Sonntag, 6. April 2008
Moskau
Moskau war für mich irgendwie eine kleine Enttäuschung. Nur ne kleine. Gut, ich hatte mir das vielleicht irgendwie toller und schöner vorgestellt und gut, ich kam mit dem Nachtzug direkt aus St.Petersburg und da hat es dann auch Moskau schwer, zumal im Dauerregen (contra blauen Petersburger Winterhimmel und der Erkenntnis, dass gegen "Peter" so schnell nix wird anstinken können). Aber irgendwie: Roter Platz und Kreml und all das.....und dann? Gut, OK, Arbat, die Fußgängerzone. Nett. Aber nicht der Brüller. Zumindest nicht im spätwinterlichen Dauerregen. Und dann gingen mir irgendwann die Sehenswürdigkeiten aus, zumal Moskau eine extrem fußgängerfeindliche Stadt ist....Trotzdem: Moskau litt bei meinem Besuch unterm Wetter und unter den Petersburger Impressionen. Moskau ist zwar ein Moloch, aber immerhin ein irgendwie sympathischer Moloch. Daher: Ruhig mal hinfahren, weil: Alle anderen, die ich später mal getroffen habe, haben in Moskau begonnen und fanden das einigermaßen toll.


Moskwa und Kreml

Hier liegt dieser Wladimir Illjitsch Uljanow als Wachspuppe, mittlerweile beschützt vor Öffentlichkeit

Kreml inside, veryvery close to Putin

BasilikumsBasiliuskathedrale

Kaufhaus GUM (es gibt in Russland übrigens auch noch mehrfach ZUM und BUM)

Kunst a la Moskau: Wir kopieren Christo

Fraglos ein Höhepunkt sind die allerschönsten U-Bahn-Stationen der Welt. Das konnten wirklich nur die Sowjets und ich bin geneigt, diese Stationen für den einzig positiven Punkt des versuchten praktizierten Kommunismus zu halten.



In diesem sehr edlen Ladenbetrieb gibt es alles. Wirklich alles.

Eine sehr schöne Moskauer Idee besteht darin, Pflastersteine an Interessenten zu verhökern. Das ermöglicht denjenigen, die drüberschlendern, sehr interessante Betrachtungen und Einblicke. Nicht minder interessant, aber leider durch Grafitti entstellt, ist die Mauer des Friedens....(einen der Sprüche hab ich mir gemerkt: It´s better to have a bad peace than having a good war)


... comment

 
sieht alles sehr gepflegt aus. gar keine armen asozialen gesehen?
wie ist denn die mentalität und der charakter der leute so? freundlich-aufgeschlossen oder eher grimmig? (ich kann russen echt nicht einschätzen, die hiesigen jedenfalls kommen mir immer vor, als würden sie uns deutschen am liebsten eine reinhauen).

... link  

 
Ooooh doch. Leid und Elend en masse: Vor allem in der U-Bahn in St.Petersburg und Moskau. In Russland lässt sichs vermutlich ordentlich leben, solange man nicht alt, krank oder arm ist. Durch die U-Bahn-Waggons bewegen sich dann diejenigen, die Putin doch lieber nicht an der Oberfläche sehen will: Tschetschenien-Veteranen, sehr häufig amputiert und schon beinahe entmenschlichte Wesen, weil sie mir psychotisch vorkamen (betrunken zwar auch, aber das kann nicht alles gewesen sein).

Speziell die Moskowiter fand ich teilweise etwas, naja, seltsam. Manchmal arrogant, teils rücksichtslos (in der Rushhour funktioniert U-Bahn fahren eher mäßig, weil man mitsamt einem Pulk aus dem Waggon befördert wird und wenn man nicht rechtzeitig den einströmenden Pulk erwischt, ist man raus und wartet auf den nächsten Zug). Die Petersburger waren etwas entspannter. Fand ich.
Sehr unterhaltsam wurde es dann aber weiter im Osten. Da wurden die Menschen immer aufgeschlossener, hilfsbereiter, interessierter (klar, da laufen auch weniger Touristen rum und man ist der Exot schlechthin) und irgendwie auch lässiger (in Moskau würde sich vermutlich niemand die Mühe machen, einem ahnungslosen Touri mit der Speisekarte zu helfen, in Sibirien aber sehr wohl). Und sie sind sehr gastfreundlich (ich habe mehrere sehr spontane Einladungen gekriegt zu allem möglichen: Schnaps, Essen, Wohnen).
Aber sie halten diese Transsib-Touristen wohl durchgängig für durchgeknallte Spinner. Sie können kaum verstehen, weshalb jemand freiwillig (und auch noch dafür zahlt) sich eine solche Tour antut...

... link  


... comment
 
schad das ich das DDR-Schulbuch vor ein paar Jahren verloren hab bei nem Umzug. Dort wurde bereits ab der 2. Klasse von der Schönheit und Pracht Moskaus geschwärmt. Insbesondere vom GUM und den U-Bahnstationen. Das rot-blaue auf dem U-Bahnstationen-Foto, ist das eine Notrufsäule? Wirkt so deplatziert.
Ansonsten schließe ich mich den Fragen des Vorkommentierers mal an. Würd mich echt mal interessieren wie die Mentalität der Großstädter dort ist.
Willkommen zurück übrigens *wink*

... link  

 
Ich glaub, das blau-rote ist ein Hinweis auf eine andere U-Bahnlinie. Und ja: Die Stationen der U-Bahn sind teilweise (aber auch nicht immer) wirklich sehr schön bis prächtig und ja, das GUM ist wirklich schön und riesengroß....
*zurückwink

... link  


... comment
 
Hach, Россия.... du weißt, daß ich dich heftig beneide, aber sowas von...

... link  

 
Ich meinte es zu erahnen....Du warst bereits dort?

... link  


... comment
 
Haste auch Wladimir Iljitsch gesehen?

... link  

 
Hätt ich ja gern, aber der wollte nicht gesehen werden. Die ham keinen reingelassen.
Aber Mao hab ich gesehen....Mannomann, der sieht mal aus...

... link  

 
Du Sack! Das machst du mit Absicht. Ich bin neidisch!

... link  

 
Zurecht, Mr. cab. Zurecht....:-)
Allerdings sah Mao etwas seltsam aus. Irgendwie müssen die beim einbalsamieren mächtig geschlampt haben. Der hat ne Rübe knallorange wie ne Orange. Oder es is ne Wachspuppe und die hatten nur orangene Plaste zur Verfügung.

... link  

 
Ich fand Lenin damals aber auch ziemlich quittegelb, als wir ihn 1984 mit der Schulklasse besuchten. Als ich das mal vier Jahre zu einem russischen Freund am Telefon sagte, wurde zur Strafe sofort die Leitung unterbrochen.

Damals gab es übrigens endlos lange Schlangen vor dem Mausoleum, als Touri wurde man dann irgendwo in die Mitte der Schlange eingeschleust und stand dann nur anderthalb statt drei und mehr Stunden. Vor dem Mausoleum wurde man von den Wachsoldaten abgeklopft, ob man vielleicht heimlich eine Kamera dabei hat und innen fotografieren will. Drinnen wurde man ziemlich schnell an seinem Schneewittchensarg vorbeigescheucht. Auf der anderen Seite an der Kremlmauer liegt dann Stalin, den hatten sie ja aus dem Mausoleum herausgeschmissen. Gibt es eigentlich noch den Wachwechsel mit Stechschritt vor dem Mausoleum?

In der Basiliuskathedrale waren wir leider nicht, die hatte damals geschlossen.

Man sollte tatsächlich zuerst Moskau besuchen, wenn man auch nach St. Petersburg will. Im März und im August 1990 war ich nochmals in beiden Städten. Da gab es auch in dem feinen Laden sehr wenig zu kaufen. An der Rücksichtslosigkeit der Einheimischen in der Öffentlichkeit scheint sich aber nichts geändert zu haben. Das war damals auch schon so, dass das Schmiermittel der allgemeinen Höflichkeit fehlte. Im privaten Umgang sind sie aber ganz anders, höflich und zuvorkommend und sehr gastfreundlich. Gerade als Westdeutscher war man ein sehr gesuchter Gesprächspartner, zum Leidwesen mancher Ostdeutscher, denen man nicht dasselbe Interesse entgegenbrachte. Das waren halt nur die Genossen dawaij, dawaij, rabotajet, die fand man nicht so spannend.

... link  

 
Entgegen aller Schilder war leider das Gesamtgelände abgesperrt, also: Kein Lenin und auch keine Gräber an der Kremlmauer. Überhaupt scheints mittlerweile ziemlich eingeschränkte Besichtigungszeiten zu geben (3 Stunden am Tag). Vor dem Mausoleum gabs keinen Wachwechsel, da standen die Soldaten eher locker rum. Dafür gibts "um die Ecke" an dieser ewigen Flamme stündlich einen Wachwechsel.

In der Kathedrale war ich. Dies ist von innen kleiner als man denkt und auch nicht so wirklich richtig spektakulär (gut, vielleicht wird man dieser Gold- und Ikonenstimmung in russischen Kirchen irgendwann mal überdrüssig): Sehr kleine Räume und irgendwie etwas "piccolo". Schöne Malereien, aber verglichen mit den Kirchen im Kreml dann doch sehr unspektakulär....
Ich hab für Sie noch Bilder angehängt...(Wachwechsel anner Kremlmauer und 2 Mal inside Basilius):



... link  

 
Vielen Dank! Wir haben uns immer im Stillen gewundert, dass die sich überhaupt noch bewegen konnten, nachdem sie stundenlang völlig regungslos in der Kälte vor dem Mausoleum standen, und dann noch die Beine im Stechschritt in die Luft warfen.

War das eigentlich in der Basiliuskathedrale, wo die einst so ein ewiges Pendel hatten, das der Gegenbeweis zu Gott sein sollte?

... link  

 
Aber sehr gerne doch....mittlerweile stehen die an der Stelle noch eine Stunde, was aber -regungslos- auch wirklich nicht lustig ist (zumindest, wenn ich mir das so vorstell).

Ewiges Pendel.....also ich kenn ein Foucaultsches Pendel irgendwo in Polen/ Masuren (Frombork?), das man zwecks Kopernikus dort aufgestellt hat. Ich kann mir aber schwer vorstellen, dass man in der Basilius gependelt hat. Ich glaube, der Platz wäre zu klein (also wenn ich nun meine "polnische Erfahrung" mit dem Platzangebot dort vergleiche). Nur mal nebenbei: Der Gegenbeweis zu Gott wird in einer Kirche installiert? Ich lasse mich aber gern eines besseren belehren.....

... link  

 
Ich kenne diese Geschichte auch nur vom Hörensagen. Es war aber auf jeden Fall eine zum "Museum" umfunktionierte Kirche und man wählte seitens des sozialistischen Staates den Ort ganz bewusst.

... link  

 
Hhhmmmm...dafür spricht zumindest, dass Basilius mehr Museum denn Kirche ist. Ich weiß nicht, ob da überhaupt noch Gottesdienste stattfinden, würde aber eher zu "nein" tendieren. In fast allen russischen Kirchen ist komplettes Foto-Verbot (Basilius ausgenommen)....daher wohl eher Sehenswürdigkeit als Heiligkeit.....leider weiß ich nicht wirklich weiter....tut mir Leid....

... link  

 
In den Weiten des Netzes las ich eben irgendwo, dass dort sogar wieder ab und an Gottesdienste gehalten würden.

... link  

 
Toll. Echt.
Sie schaffen es, mich dafür zu interessieren....

... link  


... comment