Versionen vorliegen (die sich immer weiter der Staatsanwaltschaft annähern). So kommt es, wie es kommen muss: Sämtliche Anklagen müssen fallengelassen werden, kein einziger kann verurteilt werden und die Stadt Nürnberg hat einen Mythos, der heute noch Gesprächsthema ist (einige der damals beteiligten Polizisten sind immer noch im Dienst, ein Teil der KOMMler heute Sozialarbeiter, Künstler und Kommunalpolitiker).

Ach ja: 10 Mark je Hafttag gabs als Entschädigung aus dem Staatssäckel....

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