Freitag, 11. April 2008
Kandidaten
Im amerikanischen (Vor-)Wahlkampf konzentriert sich alles auf Barack und Hillary und dann noch ein bißchen auf John. Das ist sehr bedauerlich, weil neben den beiden großen Parteien auch weitere Parteien und Einzelkandidaten antreten. Ralph Nader ist wohl der bekannteste davon. Aber bei weitem nicht der skurrilste:

Beispielsweise tritt die Prohibition Party an, die gleichzeitig so vehemente Alkoholgegner sind, wie sie bibeltreu sind. Und weil in der Bibel halt doch der Wein vorkommt, hat man sich in einem langen Aufsatz bemüht, aufzuzeigen, dass das doch irgendwie antialkoholisch gewesen sein muss.

Die Socialist Workers Party hingegen hätte gerne sowas wie die Sowjetischen Staaten von Amerika, nimmt das aber wohl eher von der humoristischen Seite, weil deren Spitzenkandidat selbst bei einer Mehrheit nicht Präsident werden könnte: Er ist weder in den USA geboren, noch hat er die US-Staatsangehörigkeit.

Und weil in den USA alles, aber wirklich alles, vertreten sein muss, gibt es selbstverständlich auch das Nazipack, das sehr ungeniert mitsamt Hakenkreuz antritt.


Sie dachten schon, das sei völlig durchgeknallt? Dann wird es jetzt aber richtig wild:

- Jack Grimes von der United Fascist Union präsentiert sich als römischer Zenturio (oder dergleichen), verspricht die Abschaffung des Papiergelds, die Errichtung einer weltweiten Diktatur und das alles anhand eines Mixes aus Benito Mussolini und Saddam Hussein.

- Frank Moore, Performance Artist, möchte Marihuana legalisieren, Tabak hingegen soll es nur noch auf Rezept geben. Zusätzlich wird das komplette Zinssystem abgeschafft, der Militäretat halbiert und der Wahltag zum Nationalfeiertag.

- Und dann gibt es noch Jonathon "The Impaler" Sharke von der Vampyres, Witches and Pagans Party. Der Mann ist Boxer, Wrestler und hauptamtlich Satanist. Er möchte gerne Mekka dem Erdboden gleichmachen und weil ihm mal die Polizei von Los Angeles wegen Stalking und Belästigung hinterher war, verspricht er die Exekution aller dortiger Beamter. Überhaupt: Indianer sind Terroristen und Kommunisten.

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Demokratie ist eine unterhaltsame Sache - wirklich. Da stimmt es einen traurig, dass derartige Parteilein meist nur eine kurze Existenz am unteren Prozentspektrum beschienen ist. Auch in Deutschland geben immer mehr graue, violette und arbeitsscheue Biertrinkhüpfer auf. Also hopp! Gründet gefälligst mal wieder ein paar nette Parteien und lasst euch nicht immer so leichtfertig einweisen, sedieren und fixieren, Bekloppte dieser Welt! (jetzt ist mir doch bei dieser Zeile glatt mein Me…er Teebeutel explodiert)

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Leider hat sich ja die Naturgesetzpartei bei uns aufgelöst (so ca. Sekunde 30):

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"Negativität in der Gesellschaft" ... Gott, die haben mich als Feindbild!
A Propos Feindbilder ... manche Kleinparteien sollten sich, trotz Unterhaltungswert, vielleicht doch auflösen.

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Huiuiui - da sind unsere Skurril-Parteien ja nix dagegen.

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Ich bin ein bisschen geschockt. Muss man drüben also als "Partei" nicht zwingend verfassungskonforme Ziele verfolgen, nein?

Naja ich hab ja Langnese gewählt...

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Verfassungskonforme Ziele muß man hierzulande auch nicht verfolgen. Ich erinnere da nur an Herrn Schäuble der keine Bedenken hat, die Verfassung umzuschreiben, wenn sie mit seinen Überwachungsphantasien nicht übereinstimmt.

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Die Amerikaner nehmen das mit dem in der Verfassung garantierten Recht auf freie Rede halt noch etwas ernster als wir hier und halten von Zensur auch nicht viel, selbst wenn sich bunte Sonnenrädchen drehen... Ambivalent halt. Aber ich denke auch, eine Demokratie sollte auch Idioten aushalten - wenn auch nicht unbedingt haushalten...

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