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Sonntag, 25. Februar 2007
Geneigte Fläche
gorillaschnitzel, 21:08h
Mitten zwischen die masurischen Seen haben die Preussen eine richtig lustige Attraktion gesetzt:
Den Oberlandkanal. Der heißt zwar heute ganz anders, weil die Preussen aus Masuren abgezogen wurden, aber das ist ziemlich egal. Das lustige an dem Kanal ist, dass man aufgrund des immensen Gefälles auf Schleusen verzichtet hat und deshalb auf die geniale Idee kam, die Schiffe auf Schienenfahrzeugen eine geneigte Fläche hochzuziehen. Das diente damals dem Holztransport.
Heute dient das der touristischen Belustigung. Vermutlich deshalb, weil das meist deutsche und polnische Publikum diese vorsintflutliche Technik begeisterungswürdig findet und weil das eine richtig nette Beschäftigung ist, bei der man nicht viel tun muss, außer Glotzen. Außerdem kann man stundenlang durch Masuren schippern und das ist ja auch ganz spaßig. Für die paar Technikfreaks ist das auch hochinteressant, weil das Ding so eine Art perpetuum mobile ist und einzig mit Wasserkraft betrieben wird. Und weil Wasser meist den Berg runter fließt, die Schiffe aber hochmüssen, ist das die perfekte Synthese.
Der Kanal bietet auch eine prima Studie in Sachen deutsch-polnischer Völkerverständigung. Die klappt nämlich -zumindest was den Kanal angeht- prächtig. Da können die Zwillinge in Warschau, die immer so ein bißchen aussehen wie eine flugunfähige Ente bei Walt Disney hersabbeln was sie wollen.
Meist sieht eine Schiffsladung so aus: Die Polen werden von ihrer Verwandtschaft eingeschifft. Letztere zieht sich dann zurück. Vermutlich weil man schon mit Onkel Jurek diese Tortur hat machen müssen oder weil man noch die Krautwickel machen muss.
Die Deutschen werden meist von der Reisegesellschaft abgeliefert. In aller Regel beträgt deren Durchschnittsalter etwa 72 und vermutlich hat entweder die Kriegsgräberfürsorge oder die Rheumaliga diesen Ausflug gezahlt.
Beide werden sehr schnell sehr sentimental. Die Polen weil sie Wodka saufen und ihre Heimat ganz ihre toll finden, die Deutschen weil die Polen den Deutschen ihre Heimat ganz toll finden. In jedem Fall kommt es spätestens an der zweiten Hochziehaktion zu Verbrüderungsszenen, wenn es dann um Würste und Störche und die masurischen Alleen und Seen geht. Und definitiv bieten sich hochprozentige Alkoholika zur Verbrüderung an.
Jedes Mal wenn so eine geneigte Fläche kommt, an der dann das Schiff am Schlitten das Gras hochgezogen wird, steht dann immer die polnische Verwandtschaft da, die dieses Ereignis lautstark unter "Gschescheeeeek"- und "Lescheeeeek"-Rufen feiert, als wäre soeben Polen Fußballweltmeister geworden. Gscheschek und Leschek fahren auf dem Boot mit und sind die Wodkarädelsführer. Allerdings nervt die polnische Verwandtschaft dann ab geneigte Fläche drei doch immens. Vor allem weil man weiß, dass noch geneigte Fläche vier und geneigte Fläche fünf kommen.
Geneigt ist am Ende eh alles.
Nach der famosen Fahrt empfiehlt sich barszcz, danach irgendwelche golomki oder pierogi. Was das ist, braucht man nicht zu wissen. Dann ist man aber auch wodkatechnisch wieder voll einsetzbar.
Den Oberlandkanal. Der heißt zwar heute ganz anders, weil die Preussen aus Masuren abgezogen wurden, aber das ist ziemlich egal. Das lustige an dem Kanal ist, dass man aufgrund des immensen Gefälles auf Schleusen verzichtet hat und deshalb auf die geniale Idee kam, die Schiffe auf Schienenfahrzeugen eine geneigte Fläche hochzuziehen. Das diente damals dem Holztransport.
Heute dient das der touristischen Belustigung. Vermutlich deshalb, weil das meist deutsche und polnische Publikum diese vorsintflutliche Technik begeisterungswürdig findet und weil das eine richtig nette Beschäftigung ist, bei der man nicht viel tun muss, außer Glotzen. Außerdem kann man stundenlang durch Masuren schippern und das ist ja auch ganz spaßig. Für die paar Technikfreaks ist das auch hochinteressant, weil das Ding so eine Art perpetuum mobile ist und einzig mit Wasserkraft betrieben wird. Und weil Wasser meist den Berg runter fließt, die Schiffe aber hochmüssen, ist das die perfekte Synthese.
Der Kanal bietet auch eine prima Studie in Sachen deutsch-polnischer Völkerverständigung. Die klappt nämlich -zumindest was den Kanal angeht- prächtig. Da können die Zwillinge in Warschau, die immer so ein bißchen aussehen wie eine flugunfähige Ente bei Walt Disney hersabbeln was sie wollen.
Meist sieht eine Schiffsladung so aus: Die Polen werden von ihrer Verwandtschaft eingeschifft. Letztere zieht sich dann zurück. Vermutlich weil man schon mit Onkel Jurek diese Tortur hat machen müssen oder weil man noch die Krautwickel machen muss.
Die Deutschen werden meist von der Reisegesellschaft abgeliefert. In aller Regel beträgt deren Durchschnittsalter etwa 72 und vermutlich hat entweder die Kriegsgräberfürsorge oder die Rheumaliga diesen Ausflug gezahlt.
Beide werden sehr schnell sehr sentimental. Die Polen weil sie Wodka saufen und ihre Heimat ganz ihre toll finden, die Deutschen weil die Polen den Deutschen ihre Heimat ganz toll finden. In jedem Fall kommt es spätestens an der zweiten Hochziehaktion zu Verbrüderungsszenen, wenn es dann um Würste und Störche und die masurischen Alleen und Seen geht. Und definitiv bieten sich hochprozentige Alkoholika zur Verbrüderung an.
Jedes Mal wenn so eine geneigte Fläche kommt, an der dann das Schiff am Schlitten das Gras hochgezogen wird, steht dann immer die polnische Verwandtschaft da, die dieses Ereignis lautstark unter "Gschescheeeeek"- und "Lescheeeeek"-Rufen feiert, als wäre soeben Polen Fußballweltmeister geworden. Gscheschek und Leschek fahren auf dem Boot mit und sind die Wodkarädelsführer. Allerdings nervt die polnische Verwandtschaft dann ab geneigte Fläche drei doch immens. Vor allem weil man weiß, dass noch geneigte Fläche vier und geneigte Fläche fünf kommen.
Geneigt ist am Ende eh alles.
Nach der famosen Fahrt empfiehlt sich barszcz, danach irgendwelche golomki oder pierogi. Was das ist, braucht man nicht zu wissen. Dann ist man aber auch wodkatechnisch wieder voll einsetzbar.
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