Donnerstag, 22. Februar 2007
Hauptsache Bio
Manchmal kann man beim Einkauf die kopfschüttelnden Biojunkies bewundern, die ganz entsetzt zuschauen, wie eine -vermutlich HartzIV empfangende- Dame (oder ein Herr) die Eier aus der Käfighaltung in den Wagen legt. Mit offensichtlich gespielter Empörung, aber ohne einen Piep zu sagen, greifen sie dann in die Box mit den Bio-Freilandeiern.

Das ist ja ganz ehrenwert, wenn einem das Hühnerschicksal nicht egal ist. Vermutlich aber haben diese verwöhnten Hausfrauen, die nach dem Einkauf im Golfcabrio zum Tennis spielen düsen, noch nie versucht, mit 345 Euro einen gesamten Haushalt zu bestreiten.
Leider legen die, ebenso gelangweilten wie verwöhnten, Hühnerfreunde dann auch gleich eine Flasche Vollmilch in den Wagen. Ohne nachzudenken oder nachzufragen, woher denn nun die Milch kommt und wie die Kuh denn überhaupt gehalten wurde. Dasselbe gilt dann auch für den schweineteuren Serranoschinken, der vielleicht von richtig unglücklichen Schweinen stammt.
Das sind die Verbraucher, die ganz begeistert beim nachbarlichen Bauern die Eier mitnehmen, weil die viiieeel besser schmecken, als die aus dem Supermarkt. Es hat sich aber noch keiner gefragt, wo die Eier herkommen, wenn da kein einziges Huhn auf dem Hof rumspringt. (Die Eier stammen übrigens aus dem örtlichen Käfigbetrieb). Und die Milch ist ganz allein deshalb schon besser, weil vom Bauern. Dass die Viecher keine 4 Schritte laufen können, weil sie das aufgrund der Haltung verlernt haben, interessiert dann schon nicht mehr.

Ergo: Wir alle werden verscheissert. Weil wir verscheissert werden wollen und eigentlich gar nicht so genau wissen möchten, wie Produkt XY produziert wird. Mir zumindest geht es manchmal so.

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Ich könnte mich immer kringeln über eine schwer öko-biomäßig bewusste Bekannte, die ihr Obst und Gemüse etc. NUR auf dem Wochenmarkt und damit DIREKT vom Bauern kauft.
Der muss seine eigene Bioland-Milchabfüllanlage genauso haben, wie eine Bananenplantage, eine Ingwerzucht und die besonders frostfeste Himbeersorte, die auch im Winter trägt.
Vom Rest seines "eigenen" Angebots ganz zu schweigen.

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"Wir alle werden verscheissert. Weil wir verscheissert werden wollen"

So ist das. Scheint die Leute aber nicht zu stören. Drum schrub ich schon vor Wochen kassandragleich: Wir haben die Regierung die wir verdienen, wir haben die Lobbyisten, die wir verdienen und wir haben den Klimawandel, den wir verdienen.

An unserer Artikelsynergie könnten wir durchaus noch etwas arbeiten ;o)

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So, nun aber nicht quer auf alles und jeden schießen.
Wenn auch einiges wares dabei ist, aber allen kann ich da nicht zustimmen.

Sicherlich kann man keinen Hartz IV Empfänger einen Vorwurf für die Eierwahl machen. UNd auch bei Leuten mit einem guten Einkommen verurteile ich das nicht.

Einmal davon abgesehen muss man sich auch mal bewusst machen das A Deutschland mehr Eier verbraucht als es Produziert, und zudem die Preise auch bei Bioprodukten nur durch Käfighaltung gehalten werden kann.

Das aber ein Unterschied bei den Produkten da ist, ist ja nicht völlig von der Hand zu weisen.
Ich bin auf dem Lande aufgewachsen mit unseren munteren HÜhnern.
Als ich das erste mal ein "selbst gekauftes" Ei dann gekauft habe, hab ich mich ersteinmal gefragt ob das wirklich vom Huhn kommt weil das Eigelb wenig mit Gelb zu tun hatte.

Und es mag sein das die Supermarktkartoffeln die selben sind wie die die auf dem Wochenmarkt liegen.
Aber auf dem Wochenmarkt kriege ich vernünftige Sieglinde Kartoffeln. Im Supermarkt nicht.

Und wer mir erzählen will das dass kein UNterschied zu zum Beispiel einer Agata macht, der hat seine Geschmacksnerven abstumpfen lassen.

Ich persönlich denke das die wenigstens die Bio-Produkte kaufen dies im Namen der Tiere tun. Da brauch man nicht drüber zu reden.
Aber ich glaube auch nicht das dies die meisten vorgeben.

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An unserer Artikelsynergie könnten wir durchaus noch etwas arbeiten ;o)
Ich werde mich selbstverständlich noch mehr bemühen :-))

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Ja, oft will ich's auch gar nicht so genau wissen.
Manchmal kann man's aber "erahnen":

Vor vier Wochen (Mitte Januar!) auf dem Wochenmarkt, am Gemüsestand, vor mir ein Schnepf. Sagt das Schnepf:"Die Äääärdbäääär - sinn des deitsche?"
Noch Fragen?

Bei uns im Ort gibt's einen Bauern.
Also einen.
Die anderen sind, hmm, "Hobbygärtner"?

Nun bin ich ja überhaupt nicht Bio, und bei Vogelfutter hört für mich der Spaß auf, denn hätte der Herrgott mich als Amsel konzipiert, dann könnte ich fliegen.

Aber neulich waren wir bei dem Bauern, aber nur, weil wir wissen wollten, ob er nicht einen klitzekleinen Acker zu verpachten hat. Hatter leider nicht.
Dieser Bauer baut Kühe an, und zwar Fleischkühe.
Und die Oma, die auf dem Hof die Hosen anhat, hat gefragt, ob wir nicht auch Fleisch wollen. Nun dacht' ich erstmal: Wohin mit einer halben Kuh?
Aber - ganz zeitgemäß - bekommt man da jetzt schon Einheiten ab 5kg. Da ist dann bisschen Gulasch, bisschen Braten, bisschen Suppenfleisch, paar Steaks usw. dabei.

Kann man mal probieren, dacht' ich, wenn's nicht schmeckt, bekommt's demnächst irgendein "lieber" Besuch ;-)

Also hab' ich letzten Freitag die 5 Kilo abgeholt, und gestern das erste mal was davon gemacht.
Hochgradig erstaunlich: Das Fleisch in der Pfanne wurde beim Braten nicht weniger.
Noch erstaunlicher: Der Geschmack.
Ich hatte zwei Rouladen und daraus hat ich so 'ne Art Geschnetzeltes gemacht, das kam in so einen indischen Ganzscharfreis-Mix. Also das Fleisch war "butterzart".
Und mein Rindfleisch kauf' ich jetzt nur noch dort.
Aber nicht, weil das "Bio"-Rinder sind, die das ganze Jahr draußen stehen und nur frisches Grünzeug fressen oder weil ich die Kühe auf dem Weg zum Bäcker streicheln kann.
Sondern weil das Kilo nur 6,60 kostet (wenn man ab einer Viertel Kuh nimmt, kostet das Kilo nur noch 5,00 EUR, das nenn' ich "verbraucherfreundlich", okay, abpacken muß man's selber zu Hause...) - da kann kein Supermarkt mithalten.

Übrigens: Oft sind es die, die so viel Wert auf Bio-Eier legen, die dann aber den Nachbarn verklagen, weil sein Gockel auch sonntags um halb sechs kräht. Das ist so einer, in der Regel frisch zugezogenen, gepeinigten Büro-Seele natürlich nicht zuzumuten.

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Gerade und vor allem in Sachen Fleisch lohnt es wirklich, auf Qualität zu achten. Ein hochgezüchtetes Billigstprodukt aus dem Discounter enthält wenig Fleisch, aber viel Antibiotika und Wasser und deshalb zutzelt das in der Pfanne dann auf die halbe Größe zusammen...
Ich will auch nicht generell auf "Bio" eindreschen, das hat Sinn und Zweck und ist gut. Ist eher die Verbrauchermentalität hochtoupierter Dummschnepfen (die im Januar deutsche Bräschdleng kaufen)

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"Verbrauchermentalität" scheint mir genau das richtige Stichwort.

Während man früher "Bio" zwangsläufig mit bärtigen Ganzjahresbirkenstockträgern in Fischerhemd und Palästinensertuch assoziiert hat, fällt mir in letzter Zeit zunehmend auf, daß die Hauptklientel eben jene toupierten Schnepfen sind.
Vielleicht habe ich deswegen so ein großes "Aber" vor allem, was "Bio" ist - obwohl man diesen Leuten vielleicht ganz furchtbar Unrecht tut, denn während sie sich gedanklich schon auf den Nachmittagstermin in "Jacky's Nagelstudio" einstimmen, ist es vermutlich zuviel verlangt, daß diese Leute auch noch darüber sinnieren sollen, wann denn genau erdbeerzeit ist. Dennoch werfe ich mich ungern mit solchem Volk in einen Topf.

@almet
Also mein Supermarkt hat regelmäßig deutsche Sieglinden, und die kauf' ich nunmal lieber, als irgendwelche zypriotischen Kartoffeln, von denen mir die Tante auf dem Markt eben nur "fest" oder "mehlig" sagen kann, aber nicht mal genau weiß, welche Sorte sie da im Detail verkauft (Zitat:"Die sind wie Sieglinde..." - Ja, zur Hölle, ich will keine "Wiesieglinde", ich will Sieglinde, ohne "wie"...)

Dann kauf' ich lieber mal deutsche Marabel oder was, was ich halt kenne, und zwar nicht, weil ich mir einbilde, daß deutsches Gemüse besser wäre, als zypriotisches - aber weil ich es einen Irrsinn finde, quer durch Europa gefahrene Sachen zu kaufen, die's im Prinzip auch hier vor der Haustüre gibt.

Ich bemühe mich seit einiger Zeit, mehr nach der Saison zu kochen - zugegeben, fällt mir nicht immer leicht, weil ich auch mal Gelüste auf was "außer der Reihe" habe, und im Winter ist das Angebot an Heimischem eben schmaler.
Ich versuch' mir dann vor Augen zu führen, daß mich diese Heidelbeeren im Februar auch nur anmachen, weil sie da gerade 'rumstehen.

Auf der anderen Seite haben meine Uromas aber auch ihre Blagen satt bekommen, ohne argentinische Paprika, und ich habe seither sehr spaßige Dinge entdeckt, die ich vor 10 Jahren bestimmt nicht gekocht hätte. Mangold, zum Beispiel, Spitzkohl, Wirsing, und ich bin selbst erstaunt, was man nicht alles aus Blumenkohl machen kann.

Egal, ich will niemanden bekehren, und es hat ja auch nicht jeder die Zeit, sich stundenlang in die Küche zu stellen - bei vielen muß es halt schnell gehen, und die sind dann eingeschränkt.

Aber deutsche Preschdln Erdbeeren im Januar - braucht man das wirklich? Ich nicht. Das verleidet mir nämlich die Gelüste für meine eigene Erdbeerzeit, wenn der Unschwiegervater wieder dreimal die Woche anruft, und fragt, ob ich nicht vorbeikomm', im Garten paar Erdbeer, Quetschen, Paprika, Zucchini, Pepperoni und, vor allem, Petersilie(!) "abzumachen"...

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@petersilie: Mein Kartoffelstand auf dem Mark ist hervorragend und die verkäufer wissen zum Glück wovon sie reden.
Aber du hast recht, wenn man Sieglinde will, darfs kein "wie Sieglinde" sein. ;)

Ansonsten kenne ich es auch nicht anders als meistens Saisong Orientiert zu Essen.
Hab ich von meinen Eltern die es seit je her so gemacht haben.
Was ja auch durchaus Sinn hat.

Um so großer ist dann auch die Vorfreude auf die frischen Erdbeeren und Spargel jedes Jahr.
Wobei mir einfällt, das es ja schon bald wieder soweit ist. :)

Und guten Käse gibts ja das ganze Jahr über.... ;)

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