Samstag, 11. September 2010
Stuttgart und das Lügenpack
Im Grunde bin ich ein einigermaßen ruhiger Bürger. Ich zünde keine Autos an und verprügele auch keine Polizisten. Eigentlich gehe ich auch höchst selten auf Demonstrationen. Mal gegen ein Schulungszentrum der NPD, dann mal als Fischer hier war ("Mörder, Mörder"), Scharping war mal dran ("Rotkohl, Rotkohl") und dann Kohl selbst, der angesichts einer trillernden Meute völlig entgeistert rief, was wir denn nur für Eltern hätten, woraufhin ihm ein Megaphon -ihn duzend- entgegenbrüllte, dass die ihn doch wählten und noch hinzufügte, dass er ein rektales Ausscheidungsorgan sei und mein Nebenmann von einem abgewrackten BDM-Mädel einer alten Dame unter den Worten "dich hätte man ins KZ gebracht" tätlich angegangen wurde.
Hin und wieder kriegen Volksvertreter Post von mir (bestimmt, aber höflich), aber ich wäre weit entfernt davon, als Dauerdemonstrationsreisender durchzugehen. Vermutlich würden viele von mir sagen, dass ich interessiert aber genauso desillusioniert bin. Ich verfolge das Ganze einigermaßen interessiert, aber ich bin nicht wirklich aktiv und strebe auch nicht nach einer aktiveren Rolle.

Ich bin damit wahrscheinlich sowas wie der Prototyp eines Großteils des Völkchens hier. Den meisten gehts einigermaßen gut und deshalb ist die Bereitschaft transparentepräsentierend durch Straßen zu ziehen eher nicht ganz so hoch. Hinzu kommt, dass es häufig zu einem Allparteienkonsens kommt, zumindest in den wichtigeren Fragen. Oder anders gesagt: Häufig war es so, dass die Interessen vieler berücksichtigt wurden, der allgemeine Lebensstandard passabel hoch, das Völkchen deshalb mehr oder minder zufrieden und damit gab es wenig Grund, Steine durch die Gegend zu schmeißen oder den Regierungssitz zu belagern.



In letzter Zeit haben wohl einige diese -nie abgesprochene- Stillhalterei dahingehend interpretiert, dass der Durchschnittsbürger hier sich vermeintlich nicht so wirklich dafür interessiert, was die Großkopferten machen, nachdem sie nun seit fast 60 Jahren ununterbrochen das Land regieren dürfen. Mal taten sie es alleine, mal gemeinsam mit dem Juniorpartner, der dieses Bundesland als sein angestammtes Urland betrachtet.

Sie irrten.

Sie haben nicht damit gerechnet, dass es hier noch Sturköpfe gibt. Ein paar. Ein paar, die nicht über sich hinweg regieren lassen möchten. Einige, die sich nicht sofort instrumentalisieren lassen, aber denen es doch irgendwann mal zuviel ist. Sturköpfe halt. Dafür dann aber richtige Sturköpfe. Es gibt Menschen, die halten auch mich für einen dieser Sturköpfe. Im Prinzip sind es geduldige Sturköpfe. Es braucht einiges bis sich diese Sturköpfe aufregen, aber wenn sie sich aufregen, dann regen sie sich auf und zwar richtig und dann legt man sich auch besser nicht mit ihnen an. Stur allein wäre noch nicht weiter dramatisch, wenn es nicht einher ginge mit zwei Dingen:

a) Einer mindestens marginal ausgeprägten Fähigkeit mathematische Aufgabenstellungen einigermaßen zu erkennen, vor allem dann, wenn es um Geld geht, hierbei vornehmlich um das eigene, und

b) dem dringenden Wunsch ernstgenommen zu werden, nachdem hierzulande über Jahrhunderte über Untertanen hinwegbestimmt wurde und diese Tradition irgendwann mal ein Ende haben muss.

Beides ist grade nicht der Fall...

Deshalb dreht der Wind hier momentan sehr dramatisch. Weil irgendwann mal zuviel ist, was zuviel ist. Erst weigerten sie sich, Steuerhinterzieher-CDs zu kaufen, womit die schwarz-gelbe Landesregierung selbst unter ihresgleichen völlig singulär stand, dann hat der Atom-Mappus in eben der Atom-Frage eine Position bezogen bei der man sich fragt, ob er schon einen Aufsichtsratsposten bei einem Energieversorger innehat oder diesen erst noch anstrebt und jetzt kam noch Stuttgart21 mitsamt explodierten Kosten, unterschlagenen Expertisen, Pöstlesgeschacher, Kommunikationsdebakel, abgelehntem Bürgerbegehren und dem Gebaren eines nichtganzlegalen italienischen Gangstervereins seitens der Betreiber des Projekts obendrauf.



Zuviel. Zuviel auf einmal. Vor sieben Monaten noch hatte Schwarz-Gelb eine recht satte Mehrheit. Mittlerweile stehen die Zeichen nicht nur auf Sturm sondern auf Orkan Wexxel. Würde diesen Sonntag gewählt, Baden-Württemberg hätte mit ziemlicher Sicherheit den allerersten grünen Ministerpräsidenten Deutschlands.

Spätestens jetzt sollte wohl auch dem blindesten Repräsentanten aufgegangen sein, was für eine Stimmung hier grade herrscht. Das aber kam bisher wohl eher nicht so richtig an, weshalb man nun diesen Blinden dadurch näher kommt, indem man darauf hofft, dass das Hörorgan etwas besser trainiert ist und es somit etwas lauter wird und das schon lange nicht mehr nur in Stuttgart selbst. Aber bisher mindestens sind die Blinden auch noch taub. Sonst käme eine amtierende Verkehrsministerin wohl kaum dazu, die Grünen vor laufenden Kameras aufzufordern, endlich den Rechtsstaat anzuerkennen (und sie meinte nicht "rechtsstaatliche Beschlüsse" oder ähnliches, sie meinte wirklich den Rechtsstaat als solchen). Sonst kämen sie nicht mit dem Hinweis, dass 1,3 Millionen Unterschriften für einen Volksentscheid reichten (Zeit hierzu: 2 Wochen, faktisch also: nicht umsetzbar). Sonst schlössen sich die Verantwortlichen nicht ein und kommunizierten nur noch via Pressemitteilung oder machten sich gleich ganz aus dem Staub.



Im Prinzip geht es schon lange nicht mehr nur um einen Bahnhof. Der ist vielleicht noch Symbol. Mehr geht es um die Mentalität derer, die da hocken und die noch immer so tun, als hätten sie es mit Untertanen zu tun und die Regierungsgewalt für dauerhaft gottgegeben halten.

Dabei sind dieses Mal nicht die üblichen Verdächtigen unterwegs. Es sind nicht die Jesuslatschen und es ist auch nicht der schwarze Block, die da marschieren. Es ist der demographische Querschnitt. Und es sind Mittsiebziger, mithin CDU-Klientel, die am lautesten "Lügenpack" schreien.

Es heißt, alle Staatsgewalt ginge vom Volke aus. In diesem Fall möchte man als Ergänzung anfügen: ...und sie kehrte nie zurück...

Sie sollten sich fragen, was in diesem Land falsch läuft, wenn (lt. Polizei) jeder Zwanzigste in der Stadt auf die Straße geht (jeder Zehnte lt. Veranstalter). Und das nun schon seit Wochen und zweimalig die Woche. Ende nicht absehbar. Es wird weitergehen.

Im Oktober wollen sie Bäume fällen. Es wird eskalieren.



Kurz: Es ist Aufruhr hier und sie haben es noch immer nicht verstanden. Nicht verstanden, dass es einigen vielen wirklich ernst ist. Vielleicht kapieren sie es in einem halben Jahr. Am 27. März 2011 sind Landtagswahlen. Noch sagen sie, dass es dann nicht mehr um Stuttgart21 ginge sondern um Bildungspolitik. Sie haben -wie gesagt- nichts verstanden. Überhaupt nichts. Wenn bis dahin nichts entgegenkommendes passiert ist....ich würde sagen, dass dann die Rechnung kommt. Sie wird ihnen überhaupt nicht passen. Einer muss dann gehen -die oder ich- und ich bleib hier. Ich bin stur.

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Donnerstag, 9. September 2010
Zarendörfchen
Zarskoe Selo ist das Zarendörfchen irgendwo jenseits der ehemaligen Frontlinie des Zweiten Weltkriegs. Eigentlich heißt Zarskoe Selo heutzutage Puschkin -benannt nach dem Schriftsteller, der so bescheuert war, sich in einem Duell erschießen zu lassen. Trotzdem hätten einige die Bezeichnung Zarskoe Selo wieder gerne für die gesamte Stadt und nicht nur für den Park mit den Schloss. Und um die Verwirrung noch komplett zu machen: Der Bahnhof von Puschkin aka Zarskoe Selo heißt weder Puschkin noch Zarskoe Selo sondern Detskoe Selo.



Hier stehen ein paar Paläste rum. So viele, dass man sie gar nicht alle aufzählen kann. Der Park dazu ist ziemlich riesig und man kann von hier aus auch gleich nach Pawlowsk weiterwandern, wo die näxxten Prunkdinger rumstehen. Aber wie schon in Peterhof: Irgendwann ist Overkill.



Um Sie und mich nicht allzu sehr mit viel zu vielen Palästen zu langweilen, ersparen wir uns ein paar der Bauten und bleiben beim Hauptwerk und das ist der Katharinenpalast. 800 Meter Schlossfront und damit in Gänze praktisch unfotografierbar oder nur mit Fisheye, aber das schleifte ich zwar einmal quer durch Russland, machte aber nicht ein einziges Foto damit.

Im Katharinenpalast steht -"neuerdings"- wieder das Bernsteinzimmer und das ist großartig, man darf es aber nicht fotografieren, weshalb es hier jetzt keine Fotos gibt, die hatte ich beim letzten Mal bereits in etwas entspannterer Atmosphäre geschossen.



Wenn Sie den Plunder und die ganze Verschwendungssucht mal selbst anschauen möchten: Kommen Sie besser im Winter. Weil da
1.) der Park keinen Eintritt kostet,
2.) Sie keine Dreiviertelstunde am Einlass warten,
3.) Sie das ganze Schloss sehen und nicht nur die Hälfte und das zum gleichen Preis,
4.) alles etwas entspannter und langsamer vonstatten geht und
5.) fototechnisch nicht so viele Leute rumhampeln und Sie auch mal Fotos hinkriegen werden ohne 15 Leute im Sucher zu haben.



Ich frage mich ja: Wieviele Zahnfüllungen hätte das ganze Goldgeglitzer eigentlich ergeben?





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Montag, 6. September 2010
Ich bild mir meine Meinung
Ich glaube ja, in der Redaktion dieses Boulevardblatts schlagen sie grade einen Salto nach dem anderen. Die etwas cleveren da -so es die dort überhaupt geben kann- schlagen sich wahrscheinlich den halben Tag auf die Schenkel. Erstmal haben sie Alice Schwarzer verpflichtet, die dort jetzt eine Kolumne zum Kachelmannprozess schreibt und erstmal lange erklären muss, warum sie das ausgerechnet bei den Springers tut. Weil nämlich das Vierbuchstabenblatt, das nicht "Zeit" oder "Welt" heißt und deren Inhalt sich in der Regel mit einem deftigeren Wort für Fäkalien zusammenfassen lässt sowas wie der letzte Hort der Meinungsfreiheit sei. Nur dort und wirklich nur dort ist es möglich unvoreingenommen die Opfersicht zu vertreten und die anderen Blätter sind ja ohnehin alle befangen, was auf einen eklatanten Logikfehler von Alice schließen lässt, weil sie mit der Parteinahme für die Opferseite automatisch auch irgendwie befangen sein muss.
Aber gut. Wenn die Redaktion richtig fies ist, dann bringen sie die Kolumne direkt neben diesen nackten Mädels ("Mandy, 19: So schön kann Plattenbau sein" oder "Bademeisterin Janine (100-60-90): Ich liebe es feucht"). Daneben dann eine Dauergrinse-Alice mit der Schlagzeile "So geht man mit Frauen nicht um".

Hort der Meinungsfreiheit. Deshalb sprangen sie auch schnell noch auf den Sarrazinzug auf. Eine neue Ikone und dann auch noch von der SPD. Wenn das der Axel noch miterleben hätte dürfen. Wahrscheinlich sind die Sarrazin´schen Thesen der Leserschaft so plausibel zu vermitteln. Einfach gestrickt will ebensolche Lösungen. Ich bin ja kurz davor, so eine Art Sarrazinmodulator erfinden zu wollen. Sollte nicht so schwer sein. Die Masche ist einfach: Nehmense sich irgendwelche Zahlen und Statistiken. Beispielsweise sowas wie diesen Artikel hier. Da drin steht, dass bei jedem 11. Paar die Frau besser ausgebildet ist und bei jedem 3. Paar der Mann. Sarrazinesk schlussgefolgert kann das ja wohl nur heißen, dass Frauen dümmer sind als Männer und weil ja im Grundgesetz steht, dass Männer und Frauen gleich sind, kann das ja wohl auch nur heißen, dass das genetisch determiniert sein muss. Gebt mir Zahlen, gebt mir die steilsten Thesen. Ich weise auch gerne nach, dass Peruaner von Meerschweinchen abstammen, die Zahlen über den peruanischen Verzehr der Viecher verglichen mit dem deutschen Verzehr derselbigen können überhaupt nicht irren.

Aber zurück zu dieser Redaktion. "Das muss man ja mal sagen dürfen" schrie es mir neulich in der Tankstelle in Buchstabengröße 56 etwa entgegen. Da haben sie Recht. Ich finde, die Dummsabbelredaktion gehört in ihrer Gesamtheit wegen sinnloser Umweltzerstörung (die Bäume, die täglich für das Scheißblatt sterben müssen!) zwanzig Jahre zur Wiederaufforstung in einen sibirischen Gulag dazu verdonnert gemeinnützige Arbeit zu leisten.
Das muss man mal sagen dürfen.

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Sonntag, 5. September 2010
Berta Banane.




...noch so´n nie veröffentliches Ding aus Bonas Kritzlbüchern...

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Donnerstag, 2. September 2010
Петергоф
Jetzt gehts weiter mit der Sommerrusslandreise und wir landen nun in Peterhof. Das hatte ich noch nicht gesehen. Peterhof ist eine der berühmtesten Schlossanlagen in und um St. Petersburg und es gibt wirklich sehr viele Schlösser in und um St. Petersburg. Berühmt wohl hauptsächlich weniger des Schlosses wegen sondern eher der Kaskaden und Wasserspiele wegen, was auch erklärt, weshalb ich das im Winter gemieden habe. Im Grunde ist der Park interessant (okay, das Schloss wohl wahrscheinlich auch, aber irgendwann mal hat man genug Schlösser von innen gesehen und dann tritt der Übersättigungseffekt ein).



Lustig ist schon die Anreise. Die kann man -billig- mit einer Uraltbahn machen oder etwas teurer und komfortabler mit Tragflächenbooten über die Newa und den Finnischen Meerbusen. Bei letzterem erzählen sie einem, dass man am Horizont Finnland sehen könne, was aber hochgradig gelogen ist.



Angeblich haben sie das Gelände fein säuberlich ausgesucht. Einen Hügel wollten sie haben und er sollte am Meer liegen und ich glaube ja, dass schon die Hügelsuche in der St. Petersburger Gegend ziemlich langwierig werden kann, weil das dort so topfeben ist wie es nur topfeben sein kann. Sollte dort je mal die Tour de France starten: Es wird eine superflache Flachetappe mit Massensprint.
Andererseits: Vermutlich haben sie den einzigen 50 Meter hohen Hügel weit und breit genommen, weil er nicht zu übersehen war.



Irgendwie habe ich mir ja schon immer überlegt, wie das damals wohl abgelaufen sein mag. Also so mit Architekt und Bauherr aka Zar. Rein als Dialog jetzt.
Peter I.: "Bau was nettes mit Gold und Wasser"
Architekt: "Wieviel darfs denn kosten?"
Peter I.: "Geld spielt keine Rolle"
Und dann haben sie gebaut wie die Berserker. Da ein bißchen Gold, dort ´ne Fontäne, hier ´ne Kaskade. Und wenn sie fertig waren, haben sie wohl das näxxte Schloss gebaut.



Ehrlich gesagt: Irgendwann kriegt man so ein bißchen zuviel von diesem Glitzergold. Ja, es ist sensationell, ja, es ist fantastisch, ja, es ist auf eine Weise einmalig und ja, "russisches Versailles" trifft irgendwie schon zu. Aber es ist auch ein klein wenig überdimensioniert. Kann aber auch sein, dass ich nicht so der Goldtyp bin und eher Patina an Kupfer und Bronze mag. Egal. Es ist trotzdem schön und hat auch einige lustige Effekte: Es gibt Scherzfontänen, die unvermittelt losgehen, wenn man auf den falschen Stein tritt.



....und wie dann die Nazis aus der Gegend abrücken mussten, haben sie noch schnell mal -wie auch bei anderen Gelegenheiten- das Gelände zusammengeschossen und damit unter Beweis gestellt, dass sie kulturell in etwa so beschlagen waren wie der Fladen einer diarrhoetischen Kuh.



Ich selbst fand ja die sprachlichen und linguistischen Eigenheiten da sehr interessant. Für mich als angehender Sprachinteressejunkie. Peterhof heißt auch auf russisch (wieder) Peterhof (exakt transkribiert "Petergof", aber das liegt daran, dass die Russen kein H können) und die kleinen Schlösschen drumrum Manly oder Monplaisir. Grob in der Nähe entstand auch eine der ersten Eisenbahnstationen Russlands. Vielleicht auch die allererste. Ihr Name: Vauxhall. Russifiziert ging das als Synonym für "Bahnhof" in den allgemeinen Sprachgebrauch ein und deshalb heißen heute alle Bahnhöfe auf russisch Voksal.

So. Und jetzt noch ein paar Bilder.....







PS: Auch hier wieder mit GPS-Daten

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Dienstag, 31. August 2010
Piter
Zuallererst einmal für die GPS-Junkies unter uns: Alle Fotos sind mit GPS-Daten getaggt. Sie können also bis auf ein paar Meter genau rausfinden, wo das Foto aufgenommen wurde. Eigenschaften des Fotos aufrufen und dort finden sich die Koordinaten.

"Piter" nennen viele St. Petersburger ihre Stadt. Als Koseform. Und es klingt tatsächlich sehr nett und liebevoll.



Ich war hier schon mal, nur im Winter. Und es ist noch nicht mal sonderlich lang her. Aber hierher kann man auch ein zweites Mal herkommen. Im Sommer.
Ich glaube ja, dass man wiederkommen mag, wenn man die Stadt mal gesehen hat.
Ohnehin ist es eine sehr faszinierende Stadt. Vielleicht weil sie am Wasser liegt und ich solche Städte sehr mag. Vielleicht auch deshalb, weil es sowas ist wie das russische Tor gen Westen, vielleicht auch, weil es wenig Plätze gibt, die besser geeignet wären eine Stadt zu gründen, wenngleich mir der ein oder andere fehlende Hügel ziemlich abgeht, aber das nimmt man dann doch sehr gerne in Kauf. Auch deshalb, weil die Bevölkerung ein klein wenig offener und toleranter ist als anderswo in Russland, zumindest sah ich eine schwule Kleingruppe mitsamt "I´m gay and proud of it"-T-Shirts, was angesichts einer doch sehr verbreiteten Homophobie an anderen Orten Russlands sehr sicher andere Reaktionen hervorrufen würde und das lag ziemlich sicher nicht an Verständnis oder Leseproblemen. Die Petersburger zumindest können wohl nicht nur kyrillische Buchstaben und Englisch geht auch so einigermaßen.





Heiß war es in Sankt Petersburg. Zwischen 32 und 36 Grad und das machte sich dann am allerletzten Tag auch bemerkbar: Smog. Stündlich zunehmend und die Sichtweise sehr weit runterreduzierend. Das ist dann lustig, wenn man weiß, dass man ohnehin abfliegen wird und in Moskau zwischenlanden wird, wo man ebensowenig sehen wird, dafür umso mehr riechen wird. Mein persönliches Erleben der russischen Waldbrände des Sommers war der penetrante Gestank nach Verbranntem auf Scheremetjewo.



Man kann mit Sicherheit Wochen verbringen ohne alles gesehen zu haben und ich habe auch noch nach dem zweiten Besuch noch ein paar Rechnungen offen. Ich finde: Die Zahl der besichtigungswerten Schlösser, Museen und Paläste ist schlicht zu überwältigend. Das geht nicht in einer Woche. Da brauchts mehr.





Ich mag die Stadt, weil sie ein Riesenfreilichtmuseum ist. Heute ist auf den ersten Blick kaum vorstellbar, dass während der Leningrader Blockade nicht nur über eine Million Menschen starben sondern auch ein großer Teil der Häuser zerstört wurde. Übrig ist jetzt ein wilder Mischmasch aus sanierten Fassaden mitsamt nichtsanierten Hinterhöfen und ein Sammelsurium von Jugendstilperlen.



Und dann wären da die Weißen Nächte. Davon kann man zwar Anfang August überhaupt nicht mehr sprechen, aber selbst Anfang August ist es um Mitternacht noch nicht richtig dunkel und deshalb habe ich jetzt einen sehr guten Grund nochmal zu kommen, nur dieses Mal im Juni.











Schön ist, wenn man in eine Stadt zurückkehrt und man eine Entwicklung sieht. In dem Fall die Eröffnung einer neuen U-Bahnlinie, wofür man besonders dann dankbar ist, wenn man die Entfernungen zwischen und zu den Stationen kennt. Die nämlich sind teilweise recht gewaltig. Man versteht allerdings wie schwierig der U-Bahnbau dort ist, wenn man weiß, dass das komplette Gelände versumpft und von zig Wasserläufen durchzogen ist, was die Petersburger U-Bahn dann auch zur tiefsten der Welt macht und den Bau neuer Stationen und Linien teuer und aufwändig macht.







Was ich an den Russen mag ist deren Improvisationsfähigkeit. Die braucht es in Russland wahrscheinlich als sowas wie ein Überlebensinstrument. Manchmal geht das einher mit einer gewissen Dreistigkeit, beispielsweise im Straßenverkehr. Da schafft man es schon mal in einer Einbahnstraße in dritter Reihe zu parken und dann das Gefährt auf längere Zeit zu verlassen.





Was St. Petersburg aber definitiv hat: Den beschissensten und unwürdigsten Flughafen einer Millionenstadt. Zumindest unter den Städten und Flughäfen die ich gesehen habe. Zum einen brauchts von Terminal 1 (nationale Flüge) zu Terminal 2 (internationale Flüge) einen vom Reisenden extra zu organisierenden Shuttle Bus mitsamt mehrminütiger Fahrt über diverse Autobahnringe, zum zweiten ist dieser Flughafen für eine touristisch einigermaßen interessante Stadt mit viereinhalb Millionen Einwohnern schlicht viel zu klein, drittens weigert sich das Personal in Terminal 1 (nationale Flüge) konsequent englische Brocken radezubrechen auch wenn diese ganz offensichtlich vorhanden sind und ebenso offensichtlich ist, dass sich der Reisende zuvor in Russisch versucht hat und dies nun zuende ist und letztlich -und das wiegt am allerschwersten- verfügt der Flughafen über keinerlei Klimaanlage, was in Hochsommerzeiten bei so etwa 36 Grad ziemlich schlecht ist und dazu führt, dass man als Reisender lieber in den Katakomben verweilt. Dafür haben sie das ältestelängste Rollband der Welt. Glaube ich zumindest. Das funzt aber nur in eine Richtung.

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Montag, 30. August 2010
Lieber Thilo,
da haste ja mal was losgetreten mit deinem Buch. Migranten sind also durchschnittlich dümmer. Oder warens nur Türken? Egal. Ich finde ja, dass du Recht hast. Du bist erstens durchschnittlicher als ich (schau dich nur mal im Spiegel an, der Schnurrbart ist aber sowas von oldschool) und auch dümmer, weil:
Mit dem Namen Sarrazin ins Migrantenthema abzudriften ist ja aber mal sowas von uiuiui, das ist echt hart an der Kante, aber mal sowas von wirklich von.
Also ich denke bei dem Namen und dessen Herkunft ja immer an die Sarazenen und das waren immerhin Muslime und sie hatten immerhin mal vor, Europa zu erobern. Als Nachfahre selbiger kann man dir aufgrund deiner Thesen daher definitiv ein Integrationsdefizit nachweisen und daher fordere ich: Sarrazin dahin ausweisen wo er herkommt, Sozialleistungen streichen.




Montag, 30. August 2010
....Kritzlmännchen...


....das wollte eigentlich noch Bona veröffentlichen...

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Sonntag, 29. August 2010
Irgendwann mal muss der Normalmodus wiederkehren...


...und deshalb wird demnäxxt hier und an dieser Stelle wieder befüllt. Die Reiserei hat ein Ende und das ist jetzt auch gut so. Dafür wartet jetzt der dicke Poststapel auf die Bearbeitung. Die GEZ hat geschrieben. Zum dritten Mal. Das wird nicht beantwortet. Hingegen: Ich freue mich jetzt schon, das Anwaltsschreiben zu beantworten. Das allerallererste Mal, dass mir Anwälte Post schicken. Leider fühlte sich nicht Eva Herman durch meine Tiraden bloggenderseits beleidigt sondern nur ein Versicherungsunternehmen durch meine kleinkarierte Rumwixxerei im Realleben, aber sei´s drum...

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Montag, 16. August 2010
Ölli.

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