Montag, 23. Oktober 2006
Gerhard Schröder
Das ist ja mal eine Gerd-Show, wie sie im Buche steht. Medienwirksam inszeniert der Gas-Gerd die Veröffentlichung seiner Memoiren. Könnte der nächste Renner nach der Eva auf dem Buchmarkt werden.
Dabei entblödet er sich nun nicht, das Marketing auf die Blöd-Zeitung auszudehnen und da auch noch in Werbespots aufzutreten. Wundern muss einen das bei einem Parvenue seiner Klasse nicht. Gerd bleibt halt doch der kleine Acker aus Talle, da kann er so viel Weltpolitik machen, wie er will...
Selbstkritik ist ihm völlig fremd. Nach Lektüre seines SPIEGEL-Interviews muss man konstatieren: Völliger Realitätsverlust.
Und so beklagt sich der plan-, hilf-, ahnungs- und erfolgloseste Kanzler seit Josef Goebbels wehleidig über seine Nachfolgerin (die ihn in Sachen Plan- und Erfolglosigkeit wohl ablösen möchte), über Gewerkschaftsbosse und überhaupt all jenen, die ihn beim größten Sozialabbau in der Geschichte Deutschlands auch nur marginal kritisiert haben.

Toll, Gerd...

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Samstag, 21. Oktober 2006
Bundestag
Heute feiern wir mal den Bundestag. Schön, dass es ihn gibt. Nein, Anlass zur Feier im eigentlichen Sinn gibts nun nicht, aber wo wir alle brave Demokraten sind, hab ich mir gedacht, wir könnten doch mal an den Bundestag denken.
Und darum: Hurra, Bundestag! Ein dreifaches Halleluja auf deine Existenz.
Vielleicht könnten ja die Abgeordneten mal auch eine Runde mitschreien. Grund genug haben sie immerhin: Bei exakt 7009,- € Monatsbruttogehalt (ohne Aufwands- oder Kostenpauschale) zählen sie nicht gerade zu den Geringverdienern.
Und dann bin ich auf eine Idee gekommen: Nehmen wir mal alle leeren Plätze da auf dem Bild (ich schätze mal grob übern Daumen mindestens 400) und setzen 20 Arbeitstag an. Ja, dann sitzen da tatsächlich leere Stühle im Wert von satten 140.000,- € rum.
Und darum: Seien wir froh übern Bundestag und vor allem über die leeren Stühle. Vielleicht funktionierts so besser...

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Donnerstag, 19. Oktober 2006
Haushaltsnotlage
Berlin sieht sich selbst in einer extremen Haushaltsnotlage und möchte nun einen Teil seiner Schulden vom Bund übernommen kriegen.

Das ist natürlich Wasser auf die Mühlen derer, die schon immer etwas weiter weg von Berlin waren und immer der Meinung waren, dass was hier mühsam "verspart" werde, dort schon wieder ausgegeben werde.
Aber statt um Repräsentationsnotwendigkeit einer Hauptstadt zu diskutieren, möchte ich auch mal auf meine persönlichen Aspekte einer extremen Haushaltsnotlage aufmerksam machen:

Erstens bin auch ich in der Lage, mehr Geld auszugeben, als ich auf der Kante habe. Was aber zweitens erschwerend dazu kommt, ist mein mangelnder Ordnungssinn. Eine große Mehrheit ist durchaus bereit, nach einer Woche Männeralleinwirtschaft den hiesigen Gemächern eine extreme Haushaltsnotlage zu attestieren....

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Freitag, 13. Oktober 2006
Frühwarnsystem
Der kleine Kevin ist tot. Ein schrecklicher Fall. Ein tragischer Fall. Wieder einer zu viel.

Eigentlich könnte man meinen, dass so etwas sprachlos machen muss. Tut es nicht. Sofort springen die Geier aus Politik und (Boulevard-)Journaille wie die räudigen Köter auf den Fall.
Das arme Kind ist noch nicht unter der Erde, da wird schon von der Bestrafung der Schuldigen (das ist ausgemacht: Das Jugendamt) schwadroniert und von Frühwarnsystem dahergefaselt und davon geplappert, dass man die Kinder nie wieder außer Aug´ lasse.

Ich möchte an dieser Stelle nicht viel Worte verlieren -der Anlass ist schlimm genug-, aber wer so dermaßen blöd daherschwätzt wie eine gewisse Mutterkreuzministerin, der verdient durchaus eine Antwort:
- Es ist leicht über Mittel zu sprechen, die man weder hat, noch bewilligen muss. Das alles kostet Geld und niemand sagt, wo das beim momentanen Sparkurs herkommen soll. Im Gegenteil: Es wird noch heftiger gespart werden.
- Wer seine Mitarbeiter bei den kommunalen Jugendämtern mit 100 und deutlich mehr Fällen pro Stelle eindeckt, sollte vielleicht wissen, wieviel Zeit dem Mitarbeiter effektiv nach Abzug diverser Termine für das jeweilige Kind in etwa bleibt: Geschätzte 10 Stunden maximal (meine Schätzung).
Pro Jahr wohlgemerkt! Da sind Krankheiten und Urlaubsvertretungen noch nicht drin.


Und so werden sich die Unherren und die Dämlichkeiten aus den eigentlich verantwortlichen Stellen dennoch weiter echauffieren und mit toten Kindern Wahlkampf machen. Man mag das Gehabe und Getue widerlich finden. Kevin war nicht der Letzte.

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Mittwoch, 11. Oktober 2006
Kiffer und Kokser

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Dienstag, 10. Oktober 2006
Liebe Bundesregierung,
die du seinerzeit -damals noch vertreten durch ein sehr spezielles Exemplar, das mittlerweile Gasgeschäfte macht- deine uneingeschränkte Solidarität versichert hast und in eben jener uneingeschränkten Solidarität dich am Abenteuer Afghanistan beteiligt hast...

...ich hätte da die ein oder andere Frage dazu. Aber heut will ich mich kurz halten und darum beschränke ich mich auf eine:

Könnte es sein, dass ihr euch da in eurem Hurrapatriotismus und eurer uneingeschränkten Solidarität ein klein wenig verrannt habt und den ganzen Schlamassel ein wenig unterschätzt habt und euch das alles nun mächtig an die Nieren geht?

Oder wie kann das denn sonst sein, dass weder beim Verteidigungsministerium noch bei der Bundeswehr zu erfahren ist, ob so ein Einsatz eventuell so gefährlich ist, dass da schon Soldaten gefallen sind...
...nu wissen wir ja alle, dass Krieg ein gefährliches und dreckiges Geschäft ist und wir wissen auch aus der Presse, dass es schon Tote gab...

Aber, liebe Bundesregierung, das ist kein Grund 18 (!) tote Soldaten auf euren Seiten totzuschweigen. Die Seiten sind ja ganz drollig, enthalten aber keine Information. Zumindest kaum eine brauchbare.
Doch! Eine! Da wird erklärt, dass es gem. Resolution 1368 erlaubt gewesen sei, Afghanistan zu bekriegen. Tut mir Leid Jungs und Mädels von der Bundeswehrspaßfront (anders lässt sich euer Informationsbestreben kaum interpretieren), aber irgendwie les ich das anders. Auch die UN-Charta les ich anders als ihr...

Allerlei mehr oder weniger uninteressante Inhalte.

Vom eigentlichen Geschehen aber ist nichts zu erfahren. Null, niente, nada. Und da, liebe Bundesregierung, unterscheidest du dich auch nicht von den amerikanischen Blindgängerkollegen, die ähnlich umnachtet umhertappsen.

Aber vielleicht erklärt ja Karl, der Bärenreporter, ob, wann und warum Papi gefallen ist...

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Der Rebell
Helmut Palmer. Im Südwesten ist/war der Mensch bekannt wie ein bunter Hund. Er war berühmt und er war berüchtigt.

Er war einer der urigen und echten Marktbeschicker in Sachen Obst und Gemüse. Vielleicht der echteste und urigste überhaupt. Eigentlich war er Pomologe und Obstbauer. Bekannt und berühmt aber wurde er als Bürgerrechtler und als Mensch, der nicht bereit war, sich wegzuducken. Er war bekannt als der Remstalrebell.

Über 40 Jahre ist er die Wochenmärkte im Südwesten abgetingelt. Wer bei ihm kaufte, kaufte gleichzeitig auch ein ehrliches Produkt. Man musste aber auch vorsichtig sein: Gefäße waren oft selbst mitzubringen. Und wenn dies eine Plastiktüte war, verkaufte er aus Prinzip nichts. Dann konnte man wirklich froh sein, nicht mit einer lautstarken Schimpfkanonade eingedeckt zu werden.

Gut 40 Jahre lang hat er die Politik aufgemischt. Reaktionär. Mit Methoden, die ihn dicht an den persönlichen Ruin gebracht haben. Gegen alle Konventionen hat er gehandelt und schon mal ein herumstehendes Polizeiauto, bei dem der Schlüssel steckte, vor die Stadt gefahren. Oder Akten aus einem Büro mitgehen lassen, um sie unten an der Rezeption wieder abzugeben.

So ziemlich bei jeder Bürgermeisterwahl ist er angetreten. Zum Teil mit beachtlichen Erfolgen. Mitte der 70er-Jahre konnte sein Wahlsieg in Schwäbisch Hall im entscheidenden Wahlgang nur dadurch verhindert werden, indem sich die etablierten Parteien allesamt hinter dem Gegenkandidaten scharten. Palmer erreichte über 40% und unterlag nur äußerst knapp.

Immer wieder wurde er verhaftet. Einmal weil er wegen eines Knöllchens direkt ins bürgermeisterliche Büro von Schorndorf marschierte und den Bürgermeister an der Krawatte packte und diesen mit den Worten (Aussage des Opfers) "Bürschle, jetzt gôhd dr´s an dr Kraga" (Übersetzung: Freundchen, nun geht es dir an den Kragen) zu Boden geworfen haben soll. Palmer bestritt den Vorfall nur in kleineren Details.

Und so hat er einen einsamen Kampf geführt. Für Bürgerrechte, gegen Antisemitismus und Behördenwillkür. Don Quijote gegen die staatlichen (und nicht nur staatlichen) Windmühlen. Hat ohne zu Fragen einfach gemacht. Fremde Obstbäume geschnitten oder als es noch keine Leitplanken an den Straßen gab, selbige einfach selbst versenkt...

Auch wenn ihn viele nicht gemocht haben, weil er sich gegen alle Konventionen auflehnte, wider alle Normen und Hierarchien zu Felde gezogen ist, weil er "gebruddelt" und gestänkert hat, weil er ein "Querulant" war, weil ihm nichts zu peinlich war....das alles haben sie ihm nicht vergessen, nie verziehen. Eine einsame One-Man-Show im Kleinbürgertum.
Aber der Mann hat mehr für die Demokratie getan als der gesamte jetzige Bundestag in seiner bisherigen Legislaturperiode zusammen.

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Montag, 9. Oktober 2006
Schalke, Gasprom und der Gerd
Schalke04 lässt sich demnächst von Gasprom sponsorn.


Und weil der Durchschnittsrevierkumpel wohl kaum den Schriftzug

газпром

lesen kann, könnte man doch gleich das Antlitz des berühmtesten Angestellten aufs Trikot packen. "Acker" vom TuS Talle.

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Samstag, 7. Oktober 2006
Anna
Journalismus ist in einigen Ländern gefährlich. Vor allem in Russland und vor allem dann, wenn man die Wahrheit sagt.

Anna Politkovskaja hat das getan. Und zwar über das dreckigste Kapitel russischer Politik: Tschetschenien.

Jetzt wurde sie ermordet.

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Donnerstag, 5. Oktober 2006
Siemens
Schnellbilanz in Sachen Siemens:

- Handysparte mal schnell dicht machen

- an BenQ verkaufen

- die wiederum: 1 Jahr warten

- Laden dicht machen

- Leute rausschmeissen

- Das Ganze wieder in Taiwan neu aufbauen


Danke, Herr Kleinfeld, damit haben Sie für mich endgültig die Champions League der depperten Manager erreicht und den ohnehin lädierten Siemensschen Ruf weiter ramponiert. Und nu sagense nich, Sie hätten von nix gewusst...

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